In jenen Tagen begann Petrus zu reden und sagte: Ihr wisst, was im ganzen Land der Juden geschehen ist, angefangen in Galiläa, nach der Taufe, die Johannes verkündet hat: wie Gott Jesus von Nazaret gesalbt hat mit dem Heiligen Geist und mit Kraft, wie dieser umherzog, Gutes tat und alle heilte, die in der Gewalt des Teufels waren; denn Gott war mit ihm. Und wir sind Zeugen für alles, was er im Land der Juden und in Jerusalem getan hat. (Apg 10,37-39a)
Petrus hält bei der Taufe des Kornelius eine kurze Katechese vor den
in dessen Haus versammelten Menschen. Kornelius ist der erste Heide, der
in die Kirche aufgenommen wird, und deshalb schildert Lukas in der
Apostelgeschichte diese Begebenheit sehr ausführlich.
Zunächst weist Petrus auf das Auftreten Jesu in Galiläa hin, das den
Zuhörern vertraut ist. Auch wir wissen davon durch die Evangelien. Das
Auftreten Jesu begann mit der Taufe durch Johannes, danach zog Jesus im
Land umher und tat den Menschen Gutes und befreite sie aus der Macht des
Bösen. Petrus und die anderen Apostel sind Zeugen dafür, dass die
Überlieferungen über Jesus wahr sind. Dann zog Jesus mit seinen Jüngern
schließlich weiter nach Judäa und Jerusalem, wo er getötet wurde.
Ihn haben sie an den Pfahl gehängt und getötet. (Apg 10,39b)
Mit diesen knappen Worten beschreibt Petrus die Passion Jesu, um dann ausführlicher auf das zu sprechen zu kommen, was die feste Grundlage christlichen Glaubens ist:
Gott aber hat ihn am dritten Tag auferweckt und hat ihn erscheinen lassen, zwar nicht dem ganzen Volk, wohl aber den von Gott vorherbestimmten Zeugen: uns, die wir mit ihm nach seiner Auferstehung von den Toten gegessen und getrunken haben. (Apg 10,40-41)
Die Katechese des Petrus ist knapp und darum sind die einzelnen Worte
sehr bedeutsam. Gott hat Jesus am dritten Tag auferweckt. Das ist für
Petrus eine unumstößliche Tatsache und dafür ist er selbst Zeuge.
Hierbei sind die Erscheinungen des Auferstandenen das wichtigste
Argument und vor allem auch die Tatsache, dass Jesus nach seiner
Auferstehung mit den Jüngern gegessen und getrunken hat.
Dass hier in Verbindung mit der Auferstehung gerade von Essen und
Trinken die Rede ist und dies die Hälfte des kurzen Zeugnisses über die
Auferstehung umfasst, sollte uns, wenn wir den Text aufmerksam lesen,
stutzig machen. Wenn wir dann die Auferstehungsberichte im
Lukasevangelium genau lesen, so sehen wir, dass auch hier das Essen mit
dem Auferstandenen wichtig ist. Bei Matthäus und Markus erfahren wir
davon nichts, nur im Anhang des Johannesevangeliums wird noch davon
berichtet, dass der Auferstandene bei seiner Erscheinung am See von
Tiberias den Jüngern Fisch und Brot zu essen gab.
Für Lukas ist das gemeinsame Essen mit dem Auferstandenen ein
besonderes Zeichen für die Realität der Auferstehung. Bereits in seinem
irdischen Wirken war es Jesus wichtig, die Gemeinschaft mit ihm im
gemeinsamen Mahl erfahrbar zu machen. Das trug ihm manchmal den Spott
seiner Gegner ein, die ihn einen “Fresser und Säufer” nannten. Im
Johannesevangelium wirkt Jesus sein erstes Wunder bei einer Hochzeit,
auf der er Wasser in Wein verwandelt. Er pflegt Tischgemeinschaft mit
Zöllnern und Sündern und an die Menge, die ihm den ganzen Tag zugehört
hat, verteilt er am Abend Fisch und Brot.
Das bedeutendste Essen Jesu ist das letzte Abendmahl mit seinen
Jüngern. Brot und Wein sind fortan das Zeichen, in dem sich seine
Gegenwart in der Welt zeigt. Am Brechen des Brotes erkennen die
Emmausjünger den Auferstandenen. Christlicher Gottesdienst ist
Eucharistie, Danksagung, ein gemeinsames Mahl mit dem Herrn. Früher
schloss sich an das liturgische Mahl auch ein gemeinsames Essen an, wie
wir es heute noch von dem Agapemahl nach der Osternacht kennen. Aber
vielleicht könnten unsere Gemeinden heute wieder mehr zusammenwachsen
und lebendiger werden, wenn wir uns nach der Sonntagsmesse zu einem
gemeinsamen Essen treffen wie es in manchen Gemeinden auch praktiziert
wird.
Der Auferstandene ist beim gemeinsamen Mahl mitten unter seinen
Jüngern gegenwärtig. Sie erfahren seine Nähe wie zu der Zeit, als er
noch mit ihnen umhergezogen ist. Jesus ist überall dort lebendig, wo –
wie er selbst sagt – “zwei oder drei in seinem Namen versammelt sind”.
Im gemeinsamen Gespräch tun sich neue Horizonte auf, finden sich
Lösungen und Antworten, auf die man beim einsamen Nachdenken nicht
gekommen wäre. Jesus wirkt durch seinen Geist beim Gespräch während des
gemeinsamen Mahles. Vielleicht ist diese Art der Gemeinschaft effektiver
als manche Vorträge und Sitzungen, die oft sehr steif verlaufen.
Feiern wir die Gemeinschaft mit dem Auferstandenen auch in der
lockeren Atmosphäre eines gemütlichen Beisammenseins. Machen wir uns
bewusst, dass Jesus unter uns ist, wenn wir zusammen sind, nicht nur in
der Kirche, sondern überall wo es Gemeinschaft gibt. Lassen wir uns
davon überraschen, was der Geist den einzelnen Teilnehmern eingibt. Auch
so wird Auferstehung erfahrbar.
Herr, komm du in unsere Mitte,
wo wir als Menschen zusammen kommen.
Lass uns dich nie vergessen,
wenn wir uns zu Tisch setzen
und wenn wir beieinander sind.
Wie du als der Auferstandene
einst deine Jünger überrascht hast
so überrasche auch uns
mit deiner Gegenwart.
Lass und seine lebendige Nähe erfahren
und aus dieser Erfahrung heraus leben.
Amen.