10.6. Sel. Eustachius Kugler (1867–1946)

Kugler_1Josef Kugler wurde am 15. Januar 1867 in Neuhaus/Nittenau in der Oberpfalz geboren. Sein Vater war Landwirt und Hufschmied. Josef machte eine Lehre zum Bauschlosser in München. Dabei erlitt er eine Beinverletzung, an der er sein Leben lang zu leiden hatte. Er zog zu seiner Schwester nach Reichenbach und arbeitete dort in der Schmiedewerkstatt seines Schwagers. Da in der Reichenbacher Kirche nur unregelmäßig Gottesdienste gefeiert wurden, betete Josef Kugler am Sonntagnachmittag den Rosenkranz vor, weshalb er bald den Spitznamen „Klostersepp“ erhielt.

Als im Jahr 1890 die Barmherzigen Brüder das Kloster Reichenbach übernahmen und dort ein Pflegeheim für Menschen mit geistiger Behinderung einrichteten, war Josef Kugler zusammen mit anderen Handwerkern an den Renovierungsarbeiten beteiligt. Er hatte dabei auch Gelegenheit, den Orden näher kennenzulernen. Das Leben der Barmherzigen Brüder beeindruckte ihn und so trat er im Januar 1893 in die Ordensgemeinschaft ein und erhielt den Ordensnamen Eustachius.

Nach seiner Profess im Jahr 1898 war er in mehreren Häusern des Ordens tätig, bald auch in leitender Funktion. Im Jahr 1925 wurde er zum Provinzial der Bayerischen Ordensprovinz gewählt. Als seine größte Leistung kann der Bau des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder in Regensburg bezeichnet werden. Mit unermüdlichem Eifer und unerschütterlichem Gottvertrauen gelang es ihm, die Finanzierung zu sichern und das Bauvorhaben durchzuführen.

Ich habe die Sache mit meinem Herrgott ausgemacht. Es wird nichts fehlen!

Im Jahr 1930 konnte das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Regensburg eingeweiht werden. Es galt damals als eines der modernsten Krankenhäuser Deutschlands und hat bis heute nichts an seiner Bedeutung verloren.

In der Zeit des Nationalsozialismus hatte die Gemeinschaft der Barmherzigen Brüder starke Repressalien zu erdulden und Eustachius Kugler wurde als Oberer schwer bedrängt. Die sogenannte „Vernichtung lebensunwerten Lebens“ durch die Nazis traf ins Herz des Ordens, der sich besonders der behinderten Menschen annahm und diese betreute. Eustachius Kugler half, wo er konnte und versuchte zu verhindern, was zu verhindern war. Er musste dreißig mehrstündige Verhöre durch die Gestapo über sich ergehen lassen, in denen er sich als „kraftvoller Zeuge Christi“ zeigte.

Nach dem Krieg wurde bei Eustachius Kugler ein schweres Krebsleiden sichtbar. Am 10. Juni 1946 starb er im Regensburger Krankenhaus der Barmherzigen Brüder. Seine Verehrung breitete sich rasch aus. Seit 1982 ruhen seine sterblichen Überreste in einer Seitenkapelle der Krankenhauskirche St. Pius in Regensburg. Am 4. Oktober 2009 wurde er im Hohen Dom zu Regensburg seliggesprochen.

Ephräm der Syrer (306-373)

Ephraem_Weg

Der hl. Ephräm wurde um 306 in Nisibis, dem heutigen Nusaybin geboren. Nisibis war damals eine Grenzstadt zwischen dem Römischen Reich und Persien, das heutige Nusaybin liegt in der Türkei direkt an der Grenze zu Syrien.

Über die Kindheit des hl. Ephräm ist wenig bekannt. Wahrscheinlich war seine Mutter Christin, sein Vater jedoch ein heidnischer Priester, der seinen Sohn, als dieser im Alter von 18 Jahren die Taufe empfing, aus dem Haus warf. Später soll sich der Vater bekehrt haben und als Märtyrer gestorben sein.

Ephräm fand Zuflucht beim hl. Bischof Jakobus von Nisibis, erhielt an dessen Schule eine fundierte Ausbildung und wurde schließlich zum Diakon geweiht. Aus Demut hat Ephräm keine höheren Weihen und Kirchenämter angestrebt. Er ist Zeit seines Lebens Diakon geblieben und hat nach den Evangelischen Räten der Armut und Ehelosigkeit gelebt. Man weiß nicht sicher, ob er auch Mönch gewesen ist. Er hat aber lange Zeit als Einsiedler gelebt.

Ephräm wurde Lehrer an der Schule des Bischofs Jakobus und übernahm schließlich deren Leitung. Es heißt, dass Ephräm mit Jakobus am Konzil von Nicäa teilgenommen habe. Auch unter den Nachfolgern des hl. Jakobus setzte Ephräm seine Lehrtätigkeit fort.

