Antonius von Padua (1) – Jeder Mensch braucht Vorbilder …

Antonius von Padua gehört zu den beliebten Volksheiligen. In vielen Kirchen finden wir ein Bild oder meist eine Statue von ihm mit dem Jesuskind auf dem Arm. Wir kennen vielleicht einige Anekdoten aus seinem Leben wie die berühmte Fischpredigt. Etwas verklärt blickt uns der Heilige an, aber was wissen wir wirklich von ihm? Können wir uns vorstellen, dass dieser berühmte Heilige selbst einen wechselvollen Lebensweg gehabt hat, dass er selbst Vorbilder gebraucht hat, um zu dem zu werden, als den wir ihn heute verehren?

Antonius wurde 1195 in Lissabon geboren. Erst etwa fünfzig Jahre zuvor was diese Stadt von den Muslimen zurückerobert worden. Der Großvater des Antonius hatte sich in diesen Kämpfen verdient gemacht, weshalb er vom König geehrt wurde und die Familie seither zu den Angesehenen der Stadt gehörte und ein repräsentatives Haus gleich neben der Kathedrale bewohnte.

Die Eltern wollten ihrem Sohn Fernando – so hieß Antonius bis zu seinem Eintritt bei den Franziskanern – eine gute Zukunft bereiten und schickten ihn zur Erziehung auf die Kathedralschule. Als Kind aus gutem Haus hatte Fernando eine recht unbeschwerte Kindheit, war aber damit nicht von den Problemen befreit, die Jugendliche zu allen Zeiten durchleben müssen. In seiner Lebensbeschreibung heißt es:

„Nachdem er die Jahre der Kindheit ruhig in der Familie verbracht hatte, vollendete Fernando glücklich sein fünfzehntes Lebensjahr. Da mit der Pubertät der Drang des Fleisches zunahm, und obwohl er sich weitaus mehr als gewöhnlich gepeinigt fühlte, so gewährte er der Jugend und der Lust keinen freien Lauf, sondern zog der bedrängenden Begierde des Fleisches die Zügel an und besiegte so die schwache menschliche Natur.“

Im Alter von etwa 17 Jahren trat Fernando in das Kloster der Augustiner-Chorherren in Coimbra ein. In dieser Stadt residierte, bis 1260 Lissabon zur Hauptstadt wurde, der Portugiesische König. Das Kloster war gut ausgestattet, besaß die umfangreichste Bibliothek des Landes und ermöglichte den Chorherren ein in materieller Hinsicht sorgenfreies Leben. Fernando hatte dort genügend Zeit, sich neben dem Gebet dem Studium zu widmen.

„Er bildete den Geist durch fleißiges Studium und übte die Seele durch Meditation, Tag und Nacht, je nach Möglichkeit, und immer vertiefte er sich in die Heilige Schrift.“

Fernando besaß ein ausgezeichnetes Gedächtnis und alles, was er damals gelernt hat, wird ihm später einmal zu Gute kommen. Seine Kenntnis der Heiligen Schrift hat ihm bis heute den Ehrentitel „Doctor Evangelicus“ zu teil werden lassen. Sicher stand ihm aufgrund seiner Begabungen eine glänzende Karriere im Orden bevor. Doch es sollte anders kommen.

Wahrscheinlich um das Jahr 1220, mit 25 Jahren, wurde Fernando zum Priester geweiht. Im Kloster übernahm er die Funktion des Gastpaters. An der Pforte erschienen zu dieser Zeit immer wieder Brüder aus dem Orden des Franziskus, die in absoluter Armut lebten und um Almosen baten. Im Jahr 1217 haben sie nahe des Klosters der Augustiner-Chorherren ein kleines Grundstück geschenkt bekommen. Fernando wird also des Öfteren Gelegenheit gehabt zu haben, mit den Brüdern ins Gespräch zu kommen.

Die Franziskanische Bewegung war damals noch sehr jung, Franziskus selbst leitete noch den Orden, man spürte noch den Geist des Anfangs. Die Menschen waren begeistert von den Brüdern, die so entschieden das Evangelium lebten und so predigten, dass die Menschen sie verstehen konnten.

Ein Ereignis im Jahr 1220 brachte die Franziskanische Bewegung in aller Munde und machte sie noch populärer, als sie eh schon war. Damals sind fünf Brüder von Spanien aus nach Marokko gezogen, um unter den Muslimen zu predigen. Von Anfang an waren sie bereit zum Martyrium und es dauerte nicht lange, bis ihnen dieses zu teil wurde. In einem großen Triumphzug holte der Kronprinz die Leiber der Märtyrer zurück nach Spanien und sie wurden im ganzen Land und darüber hinaus gefeiert.

Als Glaubenszeuge zu sterben, das Feuer dieses Ideals schlug auch auf Fernando über und er beschloss, sein bisheriges Leben aufzugeben und für dieses Ziel ganz neu zu beginnen. Auch er wollte Franziskaner sein und unter den Muslimen Jesus Christus verkünden und dafür sein Leben hingeben. Er war bereit, das doch recht komfortable Leben eines Chorherren aufzugeben, die Bücher und das Studium, und sein feines weißes Ordenskleid gegen die braune Kutte der Franziskaner einzutauschen, die in einem einfachen Kloster ohne materielle Absicherung von Almosen lebten.

Eine einzige Bedingung stellte er bei seinem Eintritt: er erbat vom Provinzial die Erlaubnis, sofort nach Marokko reisen zu dürfen, um dort bei den Muslimen zu predigen. Diese Bitte wurde ihm gewährt. Fortan nannte er sich Antonius. Die Tür der Augustiner-Chorherren schloss sich hinter ihm und vor ihm lag eine ganz ungewisse Zukunft.

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