Gertrud von Helfta

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Jubeln soll dir jede Sehnsucht

aus der Tiefe meines Herzens,

jedes sehnende Gebet,

und laut sollen sie vor dir kundtun

die Liebesdienste deiner vielen Gnaden.

Jubeln soll dir jedes Seufzen

meines Aufenthalts in diesem Elend,

jeder Seufzer meines Lebensatems.

Und Preis und Heil sage dir all das,

was du, mein Gott, selber bist:

jenes Harren, die Geduld

und die Erwartung, die so lange in mir ist.

Jubeln soll dir die Hoffnung und das Zutraun,

das ich habe zu dir;

denn du wirst endlich aus dem Staub zu dir,

o höchst seliges Leben,

o mein Gott,

zurückführen mich.

Allerheiligen

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Himmlische Chöre preisen den Höchsten.

Engel und Menschen danken ihm ewig.

Sterbliche Wesen rief er zum Leben,

gab seine Gnade Sündern und Armen.

Heilige Freunde, Zeichen der Hoffnung,

Tod und Verderben habt ihr bestanden.

Ihr seid vollendet, lebt in der Freude.

Uns ruft von ferne eure Gemeinschaft.

Jenseits des Todes wartet das Leben,

das für uns alle Christus erwirkt hat.

Ihm sei die Ehre, der uns berufen,

ewig im Lichte vor ihm zu stehen. Amen.

Das Fest Allerheiligen ist der Festtag aller Heiligen, jener, die von der Kirche offiziell heiliggesprochen wurden und auch jener, deren Heiligkeit nicht der ganzen Kirche offenbar wurde, die mit ihrem Leben leuchten in dem kleinen Kreis der Menschen, die sie umgibt und um deren Heiligkeit niemand weiß als Gott.

Sie alle sind uns Vorbild zum Leben. Wenn mich jemand fragt, was die Heiligen auszeichnet, so ist es ihre Einsicht und ihr Mut, das zu tun, was in der konkreten Situation ihrer Zeit und ihres Lebens notwendig war. Solche Menschen brauchen wir an jedem Ort und zu jeder Zeit. Nur die Heiligen können der Welt Frieden und Gerechtigkeit bringen, die wir so sehr ersehnen.

Gott wir danken dir für alle heiligen Menschen. Wir danken dir dafür, dass sie uns zeigen, wie wir unsere Aufgabe in der Welt erfüllen können.

Schenke uns immer wieder Phantasie und Mut durch deinem Heiligen Geist und stärke in uns das Gute, das du in uns hineingelegt hast.

Amen.

Hildegard von Bingen

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Im Himmel ist meine Heimat,

dort begegne ich auch den Geschöpfen;

Gottes Liebe ist mein Verlangen,

den Turm der Sehnsucht will ich errichten.

 

Was du, Gott, willst, das will ich tun.

Mit den Flügeln des guten Willens

fliege ich über des Himmels Gestirne,

um deinen Willen zu tun.

 

Nichts mehr bleibt mir zu suchen und zu wünschen,

ich sehne mich nur noch nach Dir.

Lass mich, o Gott, dein Saitenspiel sein

und der Zitherklang deiner Liebe.

13.9. Hl. Notburga

NotburgaDie hl. Notburga gehört zu den großen Volksheiligen, deren Verehrung tief in der heimischen Frömmigkeit verwurzelt ist, über deren Leben es aber keine im Sinn der modernen Geschichtswissenschaft stichhaltigen Angaben gibt. Sie ist vor allem in Tirol und im südlichen Bayern bekannt. Ihr Grab befindet sich in der Wallfahrtskirche St. Notburga in Eben am Achensee, deren Hochaltar den Reliquienschrein mit den kostbar verzierten Gebeinen der Heiligen enthält. Im Jahr 1862 wurde Notburga durch Papst Pius IX. offiziell als Heilige für die gesamte Kirche anerkannt, da sie seit unvordenklicher Zeit bis in die Gegenwart ununterbrochen öffentlich als Heilige verehrt wurde.

