Der gute Hirt (Joh 10)

Ich bin der gute Hirt; ich kenne die Meinen und die Meinen kennen mich, wie mich der Vater kennt und ich den Vater kenne; und ich gebe mein Leben hin für die Schafe. (Joh 10,14-15)

“Ich bin der gute Hirt.” So sagt Jesus von sich selbst. Bereits wenige Verse zuvor hat er sich so bezeichnet und gezeigt, was das bedeutet. Der gute Hirt ist bereit, für seine Schafe sein Leben hinzugeben, und er läuft nicht davon, wenn es brenzlig wird. Hier macht Jesus noch etwas deutlich: der gute Hirt kennt seine Schafe, er kennt diejenigen, die zu ihm gehören.

Kennen, das bedeutet, er weiß um die Bedürfnisse jedes Einzelnen, kennt dessen Stärken und Schwächen und auch dessen Geheimnisse. Können wir selbst vor irgendjemand sagen, dass wir ihn wirklich kennen? Selbst enge Freunde und Ehepartner haben oft Geheimnisse voreinander, geben nicht alles von sich preis.

Jesus aber sagt, dass er die Seinen kennt, so wie er den Vater kennt und der Vater ihn kennt. Ein tieferes Kennen als das zwischen Gott-Vater und Gott-Sohn gibt es nicht, wenn wir der Theologie des Johannesevangeliums folgen. An einer anderen Stelle sagt Jesus: “Ich und der Vater sind eins.” (Joh 10,30) Oder auch: “Der Sohn kann nichts von sich aus tun, sondern nur, wenn er den Vater etwas tun sieht. Was nämlich der Vater tut, das tut in gleicher Weise der Sohn.” (Joh 5,19) Vater und Sohn sind untereinander vollkommen eins und sie kennen sich so tief, dass alles Wollen und Tun bei ihnen vollkommen zusammen geht.

Aber da ist noch mehr. Alle, die zu Jesus gehören, sind in diese tiefe Beziehung zwischen Vater und Sohn mit hinein genommen. “Ich kenne die Meinen und die Meinen kennen mich.” Das Kennen ist also nicht nur einseitig, so dass Gott zwar vollkommen in uns hineinsehen kann, er von sich selbst aber nichts preisgibt. Es ist vielmehr so, dass Gott selbst sich uns so zu erkennen gibt, wie er ist, uns sein innerstes Selbst offenbart, und alle, die zu Jesus gehören, ebenso viel von Gott wissen, wie Gott von den Menschen.

Es ist erstaunlich, wie nahe Gott uns gekommen ist. Das sind nicht nur fromme Sprüche, sondern das ist erfahrbare Wirklichkeit. Doch um das zu erfahren, müssen wir bereit sein, uns auf Gott einzulassen, müssen wir zu ihm gehören wollen. Das bedeutet konkret, Jesus nachzufolgen und so zu leben, wie er es vorgelebt und gelehrt hat. Wir sind dazu fähig, Jesus zeigt uns den Weg, er selbst ist dieser Weg, und wenn wir bereit sind, es zuzulassen, führt er uns in die Mitte Gottes hinein.

Jesus, guter Hirt,

du kennst mich

und du weißt von mir.

In dieser Zuversicht

darf ich leben

an allen Orten

dieser Welt.

Jesus, guter Hirt,

ich will dich

immer tiefer erkennen

will ganz

zu dir gehören

und mein Leben

dir schenken.

Jesus, guter Hirt,

führe mich,

hin zu dir

leite mich

auf deinem Weg

und lass mich

ewig bei dir sein.

Amen.

Johannesprolog (3)

In ihm war das Leben und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht leuchtet in der Finsternis und die Finsternis hat es nicht erfasst. (Joh 1,4-5)

Gott hat seiner Schöpfung Leben verliehen. Zu allen Zeiten fragen sich Menschen, was das bedeutet, “Leben”. Ein Organismus, Menschen, Tiere, Pflanzen, ja selbst kleinste Lebewesen und die kleinsten Zellen wachsen, vermehren sich, entwickeln sich weiter. Doch dieses Leben ist nicht selbstverständlich. Leben ist endlich, begrenzt. Mit dem Tod hört dieses Leben auf. Was kurz vorher noch ein blühender Organismus war mit Kraft und Willen und einer Ausstrahlung, wird nach dem Tod zu einer leblosen fleischlichen Hülle, die nur noch äußerlich an den lebenden Organismus erinnert und nach kurzer Zeit schließlich ganz zerfällt.

Damit Leben möglich ist, braucht es ganz besondere äußere Bedingungen, die sich auf unseren Planeten im Laufe von Jahrmillionen entwickelt haben, eine Atmosphäre, die vor kosmischer Strahlung schützt, relativ gleichbleibende, milde Temperaturen, Wasser, Sauerstoff, um nur einige zu nennen. Wie kommt es, dass sich diese Bedingungen gerade auf der Erde entwickelt haben und diese Vielfalt an Leben bis hin zum Menschen entstehen konnte? Gibt es noch andere Planeten in den Weiten des Universums, auf denen sich auch Leben, vielleicht sogar intelligentes Leben, entwickelt hat?

