Die Zehn Gebote – Teil 3

zehn_gebote_3.jpgGott hat Mose im brennenden Dornbusch seinen Namen geoffenbart. Er ist der „Ich-bin-da“. Gott will nicht, dass der Mensch den Namen Gottes zum Fluch oder für magische Praktiken mißbraucht, indem er durch das Nennen der Gottheit dem menschlichen Wort eine Mächtigkeit verleiht, die ihm nicht zukommt.

Gott will der Gott sein, der seinem Volk nahe ist, der mitten unter den Menschen ist, der mit ihnen geht und für sie da ist, der aber dennoch der Verfügungsgewalt des Menschen entzogen ist. Das besagt sein Name. Wer seinen Namen in rechter Weise gebraucht, der darf ihn getrost nennen. Doch aus Furcht, gegen dieses Gebot zu verstoßen, war es bald in Israel verboten, überhaupt den Namen Gottes auszusprechen. Doch hat man dadurch nicht Gott wieder zu einem ganz Fernen gemacht, dem der Mensch nicht nahen darf und der auch nicht wirklich den Menschen nahe sein will?

Jesus Christus ist gekommen, um uns neu die Nähe Gottes zu bringen. Er hat uns gezeigt, dass Gott uns wirklich nahe sein möchte, dass Gott die Not des Menschen sieht und diese heilt, dass Gott den Menschen in die Gemeinschaft mit ihm ruft. „Wir heißen Kinder Gottes und wir sind es,“ (1Joh 3,1) und als solche Kinder dürfen wir zu unserem Vater rufen und zu ihm kommen. Er sehnt sich nach uns und öffnet seine Arme, um uns zu umfangen.

Herr, lass mich heute an diesem Sonntag ruhen in deiner Hand. Lass mich spüren, dass ich bei dir geborgen bin. Deine Hilfe begleitet all mein Tun. Ich will mich dir ganz anvertrauen.

Die Zehn Gebote – Teil 2

zehn_gebote_2.jpgWem mache ich mich dienstbar? Wie schnell begibt sich der Mensch unter die Herrschaft irdischer Zwänge. Geld und Macht bekommen ein solches Gewicht, dass sie als die höchsten Güter gelten. Der Mensch formt sich selbst etwas und macht daraus seinen Gott. Wie schwer fällt es den Menschen oft, einen Gott, der nicht von dieser Erde ist, anzuerkennen. Sie können die Andersheit Gottes nicht begreifen oder wollen nicht akzeptieren, dass sich Gott so ganz der Verfügungsgewalt des Menschen entzieht.

Der Gott Israels aber ist der ganz andere und doch ist er den Menschen immer nahe. Nicht er ist den Menschen ähnlich, sondern er hat die Menschen nach seinem Bild geschaffen.

„Spontan und mächtig aber ist das Bedürfnis des Menschen, sich die Gottheit im Bilde nahe, sichtbar und erreichbar zu halten. … Mit dem Bilderverbot wahrt sich Jahwe das Geheimnis seines unnahbaren, den Augen und Händen des Menschen entrückten Wesens und weist sein Volk auf den Weg, auf dem es lernen soll, Gott „im Geist und in der Wahrheit anzubeten“ (Joh 4,24).“
(Fridolin Stier)

Die Zehn Gebote – Teil 1

zehn_gebote_1.jpgGott gibt dem Volk Israel durch Mose die Zehn Gebote. Vorausgegangen ist die unüberbietbare Rettungstat Gottes. Unter der Führung von Mose sind die Israeliten der Herrschaft des mächtigen Pharao und damit der Sklaverei Ägyptens entkommen. Sie haben nun einen weiten Weg vor sich, doch sie haben als Ziel eine Verheißung: Ein eigenes Land zu besitzen, das allen Nahrung und Wohlstand bietet.

Ein Volk kann nicht ohne Regeln zusammen leben. In ihrem zweiten Teil geben die Zehn Gebote Grundregeln menschlichen Miteinanders. Die ersten drei Gebote aber betreffen das Verhältnis des Volkes zu Gott. Er ist es, der Israel befreit hat und wenn Israel diesem Gott treu bleibt, wird er dessen Freiheit garantieren.

Darin begründet sich Gottes Absolutheitsanspruch. Gott will nicht sehen, dass Israel andere Götter außer ihm verehrt, nicht weil er Israel dies nicht gönnen würde, sondern weil er weiß, dass diese Israel nichts nützen.

