Nicht Frieden, sondern Spaltung … (Lk 12,51)

Bis hierher werden viele noch den Worten Jesu folgen. Ja, wer wünscht es sich nicht, von etwas so begeistert zu sein, dass er darüber alles andere vergisst, dass sein Leben so einen Sinn bekommt und einer ganz in seiner Aufgabe aufgeht. Auch unabhängig vom Glauben kann ein Mensch erfahren, was dieses Feuer bedeutet.

Aber dann … nicht Frieden sondern Spaltung ist die Frucht des Feuers. Also brennt es doch nieder, gerät außer Kontrolle, wird aus der Begeisterung blinder Fanatismus? Ist es das, was Jesus will? Sind es nicht gerade solche Feuer wie Kreuzzüge und Mission mit dem Schwert, die das Christentum bis heute in den Augen vieler Menschen diskreditieren?  Darf man solche Worte in einer Gesellschaft, die Toleranz als eines ihrer höchsten Ziele erhoben hat, überhaupt noch aussprechen?

Das Ergriffensein vom Feuer führt zu einer Entschiedenheit, die sich nicht durch gesellschaftliche Konventionen einengen lässt. Wer vom Feuer ergriffen ist, der geht seinen Weg und macht dabei keine faulen Kompromisse. Ich denke, das ist es, was Jesus meint. Zu seiner Überzeugung stehen, auch wenn andere das nicht verstehen. Das tun, was getan werden muss, auch wenn es zu Anfeindungen führt. Das ist Konsequenz und nicht Fanatismus.

Nie ruft Jesus dazu auf, Gewalt gegen andere anzuwenden. Und auch hier ist nicht von Gewalt die Rede. Die Spaltung, von der Jesus spricht, ist kein Fanatismus, der seine Gegner niederbrennt. Aber Entschiedenheit führt immer auch zu einer Ent-Scheidung. Das kann bedeuten, sich von engsten Familienmitgliedern zu trennen, wenn sie nicht bereit sind, den Weg mit zu tragen. Wenn auch nicht Entzweiung, so bedeutet es doch, entschieden seinen Standpunkt zu vertreten.

Jesus will uns dazu ermuntern, mit einer gewissen Selbstsicherheit durchs Leben zu gehen, uns nicht anzupassen an etwas, das unserem tiefsten Wesen widerspricht, nicht mitzumachen bei etwas, das gegen unsere Überzeugung ist. Dazu gehört Mut und wer diesen Mut beweist, der findet auch bei solchen Menschen Anerkennung, die nicht die Überzeugung teilen, die dahintersteht. Aber durch diesen Mut wird er zu einem Zeugen, der das Fundament des Glaubens auch für andere interessant werden lässt.

Feuer (3)

Du Feuer, das immer brennt und nie erlöscht,

du Liebe, die immer glüht und nie lau wird,

verbrenne mich, damit ich dich liebe.

Ich liebe dich, Jesus, von ganzem Herzen,

mit all meiner Seele, mit all meiner Kraft.

Ich möchte dich mehr lieben und dass alle dich lieben.

Ich möchte dich um meinetwillen

und um aller Geschöpfe willen lieben.

Antonius Maria Claret

Feuer bin ich gekommen, auf die Erde zu werfen … Lk 12,49 (1)

Feuer ist Kraft und Leben. Wenn es außer Kontrolle gerät, ist es vernichtend, doch wenn seine Kraft in rechte Bahnen gelenkt wird, dann treibt es an. Das Feuer der Sonne strahlt seine Wärme bis auf die Erde und macht erst das Leben möglich. Von diesem Feuer empfangen die Pflanzen ihre Kraft zum Wachstum. In jedem von uns brennt ein Feuer, das uns die Energie zum Leben gibt, und wenn dieses Feuer erlischt, dann sterben wir.

