11.5. Hl. Mamertus

Mamertus stammt aus der alten, südlich von Lyon gelegenen Stadt Vienne. Über sein Leben wissen wir nicht viel, er stammte aber wahrscheinlich aus einer der vornehmsten Familien der Stadt. Sein Bruder war Claudianus Mamertus, dessen christlichen Schriften und Kompositionen – obgleich heute kaum mehr bekannt – eine wichtige Bedeutung in der Entwicklung der Theologie und auch der Liturgie zukommt.

Mamertus wurde um das Jahr 461 Bischof seiner Heimatstadt Vienne. Bald nach seinem Amtsantritt kam es zu einem Streit zwischen ihm und Papst Hilarius (461-68) wegen jurisdiktioneller Fragen. Er missachtete eine unter Papst Leo I. (dem Großen, 440-61) durchgeführte Neueinteilung der Bistümer in Südgallien und setzte unter Nichtbeachtung der Rechte des Metropoliten von Arles selbst einen neuen Bischof in St. Die ein. Dies zeigt, dass auch unter Heiligen nicht immer ein harmonischer Umgangston herrscht und es durchaus zu Meinungsverschiedenheiten kommen darf.

In dieser Zeit gab es in Vienne und Umgebung zahlreiche Erdbeben und Feuer, die Stadt und Land verwüsteten und Missernten und Hungernöte zur Folge hatten. Mamertus führte daher im Jahr 469 an den drei Tagen vor dem Fest Christi Himmelfahrt die sogenannten “Drei Bußgänge” ein. An diesen Tagen sollte durch besondere Gebete, mit Prozessionen und durch Fasten die Hilfe Gottes für sein bedrängtes Volk erbeten werden.

Diese Tradition der Bitttage hat sich in verschiedenen Formen rasch in ganz Gallien und darüber hinaus ausgebreitet, wurde um das Jahr 800 offiziell von Rom übernommen und ist bis heute erhalten geblieben. Die “Grundordnung des Kirchenjahres und des Kalenders” aus dem Jahr 1969 beschreibt den Sinn der Bitttage folgendermaßen:

An den Bitt- und Quatembertagen betet die Kirche für mannigfache menschliche Anliegen, besonders für die Früchte der Erde und für das menschliche Schaffen; auch eignen sich die Tage für den öffentlichen Dank.

Bittgebete und Prozessionen entbinden den Christen nicht von seiner Verantwortung, bei der Lösung anstehender Probleme der Menschheit mitzuwirken. Sie zeigen aber, dass der Mensch diese Probleme nicht alleine lösen kann und muss, sondern auf die Hilfe Gottes vertrauen darf. Dazu schreibt Karl Rahner:

Bete so, dass du unter der Bitte um die Gabe von oben dich immer mehr selbst zur Opfergabe nach oben machst. Bete so, dass dein anhaltendes Bittgebet als Bewährung erscheint für deinen Glauben an das Licht Gottes in der Finsternis der Welt, für deine Hoffnung auf Leben in diesem beständigen Sterben, für deine Treue der Liebe, die liebt ohne Lohn. Wir sind unterwegs, Wanderer zwischen zwei Welten. Weil wir noch auf Erden wandeln, lasst uns bitten um das, was wir auf dieser Erde brauchen. Da wir aber Pilger der Ewigkeit auf dieser Erde sind, lasst uns nicht vergessen, dass wir nicht so erhört werden wollen, als ob wir hier eine bleibende Stätte hätten, als ob wir nicht wüssten, dass wir durch Untergang und Tod eingehen müssen in das Leben, das in allen Bitten allein das Ziel des Lebens und Betens ist. Solange die Hände gefaltet bleiben, gefaltet bleiben auch im entsetzlichen Untergang, so lange umgibt uns die Huld und das Leben Gottes, und alle Abstürze in das Entsetzen und in den Tod sind nur ein Fallen in die Abgründe der ewigen Liebe.

Mamertus starb im Jahr 475 in Vienne. An seinem Grab ereigneten sich wundersame Heilungen. Daher wurde er schon bald als Heiliger verehrt. Der Legende nach wurden seine Gebeine später nach Orleans übertragen. In vielen Gegenden zählt Mamertus zu den sogenannten “Eisheiligen”.