Als Nisibis im Jahr 363 an die Perser fiel, verließ ein Großteil der römischen Bevölkerung die Stadt. Ephräm ging zusammen mit den anderen Lehrern seiner Schule und der Mehrheit der Oberschicht nach Edessa, dem heutigen Urfa in der Türkei. Ephräm lebte in Edessa in einer Höhle und verbrachte die Nächte im Gebet und dem Studium der Heiligen Schrift, tagsüber aber unterrichtete er und stellte sich in den Dienst der Nächsten. Sein Zeitgenosse, der hl. Gregor von Nyssa, schreibt über ihn:

Ephräm ist ein Nacheiferer der ersten Apostel; er kann allen Mönchen und Eremiten als Vorbild dienen. Er lebte ohne Tasche, ohne Stock und hatte weder Silber noch Gold. Seine Nahrung war Haferbrot und Gemüse, sein Getränk bestand aus bloßem Wasser. Sein Leib glich einem Skelett aus Ton.

Als in Edessa die Pest ausbrach, half Ephräm bei der Pflege der Kranken und wurde dabei selbst infiziert. Er starb am 9. Juni 373. Über seinem Grab wurde ein Kloster errichtet. Kreuzritter brachten seine Gebeine im Jahr 1145 vor einfallenden Kurden in Sicherheit.

Ephräm hat ein umfangreiches Werk hinterlassen. Bekannt ist er vor allem als Dichter christlicher Hymnen. Er verstand es meisterhaft, den Glauben singend zu verkünden. Der Historiker Sosimus sagt, Ephräm habe ungefähr drei Millionen Verse verfasst. Ein anderer schreibt, dass Ephräm neben seinen Hymnen und Liedern mehr als tausend Reden und Predigten hinterlassen habe. Viele seiner Predigten sind Versform gehalten. Zu den Schriften in gewöhnlicher Prosa zählen vor allem Verteidigungsschriften des Christentums sowie zahlreiche Bibelkommentare.

Alle seine Hymnen schöpfen aus dem unendlichen Schatz der Heiligen Schrift. Über sie sagt er:

Die Bibel gleicht einem Acker, der nie abgeerntet werden kann und deshalb nie öde und leer daliegt. Sie gleicht einer Quelle die beständig fließt und umso reichlicher strömt, je mehr man daraus schöpft.

Die Ostkirche hat dem hl. Ephräm viele Titel verliehen, unter anderem wird er Sonne der Schulen, Meister der Meister, Haupt der Lehrer, Fürst der Poeten, Brunnen der Wissenschaft, Vorbild der Eremiten, göttlicher Philosoph und Harfe des Heiligen Geistes genannt. Im Westen wurde er im Jahr 1920 durch Papst Benedikt XV. zum Kirchenlehrer erhoben.

Eine besondere Liebe hatte der hl. Ephräm zur Muttergottes. Das ist ein Beleg dafür, wie tief ihre Verehrung bereits in der frühen Kirche verwurzelt war. Er sagt:

Du, Jesus, und deine Mutter, ihr habt höchste Schönheit; an dir gibt es keine Befleckung und an deiner Mutter ebenfalls nicht.

Gott, geheimnisvoll waltest du überall und überall bist du verborgen. Du bist gegenwärtig in der Höhe, aber die Höhe kann dich nicht fassen. Du bist in der Tiefe, aber sie umgreift dein Wesen nicht. Du bist ganz nur Wunder, wo immer wir dich suchen. Nah bist du und fern. Wer gelangt zu dir? Der forschende Geist, der sinnende, kann es nicht. Dir naht nur der Glaube, nur die Liebe, nur das Gebet. Amen.

18.5. Felix von Cantalice (1515-1587)

Felix_1Felix Porro wurde im Jahr 1515 als Sohn armer Bergbauern in dem kleinen umbrischen Dorf Cantalice, etwa 80 Kilometer nordöstlich von Rom, geboren. In den armen Verhältnissen war an eine Schulbildung nicht zu denken. Bereits im Alter von neun Jahren musste er auf einem Bauernhof arbeiten, zunächst als Hütejunge, dann als Landarbeiter. Von den Eltern hatte er eine tiefe Frömmigkeit mitbekommen. Kirchgang, Beichte und Kommunion waren für ihn selbstverständlich und immer wieder fand er trotz der harten Arbeit Zeit für das Gebet.

Besonders faszinierte ihn das Leben der Einsiedler in der Wüste und er trug lange die Frage im Herzen, ob er auch zum Ordensleben berufen war. Im Alter von 30 Jahren trat er schließlich bei den Kapuzinern ein. Den letzten Anstoß dazu hat ein Unfall gegeben, bei dem ihn ein Ochsenkarren überrollte, ohne ihn ernsthaft zu verletzten.

