Bonifatius, der Apostel Germaniens, stammt aus England. Um das Jahr 675 wurde er wahrscheinlich in der Nähe von Exeter im Südwesten Englands geboren. Sein Taufname lautet Wynfreth (Winfrid). Das ist ein typischer altenglischer Name, bestehend aus den beiden Wörtern wyn = Friede und freth = Freude.
Seine Eltern, die vermutlich dem niederen Adel großbäuerlicher Grundbesitzer angehörten, gaben Winfrid im Alter von sieben Jahren zur Erziehung in das Kloster Exeter in Devonshire. Die Lebensbeschreibung des Heiligen weiß zu berichten, dass Winfrid schon als Kind „mehr über Himmlisches als über Gegenwärtiges“ nachdachte und voll Eifer danach trachtete, „sich dem Dienst Gottes zu weihen“.
Neben dem geistlichen Leben im Kloster widmete sich Winfrid eifrig dem Studium. Bald schon konnte die bescheidene Bibliothek des Klosters Exeter seinen Wissensdurst nicht mehr stillen. So wechselt Winfrid mit Erlaubnis seines Abtes in das Kloster Nursling. Hier fand er Raum zur Entfaltung seiner Fähigkeiten und „bestätigte seinen gottergebenen Dienst, sein anhaltendes arbeitsvolles Wachen und seinen Fleiß im Lesen des göttlichen Wortes in so gewaltig eindringender Forschung, dass er endlich in hoher geistlicher Bildung glänzte.“
Ein Schwerpunkt seiner Studien war die Heilige Schrift. Bald war er soweit fortgeschritten, dass er andere lehren konnte. In seiner Zeit in Nursling hat Winfrid mehrere Lehrbücher zu unterschiedlichen wissenschaftlichen Themen verfasst. Er sah im Studium keinen Selbstzweck. Alle Bildung sollte letztlich zu Christus führen, wie er in einem Schreiben deutlich macht:
„Du sollst wissen, dass du die einzelnen Bestimmungen des Alten und Neuen Testamentes dann in der den Kirchensatzungen entsprechenden Weise verstanden hast, wenn du in der Mitte mit geistigen Augen betrachtend den Christus am Kreuz erblicken kannst, der das Bauwerk der Begierde zerstört und den Tempel der gütigen Liebe erbaut.“
Um das Jahr 705 wurde Winfrid zum Priester geweiht. Bald wurden sowohl weltliche als auch geistliche Würdenträger auf den begabten Mönch aufmerksam und er wurde mit kirchenpolitischen Aufgaben betraut, die über den engeren Umkreis seines Klosters hinausreichten. Winfrid hatte eine Laufbahn eingeschlagen, auf der er sicher bald zum Bischof einer bedeutenden Diözese Englands geworden wäre. Doch sein Sinn stand nach etwas anderem. Er wollte in die Ferne ziehen und den Heiden den Namen Jesu Christi verkünden.
Im Jahr 716, im Alter von etwa 40 Jahren, tat Winfrid einen ungewöhnlichen Schritt. Er verließ sein Kloster und schiffte sich nach Doristat am Niederrhein ein, um bei den Friesen zu missionieren. Doch widrige Umstände veranlassten ihn zu einer baldigen Rückkehr nach England. Dort wählten ihn die Mönche von Nursling zum Abt ihres Klosters. Doch schon im nächsten Jahr bricht Winfrid wieder auf und sollte nie mehr in seine alte Heimat zurückkehren.