Schon in meiner Jugendzeit ist mir unter den Namen der Heiligen einer aufgefallen, der hervorsticht, weil er so ungewöhnlich ist. Unter den Heiligen, die als gebotene Gedenktage im deutschen Sprachraum zu feiern sind, gibt es nur wenige Nichteuropäer und noch weniger Afrikaner. Karl Lwanga ist einer von ihnen. Seine Heimat, das heute Uganda, wurde erst um das Jahr 1860 von Europäern entdeckt, als britische Forscher auf der Suche nach den Nilquellen immer weitere ins Innere des Kontinentes vordrangen.
Erst 1894 wurde Uganda britisches Protektorat. Bis zu dieser Zeit herrschten Könige über das Land. Zur Zeit des Karl Lwanga regierte König Mwanga II. Dieser stand zunächst den in das Land gekommenen christlichen Missionaren wohlwollend gegenüber. Karl Lwanga gehörte zu einer Gruppe von Neugetauften, die die Weißen Väter in nur sechs Jahren des Wirkens in Uganda gewonnen hatten. Viele von ihnen lebten am Hof des Königs.
Karl Lwanga und einige andere der Neugetauften machten bald große Fortschritte im Glauben, so dass sie selbst andere auf die Taufe vorbereiten und den Glauben durch Katechismusunterricht bei ihren Landsleuten vertieften konnten. Das Christentum schien unter der einheimischen Bevölkerung Fuß gefasst zu haben.
Doch plötzlich schlug die Stimmung des Königs um. Der Hauptgrund dafür lag darin, dass das Christentum die ausschweifende Sexualität des Königs, der sich auch an Kindern verging, missbilligte. Karl Lwanga und andere Neugetaufte, von denen ja viele am Hof des Königs lebten, traten diesem entgegen und setzten alles daran, die Jungen vor den Begierden des Königs zu schützen.
Der König ließ zunächst einen katholischen Priester, der das Fehlverhalten des Königs offen kritisierte, enthaupten. Dann ließ er alle Christen am Hof zusammenrufen und war entschlossen, sie zu töten. In Erwartung des Martyriums taufte Karl Lwanga in der Nacht noch vier Katechumenen, unter ihnen den erst dreizehnjährigen Kizito. Dann betete er mit ihnen die ganze Nacht hindurch.
Am darauffolgenden Tag, dem 3. Juni 1886, wurde Karl Lwanga zusammen mit fünfzehn jungen Männern, alle jünger als 25, hingerichtet, einige wurden zerstückelt, andere zu Tode geprügelt, die meisten bei lebendigem Leib verbrannt. Ihren Mut gilt es bis heute zu bestaunen.
1934 wurde Karl Lwanga zum Patron der Katholischen Aktion der Jugend Afrikas erklärt. Er ist ein ganz großes Vorbild geworden für alle, die sich um die Tausenden von Flüchtlingen und Verfolgten der letzten Jahrzehnte in Ostafrika kümmern, deren Trost Jesus am Kreuz ist, aber er ist vor allem auch ein Mahnmal gegen Gewalt und Missbrauch, unter denen junge Menschen bis heute zu leiden haben.
1964 wurden Karl Lwanga und seine Gefährten von Papst Paul VI. heiliggesprochen. Der Martyr’s Day ist heute ein gesetzlicher Feiertag in Uganda. Namugongo, der Ort des Martyriums von Karl Lwanga und seinen Gefährten, etwa 10 km nordöstlich der Hauptstadt Kampala gelegen, ist der bedeutendste Pilgerort von ganz Ostafrika.