Israel ist Gottes besonderes Eigentum und steht in einer besonderen Beziehung zu seinem Gott, die nicht anderes als eine Liebesbeziehung ausgedrückt werden kann. Jede Liebesbeziehung ist etwas Einmaliges. Wenn Mann und Frau sich lieben, so dass sie zusammen sein wollen, so werden sie sich nicht noch andere Liebespartner suchen. Das zerstört die Liebe. So kann auch Israel keinen anderen Gott haben, ohne dass die innige Liebesbeziehung, in der es mit seinem Gott steht, zerstört würde.

Jeder Mensch ist zu einer solchen innigen Liebesbeziehung mit Gott berufen. So wird die Beziehung jedes Menschen zu Gott zu etwas Einmaligem. Wenn ich mich auf Gott einlasse, muss auch ich mich vorher fragen, ob ich es ernst mit ihm meine. Nur, wenn ich bereit bin, Gott zum alleinigen Herrn meines Lebens zu machen, werde ich die Freiheit erfahren, die Gott allen schenken will, die sich ihm ganz hingeben.

Das mag zunächst paradox erscheinen. Es ist ein Wagnis und es fordert Disziplin und Überwindung. Doch die Hingabe an Gott öffnet mir auch den Weg zu einer Verheißung, ein Glück zu erlangen, wie es sonst nichts und niemand geben kann.

Hl. Perpetua und Hl. Felicitas (+ 203)

Um das Jahr 200 war es gefährlich, sich als Christ im Römischen Reich zu bekennen. Wer nicht bereit war, den Göttern Roms und seinem vergöttlichten Kaiser das Opfer darzubringen, galt als Staatsfeind und wurde als solcher zum Tode verurteilt. Doch viele Christen blieben standhaft und gaben mit ihrem Mut zum Bekenntnis Zeugnis dafür, dass Jesus Christus stärker ist als die Mächte dieser Welt. Viele Menschen bewunderten die Kraft, die vom christlichen Glauben kommt und bekehrten sich.

Damals meldete sich in Karthago, einer antiken Weltstadt an der Küste Nordafrikas, eine junge Frau zur Taufe an. Perpetua war etwa 20 Jahre alt, als sie sich entschloss, Christin zu werden und darum bat, unter die Schar der Taufbewerber, der Katechumenen aufgenommen zu werden. Sie stammte „aus gutem Hause, war von vorzüglicher Bildung, wie es einer Freien geziemt, und ehrenvoll verheiratet. Ihr Vater und ihre Mutter lebten noch; auch hatte sie zwei Brüder, von denen der eine gleichfalls Katechumene war, und einen kleinen Sohn, den sie noch an ihrer Brust nährte.“

Im Jahr 203 wurden die Christen Karthagos angezeigt und verhaftet. Zusammen mit Perpetua wurden ihre Sklavin Felizitas, die ebenfalls Taufbewerberin war, Revokatus, Saturninus und Sekundulus in den Kerker geführt. Über ihr Martyrium besitzen wir einen ausführlichen Bericht. Die Tage bis zu ihrem Martyrium hat Perpetua selbst aufgeschrieben. Als seine Tochter verhaftet wurde, versuchte der Vater von Perpetua alles, um seine Tochter vom Christentum und dem bevorstehenden Martyrium abzubringen. Doch sie widerstand klar seinen Worten und bekannte: 

„Ich kann mir nur einen Namen geben, der sagt, was ich bin: Christin.“

Im Kerker empfing Perpetua zusammen mit den anderen Katechumenen die Taufe. Darüber schreibt sie:

„Der Heilige Geist gab mir ein, vom Wasser (der Taufe) nichts anderes als die Geduld des Fleisches zu erbitten.“

Als deutlich wurde, dass ihnen das Martyrium unausweichlich bevorstand, sagte sie:

„Von da an setzten wir keine Hoffnung mehr auf diese Welt.“

Im Kerker hatte Perpetua einen Traum. Sie sah eine riesige Leiter, die bis zum Himmel reichte, aber so schmal war, dass man nur einzeln auf ihr hinaufsteigen konnte. Nur wer konzentriert nach oben schaute, konnte sie erklimmen. Unter der Leiter aber lag ein ungewöhnlich großer Drache, der versuchte, die Hinaufsteigenden einzuschüchtern. Als Perpetua im Traum nach oben stieg, sah sie dort einen weit ausgedehnten Park und mitten darin saß ein weißhaariger, hochbetagter Mann in Hirtentracht und molk die Schafe. Rings um ihn standen viele Tausende in weißen Kleidern. Er hob den Kopf, sah sie an und sprach zu ihr: Willkommen, Kind! Dann rief er sie herbei und gab ihr ein Stückchen von dem Käse aus der Molke.