Gott hat allem Leben geschenkt, so sagt die Heilige Schrift. Jesus Christus, das Wort Gottes, der Schöpfungsmittler, ist zugleich der Lebensmittler. In Jesus Christus hat Gott seiner Schöpfung Leben verliehen. Die Schöpfung ist nicht nur ein Kunstwerk, ein Gebilde, sondern sie hat Leben in sich. Es ist dem Menschen schon vieles gelungen, aber bisher haben die Menschen es nicht geschafft, einem unbelebten Stoff Leben zu verleihen.

Vielleicht entsteht Leben auf natürliche Weise, wenn eine gewisse Konstellation der Umgebung vorhanden ist, wenn bestimmte chemische Elemente eine bestimmte für sie günstige Umgebung vorfinden. Vielleicht ist so Leben auch auf anderen Planeten entstanden. Vielleicht ist das Leben auf der Erde auch etwas Einmaliges. Viele moderne Wissenschaftler halten es jedoch für sehr wahrscheinlich, dass es auch auf anderen fernen Planeten Leben gibt. Was heißt das aber für unseren Glauben? Wie können wir vor diesem Hintergrund diesen Satz des Johannesprologs verstehen?

Die Menschen zur biblischen Zeit glaubten, dass die Erde der Mittelpunkt der Welt ist. Auch als man erkannte, dass die Sonne der Mittelpunkt ist, um den die Erde und die anderen Planeten kreisen, so war die Erde doch noch im Hinblick auf die Welt der Sterne irgendwie im Mittelpunkt. Jedenfalls musste die Erde für Gott im Mittelpunkt stehen, weil er auf ihr Leben geschaffen hat, er hat auf ihr Menschen geschaffen als sein Ebenbild, und selbst wenn diese Menschen durch irgendeine Art von Evolution entstanden sind, haben sie doch das Bewusstsein, das Gewissen, die Entscheidungsfreiheit zwischen Gut und Böse, die sie zu etwas Besonderem macht. Der Mensch steht für Gott im Mittelpunkt und um den Menschen zu retten, hat Gott seinen Sohn gesandt.

Was aber, wenn es auch noch auf anderen Planeten intelligentes Leben gibt? Kann es dann überhaupt einen Gott geben oder ist das Universum nicht doch aus sich selbst entstanden? Die moderne Wissenschaft kommt dem Geheimnis des Urknalls immer näher. Vielleicht braucht es keinen ersten unbewegten Beweger, der alles in Gang gesetzt hat, keinen lebendigen Gott, der Ursprung allen Lebens ist. Christlicher Glaube muss sich diesen Fragen stellen und vielleicht finden wir in den nächsten Jahrzehnten ganz neue Antworten darauf, an die heute noch niemand denkt.

Wir glauben, dass Gott der Schöpfer allen Lebens ist und dass er es erhält, dass er mit seinem Licht die Finsternis erleuchtet und so Leben möglich macht. Ohne Licht kein Leben. Licht ist aber auch der Ort des Guten. Das Wort Gottes ist das Licht der Menschen. Die Welt sehnt sich nach dem Licht Gottes. Gott hat es den Menschen geschenkt, sein Licht zu schauen. Das ist das Wunderbare. Wir haben einen Gott, der uns nahe ist, der uns liebt, der mit uns sein möchte. Wir leben in einer Welt, die nicht sich selbst überlassen ist, sondern in Gottes Hand ist, eine Welt, in der das Licht stärker ist als die Finsternis.

Diese Erfahrung wünsche ich Ihnen und Gottes Segen für das neue Jahr!

Johannesprolog (2)

Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott. Dieses war im Anfang bei Gott. Alles ist durch das Wort geworden und ohne das Wort wurde nichts, was geworden ist. (Joh 1,1-3)

In der Liturgie hören wir den Prolog am Weihnachtstag und am 2. Sonntag nach Weihnachten als Evangelium. Im Gegensatz zu den anschaulichen Weihnachtsgeschichten bei Matthäus und Lukas erscheint uns der Johannesprolog als schwer und auf den ersten Blick unverständlich. Hat er überhaupt etwas mit Weihnachten zu tun? Wenn wir ihn uns genauer ansehen, so erkennen wir darin eine ganz eigene Weihnachtsgeschichte. Johannes, der so innig mit Jesus vertraut war, wie vielleicht kein anderer der Apostel, schreibt von der Liebe, der er in Jesus Christus begegnet ist. Matthäus und Lukas wollen mit ihren Kindheitsgeschichten Jesu zu Beginn des Evangeliums zeigen, wo die Ursprünge Jesu liegen. Er ist als das in Betlehem, der Stadt Davids, geborene Kind der dem Volk Israel verheißene Messias, der neue König aus dem Hause Davids. Doch er ist mehr als das, denn er ist nicht wie ein gewöhnlicher Mensch gezeugt, sondern vom Heiligen Geist im Schoß der Jungfrau Maria. Johannes geht weiter: Jesus Christus ist das Wort, das vor allem Anfang beim Vater ist.

