Wenn wir über Gott reden, so haben wir meist eine recht klare Vorstellung davon, wer Jesus Christus ist. Auch vom Vater haben wir eine gewisse Vorstellung. Aber der Heilige Geist, der entzieht sich oft unserem Denken. Das Pfingstfest lädt uns dazu ein, neu über das Wesen des Heiligen Geistes nachzudenken. Ich möchte dazu einen Abschnitt aus dem Werk „Über den Heiligen Geist“ des Basilius von Cäsarea heranziehen. Basilius schreibt:
„Wir wollen jetzt untersuchen, welche allgemeinen Vorstellungen wir mit „Geist“ verbinden, was wir in der Schrift über ihn finden und was wir aus der nichtschriftlichen Überlieferung der Väter über ihn empfangen haben.
Ein Erstes: Wer die verschiedenen Bezeichnungen des Geistes vernimmt, wird der nicht in seiner Seele erhoben, und richtet er sein Denken nicht zu der höchsten Natur empor? Denn er heißt Geist Gottes und Geist der Wahrheit, die vom Vater ausgeht, aufrichtiger Geist, leitender Geist. Heiliger Geist ist seine eigentliche, ihm eigentümliche Bezeichnung, womit ganz besonders das Unkörperliche, rein Immaterielle und Unteilbare ausgedrückt wird.“
Als Basilius um das Jahr 375 sein Werk schrieb, war die Göttlichkeit des Heiligen Geistes umstritten. Viele wollten ihn nicht auf die gleiche Stufe stellen wie den Vater und den Sohn (wobei ja ebenso um die Göttlichkeit des Sohnes damals heftige Auseinandersetzungen geführt wurden). Die Definition der Göttlichkeit des Heiligen Geistes, zu der Basilius mit seinem Werk eine umfangreiche theologische Vorarbeit geleistet hat, erfolgte auf dem Konzil von Konstantinopel im Jahr 381:
„Wir glauben an den Heiligen Geist, der Herr ist und lebendig macht, der aus dem Vater (und dem Sohn) hervorgeht, der mit dem Vater und dem Sohn angebetet und verherrlicht wird, der gesprochen hat durch die Propheten.“
Der Heilige Geist ist die dritte Person der Dreifaltigkeit. Ihm gebührt gleich dem Vater und dem Sohn Anbetung und Verherrlichung. Er steht dem Vater und dem Sohn in seiner Göttlichkeit in nichts nach. Umstritten ist jedoch der im 7. Jahrhundert im Westen erfolgte Zusatz „und dem Sohn“, das berühmte filioque, das bis heute von den Kirchen des Ostens abgelehnt wird. Auf dieses Thema kann ich hier jedoch nicht näher eingehen.
Unbestritten ist spätestens seit dem Konzil von Konstantinopel die Göttlichkeit des Heiligen Geistes. So schreibt auch Basilius:
„Wer das Wort „Geist“ hört, der darf sich nichts Begrenztes vorstellen, etwas, das Veränderungen und Wandlungen unterworfen ist und überhaupt Ähnlichkeit mit Geschaffenem hat. Nein, er muss sich in seinen Gedanken zum Höchsten erheben, muss notwendig eine geistige Wesenheit denken, von unendlicher Macht, unbegrenzter Größe, keinem Zeitmaß unterworfen, die Güter, die sie besitzt, freigebig verschenkend.“