Die Hoffnung auf dieses Land des Friedens gab Perpetua und ihren Gefährten die Kraft, die Strapazen der Haft und des Martyriums zu ertragen.  Am 7. März 203 wurden Felicitas, Perpetua und ihre Gefährten bei einer Vorführung, die Kaiser Septimus Severus zum Geburtstag seines Sohnes abhalten ließ, im Zirkus den wilden Tieren vorgeworfen. Saturninus, Saturus und Revocatus (Secundulus war schon im Gefängnis gestorben) mussten mit Bären und Leoparden kämpfen, Felicitas und Perpetua mit einer wilden Kuh. Schließlich sollten die Schwerverletzten mit dem Schwert getötet werden. Perpetua aber schrie laut auf, als ihr das Schwert zwischen die Knochen gestoßen wurde und sie etwas Schmerz verkosten durfte. Sie führte dann selber die unsichere Hand des jungen Gladiators an ihre Kehle. Vielleicht konnte eine solche Frau, die von dem unreinen Geiste gefürchtet wurde, nicht anders getötet werden, als wenn sie es selbst wollte.

Bald schon wurde über dem Grab von Perpetua und Felicitas eine Kirche erbaut. Sie gehören zu den ältesten Blutzeugen des Christentums, deren Schicksal zuverlässig überliefert ist. 

Begegnung

Wenn du Gott nicht brauchst,

sei ganz ruhig:

Er wird dich in Ruhe lassen

und sich nicht aufdrängen.

Er respektiert deine „Zufriedenheit“ …

Aber ist es nicht schlimm,

sich mit dem Nichts zu begnügen?

Wenn du mehr willst,

wenn du auf der Suche bist und  

das Gespür hast, dass das Leben mehr ist

als Arbeit, Konsum und Vergnügen,

wenn du jemanden suchst

auf den du voll und ganz vertrauen kannst,

dann sage ich dir:

Ja, es gibt Gott.

Er ist dir ganz nahe,

er kennt dich und liebt dich

noch bevor du nach ihm zu fragen anfängst.

Wenn du es willst, führt er dich den Weg,

dass du zu ihm findest.

Und darin findet dein Leben

seine Erfüllung:

dass du jemandem begegnest,

der größer ist als du

und dem du dich ganz hingibst:

Gott.

Ist Gott für uns – wer ist dann gegen uns? (Röm 8,31)

Wir erfahren Gott oft als unscheinbar und fern,

bekommen kein deutliches Zeichen

für seine Gegenwart.

Wenn wir ihn brauchen,

scheint er manchmal gar nicht da zu sein.

Gott, wo bist du?

Der laute Schrei so vieler Generationen –

verhallt er ungehört?

Im Leben Jesu wird Gottes Macht erkennbar.

In der Verklärung verdichtet sich diese Erfahrung.

Jesus erscheint in überirdisches Licht gekleidet

und gewährt einen Blick auf seine himmlische Herrlichkeit. 

Die Verklärung ist ein Vorauszeichen für die Macht Gottes,

die sich in der Auferweckung Jesu zeigen wird.

Ist Gott für uns – wer ist dann gegen uns?

Die Apostel sahen Gottes Macht bereits in den Wundertaten Jesu.

Nun erfahren sie, dass Jesus mehr ist als ein Wunderheiler.

Die Stimme des Vaters sagt deutlich:

Jesus ist Gottes geliebter Sohn.

Keine Macht kann uns von seiner Gegenwart trennen.

Gott – wo bist du?

Auch wenn uns diese Frage oft drückend und qualvoll erscheint,

Gott ist da, mitten unter uns.

Er wirkt auch heute seine Wunder.

Auch wenn die Welt uns in Bedrängnis bringt,

Gott ist größer und er wird stets Sieger sein.

Wenn wir auf seiner Seite sind,

dann brauchen wir uns niemals zu fürchten.       