Wenn Johannes von dem schreibt, was im Anfang war, so ist darin ein Anklang zu sehen an den Beginn der gesamten Heiligen Schrift. Dort heißt es im Buch Genesis: “Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde” (Gen 1,1). In diesem Anfang, der allem Geschaffenen vorausgeht, war schon der Sohn Gottes gegenwärtig. Jesus Christus ist nicht erst geworden, als er auf Erden erschienen ist, sondern er war schon von Anfang an oder vor allem Anfang beim Vater. Diese “Präexistenz” Jesu, wie es später die Theologen nennen werden, war etwas, das im Glauben der Christen schon immer fest verwurzelt war und bereits in den Paulusbriefen thematisiert wird, das aber später erst von den Theologen im Detail ausgeführt wurde.

Der Ursprung Jesu liegt ganz in Gott. Er ist der Sohn Gottes, der von allem Anfang an beim Vater ist und wie der Vater Gott ist. Mit dem Begriff “Logos”, den Johannes hier verwendet, wird Jesus als das Wort des Vaters charakterisiert. In ihm offenbart sich Gott den Menschen, spricht Gott zu den Menschen, teilt Gott sich den Menschen mit. Das Wort “Logos” wird im Neuen Testament neben dieser Stelle nur noch drei Mal verwendet (Joh 1,14, 1Joh 1,1; Offb 19,13). Es umfasst neben der Bedeutung “Wort” eine Fülle von Begriffen und hat eine umfangreiche Geschichte in der griechischen Philosophie. Allein schon mit dem Versuch, die Bedeutung von “Logos” an dieser Stelle zu beschreiben, kann man unzählige Bücher füllen.

Die Verwendung des Begriffes “Logos” an dieser Stelle hat daher auch zu Missverständnissen geführt. In der griechischen Philosophie ist der Logos ein Prinzip, das von Gott ausgeht und über allem Geschaffenen steht, jedoch wird der Logos als niedriger angesehen als Gott, der Eine, selbst. So ist auch im Christentum eine Irrlehre entstanden, nach der Jesus Christus zwar von Gott ausgeht, Gott ähnlich ist, aber eben doch nicht Gott gleich ist, sondern unter Gott steht. Es bedurfte der theologischen Reflexion von Jahrhunderten, aber auch handfester Kämpfe, bis die Wesensgleichheit von Vater und Sohn definiert wurde und somit dem Begriff “Logos” im Christentum eine von der griechischen Philosophie unabhängige Bedeutung zukam.

Wenn hier im Prolog von Gott die Rede ist und vom Logos, so werden einige den Heiligen Geist, die dritte Person der Dreifaltigkeit, vermissen. Dieser wird erstmals in Joh 1,32 genannt. Er kommt bei der Taufe auf Jesus Christus herab. In seinen Abschiedsreden verheißt Jesus dann seinen Jüngern den Heiligen Geist als Beistand und mit seinem Tod und seiner Auferstehung wird der Heilige Geist dann auf die Jünger übergehen. Der Heilige Geist ist also beim Wirken Jesu Christi immer gegenwärtig. Die Menschwerdung des Logos aber ist zunächst ein Ereignis zwischen Gott Vater und Gott Sohn. Daher nennt Johannes den Heiligen Geist nicht schon gleich zu Beginn, sondern erst im Zusammenhang mit dem ersten öffentlichen In-Erscheinung-Treten Jesu.

Johannesprolog (1)

Das vierte Evangelium wird seit alters her von der Tradition der Kirche dem Apostel Johannes zugeschrieben. Dies geht auf den Bericht über den “Jünger den Jesus liebte” in Joh 21 zurück. Dieser Jünger, in dem die Tradition den Apostel Johannes sieht, der beim letzten Abendmahl an der Seite Jesu lag und mit dem Herrn in ganz besonderer Weise vertraut war, soll nach Joh 21,24 dies alles aufgeschrieben haben. Der Evangelist Johannes will Zeugnis geben von diesem Jesus, dem er begegnet ist und der für ihn zum Sinn und Ziel des Lebens geworden ist.