Anfang des 17. Jahrhunderts sammelte der fromme Haller Stiftsarzt Hippolyt Guarinoni die in der Bevölkerung verbreiteten Erzählungen über die Heilige und verfasste im Jahr 1622 eine Lebensbeschreibung. Demnach wurde Notburga um das Jahr 1265 als Tochter einfacher Hutmacherleute im damals noch bayerischen Rattenberg am Inn geboren. Mit 18 Jahren trat sie auf der nahen Rottenburg in den Dienst als Küchenmagd und Beschließerin bei der dortigen Grafenfamilie. Sie war tüchtig und fromm und verteilte darüber hinaus Brot und Wein an die Armen.

Als der alte Graf starb, verbot dessen Sohn, wahrscheinlich auf dem Betreiben seiner hartherzigen Gattin hin die Armenspeisung. Notburga solle die Reste vom Tisch besser an die Schweine verfüttern. Dennoch verteilte Notburga heimlich Speise und Trank an die Armen, es heißt, dass sie diese Gaben von ihrer eigenen Ration nahm. Eines Tages wurde sie vom jungen Grafen dabei ertappt, wie sie den Armen Brot und Wein bringen wollte. Er stellte sie zur Rede, aber als Notburga ihre Schürze öffnete, waren statt Brot Hobelspäne darin und im Krug statt Wein bittere Lauge. Das Wunder erinnert an das Rosenwunder der hl. Elisabeth von Thüringen. Dennoch musste Notburga die Burg verlassen und suchte das Rupertkirchlein in Eben auf, das sie vom Schloss aus auf der anderen Seite des Inn oft im Blick gehabt hatte.

In Eben trat Notburga eine Stelle als Magd beim Spießenbauer an, wo sie fünf Jahre blieb. Mit dem Bauer hatte sie ausgehandelt, dass sie nach dem abendlichen Gebetsläuten, das auch das Ende der Feldarbeit angab, und an Feiertagen keine Arbeit zu verrichten hatte, sondern sich ganz dem Gebet widmen durfte. Das abendliche Gebetsläuten als Gruß an die Gottesmutter und Gedenken an die Menschwerdung Christi verbreitete sich übrigens gerade zu dieser Zeit von einem Franziskanischen Brauch her in der ganzen Kirche. Sicher hat die Notburga-Legende einen wichtigen Beitrag zur Festigung dieses bis heute tief im katholischen Glauben verwurzelten Gebetsbrauchs geleistet.

Als der Bauer in der Erntezeit diese Regel außer Kraft setzen wollte, ereignete sich das zweite bekannte Wunder der hl. Notburga. Der Bauer verlangte, dass sie nach dem Gebetsläuten den Weizenschnitt fortsetzen sollte und verbot ihr, die Sichel an ihren Platz im Geräteschuppen zu hängen. Daraufhin bat Notburga Gott, ein Zeichen zu setzen. Sie hängte ihre Sichel einfach in der Luft an einem Sonnenstrahl auf, wo sie in der Luft schwebend hängen blieb.

Während Notburgas Abwesenheit ging es dem jungen Grafen und seiner Frau nicht gut. Viele verließen die Burg, weil es sich dort nicht mehr gut leben ließ. Erst als die Frau des jungen Grafen starb und er eine neue Ehe einging, besserte sich die Situation. Die neue Gräfin war liebevoller als die erste Frau. Auch Notburga kehrte auf die Rottenburg zurück und durfte dort die Betreuung der Armen wieder aufzunehmen. 18 Jahre lang diente sie als Köchin und Erzieherin der fünf Kinder auf der Burg. Eine Urkunde aus dem Jahre 1337 berichtet, dass sich die Rottenburger Grafen verpflichtet haben, mehr als 300 Arme zu versorgen.

