Christus als Gewand anlegen

Der Apostel Paulus gebraucht in der Lesung aus dem Galaterbrief ein ganz besonderes Bild, um das zu beschreiben, was Nachfolge bedeutet:

„Ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus als Gewand angelegt.“

Christus als Gewand anlegen, was meint Paulus damit? Wer „Gewand Christi“ bei Google eingibt, der stößt dabei schnell auf den heiligen Rock in Trier. Hier haben wir ein Gewand, das Christus selbst getragen haben könnte. Zu den großen Wallfahrten können wir dieses Gewand Christi ansehen und verehren. Aber doch meint Paulus mit seinen Worten etwas anderes, als dass wir dieses Gewand Christi auch selbst anziehen sollten.

Wenn wir über das Thema Kleidung nachdenken, so fällt uns auf, dass wir selbst in großen Menschenmassen selten zwei Menschen sehen, die gleiche Kleidung tragen. So vielfältig ist das Angebot an Kleidungsstücken, so groß ist unser Drang nach Individualität, dass wir uns von anderen unterscheiden wollen. Andererseits schafft das bewusste Tragen der gleichen Kleidung Gemeinsamkeit. Das sehen wir spielerisch, wenn zwei Menschen im „Partnerlook“ gehen. Manche autoritäre Staaten wollten alle ihre Bürger in Einheitskleidung stecken. Ähnliche Kleidung zeigt Zugehörigkeit zu einer gewissen Gruppe. Offizielle Anlässe verlangen nach einer angemessenen Kleidung, die Uniform der Soldaten macht die vielen zu einer Truppe. Im kirchlichen Bereich kennen wir das Ordensgewand, das die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Orden zum Ausdruck, oder das Kollar, das einen Priester kenntlich macht.

All dies hilft uns, das Wort des Apostels Paulus besser zu verstehen. Wie es verschiedene Gruppen tun, so sollen auch wir als Christen unsere Ähnlichkeit mit Jesus Christus zum Ausdruck bringen und zugleich das, was uns als Christen untereinander vereint. Wir gehören Jesus Christus, wir sind dazu berufen, unser Leben seinem Leben ähnlich zu machen. Das tut jeder auf seine ganz eigene Weise und doch geht den Vielen der eine Herr voran, der in seine Nachfolge ruft.

Wir müssen als Christen nicht im Gleichschritt marschieren, uns nicht in Einheitskleidung pressen, Nachfolge ist individuell und vielfältig, aber doch gibt es einen gemeinsamen Ursprung, einen gemeinsamen Mittelpunkt, ein gemeinsames Ziel, wonach wir uns auszurichten haben. Blicken wir auf den Herrn, der uns vorangeht, und folgen wir ihm auf dem Weg, den er uns führen will.