Philipp Neri war von seinem Wesen her ein zutiefst fröhlicher Mensch. Viele Anekdoten aus seinem Leben zeugen davon. Es mag uns vielleicht verwundern wie diese Fröhlichkeit mit seiner tiefen Frömmigkeit zusammengehen kann. Doch Frömmigkeit und Fröhlichkeit sind keine Gegensätze. Der Glaube soll uns ja zu fröhlichen Menschen machen. „Freut euch im Herrn zu jeder Zeit!“ Diesen Wunsch hat schon Paulus in seinen Briefen zum Ausdruck gebracht.
Mit dieser Fröhlichkeit konnte Philipp Neri viele Menschen gewinnen und sie so zu einem tieferen Glauben führen. Wahre Fröhlichkeit ist nicht aufgesetzt, sondern kommt aus der Ruhe des Herzens. Freilich, es ist auch jeder Mensch anders und manche haben eher einen stillen und ernsten Charakter. Somit war seine Fröhlichkeit Philipp Neri in gewisser Weise auch in die Wiege gelegt. Aber doch können wir uns ein wenig anstecken lassen von dieser Freude, die aus einem Herzen kommt, das die Liebe Gottes erfahren hat.
Eine Anekdote berichtet, wie humorvoll selbst die strenge Lektion eines Beichtvaters sein kann. Viele Adlige Roms kamen zu Philipp Neri in den Beichtstuhl, unter ihnen auch die Contessa Bianchi. Ihr Fehler war es, dass sie des Öfteren in Gesellschaft schlecht über andere redete. Dafür bekam sie von Philipp Neri folgende sonderbare Buße auferlegt: Sie solle sich am Markt ein Huhn besorgen und dann damit zu ihm kommen. „Unterwegs musst du es so gut rupfen, dass dabei auch nicht eine Feder übrigbleibt.“
Es muss ein herrlicher Anblick gewesen sein, als die Contessa federrupfend durch die Straßen Roms gezogen ist. Doch es war nicht die Absicht Philipp Neris, die adlige Frau bloßzustellen. Als sie endlich mit dem gerupften Huhn zu ihm kam, erteilte er ihr die eigentliche Lehre. Sie solle nun den Weg wieder zurückgehen und alle Federn einsammeln. Als sie entgegnete: „Das ist doch nicht möglich! Der Wind hat die Federn bereits in ganz Rom verweht.“ antwortete ihr der Heilige: „Daran hättest du vorher denken müssen. So wie du die einmal ausgestreuten Federn nicht mehr aufsammeln kannst, weil der Wind sie verweht hat, so kannst du auch die bösen Worte, die du einmal ausgesprochen hast, nicht wieder zurücknehmen.“
Beten wir darum, dass auch wir etwas von diesem Humor des Heiligen zu spüren bekommen mit einem Gebet von Kardinal John Henry Newman, der selbst Oratorianer und ein großer Verehrer des Heiligen Philipp Neri war:
Heiliger Philipp, du hast immer die Lehre und das Beispiel des heiligen Apostels Paulus befolgt, indem du dich stets über alle Dinge freutest. Erlange mir die Gnade einer vollkommenen Hingabe an Gottes Willen, des Gleichmuts gegenüber den Dingen dieser Welt und lass mich stets den Himmel vor Augen haben, so dass ich über die göttlichen Fügungen nie enttäuscht bin, nie verzage, nie traurig oder missmutig werde; dass mein Gesicht immer offen und fröhlich sei und meine Worte freundlich und gütig, wie es denen zukommt, die in jeder Lebenslage das köstlichste der Güter ihr eigen nennen: die wohlwollende Liebe Gottes und die Hoffnung auf die ewige Seligkeit. Amen.