Antonius Maria Claret spricht vom Feuer der Liebe und um dieses zu erklären, gebraucht er das Bild einer Dampflok, die durch Feuer angetrieben wird:

„Die notwendigste Tugend ist die Liebe. Ja, das sage ich, und ich werde es noch tausendmal sagen: Die Tugend, die ein apostolischer Missionar am dringendsten braucht, ist die Liebe. Er muss Gott lieben, Jesus Christus, Maria und die Mitmenschen. Wenn er diese Liebe nicht hat, sind alle seine schönen Talente nutzlos. Verbindet sich bei ihm jedoch mit seinen natürlichen Talenten eine große Liebe, dann hat er alles.

In der Tat wirkt das Feuer der Liebe bei einem Diener des Herrn so wie das materielle Feuer in der Lokomotive der Eisenbahn und wie die Maschine in einem Dampfschiff, die alles mit größter Leichtigkeit in Bewegung setzt. Wozu nützte die ganze Maschinerie, wenn kein Feuer darin wäre und kein Dampf? Zu gar nichts nützte sie. Wozu kann es einem Priester nützlich sein, dass er seine ganze Ausbildung gemacht hat und zum Doktor der Theologie und beider Rechte promoviert wurde, wenn er das Feuer der Liebe nicht hat? Zu gar nichts. Es hat keinen Nutzen für andere, denn er wäre dann wie eine Lokomotive der Eisenbahn ohne Feuer; anstatt eine Hilfe zu sein, wäre er eher ein Hindernis.“

Von einem solchen Feuer spricht Jesus, das Feuer, das auch in ihm brennt und als Funke auf die Menschen überspringt. Der Heilige Geist kam an Pfingsten in Gestalt von Feuerzungen herab und hat die ersten Christen entflammt. Bis heute brennt dieses Feuer und jeder, der in der Nachfolge Jesu leben will, muss sich von ihm entzünden lassen.

Lauheit ist eines der größten Übel. Wenn das Feuer ausgeht und etwas langsam kalt wird, dann wird es fad, niemand mag es mehr. Ein fader Christ kann niemanden begeistern. Daher ist es an uns, das Feuer in uns nie erlöschen zu lassen, uns immer neu zu entzünden an Christus, durch das Gebet, durch die Meditation der Heiligen Schrift, durch die Heilige Messe …

Beten wir darum, dass dieses Feuer der Liebe in uns brennt. Je mehr es uns verzehrt, desto mehr werden wir eins mit Jesus Christus.

Da uns eine so dichte Wolke von Zeugen umgibt … (Hebr 12,1)

Der Hebräerbrief hat im vorangegangenen Kapitel eine lange Liste von Glaubenszeugen aufgeführt. Dass der Glaube trägt, das zeigt uns am eindrücklichsten das Zeugnis von Menschen, die selbst diesen Glauben gelebt haben. All diese sind nach ihrem irdischen Leben nicht im Nichts versunken, sondern sie stehen uns zur Seite, um mit uns den Weg des Glaubens zu gehen.

Die Heiligen, die auf den hohen Podesten in den Kirchen stehen, sind nicht nur zum Anschauen da, sie sind auch mehr als moralische Vorbilder, die mahnend auf uns niederblicken, um uns zu einem guten Leben anzuspornen. Sie stehen da, weil sie uns zeigen wollen, dass sie mitten unter uns sind, nicht als Statuen, sondern lebendig, nicht als eine Art Geister, aber doch unsichtbar. Sie sind uns Vorbild und zugleich auch Führer. In der ewigen Gegenwart Gottes lebend, vermögen sie auch unser Leben zu begleiten.

Im Glauben geht es um mehr als um das „gute Leben“, es geht um ein Leben in Gottes Gegenwart. Es ist unsere Bestimmung, vor Gottes Angesicht zu leben gemäß der Würde, die Gott uns geschenkt hat. Und es gilt zu meiden, was dieser Würde widerspricht und uns den Blick auf Gott verstellt, weil es eine Last ist, die uns niederzieht und uns erniedrigt.