Ein unmögliches Opfer (Gen 22,1-18)

sacrifica_rembrandt.jpg„Nur der Götze will die Gabe, das Kind, das Tier – den geschlachteten Isaak. Gott aber will den Geber – und die Gabe nur, wenn sich in ihr der Geber gibt, sein ganzes Selbst, sein ganzes Herz. Und das ist mehr als Fleisch und Blut auf Schlachtaltären. Sich selber verlassend, im bloßen Verlaß auf Gottes Wort, verzichtend auf alle im Leben Isaaks liegende Gewähr der verheißenen Vaterschaft, errang Abraham die Gewährung: Ich segne dich und mehre deinen Samen wie die Sterne des Himmels und der Sand am Ufer des Meeres.“ (Fridolin Stier)

Hl. Agnes von Böhmen (1211-1282)

agnes_2.jpgAgnes wurde um das Jahr 1211 in Prag als jüngste Tochter des böhmischen Königs Ottokar I. Premysl und seiner Frau Konstanze von Ungarn geboren. Ihre Tante war die heilige Hedwig von Schlesien, die hl. Elisabeth von Thüringen ihre Cousine. Der ehrgeizige Vater hatte schon früh Heiratspläne für das Kind. Mit acht Jahren wurde sie dem Sohn des deutschen Kaisers Friedrich II., dem späteren König Heinrich VII., zur Frau versprochen und an den Wiener Hof geschickt. Der Kaiser überlegte es sich jedoch anders und Agnes wurde nach sechs Jahren wieder nach Böhmen zurück geschickt.

1230 verstarb der Vater von Agnes. Der neue König Wenzel II., ihr leiblicher Bruder, ließ seiner Schwester die Freiheit, ihre eigenen Pläne zu verwirklichen. Von nun an lehnte sie alle Heiratsanträge ab. Sie hatte sich mit einem größeren Bräutigam verlobt: Jesus Christus. Agnes hatte sich dazu entschlossen, einen geistlichen Lebensweg zu gehen und in ein Kloster einzutreten. Ihre großen Vorbilder waren Klara und Franziskus von Assisi, die ihr wohlbehütetes Leben in den reichen Häusern ihrer Eltern aufgaben, um in einfachen Verhältnissen Christus zu dienen.

Agnes war berühmt für ihre Bildung, ihre Nächstenliebe und ihre Barmherzigkeit und war gleichzeitig eine wichtige Persönlichkeit des politischen, kulturellen und gesellschaftlichen Lebens. 1232 gründete sie in Prag das Spital des Heiligen Franziskus für Arme und Kranke und in dessen Umfeld ein Männerkloster der Minoriten-Brüder des hl. Franziskus und ein Frauenkloster nach der Vorbild der hl. Klara. 1234 trat Agnes, gemeinsam mit sieben weiteren Frauen aus reichen, böhmischen Adelsfamilien, in das von ihr gegründete Kloster ein und leitete es 47 Jahre lang als Äbtissin.

1282 starb sie in ihrem Kloster, das nun den Namen St. Agnes Kloster erhielt. Schon zu Lebzeiten als Heilige verehrt, pilgerte das Volk zu ihrem Grab. Weder Hussitenzeit noch Dreißigjähriger Krieg, weder die Kräfte des Josephinismus und Liberalismus noch der Kommunismus konnten die tiefe Verehrung, die Agnes in den Herzen der Menschen Böhmens erfährt, unterbinden. Doch es hat lange gedauert, bis Agnes von der Kirche offiziell als Heilige anerkannt wurde. Erst 1874 kam es zur Seligsprechung und am 12. November 1989 zur Heiligsprechung durch Papst Johannes Paul II. in Rom.

Viele Tschechen litten unter dieser Jahrhunderte dauernden Verzögerung. “Wenn einmal die selige Agnes heiliggesprochen wird”, bedeutete soviel wie “am Sankt Nimmerleinstag“. Das Volk war überzeugt, dass glückliche Tage für Böhmen nach ihrer Heiligsprechung anbrechen würden. Wurde diese Hoffnung nicht erfüllt, als es nur fünf Tage nach den Feierlichkeiten ihrer Heiligsprechung zur “Samtenen Revolution” in Prag kam? Am 23. April 1990 konnte Johannes Paul II. den ersten Besuch in einem ehemals kommunistischem Land nach der Wende machen. Als ihn am Prager Flughafen Präsident Vaclav Havel begrüßte, sagte er: “Heiliger Vater, ich weiß nicht, was ein Wunder ist, aber Sie heute bei uns, das ist ein Wunder.”