Jesus der gute Hirte

Amen, amen, das sage ich euch: Wer in den Schafstall nicht durch die Tür hineingeht, sondern anderswo einsteigt, der ist ein Dieb und ein Räuber. (Joh 10,1)

Die Rede Jesu vom guten Hirten beginnt nicht mit einem melancholischen Bild verklärter Hirtenromantik. Sie zeigt vielmehr zunächst die Gefahr durch falsche Hirten auf. Diebe und Räuber brechen in den Schafstall ein, falsche Hirten suchen nur den schnellen eigenen Gewinn, indem sie die Herde schlachten und verschachern. Die Herde ist ständig in Gefahr, und der Schaden, der von innen, von falschen Hirten droht, scheint größer als die Gefahr von außen.

Johannes hat hier sicher die Situation der Gemeinden seiner Zeit vor Augen. Spaltungen und schlechte Vorsteher bedrohten ihren Bestand. Auch in den Johannesbriefen hören wir von diesen Gefahren. Der gute Hirte aber ist mit seinen Schafen vertraut. Er braucht nicht heimlich in den Schafstall einzudringen, sondern kann offen durch die Türe gehen. Diese Tür zu den Schafen ist Jesus Christus. Ihm gehört die Herde und jeder Hirte muss sie in seinem Namen führen.

Wer aber durch die Tür hineingeht, ist der Hirt der Schafe. (Joh 10,2)

Der Blick auf die Gefahren, die durch falsche Hirten entstehen, die negativen Erfahrungen mit Hirten, lassen bei vielen die Frage aufkommen, ob es denn überhaupt einen Hirten für die Herde braucht. Die Vollmacht des Hirten ist mit Macht verbunden. Macht aber hat für viele einen negativen Beigeschmack, weil sie auf der anderen Seite den Gehorsam fordert. Zudem erscheint eine Herde als eine gleichförmige Masse, die blind ihrem Hirten folgt. Die Herde, das sind doch die, die selber nicht nachdenken und einfach hinterher laufen. Das widerspricht dem Verlangen vieler Menschen nach Unabhängigkeit und Freiheit. Doch ist es wirklich das, was Jesus meint, wenn er vom guten Hirten spricht?

Uns Menschen heute ist ein Hirt mit seiner Herde bei weitem nicht mehr so vertraut, wie den Menschen zur Zeit Jesu. Würde man einen guten Hirten – und von solch einem spricht Jesus ja – fragen, was er von seinen Tieren hält, so wird er sie sicher nicht als eine dumme, blökende Masse bezeichnen. Der gute Hirt kennt jedes einzelne Tier aus seiner Herde. Er weiß, wieviel er jedem einzelnen zumuten kann. Er darf die Herde nie schneller und weiter führen, als es das schwächste Tier verkraftet. Er merkt sofort, wenn einem Tier etwas fehlt, er sucht das Verirrte.

Wenn er alle seine Schafe hinausgetrieben hat, geht er ihnen voraus, und die Schafe folgen ihm; denn sie kennen seine Stimme. (Joh 10,4)

Der gute Hirte ist vertraut mit jedem einzelnen Tier seiner Herde. Er weiß, dass jedes Tier anders ist und schon allein deshalb ist die Herde für ihn mehr als eine gleichförmige Masse. Auch die Schafe folgen nicht blind jedem Hirten. Sie sind vielmehr ebenso mit ihrem Hirten vertraut. Sie kennen genau seine Stimme. Sie mussten sich erst an ihn gewöhnen. Nun, da sie ihn kennen, folgen sie ihm, weil sie wissen, dass er sie stets den richtigen Weg zu grünen Weiden und frischem Wasser führt.

Der Dieb kommt nur, um zu stehlen, zu schlachten und zu vernichten. Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben. (Joh 10,10)

Nicht alle Hirten sind gut, manchmal erkennt man das erst auf den zweiten Blick. Es gibt Diebe, die durch die Hintertür in den Stall kommen, nicht durch die Tür, die Jesus Christus ist. Sie wollen die Schafe nur in ihrem eigenen Namen führen, auf einem Weg, der den Tod bedeutet, sei es durch materielle oder seelische Ausbeutung. Wir erleben es ja leider viel zu oft, dass Menschen sich von falschen Hirten verführen lassen, und dann verzweifelt zurück bleiben.