Daher lasst uns alle Last und die uns umstrickende Sünde abwerfen und mit Ausdauer den uns bestimmten Wettkampf laufen. (Hebr 12,1)

Der Hebräerbrief stellt uns ein Bild aus dem Bereich des Sports vor Augen. Wir sind die Läufer im Stadion, auf den Rängen sitzen die uns vorangegangenen Zeugen des Glaubens als Zuschauer und feuern uns an, dass auch wir das Ziel erreichen. Wer schnell laufen will, wirft allen unnötigen Ballast von sich. Ein solcher ist auch die Sünde, sie drückt uns nieder und schwächt uns und lenkt vor allem unserem Blick weg vom Ziel, sie führt uns auf Irrwege und so verlieren wir wertvolle Zeit.

Wir finden den Weg zum Ziel, wenn wir auf Christus blicken. Er ist uns vorangegangen auf dem Weg, er steht am Ziel und erwartet uns mit dem Siegeskranz des ewigen Lebens. Hier ist Freude und Erfüllung. Auch wenn der Weg dahin anstrengend sein mag, wer sich der Bequemlichkeit hingegeben hat, hat noch nie das wahre Glück gefunden, sondern versinkt immer mehr im Sumpf vergänglicher Genüsse.

Lassen wir uns jeden Tag neu von dieser Stelle aufrütteln. Es ist nie zu spät, mit dem Training zu beginnen. Wir brauchen nicht aufzugeben, wenn wir andere sehen, die schneller laufen als wir. Der Hebräerbrief spricht nicht davon, dass wir unter den ersten sein müssen. Was zählt ist das Durchhalten, dass wir das Ziel erreichen, und jeder, der es erreicht, gehört zu den Siegern.

Mariä Himmelfahrt (1)

Johannes von Damaskus beschreibt nach einem alten Bericht die Entschlafung der Gottesmutter:

„In der Heiligen und von Gott inspirierten Schrift ist zwar das den Heimgang der heiligen Gottgebärerin Maria Betreffende nicht dargelegt, doch aus alter und zuverlässigster Überlieferung haben wir empfangen, dass zur Zeit ihrer glorreichen Entschlafung alle heiligen Apostel, die zur Rettung der Nationen den ganzen Erdkreis durchzogen, in einem einzigen Augenblick allesamt durch die Lüfte nach Jerusalem getragen wurden, und als sie bei ihr ankamen, göttlichen Hymnengesang der höheren Mächte vernahmen. Hierauf übergab sie in göttlichem und überhimmlischem Lichtglanz auf unaussprechliche Weise ihre heilige Seele in Gottes Hände. Ihr Leib aber, der Gott empfangen hatte, wurde unter dem Hymnengesang der Engel und der Apostel weggetragen und in einem Sarg in Getsemani niedergelegt, wo die Wache und der Hymnengesang der Engel drei Tage lang unaufhörlich weiterging.

Als nach dem dritten Tag der Engelgesang aufhörte, in der Gegenwart der Apostel, kam einer von ihnen, der abwesend gewesen war, nämlich Thomas, und wünschte den Leib, der Gott empfangen hatte, zu verehren, und so öffneten sie den Sarg. Doch ihren allbesungenen Leib vermochten sie darin nicht zu finden, sondern nur die Grabgewänder fanden sie darin liegen, von denen ein unaussprechlicher Wohlgeruch ausging und sie erfüllte. Danach schlossen sie den Sarg wieder. Überrascht von diesem wunderbaren Mysterium, gab es für sie nur einen einzigen Gedanken – dass derjenige, dem es gefallen hatte, in seiner eigenen Person in der Jungfrau Fleisch anzunehmen und Mensch zu werden und aus ihr geboren zu werden als inkarnierter Logos Gottes und Herr der Herrlichkeit, indem er ihre Jungfräulichkeit auch nach der Geburt unversehrt bewahrte, dass es demjenigen nach ihrem Hingang auch gefiel, ihren unbefleckten und makellosen Leib noch vor der allgemeinen und universellen Auferstehung mit der Unverweslichkeit zu ehren und zu entrücken.“

Glaube (4) Lk 12,34

Wenn ich die Erfahrung gemacht habe, dass der Grund meines Glaubens trägt, dann wird es mir auch nicht mehr schwer fallen, das zu erfüllen, wovon Jesus am Beginn des heutigen Evangeliums spricht, wenn er uns dazu auffordert, unseren Besitz an die Armen zu verteilen.

Wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz.

In den Sprüchen der Wüstenväter heißt es:

Die freiwillige Armut ist für den Mönch ein Schatz. Erwirb dir einen Schatz im Himmel, denn ohne Ende sind die Äonen der Ruhe.

Mag dieses Ideal uns auch heute zu weit weg erscheinen, sicher auch nur für wenige erfüllbar, da wir eingebunden sind in viele Verantwortungen und Pflichten auch für andere Menschen, so lohnt es doch, stets daran zu denken und auf diesen Grund zu vertrauen, der uns mehr Sicherheit gibt, jetzt schon in diesem Leben und auch im zukünftigen, der sicherer ist alle materiellen Absicherungen, der gerade dann am sichersten trägt, wenn wir alle anderen Sicherungen von uns werfen und uns allein IHM anvertrauen.

Glaube (2) Hebr 11,1

Was bedeutet Glaube? Das Verb „glauben“ hat im Deutschen verschiedene Bedeutungen.

Wenn ich sage „ich glaube …“ so kann dies eine bloße Meinung wiedergeben, die man nicht begründen kann. „Ich glaube, morgen wird das Wetter schön.“ „Ich glaube, das könnte dir gefallen.“ … Ob das dann auch so ist, sieht man erst, wenn es soweit ist. Etwas glauben, das kann auch bedeuten, dass man eine Vermutung hat, die man nicht beweisen kann. Man glaubt irgendwelchen Gerüchten.

Ist unser Glaube an Gott auch so? Glauben wir vielleicht nur auf Grund unserer Erziehung und unseres kulturellen Umfeldes an einen bestimmten Gott, den sich Menschen im Laufe der Geschichte so zurechtgelegt haben? Ist der Glaube austauschbar, weil wir ja sowieso nichts Genaues von Gott wissen und wir nur das übernehmen, was andere uns gelehrt haben?

Das 11. Kapitel des Hebräerbriefes bietet uns eine Definition dessen, was Glaube bedeutet, die wir wohl nie ganz auszuschöpfen vermögen und über die es sich immer wieder nachzudenken lohnt.

Glaube ist tragende Wirklichkeit von dem, was man erhofft,

ein Zutagetreten der Tatsachen, die man nicht sieht.

Glaube ist das, was hinter dem steckt, was man erhofft. Die Hoffnung des Glaubenden geht nicht in die Leere. Es gibt einen festen Grund für seine Hoffnung.

Glauben kann man vieles, aber ein wirklicher Glaube zeichnet sich dadurch aus, dass etwas dahintersteckt. Der Grund dieser Hoffnung bleibt den Augen verborgen und doch kann man erfahren, dass dieser Grund trägt.

Die Tragfähigkeit des Glaubens zeigt der Hebräerbrief darin auf, dass er eine lange Reihe von Glaubenszeugen aus dem Alten Testament anführt. Wir können diese Liste fortführen mit den vielen Glaubenszeugen bis in unsere Tage hinein, Heilige, Selige und unzählbar viele, an die heute kein Mensch mehr denkt. Von Gott haben uns zunächst andere erzählt, unsere Eltern, Priester, Freunde. Sie haben die Grundlage unseres Glaubens gelegt.

Jeder einzelne aber ist dazu bestimmt, selbst in seinem Leben die Erfahrung zu machen, dass der Glaube trägt, dass es diese verborgene Wirklichkeit Gottes gibt, die unsichtbar aber erfahrbar in unsere Welt hineinragt. Es liegt an jedem einzelnen, den Schritt zu tun in die verborgene Welt Gottes hinüber, und zu erfahren, dass der Grund unseres Glaubens auch mich trägt, dass Gott existiert. Dann treten wir selbst ein in die Reihe der Glaubenszeugen. Wagen wir diesen Schritt und bitten wir Gott darum, dass er uns die Erfahrung seiner Nähe schenkt.