Wenn Johannes von Jesus redet, so tut das nicht, indem er uns einen Ablauf des Lebens Jesu schildert, sondern indem er uns von Szene zu Szene führt. Wie bei der Führung durch eine Bildergalerie kommt es Johannes nicht darauf an, dass wir in einem Durchgang alle Bilder gesehen haben, sondern er zeigt uns einige wenige besonders herausragende Bilder und eröffnet mit ihnen Details, die im Schnelldurchlauf übersehen werden. Die Texte des Evangeliums kreisen stets um einen Mittelpunkt. Uns fällt es vielleicht deshalb so schwer, dieses Evangelium zu verstehen, weil es uns immer weiter drängt, weil es uns schwer fällt, zu verweilen, weil wir in jedem Satz einen neuen Aspekt suchen, aber nicht finden. Wenn wir den Kern der jeweiligen Botschaft erkannt haben und die weiteren Sätze als Kreise um diesen Kern verstehen, wenn wir verweilen und erst nach dem Abschluss einer Szene weiter gehen, dann entdecken wir, dass das Evangelium gar nicht so kompliziert ist, wie es auf den ersten Blick erscheint.

Im Johannesevangelium ist zudem eine starke Christozentrik zu erkennen. Alles läuft auf Jesus Christus zu, immer wieder spricht Jesus von sich. Wenn wir das Johannesevangelium betrachten, dann betrachten wir vor allem Jesus Christus, der Ziel und Angelpunkt der Geschichte und des Lebens jedes Menschen ist. Das Johannesevangelium beginnt mit dem Prolog. Dieser schildert in poetischer Sprache Ursprung und Ziel Jesu Christi. Wie das gesamte Evangelium ist der Prolog “sprachlich sehr anspruchsvoll und zugleich sehr einfach” (Carlo M. Martini). Man muss das hier Gesagte ein Leben lang meditieren und wird es nie ganz verstehen. Dennoch dürfen wir uns von den Worten nicht verunsichern lassen und sie nicht als zu hoch für uns abtun. Jeder kann verstehen, was hier gesagt ist, aber zugleich haben diese Worte eine Tiefe, die kein Mensch ganz erfassen kann.

Johannes der Täufer

Dies ist das Zeugnis des Johannes: Als die Juden von Jerusalem aus Priester und Leviten zu ihm sandten mit der Frage: Wer bist du?, bekannte er und leugnete nicht; er bekannte: Ich bin nicht der Messias. Sie fragten ihn: Was bist du dann? Bist du Elija? Und er sagte: Ich bin es nicht. Bist du der Prophet? Er antwortete: Nein. Da fragten sie ihn: Wer bist du? Wir müssen denen, die uns gesandt haben, Auskunft geben. Was sagst du über dich selbst? Er sagte: Ich bin die Stimme, die in der Wüste ruft: Ebnet den Weg für den Herrn!, wie der Prophet Jesaja gesagt hat. (Joh 1,19-23)

Wer ist dieser Johannes der Täufer? Diese Frage haben sich die religiösen Führer der Juden gestellt. Er ist einer, der den Menschen die Vergebung ihrer Sünden verspricht und zwar durch eine Wassertaufe im Jordan und nicht durch ein Opfer im Tempel, wie es nach dem Gesetz der Juden üblich war. Damit verlor die offizielle Priesterschaft sowohl an Ansehen als auch einen Teil ihrer Einnahmen. Daher war Johannes ihnen höchst verdächtig.

Wahrscheinlich wollten sie ihn mit ihrer Frage in eine Falle locken, um ihn wegen Gotteslästerung anklagen zu können. Aber Johannes reagiert bescheiden. Er ist nicht der Messias und auch nicht Prophet Elija, dessen Wiederkunft man für die Tage der Endzeit erwartete. Sicher, es gab im Volk Stimmen, die in Johannes Elija oder gar den Messias sahen. Aber Johannes gibt sich nicht als einer von diesen aus. Er will sich nicht einmal Prophet nennen lassen.

Aber wer ist Johannes dann? Und vor allem, warum tauft er und mit welchem Recht nimmt er sich die Vollmacht, Sünden zu vergeben? Johannes nennt sich einen von Gott Gesandten, er sieht sich als Boten Gottes, der das Volk für die Ankunft eines Größeren vorbereitet. Mit seiner Predigt und seiner Taufe zur Vergebung der Sünden tut er den Dienst, den Gott ihm aufgetragen hat.

Johannes sieht seine Berufung in einem streng asketischen Lebensstil, ein raues und wüstes Aussehen, einfachste Kleidung und karge Ernährung sind das, was er sich gewählt hat. In der Wüste lebt er ganz in der Nähe Gottes. So ist er der erste, der weiß, dass eine neue Zeit angebrochen ist. Er ist der einzige Prophet, der den sieht, den er verkündet.