Jesus will, dass die Menschen das Leben haben und es in Fülle haben.  Leben in Fülle, das beginnt dort, wo Menschen erkennen, dass Leben mehr ist als materieller Reichtum und gesundheitliches Wohlergehen, es beginnt dort, wo ein Mensch Gott entdeckt und dadurch zu sich selbst findet, wo er beginnt, seinen Weg in der Freude des Herzens zu gehen, in der Freude darüber, ein Kind Gottes zu sein. Leben in Fülle beginnt dort, wo Menschen sich für andere einsetzen, die in Not sind.

Herr Jesus, du hast uns Leben in Fülle verheißen.

Dieses Leben kommt nicht, wenn wir warten und die Hände in den Schoß legen.

Rüttle du uns auf, dass wir aufstehen, und dem Leben entgegen gehen, dass du uns verheißen hast. Gib dass wir uns führen lassen von dir, dem guten Hirten, denn du kennst den Weg zum Leben, du weißt wo die Orte der Freude sind.

Schenke uns Menschen, die uns zu dir führen und lass auch uns Menschen sein, die andere führen, durch die Tür, die du selbst bist.

Petrusbrief (3)

Wenn ihr aber recht handelt und trotzdem Leiden erduldet, das ist eine Gnade in den Augen Gottes. Dazu seid ihr berufen worden; denn auch Christus hat für euch gelitten und euch ein Beispiel gegeben, damit ihr seinen Spuren folgt. (1Petr 2,20b-21)

Der Erste Petrusbrief zeigt auf, wie christliches Leben in der Situation der Bedrängnis gelingen kann. Es gibt Anfeindungen von außen und auch die Gefahr durch falsche Lehrer in den Gemeinden. Wer in der Bedrängnis standhaft bleiben will, muss daher auch bereit sein, Leiden zu ertragen. Aus Sicht des Ersten Petrusbriefes ist es Gnade, wenn ein Mensch recht handelt und trotzdem Leiden erdulden muss. Er wird dadurch Christus ähnlich, der wegen seiner Gerechtigkeit zum Tod am Kreuz verurteilt wurde.
Leiden als Nachfolge Christi, dieses Motiv scheint uns heute überholt. Wir wollen nicht Leiden, wir wollen Leben, und ist es nicht das Leben in Fülle, das Christus uns verheißen hat? Wo hat da das Leiden seinen Platz?

Um dieses Wort aus dem Ersten Petrusbrief besser zu verstehen, müssen wir auf den Zusammenhang sehen, in dem es steht. Die vorausgehenden Worte richten sich an Sklaven. Diese sollen ihren Herren gehorsam sein. Auch wenn bei den Christen damals Sklaven als vollwertige Gemeindemitglieder galten, wollte man nicht die Institution der Sklaverei an sich in Frage stellen. Die Sklaverei war eine der Grundlagen der Gesellschaft im Römischen Reich. Sklaven gab es in allen Gesellschaftsschichten. Sie waren nicht nur ausgebeutete Arbeitskräfte sondern auch vornehme Verwalter. In ihrem aber dennoch oft harten Leben sollen sie sich Christus zum Vorbild nehmen, der wie ein Sklave aller geworden ist.

Diese Sichtweise relativiert die auf den ersten Blick verklärten Worte über das Leid und das bedeutet auch, dass wir das Leid nicht suchen sollen, so wie es viele Asketen getan haben, die sich selbst Leiden zugefügt haben. Aber wir müssen uns auch davor hüten, zu verweichlichen. Gerade in unserer Zeit, die so viele Annehmlichkeiten bietet, ist das sehr leicht. So wie man im Sport nur durch hartes Training Fortschritte erzielen kann, so muss auch der Glaube trainiert werden.

Wir geraten immer wieder in Versuchungen. Ja, Gott ist barmherzig und er verzeiht uns immer wieder, wenn wir einen Fehler machen und ihn bereuen. Aber das berechtigt nicht zu der Einstellung, dass wir uns nicht gegen die Versuchungen zur Wehr zu setzen brauchen und uns von ihnen einfach treiben lassen. Gerade in unserer freizügigen Gesellschaft ist es ja eine große Gefahr, einfach mit dem Strom zu schwimmen und alles gut zu heißen, was Spaß macht.

