Der Herr ist wirklich auferstanden und ist dem Simon erschienen! (Lk 24,24)
Mit diesem freudigen Ruf empfangen die Apostel in Jerusalem die beiden Jünger, die auf ihrem Weg nach Emmaus dem Auferstandenen begegnet sind, und voller Freude zurückgeeilt sind, um von dieser Erfahrung zu berichten.
Wir können diesen Ausruf ergänzen: er ist wirklich dem Simon erschienen, den Frauen, allen voran Maria Magdalena und er erschien auch dem “Nachzügler” Thomas noch einmal extra, der wahrscheinlich erst nach den anderen Aposteln aus Galiläa zurückgekehrt ist. Eine etwas andere Reihenfolge nennt Paulus im Ersten Korintherbrief:
Er erschien dem Kephas, dann den Zwölf. Danach erschien er mehr als fünfhundert Brüdern zugleich; die meisten von ihnen sind noch am Leben, einige sind entschlafen. Danach erschien er dem Jakobus, dann allen Aposteln. (1Kor 15,5-7)
Paulus spricht nicht von den Frauen, dafür von einer Erscheinung vor über 500 Gläubigen und einer weiteren Einzelerscheinung vor Jakobus, wobei hier nicht der Apostel Jakobus gemeint ist, sondern der Herrenbruder Jakobus, der in der Urgemeinde von Jerusalem eine bedeutende Stellung innehatte. Auch Paulus selbst hatte eine Begegnung mit dem Auferstandenen, die sein Leben entscheidend verändert hat.
Der Herr ist wirklich auferstanden und ist dem Simon erschienen!
Der Auferstandene begegnet Menschen, um ihren Glauben zu stärken und sie in seine besondere Nachfolge zu rufen. Nicht das leere Grab ist die Grundlage des christlichen Glaubens an die Auferstehung, sondern die Begegnung mit dem Auferstandenen selber. Ein leeres Grab gibt keine Sicherheit und kann viele Ursachen haben, der Leichnam könnte heimlich entfernt worden sein. Bei der Begegnung mit dem Auferstandenen aber sind sich alle sicher: das ist Jesus, das ist keine Täuschung, kein Geist. So wie der Auferstandene den einzelnen begegnet, kann es nur Jesus selbst sein.
Der Herr ist wirklich auferstanden und ist dem Simon erschienen!
Es gibt einen Unterschied zwischen den Erscheinungen vor Christi Himmelfahrt und denen danach. Vor seiner Himmelfahrt erscheint Jesus leiblich, greifbar. Nach seiner Himmelfahrt ist die Erscheinungen rein geistig. Paulus sieht ein Licht und hört eine Stimme, er fühlt sich persönlich angesprochen, seine Begleiter aber bekommen davon nichts mit.
So wie Paulus haben später viele Menschen Jesus erfahren. Er tritt in besonderer Weise in ihr Leben ein und sie wissen: es ist der Herr. Diese Begegnung gibt ihnen wie einst Petrus, Paulus und den ersten Jüngern die sichere Gewissheit: Jesus lebt. Der Glaube an den Auferstandenen stützt sich nicht nur auf das Zeugnis anderer, dieses Zeugnis bereitet den Glauben nur vor. Wirklich überzeugter Glaube erwächst erst aus der persönlichen Begegnung mit Jesus.
Solch eine persönliche Begegnung mit Jesus ist jedem Menschen möglich und sie geschieht immer wieder. Das erst macht christlichen Glauben aus. Christlich Leben heißt nicht, an überlieferten Verhaltensmustern und Traditionen festhalten, es heißt, das eigene Leben aus der persönlichen Begegnung heraus in Gemeinschaft mit anderen Gläubigen zu gestalten. Die Gemeinschaft ist wichtig, um die eigene Erfahrung kritisch zu prüfen und sie zu festigen. Diese kritische Prüfung soll und helfen, dass wir nicht eigene Hirngespinste für göttliche Offenbarungen halten. Wer Jesus wirklich begegnet ist, wird seinen Glauben in Einklang mit der kirchlichen Tradition leben. Aber um diesen Glauben wirklich verstehen und leben zu können, braucht es die persönliche Begegnung mit Jesus. Was das bedeutet, zeigt uns Paulus in einem Gebet. Beten wir diese Worte des Apostels im festen Vertrauen, dass der Herr auch jeden von uns erfahren lässt, dass er lebt und Leben schenkt.
Christus will ich erkennen und die Macht seiner Auferstehung und die Gemeinschaft mit seinen Leiden, indem ich seinem Tod gleich gestaltet werde. So hoffe ich, auch zur Auferstehung von den Toten zu gelangen.
Nicht dass ich es schon erreicht hätte oder dass ich schon vollendet wäre. Aber ich strebe danach, es zu ergreifen, weil auch ich von Christus Jesus ergriffen worden bin. Brüder und Schwestern, ich bilde mir nicht ein, dass ich es schon ergriffen hätte. Eines aber tue ich: Ich vergesse, was hinter mir liegt, und strecke mich nach dem aus, was vor mir ist. Das Ziel vor Augen, jage ich nach dem Siegespreis: der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus. (Phil 3,10-14)