Unter den Abgesandten waren auch Pharisäer. Sie fragten Johannes: Warum taufst du dann, wenn du nicht der Messias bist, nicht Elija und nicht der Prophet? Er antwortete ihnen: Ich taufe mit Wasser. Mitten unter euch steht der, den ihr nicht kennt und der nach mir kommt; ich bin es nicht wert, ihm die Schuhe aufzuschnüren. Dies geschah in Betanien, auf der anderen Seite des Jordan, wo Johannes taufte. (Joh 1,24-28)

Nicht nur Johannes ist den Pharisäern fremd, sondern noch viel mehr der, auf den er hinweist. Sie können Johannes nicht verstehen, umso weniger werden sie Jesus verstehen. Sie hören nicht auf den Ruf des Johannes zur Umkehr, stellen sich dem Weg entgegen, den er für  Gottes Kommen vorbereitet. So verhindern sie, dass Gott bei seinem Volk so ankommt, wie er es will. Sie verhindern, dass Gott mit seinem Kommen bereits das grenzenlose Heil für sein Volk Wirklichkeit werden lässt. Wegen ihrem Widerstand wird Gott einen anderen Weg wählen, um die Menschen zu retten, einen schmerzhafteren Weg. Aber doch wird Gott seinen Plan ausführen.

Mitten unter euch steht der, den ihr nicht kennt.

Kennen wir Jesus? Wir wissen von ihm durch die Evangelien und die Verkündigung der Kirche. Vieles wird uns von Jesus erzählt. Aber kennen wir ihn dadurch schon? Die Begegnung mit ihm ist anders als die mit gewöhnlichen Menschen. Wir können ihn nicht leiblich sehen. Aber doch haben wir die Möglichkeit, ihn in unserem Innersten zu erfahren.

Mitten unter euch steht der, den ihr nicht kennt.

Selbst viele Menschen, die mit Jesus gelebt haben, haben ihn nicht erkannt. Wen wundert es da, dass er auch heute vielfach nicht erkannt, ja sogar verkannt wird. Der Unglaube bringt viele Argumente gegen Gott vor. Religion als Illusion, Vertröstung, Schwindel, eines denkenden Menschen unwürdig. Doch wird der Mensch wirklich mehr Mensch, wenn man ihm Gott nimmt? Braucht es nicht vielmehr heute, in einer vielleicht immer gottloser werdenden Welt, wieder Rufer wie Johannes, Menschen, die mit Gott leben und die Menschen auf den Gott hinweisen, der oft unerkannt mitten unter uns ist, der die Menschen liebt und der selbst ein Mensch unter Menschen geworden ist? Es braucht Menschen, die in der Wüste von seichter Unterhaltung, von Kommerzialisierung und Habgier zeigen, was wahres Menschsein bedeutet.

Mitten unter euch steht der, den ihr nicht kennt.

Gott ist uns Menschen nahe gekommen, damit wir ihn erkennen, ihn immer mehr kennenlernen. Gewähren wir ihm Einlass in unsere Herzen, damit er sich uns zeigen kann. Haben wir Sehnsucht nach der Begegnung mit Gott und wecken wir immer mehr diese Sehnsucht nach dem, der uns Leben und Freude schenkt. Freuen wir uns, dass wir einen Gott haben, der mitten unter uns ist und danken wir ihm für dieses Geschenk.

Ewiges Leben (Joh 17,3)

Dies sagte Jesus. Und er erhob seine Augen zum Himmel und sprach: (Joh 17,1a)

Zwischen die langen Abschiedsreden Jesu nach dem letzten Abendmahl und seiner Verhaftung, die den Beginn der Passion darstellt, setzt Johannes das Abschiedsgebet Jesu, auch hohepriesterliches Gebet genannt. Am Beginn des Kapitels steht eine klare Zäsur. Jesus hat zu seinen Jüngern geredet, hat sie gelehrt. Nun erhebt er die Augen zum Himmel und redet zu seinem Vater. Er redet nicht mehr zu den Menschen, sondern zu Gott. Ein solches Reden mit Gott nennen wir Gebet.

Auch die anderen Evangelien berichten uns von einem Gebet Jesu vor der Passion, am Ölberg, kurz vor seiner Verhaftung. Lukas spricht gar davon, dass dieses Gebet so inständig war, dass Jesu schweiß wie Blut zu Boden tropfte. Doch kein anderer Evangelist gibt uns so tiefen Einblick in das Beten Jesu wie Johannes.

Vater, die Stunde ist da. Verherrliche deinen Sohn, damit der Sohn dich verherrlicht. Denn du hast ihm Macht über alle Menschen gegeben, damit er allen, die du ihm gegeben hast, ewiges Leben schenkt. Das ist das ewige Leben: dich, den einzigen wahren Gott, zu erkennen und Jesus Christus, den du gesandt hast. (Joh 17,1b-3)

Jesus weiß, dass seine Stunde gekommen ist. Es ist die Stunde, von der schon oft im Evangelium die Rede war, die Stunde des Leidens. Die anderen Evangelisten sprechen vom Kelch, dem Kelch des Leidens, vor dem Jesus zurückschreckt, den er aber bereit ist, dem Willen des Vaters gehorsam, anzunehmen.

Jesus blickt zurück auf sein Wirken. Er hat alles getan, was der Vater ihm aufgetragen hat. Nun ist es Zeit, dass er sein Werk vollendet. Diese Vollendung geschieht in der Passion, im Leiden Jesu und seiner Auferstehung. Der Vater wird den Sohn glorreich durch diese Leiden führen und ihn verherrlichen und indem der Sohn den Willen des Vaters an sich geschehen lässt, wird der Sohn den Vater verherrlichen.