Der Orden sendet ihn nach Rom, um dort als Almosensammler zu arbeiten. Über 40 Jahre lang macht er Tag für Tag bei jedem Wetter seinen Gang durch die Straßen der Ewigen Stadt und erbettelt für seine Mitbrüder den Lebensunterhalt. Dabei traf er mit Menschen aus allen Schichten und Rängen zusammen. Nicht immer wurde er mit Wohlwollen empfangen, auch Spott und Schelte gehörten zum täglichen Brot. Doch Bruder Felix fiel durch seine Liebenswürdigkeit und tiefe Innerlichkeit auf, so dass er bald von vielen sehr geschätzt wurde.

Für alles, was er bekam, war seine Antwort: “Deo Gratias”, und so nannten ihn die Römer bald nicht mehr Bruder Felix, sondern Bruder “Deo Gratias”.

Auch die Kinder liebten ihn sehr. Oft sang er mit ihnen selbstkomponierte Lieder und lehrte sie dabei das rechte Leben und die Liebe zu Gott. Viele Menschen erzählten ihm von ihren Nöten. Bruder Felix verstand es in ausgezeichneter Weise, zuzuhören. Er besaß zudem die Gabe, Krankheiten zu heilen und die Gabe der Prophetie.

Nicht nur das einfache Volk schätzte ihn sehr, auch vornehme Römer, Papst und Kardinäle bewunderten ihn. Große heilige Kirchenmänner Roms wie Karl Borromäus und Philipp Neri gehörten zu seinen Freunden. Obwohl er selbst weder lesen noch schreiben konnte, konsultierten ihn gelehrte Theologen wegen seines Wissens in der Heiligen Schrift und im geistlichen Leben.

Die Nächte verbachte er im stillen Gebet vor dem Allerheiligsten. Er schlief schließlich nur noch zwei Stunden in der Nacht. Aus der innigen Verbindung mit dem leidenden Herrn schöpfte er die Kraft für sein Wirken. Durch Werke der Buße wollte er dem leidenden Christus ähnlich sein und für seine Mitmenschen eintreten.

Eines Nachts sieht er sich während des Gebets plötzlich vor den Altar hingetragen, fällt vor dem Tabernakel nieder und bittet die Heilige Jungfrau Maria, ihm einen Augenblick das Christuskind anzuvertrauen. Und sie erscheint und legt ihm das Kind in die Arme. So sehen wir ihn bis heute auf Bildern meist mit dem Jesuskind in den Armen dargestellt.

Als seine Kräfte zu schwinden begannen und Erkrankungen ihn heimsuchten, nahm er diese mit Gleichmut als Gabe Gottes an und leistete weiter seinen Dienst. Die letzten Tage verbachte er betend in seiner Zelle. Am 18. Mai 1587 stirbt Bruder Felix nach einem erfüllten Leben. Ganz Rom war auf den Beinen, um von ihm Abschied zu nehmen. An seinem Sarg trauerte nicht nur das Volk von Rom, sondern auch Papst und Kardinäle.

Papst Urban II. sprach Felix im Jahre 1625 selig, Papst Clemens XI. im Jahre 1712 heilig. Seine Gebeine und seine Zelle werden bis heute in Rom im Kapuzinerkloster an der Via Veneto verehrt. Die Kapuziner trugen seine Verehrung weit über Rom hinaus in die Welt. In Bayern ist die Kirche St. Felix in Neustadt an der Waldnaab ein bekanntes Zeichen dieser Verehrung.

18.4. Hl. Apollonius (+um 186)

ApolloniusNach den schweren Christenverfolgungen unter Kaiser Marc Aurel brachte die Regierung seines Nachfolgers Commodus (180 bis 192) den Christen etwas Ruhe. Unter diesen günstigen Umständen bekehrten sich auch zunehmend vornehme Römer zum Christentum. Dennoch kam es auch weiterhin zu meist lokal begrenzten Christenverfolgungen. Dabei wurde auch Apollonius, der von einem seiner Sklaven wegen seines christlichen Glaubens angezeigt wurde, verhaftet. Gegen ihn kam es zu einem Gerichtsverfahren vor dem Prokonsul Perennis. Über das Leben des Apollonius wissen wir wenig. Er war Alexandriner von Geburt und ein philosophisch gebildeter Römer aus vornehmem Haus. Wegen seiner ausführlichen Verteidigungsrede hat er den Beinamen „der Apologet“ erhalten.