Auch in Zeiten in denen es uns gut geht, gilt es, uns für das Leid zu wappnen. Wir wissen nie, was auf uns zukommt. Leid hat vielfältige Formen. Es gibt keinen Menschen, der nicht irgendwann im Leben Leid erfährt. Wir sollen das Leid nicht suchen, und wenn es kommt, gilt es so viel wie möglich dafür zu tun, das Leid zu lindern. Aber wenn es unvermeidbar neben uns steht – so wie es damals für einen ungerecht behandelten Sklaven unvermeidbar war -, dann gilt es, das Leid anzunehmen, es zu tragen. Dabei kann uns dann der Blick auf Jesus Christus helfen, der für uns gelitten hat und das Wort aus dem Ersten Petrusbrief: “Wenn ihr aber recht handelt und trotzdem Leiden erduldet, das ist eine Gnade in den Augen Gottes.”

Der Hinweis auf das Leiden Christi wird noch weiter ausgeführt durch einen Hymnus auf den leidenden Christus, der starke Anklänge an das vierte Lied vom Gottesknecht aus Jesaja 53 aufweist:

Er hat keine Sünde begangen und in seinem Mund war kein trügerisches Wort.
Er wurde geschmäht, schmähte aber nicht; er litt, drohte aber nicht, sondern überließ seine Sache dem gerechten Richter.
Er hat unsere Sünden mit seinem Leib auf das Holz des Kreuzes getragen, damit wir tot seien für die Sünden und für die Gerechtigkeit leben. Durch seine Wunden seid ihr geheilt. (1Petr 2,22-24)

Christus hat uns durch seinen Tod am Kreuz gerettet. Er, der Gerechte, ist wegen der Ungerechtigkeit der Menschen gestorben. Er hat sich nicht gewehrt gegen das, was die Menschen ihm angetan haben. In dieser Hingabe an den Willen des Vaters, der das Leid seines Sohnes nicht verhindern wollte, hat er uns das Heil gebracht. Die Wunden Jesu sind das Heilmittel für die Wunden unserer Seele.

Denn ihr hattet euch verirrt wie Schafe, jetzt aber seid ihr heimgekehrt zum Hirten und Bischof eurer Seelen. (1Petr 2,25)

Bei Jesus Christus haben wir unsere Heimat gefunden. Er ist unser Hirte. Er ist der gute Hirte, der selbst sein Leben riskiert, um seine Herde zu schützen, der sich dem Wolf entgegenwirft, der den Löwen besiegt. Das bedeutet das Leiden, das Jesus ertragen hat. Es war der Kampf mit dem Feind der Menschen. Er hat ihn besiegt, er hat die Menschen dem Tod entrissen und so ist aus dem Leid Jesu Christi neues Leben geworden für die Vielen.

Petrusbrief (2)

Und wenn ihr den als Vater anruft, der jeden ohne Ansehen der Person nach seinem Tun beurteilt, dann führt auch, solange ihr in der Fremde seid, ein Leben in Gottesfurcht. Ihr wisst, dass ihr aus eurer sinnlosen, von den Vätern ererbten Lebensweise nicht um einen vergänglichen Preis losgekauft wurdet, nicht um Silber oder Gold, sondern mit dem kostbaren Blut Christi, des Lammes ohne Fehl und Makel. Er war schon vor der Erschaffung der Welt dazu ausersehen und euretwegen ist er am Ende der Zeiten erschienen. Durch ihn seid ihr zum Glauben an Gott gekommen, der ihn von den Toten auferweckt und ihm die Herrlichkeit gegeben hat, sodass ihr an Gott glauben und auf ihn hoffen könnt. (1Petr 1,17-21)

Der Erste Petrusbrief möchte die Gläubigen dazu ermutigen, in der sie umgebenden Bedrängnis ein Leben aus der Freude der Auferstehung zu führen. Versuchen wir uns einmal, in diese Situation hineinzuversetzen. Es war für die Gläubigen damals ein großer Schritt, Christen zu werden. Was christliches Leben bedeutet, war damals dem Großteil der Bevölkerung ziemlich unbekannt. Zudem war der Zutritt zu den christlichen Gottesdiensten nur den Getauften gestattet. Wir können uns gut vorstellen, dass damals viele unschöne Gerüchte über die Christen im Umlauf waren.

Und dann schließt sich einer dieser verdächtigen Gemeinschaft an. Was hat die Menschen damals dazu bewogen, Christen zu werden? Christ werden, das bedeutete damals auch, Außenseiter zu sein, nicht mehr an den großen öffentlichen Festlichkeiten teilnehmen zu dürfen, ein weitgehend enthaltsames Leben zu führen. Wer möchte so etwas freiwillig tun?
Es war die Sehnsucht nach dem Heil, das viele dazu veranlasst hat, Christen zu werden.