Was nun geschehen wird, dient der Verherrlichung Gottes, aber zugleich dem heil der Menschen. In seiner Macht schenkt Gott den Menschen neues, ewiges Leben. Gott wird verherrlicht durch die Rettung der Menschen. Die größte Verherrlichung Gottes geschieht dort, wo das Heil der Menschen entsteht. Es ist unbeschreiblich, wie wichtig für Gott der Mensch ist.

Jesus ist gekommen, um durch die Vollendung des Werkes des Vaters den Menschen ewiges Leben zu schenken. Aber dieses ewige Leben kann nur dort entstehen, wo Menschen bereit sind, sich auf Gottes machtvolles Wirken einzulassen. Das ewige Leben besteht darin, den einzigen wahren Gott zu erkennen und den Sohn, den er gesandt hat.

Das ewige Leben besteht also in der Gottes- und Christuserkenntnis. Im biblischen Sinn bedeutet Erkenntnis nicht nur das Wissen um Gott und Jesus, sondern vor allem das Vertrauen, die personale Beziehung und die Gemeinschaft mit Gott und Jesus. Das ewige Leben verwirklicht sich in Beziehung zu Gott und Jesus Christus. Wer in diese Beziehung eintritt, hat Teil am Leben Gottes.

Guter Gott, ich glaube und weiß, dass alle Dinge in dir leben. Was immer es an Sein gibt, an Leben, an Herrlichkeit, an Freude, an Glück in der ganzen Schöpfung, ist seinem Wesen nach einfachhin und absolut von dir. Was immer wir Gutes tun, geschieht nicht nur durch deine Hilfe, sondern ist eine Nachahmung jener Heiligkeit, die in ihrer Fülle in dir ist.

Oh mein Gott, werde ich dich eines Tages sehen? Werde ich die Quelle jener Gnade sehen, die mich erleuchtet, mich stärkt und mich tröstet? So wie ich von dir kam, so wie ich von dir gemacht wurde, so wie ich in dir lebe, so möge ich am Ende zu dir zurückkehren und bei dir sein für immer und ewig. Amen.

(Kardinal Newman)

Jesu Abschiedsreden

Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott und glaubt an mich! (Joh 14,1)

Diesen Satz sagt Jesus zu seinen Jüngern, nachdem er beim letzten Abendmahl in der Fußwaschung ein Zeichen der Liebe Gottes gesetzt hat, aber auch, nachdem Judas der Verräter die Gemeinschaft der Jünger verlassen hat.

Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Das Herz des Judas war verwirrt, er hat Jesu Liebeszeichen nicht verstanden. Judas ist ein Beispiel für die Vielen, die Gott nicht verstehen, die sich abwenden von Gott, ein Beispiel auch für die Vielen, die keine Heimat finden in der Gemeinschaft der Glaubenden und sie verlassen.

Jesus will seine Jünger ermutigen, zu ihm zu stehen, auch wenn sie ihn nicht verstehen können, auch wenn sie nicht verstehen, was nun mit ihm geschehen wird in seinen Leiden und seiner Kreuzigung. Er will aber auch alle Menschen ermutigen, die nicht verstehen können, was mit ihnen als Glaubenden geschieht. Warum müssen auch die Glaubenden leiden, werden verfolgt und bedrängt?

Jesus bereitet seine Jünger auf harte Zeiten vor. Die Worte Jesu sind aber zugleich auch ein Spiegel der Situation, in der die Christen in der zweiten Hälfte des ersten Jahrhunderts, als das Evangelium geschrieben wurde, stehen. Auch sie erfahren Bedrängnis, Ablehnung von außen und Streit im Innern der Gemeinden. Von dieser Bedrängnis geben auch ganz besonders der erste Petrusbrief und die Offenbarung des Johannes Zeugnis.

Was hilft, in der Bedrängnis auszuhalten ist allein der Glaube an den liebenden Gott, das vertrauen darauf, dass Gott immer da ist, auch wo wir ihn nicht erkennen können. Was hilft, ist das unerschütterliche Vertrauen auf die Liebe Gottes, der keinen Menschen zurückweist. Wir glauben an einen Gott, der Liebe ist. Gott ist nicht der strafende Gott, der den Menschen Angst macht, der Menschen durch Angst zum Glauben zwingen will.

Unser Gott, der Vater Jesu Christi, ist ein Gott der Liebe, der seine Arme offen hält für alle, die ihn suchen, der selbst dem Verlorenen nachgeht, um ihm auch in der größten Gottesferne, in die dieser sich begibt, nahe zu sein. Der Glaube, von dem Jesus redet, ist das feste Vertrauen auf diesen liebenden Gott, der mich nicht verstößt, egal was ich getan habe.

