Bei den Texten am 3. Adventssonntag im Lesejahr B dreht sich alles um den Heiligen Geist. “Der Geist Gottes, des Herrn, ruht auf mir”, sagt in Jes 61,1 der Prophet von sich. “Löscht den Geist nicht aus!”, mahnt Paulus in 1Thess 5,19. Und der Evangelist Johannes berichtet zu Beginn seines Evangeliums von einem wahrhaft geisterfüllten Menschen, Johannes dem Täufer, der “von Gott gesandt war … um Zeugnis abzulegen für das Licht, damit alle durch ihn zum Glauben kommen.” (Joh 1,6-7)
In unserer Alltagssprache reden wir von “Begeisterung”, wenn wir zum Ausdruck bringen wollen, dass etwas für uns ganz besonders und faszinierend ist. Wir brennen für das, wovon wir begeistert sind. So ist auch das Feuer ein Bild für den Heiligen Geist. Oder wir sprechen von geistreichen Menschen, die in der Lage sind, uns mit einer interessanten Unterhaltung zu fesseln. Sicher fallen uns noch viele ähnliche Beispiele ein.
Gerade diese Begriffe aus der Alltagssprache können uns helfen, den Heiligen Geist besser zu verstehen. Er ist keine fremde Kraft aus einer anderen Welt und auch kein Mysterium, das sich nur einigen wenigen erschließt. Die Kraft des Heiligen Geist ist für jeden Menschen erfahrbar, der um sie bittet und sich dafür öffnet.
Glaube bedeutet, von Gott begeistert zu sein. Daher ist Glaube ziemlich einfach, weil wir nicht viel dafür tun müssen, aber er ist zugleich auch schwer, weil sich Begeisterung nicht einfach so machen lässt. Darum haben sich in allen Religionen Bräuche entwickelt, die Ausdruck des Glaubens sind. Die Menschen haben dann bestimmte Gebote, an die sie sich halten und Festtage, die sie feiern. Diese sind aber kein Selbstzeck, sondern sollen uns dabei helfen, in der Gemeinschaft der Glaubenden zu unserer ganz persönlichen Begeisterung für Gott zu finden.
Glaube ist auf Gemeinschaft angewiesen und daher wird unser Glaube momentan auf eine harte Probe gestellt. Wir können nicht mehr wie gewohnt Gottesdienst feiern, der gemeinsame Gesang ist weitgehend verstummt. Viele bleiben wegen der Einschränkungen durch die Hygieneauflagen ganz fern. Gruppen dürfen sich nicht mehr treffen. So ist der einzelne mit seinem Glauben mehr auf sich allein gestellt als sonst und findet vielleicht nur noch über Bücher oder das Internet einen geistlichen Impuls.
Aber es ist schwer, ohne die Gemeinschaft der Glaubenden das Feuer der Begeisterung anzufachen und am Brennen zu halten. Hier gilt es durchzuhalten und nicht mutlos zu werden, gerade jetzt in der Weihnachtszeit, in der uns ja sonst besondere Formen des Gottesdienstes, anrührende Lieder und die vielen Lichter tiefer zum Glauben hinführen. Versuchen wir, die liebgewonnenen Bräuche im Kreis der Familie beizubehalten, oder wenn wir allein sind, können wir Gott auch in einem Gebet bei Kerzenschein unsere Gefühle zum Ausdruck bringen.
Herr, unser Gott,
ich sitze hier
mit einer brennenden Kerze
und dem Duft von Tannenzweigen.
Ich denke an die Zeit,
als du in unsere Welt gekommen bist,
als ein kleines Kind,
scheinbar verloren
in einem unbedeutenden Stall.
Doch als deine Zeit gekommen war
bist du hinaus gegangen
und hast die Menschen gelehrt,
hast mit ihnen gefeiert und sie geheilt.
Auf dem Fundament der Apostel
hast du deine Kirche gegründet
und sie steht fest bis heute.
Lass mich nicht verzagen
wenn ich sehe
wie heute so vieles anders ist,
der Glaube in unserer Gesellschaft schwindet
und unsere Feste vielleicht nicht mehr
ganz so fröhlich sind wie einst.
Das Licht der Kerze erinnert mich daran,
dass du als Licht in die Welt gekommen bist,
um unsere Herzen hell zu machen
und uns zu entzünden
mit der Flamme des Heiligen Geistes.
Komm, du Licht der Welt,
leuchte in mir
und leuchte in dieser so dunkel scheinenden Zeit.
Leuchte den Menschen den Weg
die orientierungslos umherirren,
leuchte besonders den Verantwortlichen
in unserer Gesellschaft
dass sie das Rechte entscheiden
zum Wohle aller Menschen.
Amen.