Sie haben erkannt, dass irdischer Reichtum nicht glücklich macht, dass die heidnischen Götter und auch die modernen Kulte letztlich kein Heil bringen können. Sie waren enttäuscht von dem ausschweifenden Leben der Großstädte, von der Oberflächlichkeit und Verschwendung, aber auch von der Gier und der Brutalität, die dort herrschten.
Die Christen waren anders. Sie bildeten eine wirkliche Gemeinschaft, in der soziale Unterschiede nicht zählten, in der man sich aufeinander verlassen konnte und die vor allem auch eines kannte: einen Gott, der die Menschen liebt, der die Menschen von Schuld befreit, der dafür aber keine Opfer verlangt, wie andere Götter, sondern der sich selbst geopfert hat für das Heil der Menschen. Einen Gott, der sich “Vater” nennen lässt, nicht ein Vater wie Zeus, der launisch und brutal ist, sondern ein liebender Vater, der für seine Kinder sorgt.

Und dieser Vater hat in seiner Liebe seinen Sohn auf die Erde gesandt, der sich geopfert hat für das Heil der Menschen, der sich geopfert hat, wie ein Lamm, nicht wie ein mächtiger Stier. Gottes Sohn kam friedlich wie ein Lamm auf die Welt, ein Lamm, das keinem etwas zuleide tut, ein Lamm, rein und ohne Makel, ein Lamm, das in seinem ganzen Sein die Liebe verkörpert, Liebe ohne Machtgelüste, ohne Falschheit, ohne Lüge. Die Heiligkeit und Liebe dieses Gottes hat die Menschen dazu veranlasst, sich denen anzuschließen, die an diesen Gott glauben und selbst ein neues Leben anzufangen, ein Leben, in dem sie selbst bereit sind, diese unverfälschte Liebe zu leben.

Der Wahrheit gehorsam, habt ihr euer Herz rein gemacht für eine aufrichtige Bruderliebe; darum hört nicht auf, einander von Herzen zu lieben. Ihr seid neu geboren worden, nicht aus vergänglichem, sondern aus unvergänglichem Samen: aus Gottes Wort, das lebt und das bleibt. Denn alles Sterbliche ist wie Gras und all seine Schönheit ist wie die Blume im Gras. Das Gras verdorrt und die Blume verwelkt, doch das Wort des Herrn bleibt in Ewigkeit. Dieses Wort ist das Evangelium, das euch verkündet worden ist. (1Petr 1,22-25)

Die unverfälschte Liebe soll das Kennzeichen der Christen sein. Das hat Jesus Christus verkündet. Die Liebe ist die Botschaft Gottes an uns Menschen und diese Liebe ist unvergänglich. Alles Irdische vergeht, wie Gras, das verdorrt. Irdischer Reichtum vergeht, irdische Freuden sind begrenzt. Worauf also kann ich mein Leben bauen? Was ist der Sinn des Lebens? Ist das Leben nicht doch letztlich sinnlos? Soll ich dann nicht doch die irdischen Freuden genießen, solange ich kann? Soll ich irdischen Reichtum anhäufen, soviel wie mir möglich ist?

Oder gib es diesen Gott, der das unvergängliche Glück für mich bereithält, ein Glück, das ich nie erreichen kann, selbst wenn ich alle irdischen Freuden maximal auskoste? Gibt es etwas Unvergängliches, für das es sich lohnt, auf das Vergängliche zu verzichten, eine unvergängliche Freude, um derentwillen ich die vergänglichen Freuden gering achte, ein ewiges Heil, für das ich jetzt sogar Bedrängnisse auf mich nehme?

Die Erfahrung, diesem Gott begegnet zu sein, ihn nicht nur von den Erzählungen anderer zu kennen, sondern selbst die Erfahrung zu machen: ja, es gibt diesen Gott, der mich liebt, der mich erlöst hat, der mir das Heil schenkt und mich in seine Nähe ruft, das war die Kraft, die die Menschen damals veranlasst hat, Christen zu werden und im Namen Jesu Christi auch Leiden und Bedrängnisse auf sich zu nehmen. Diese Erfahrung ist auch heute möglich.