Mit diesem gläubigen Vertrauen darf ich Gott begegnen. Ich bin Gottes geliebtes Kind. Ich glaube an einen Gott, der mich kennt und liebt. Der Glaube an Gott ist eine lebendige Beziehung. Deshalb darf ich Gott auch nicht sehen wie einen Automat, der auf mein Gebet hin meine Wünsche erfüllt. Einen solchen Glauben dürfen Kinder haben, als Erwachsene aber müssen wir immer mehr nach der Begegnung mit Gott suchen.

Wie eine Beziehung mich verändert, so verwandelt mich auch dieser lebendige Glaube. Ich verstehe immer mehr Gottes Wege, finde Antworten auf meine Fragen abseits vom Schwarzweißdenken. Ich entdecke, dass die Frage nach dem warum? nicht die wichtigste Frage im Leid ist. Ich erkenne Gott immer mehr und seine Liebe, die sich mir offenbart.

Als Glaubender brauche ich nicht wie ein Sklave ängstlich umherschleichen in der ständigen Furcht davor, dass mich eine strafende Peitsche schlägt. Wie oft bringt der Glaube solch skrupelhafte Menschen hervor. Jesus Christus hat uns durch seinen Tod und seine Auferstehung befreit zu neuem Leben. Leben wir dieses neue Leben in seiner ganzen Fülle!

Jesus, Liebe aller Liebe, du warst stets in mir, und ich vergaß es. Du warst zutiefst in meinem Herzen, und ich suchte dich anderswo. Als ich fern von dir war, hast du mich erwartet. Und jetzt wage ich, zu dir zu sagen: Auferstandener, du bist mein Leben. (Gebet aus Taize)

Jesus der gute Hirte

Amen, amen, das sage ich euch: Wer in den Schafstall nicht durch die Tür hineingeht, sondern anderswo einsteigt, der ist ein Dieb und ein Räuber. (Joh 10,1)

Die Rede Jesu vom guten Hirten beginnt nicht mit einem melancholischen Bild verklärter Hirtenromantik. Sie zeigt vielmehr zunächst die Gefahr durch falsche Hirten auf. Diebe und Räuber brechen in den Schafstall ein, falsche Hirten suchen nur den schnellen eigenen Gewinn, indem sie die Herde schlachten und verschachern. Die Herde ist ständig in Gefahr, und der Schaden, der von innen, von falschen Hirten droht, scheint größer als die Gefahr von außen.

Johannes hat hier sicher die Situation der Gemeinden seiner Zeit vor Augen. Spaltungen und schlechte Vorsteher bedrohten ihren Bestand. Auch in den Johannesbriefen hören wir von diesen Gefahren. Der gute Hirte aber ist mit seinen Schafen vertraut. Er braucht nicht heimlich in den Schafstall einzudringen, sondern kann offen durch die Türe gehen. Diese Tür zu den Schafen ist Jesus Christus. Ihm gehört die Herde und jeder Hirte muss sie in seinem Namen führen.

Wer aber durch die Tür hineingeht, ist der Hirt der Schafe. (Joh 10,2)

Der Blick auf die Gefahren, die durch falsche Hirten entstehen, die negativen Erfahrungen mit Hirten, lassen bei vielen die Frage aufkommen, ob es denn überhaupt einen Hirten für die Herde braucht. Die Vollmacht des Hirten ist mit Macht verbunden. Macht aber hat für viele einen negativen Beigeschmack, weil sie auf der anderen Seite den Gehorsam fordert. Zudem erscheint eine Herde als eine gleichförmige Masse, die blind ihrem Hirten folgt. Die Herde, das sind doch die, die selber nicht nachdenken und einfach hinterher laufen. Das widerspricht dem Verlangen vieler Menschen nach Unabhängigkeit und Freiheit. Doch ist es wirklich das, was Jesus meint, wenn er vom guten Hirten spricht?

Uns Menschen heute ist ein Hirt mit seiner Herde bei weitem nicht mehr so vertraut, wie den Menschen zur Zeit Jesu. Würde man einen guten Hirten – und von solch einem spricht Jesus ja – fragen, was er von seinen Tieren hält, so wird er sie sicher nicht als eine dumme, blökende Masse bezeichnen. Der gute Hirt kennt jedes einzelne Tier aus seiner Herde. Er weiß, wieviel er jedem einzelnen zumuten kann. Er darf die Herde nie schneller und weiter führen, als es das schwächste Tier verkraftet. Er merkt sofort, wenn einem Tier etwas fehlt, er sucht das Verirrte.

