Der Hebräerbrief hat im vorangegangenen Kapitel eine lange Liste von Glaubenszeugen aufgeführt. Dass der Glaube trägt, das zeigt uns am eindrücklichsten das Zeugnis von Menschen, die selbst diesen Glauben gelebt haben. All diese sind nach ihrem irdischen Leben nicht im Nichts versunken, sondern sie stehen uns zur Seite, um mit uns den Weg des Glaubens zu gehen.
Die Heiligen, die auf den hohen Podesten in den Kirchen stehen, sind nicht nur zum Anschauen da, sie sind auch mehr als moralische Vorbilder, die mahnend auf uns niederblicken, um uns zu einem guten Leben anzuspornen. Sie stehen da, weil sie uns zeigen wollen, dass sie mitten unter uns sind, nicht als Statuen, sondern lebendig, nicht als eine Art Geister, aber doch unsichtbar. Sie sind uns Vorbild und zugleich auch Führer. In der ewigen Gegenwart Gottes lebend, vermögen sie auch unser Leben zu begleiten.
Im Glauben geht es um mehr als um das „gute Leben“, es geht um ein Leben in Gottes Gegenwart. Es ist unsere Bestimmung, vor Gottes Angesicht zu leben gemäß der Würde, die Gott uns geschenkt hat. Und es gilt zu meiden, was dieser Würde widerspricht und uns den Blick auf Gott verstellt, weil es eine Last ist, die uns niederzieht und uns erniedrigt.
Daher lasst uns alle Last und die uns umstrickende Sünde abwerfen und mit Ausdauer den uns bestimmten Wettkampf laufen. (Hebr 12,1)
Der Hebräerbrief stellt uns ein Bild aus dem Bereich des Sports vor Augen. Wir sind die Läufer im Stadion, auf den Rängen sitzen die uns vorangegangenen Zeugen des Glaubens als Zuschauer und feuern uns an, dass auch wir das Ziel erreichen. Wer schnell laufen will, wirft allen unnötigen Ballast von sich. Ein solcher ist auch die Sünde, sie drückt uns nieder und schwächt uns und lenkt vor allem unserem Blick weg vom Ziel, sie führt uns auf Irrwege und so verlieren wir wertvolle Zeit.
Wir finden den Weg zum Ziel, wenn wir auf Christus blicken. Er ist uns vorangegangen auf dem Weg, er steht am Ziel und erwartet uns mit dem Siegeskranz des ewigen Lebens. Hier ist Freude und Erfüllung. Auch wenn der Weg dahin anstrengend sein mag, wer sich der Bequemlichkeit hingegeben hat, hat noch nie das wahre Glück gefunden, sondern versinkt immer mehr im Sumpf vergänglicher Genüsse.
Lassen wir uns jeden Tag neu von dieser Stelle aufrütteln. Es ist nie zu spät, mit dem Training zu beginnen. Wir brauchen nicht aufzugeben, wenn wir andere sehen, die schneller laufen als wir. Der Hebräerbrief spricht nicht davon, dass wir unter den ersten sein müssen. Was zählt ist das Durchhalten, dass wir das Ziel erreichen, und jeder, der es erreicht, gehört zu den Siegern.