Mein Vater,
ich überlasse mich dir,
mach mit mir, was dir gefällt.
Was du auch mit mir tun magst, ich danke dir.
Zu allem bin ich bereit, alles nehme ich an.
Wenn nur dein Wille sich an mir erfüllt
und an allen deinen Geschöpfen,
so ersehne ich weiter nichts, mein Gott.
In deine Hände lege ich meine Seele.
Ich gebe sie dir, mein Gott,
mit der ganze Liebe meines Herzens,
weil ich dich liebe,
und weil diese Liebe mich treibt,
mich dir hinzugeben,
mich in deine Hände zu legen,
ohne Maß,
mit einem grenzenlosen Vertrauen;
denn du bist mein Vater.
(Charles de Foucauld)

Petrusbrief (1)

Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus: Er hat uns in seinem großen Erbarmen neu geboren, damit wir durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten eine lebendige Hoffnung haben und das unzerstörbare, makellose und unvergängliche Erbe empfangen, das im Himmel für euch aufbewahrt ist. (1Petr 1,3-4)

Der Erste Petrusbrief, der uns im Lesejahr A durch die Osterzeit begleitet, beginnt mit einem Lobpreis an Gott. Gott hat uns in seinem großen Erbarmen neu geboren. Wie an vielen Stellen der Heiligen Schrift sehen wir auch hier das Grundcharakteristikum christlichen Glaubens: Jesus Christus ist Auferstanden, durch seinen Sieg über den Tod steht auch uns der Weg zum Leben, ewigen Leben, offen. Das ist unsere Hoffnung, aber keine unsichere Hoffnung, sondern eine Gewissheit, die uns Mut macht. Das Lob des Auferstandenen ist kein toter Buchstabe, sondern eine lebendige Wahrheit, die es gilt, uns immer wieder neu bewusst zu machen.

Jesus lebt. In ihm haben wir das Leben. Wir müssen zwar hindurch durch Drangsal und Bedrängnis, doch Gott behütet uns auf diesem Weg. Er gleicht dem Weg des Goldes durch den Schmelzofen. Das Gold wird dadurch nicht zerstört, sondern vielmehr reiner und wertvoller. So wie das Feuer des Schmelzofens für das Gold nicht zu heiß ist, so sind die Prüfungen dieser Zeit nicht zu schmerzhaft für uns. Wir können sie mit Gottes Hilfe bestehen und gehen daraus gestärkt und glänzend hervor und finden am Ende das Tor zur Herrlichkeit Gottes weit geöffnet.

Wir sehnen uns nach unserem Herrn Jesus Christus, der uns in seiner Barmherzigkeit das neue Leben geschenkt hat. Wir haben ihn nicht gesehen, aber wie lieben ihn, er ist uns nicht fern, wir stehen in einer Beziehung zu ihm. Auch wenn Jesus nicht mehr in irdischer Gestalt bei uns ist, auch wenn wir ihn nicht mehr in seinem Auferstehungsleib berühren können wie die ersten Zeugen seiner Auferstehung, er ist bei uns, er ist uns nahe. Er schenkt uns das Heil und hilft uns, dieses heil jeden Tag zu bewahren.

Jesus Heil! Jesus Leben! Jesus Hoffnung!
Herr, du schenkst uns Heil und Leben,
du bietest uns deine Freundschaft an.
Durch deine Gegenwart
schenkst du uns Freude in Fülle
und gibst uns Hoffnung.
Du hast uns in deiner Barmherzigkeit
befreit von Schuld und Sünde.
Durch die Taufe hast du uns
in deine Gemeinschaft gerufen.
Wir sind bereit, deine Zeugen zu sein.
Wir lassen uns senden im Vertrauen
auf deine Liebe und Barmherzigkeit
Stärke uns mit deinem Heiligen Geist!
Lass uns wahrhaft Liebende sein,
die dein Licht in der Welt leuchten lassen
und so ein Segen sind für andere,
damit dein Heil auch heute erfahrbar ist.
Amen.

Marienmonat Mai

Ich denke an die Menschen,

die das Ave Maria vergessen haben,

die es für lächerlich halten, dich anzurufen.

Ich denke an die Menschen,

die gleichgültig und verächtlich

auf dein Bild schauen …

Sind sie unglücklich?

Du bist die Mutter der Unglücklichen.

Sind es Sünder?

Du bist die Zuflucht der Sünder.

Haben sie Gott den Rücken gekehrt?

Du bist die Pforte des Himmels.

(Dom Helder Camara)

Heilige Maria, führe alle Menschen zur Liebe deines Sohnes, besonders jene, die ihn vergessen haben und all jene, die am meisten deiner Fürsprache bedürfen.