Wenn er alle seine Schafe hinausgetrieben hat, geht er ihnen voraus, und die Schafe folgen ihm; denn sie kennen seine Stimme. (Joh 10,4)

Der gute Hirte ist vertraut mit jedem einzelnen Tier seiner Herde. Er weiß, dass jedes Tier anders ist und schon allein deshalb ist die Herde für ihn mehr als eine gleichförmige Masse. Auch die Schafe folgen nicht blind jedem Hirten. Sie sind vielmehr ebenso mit ihrem Hirten vertraut. Sie kennen genau seine Stimme. Sie mussten sich erst an ihn gewöhnen. Nun, da sie ihn kennen, folgen sie ihm, weil sie wissen, dass er sie stets den richtigen Weg zu grünen Weiden und frischem Wasser führt.

Der Dieb kommt nur, um zu stehlen, zu schlachten und zu vernichten. Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben. (Joh 10,10)

Nicht alle Hirten sind gut, manchmal erkennt man das erst auf den zweiten Blick. Es gibt Diebe, die durch die Hintertür in den Stall kommen, nicht durch die Tür, die Jesus Christus ist. Sie wollen die Schafe nur in ihrem eigenen Namen führen, auf einem Weg, der den Tod bedeutet, sei es durch materielle oder seelische Ausbeutung. Wir erleben es ja leider viel zu oft, dass Menschen sich von falschen Hirten verführen lassen, und dann verzweifelt zurück bleiben.

Jesus will, dass die Menschen das Leben haben und es in Fülle haben.  Leben in Fülle, das beginnt dort, wo Menschen erkennen, dass Leben mehr ist als materieller Reichtum und gesundheitliches Wohlergehen, es beginnt dort, wo ein Mensch Gott entdeckt und dadurch zu sich selbst findet, wo er beginnt, seinen Weg in der Freude des Herzens zu gehen, in der Freude darüber, ein Kind Gottes zu sein. Leben in Fülle beginnt dort, wo Menschen sich für andere einsetzen, die in Not sind.

Herr Jesus, du hast uns Leben in Fülle verheißen.

Dieses Leben kommt nicht, wenn wir warten und die Hände in den Schoß legen.

Rüttle du uns auf, dass wir aufstehen, und dem Leben entgegen gehen, dass du uns verheißen hast. Gib dass wir uns führen lassen von dir, dem guten Hirten, denn du kennst den Weg zum Leben, du weißt wo die Orte der Freude sind.

Schenke uns Menschen, die uns zu dir führen und lass auch uns Menschen sein, die andere führen, durch die Tür, die du selbst bist.

Blindenheilung (2)

Jesus spuckte auf die Erde; dann machte er mit dem Speichel einen Teig, strich ihn dem Blinden auf die Augen und sagte zu ihm: Geh und wasch dich in dem Teich Schiloach! Schiloach heißt übersetzt: Der Gesandte. Der Mann ging fort und wusch sich. Und als er zurückkam, konnte er sehen. (Joh 9,6-7)

Ohne dass der Blinde ihn darum bittet, wirkt Christus seine Heilung. Er konnte Jesus ja nicht sehen, er war ganz in seiner Blindheit gefangen. Aber er lässt Jesus an sich wirken, lässt sich die Augen mit dem Brei aus Erde uns Speichel bestreichen – Speichel galt damals als Heilmittel – und tut, was Jesus ihm aufträgt, er geht zum Teich Schiloach und wäscht sich dort.

Den Teich Schiloach kann man heute noch besichtigen. Durch den langen, unter der Davidstadt gelegenen und heute noch begehbaren Hiskija-Tunnel fließt das Wasser der Gihonquelle durch den Felsen, bis es dort an das Tageslicht kommt. Der Teich war zur Zeit Jesu mit Stufen versehen, sein Wasser galt als Heilmittel.

Johannes verbindet mit dem Namen Schiloach ein Wortspiel. Schiloach heiß der Gesandte, oder einfach derjenige, der Wasser sendet, mit einfacheren Worten könnte man auch Wasserleitung sagen. Im Teich Schiloach wird das Wasser aus der Finsternis des Tunnels an das helle Licht geleitet, an dem es den Menschen zur Reinigung und Heilung dient. So ist auch Jesus der Gesandte Gottes, der in die Finsternis der Menschen Gottes Licht sendet und Heil und Leben schenkt.

Der Blinde im Evangelium weiß, dass Jesus geheilt hat. Er hat erkannt, dass hinter seiner Heilung mehr steckt, als “nur” die Tatsache, dass er sehen kann. Er hat erkannt, dass er das neue Leben, das Jesus ihm geschenkt hat, nur mit Jesus in seiner Fülle leben kann. Er fällt vor Jesus nieder. “Ich glaube, Herr!” Er glaubt fest daran, dass Jesus das Licht der Welt ist, in dem allein das Sehen, wirkliches Sehen ist.

Jesus sagte zu ihm: Glaubst du an den Menschensohn? Der Mann antwortete: Wer ist das, Herr? (Sag es mir,) damit ich an ihn glaube. Jesus sagte zu ihm: Du siehst ihn vor dir; er, der mit dir redet, ist es. Er aber sagte: Ich glaube, Herr! Und er warf sich vor ihm nieder. (Joh 9,35-38)