Notburga starb wahrscheinlich am 14. September 1313. Nach ihrem Tod ereignete sich das dritte Wunder. Ihrem Wunsch gemäß wurde ihr Sarg auf einen Wagen geladen und Ochsen sollten ihn an den Ort ziehen, an dem sie bestattet werden sollte. Der Leichenzug durchquerte auf wundersame Weise den Inn und blieb vor dem Rupertkirchlein in Eben stehen. Dort wurde die Heilige begraben. Die erste urkundliche Erwähnung der Heiligen stammt aus dem Jahr 1434. Damals wurde das Rupertkirchlein nach einer Erweiterung neu geweiht und als Kapelle zur hl. Notburga bezeichnet. Im 16. Jahrhundert ließ Kaiser Maximilian die Kirche neu bauen. 1735 wurden Notburgas sterbliche Überreste als Ganzkörperreliquie in die Kirche von Eben überführt.

Die Verehrung der hl. Notburga reicht über Eben und Tirol hinaus in die Steiermark, nach Bayern, Slowenien, Kroatien und Istrien. Sie ist ein Idealbild christlicher Nächstenliebe und Frömmigkeit. Dargestellt wird sie in der ländlichen Kleidung einer Dienstmagd, Ährenbündel und Schlüssel verweisen auf ihre Tätigkeit, Brot, Kanne und Sichel auf die beiden bekanntesten Wunder. Sie ist Patronin der Dienstboten, der Bauern und der Armen.

Johannes Maria Vianney, Heiliger Pfarrer von Ars

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Dem Pfarrer von Ars ging es um das Heil der Seelen. Die Menschen kamen zu ihm, weil sie sich von ihm eine besondere Art der Vergebung versprachen. Sicher, im Sakrament wirkt Gott und gewährt die Vergebung der Sünden unabhängig von der Heiligkeit des Priesters. Doch Vianney hatte in besonderer Weise die Gabe der Seelenschau, mit der er seine Beichtkinder zu einer tieferen Erkenntnis ihrer Sünden führte und damit auch eine tiefe Reue ermöglichte. Vianney sagte klar, dass Sünde die Schuld des Menschen ist. Noch wichtiger aber war es ihm zu sagen, wie sehr sich Gott danach seht, den Menschen zu vergeben. Er konnte nie verstehen, warum Menschen das Angebot der Liebe Gottes ausschlagen konnten.

Ich weiß, dass wir schwach sind, dass wir in die Sünde fallen können. Trotzdem ist es unsere Schuld, denn der liebe Gott verwehrt uns seine Gnade nicht. Aber in der Sünde zu verharren, wo man doch alle Mittel hat, um sich von ihr befreien zu können – das konnte ich nie verstehen.

Wie kann man für die Wohltaten des Bußsakraments unempfänglich sein? Weil man die Wohltaten der göttlichen Barmherzigkeit überhaupt nicht sucht, die in diesem Sakrament so grenzenlos zu finden sind.

Der Pfarrer von Ars besaß die Fähigkeit, direkt in die Seelen der Menschen zu blicken. Die Menschen waren gefesselt, wie er es vermochte, Sünden klar zu benennen, eine tiefe Gewissenserforschung und Reue hervorzurufen und gleichzeitig die Liebe Gottes im Verzeihen spürbar werden zu lassen.

Die Beichte ist das Sakrament, in dem Gott seine Gerechtigkeit zu vergessen scheint, um nur sein Erbarmen zu zeigen. Seine größte Freude ist es, uns zu verzeihen. Machen wir also dem Vater diese Freude: Kehren wir um zu ihm, und wir werden glücklich!

Menschen jeden Standes und Ranges, Reiche und Arme, Gelehrte und selbst Würdenträger der Kirche, wie der Bischof seiner Diözese kamen zu ihm. Hier gab es jemanden, der erkannte, was sie quälte, wofür sie sich schämten und bei ihm konnten sie es Gott übergeben, konnten sie ihre Sünden abladen, weil sie wussten, dass der heilige Priester sie zusammen mit ihnen vor Gott trug. Johannes Maria Vianney trug auch selbst schwer an den Sünden der Menschen. Er übernahm in Stellvertretung für andere einen großen Teil der Bußleistung. So sagte er über seine Beichtkinder:

Ich gebe ihnen eine kleine Buße, den Rest leiste ich selber für sie.