Apollonius wird angeklagt, gegen einen Senatsbeschluss, der das Christentum verbietet und Opfer vor den Göttern und dem Standbild des Kaisers vorschreibt, zu verstoßen. Er macht deutlich, dass der Gott der Christen der Schöpfer von allem ist und ein Christ auch ohne diese Opfer ein gerechter Staatsbürger sein kann:

Ich bin Christ und darum verehre und fürchte ich Gott, der Himmel und Erde und das Meer und alles, was darin ist, gemacht hat. Wer von den gerechten, guten und bewundernswerten Geboten Gottes seinen Sinn abwendet, der ist gesetzlos, sündhaft und in Wahrheit gottlos; wer aber von jeder Ungerechtigkeit, Gesetzlosigkeit, Götzendienerei und von bösen Gedanken sich abwendet, die Herrschaft der Sünden flieht und nicht mehr zu ihnen zurückkehrt, ein solcher ist gerecht.

Der Prokonsul Perennis aber verlangt ein Opfer vor den Göttern und dem Standbild des Kaisers, mit dem Apollonius seine Loyalität gegenüber Kaiser und Reich zum Ausdruck bringen soll. Dies kann Apollonius als Christ nicht leisten. Er erklärt Perennis vielmehr, was ein wahres Opfer ist: 

Ein unblutiges und reines Opfer bringen ich und alle Christen dem allmächtigen Gott dar, dem Herrn über Himmel und Erde und alles, was Leben hat, ein Opfer, das besonders in Gebeten besteht für die geistigen und vernünftigen Ebenbilder, die von der göttlichen Vorsehung zum Herrschen auf Erden eingesetzt sind. Darum beten wir täglich nach Vorschrift rechten Gebotes zu Gott, der im Himmel wohnt, für Commodus, der auf dieser Erde herrscht, indem wir sicher wissen, dass er nicht von einem anderen, sondern einzig nach dem Willen des unbesiegbaren Gottes, der, wie ich vorhin sagte, alle Dinge umfasst, die Herrschaft auf Erden ausübt.

 Nach diesen Worten des Apollonius unterbricht der Prokonsul das Verfahren und setzt es nach drei Tagen unter Anwesenheit einer großen Menge von Senatoren, Ratsherren und Gelehrten fort. Auch vor ihnen bleibt Apollonius fest bei seinem Entschluss, in der Gottesfurcht zu verharren. Er zeigt die Nichtigkeit des Götzendienstes. Was für eine Erniedrigung ist es für den Menschen, sein eigenes Werk als Gott anzubeten. Auch das, was die Natur hervorbringt, ist nicht als göttlich zu verehren. „Dinge, die in den Bauch eingehen und in den Abort ausgeworfen werden“ können nicht göttlich sein, ebenso wenig wie Tiere oder andere Lebewesen. Auch sterbliche Menschen sind keine Götter.

Dass die Christen aber den wahren Gott verehren, zeigt sich darin, dass Verfolgungen ihnen nicht schaden können:

Der Ratschluss Gottes kann von einem menschlichen Ratschluss nicht aufgehoben werden. Denn je mehr man die, welche an ihn glauben, die nichts Übles tun, ohne Recht und Urteil tötet, desto mehr wird ihre Zahl von Gott gemehrt.

Erneut zeigt er, dass Christen ein rechtschaffenes Leben ohne Ausschweifungen führen:

 Die Schüler des Logos entsagen täglich den Lüsten, indem sie diese durch Enthaltsamkeit zügeln und sich vornehmen, nach den göttlichen Vorschriften zu leben. … Es gibt auch nicht ein Stücklein ausschweifenden Vergnügens bei uns Christen, vielmehr entfernen wir jeden schändlichen Anblick, der uns zu verführen sucht, aus unseren Augen, damit unser Herz unverwundet bleibe. Bei solchen Lebensgrundsätzen halten wir das Sterben um des wahrhaftigen Gottes willen nicht für ein Unglück, denn was wir sind, sind wir um Gottes Willen. Darum ertragen wir auch alles, um nicht unglückselig zu sterben. Denn ob wir leben oder sterben, wir gehören dem Herrn.

Damit zeigt Apollonius die Zuversicht der Christen. Nichts kann ihnen etwas anhaben, weil sie zum Herrn gehören und der Herr ihnen nahe ist, auch in allen Verfolgungen und Nöten. Sie geben ihr Leben für den Herrn, weil es ein höheres Gut gibt als das irdische Leben: das ewige Leben bei Gott. Das veranlasst Perennis zu der Frage: So entschlossen stirbst du gern? Darauf antwortet Apollonius:

Ich lebe gern, Perennis, jedoch so, dass ich den Tod nicht fürchte aus Liebe zum Leben. Denn nichts ist schätzenswerter als das Leben. Ich meine aber das ewige Leben, das die Unsterblichkeit der Seele ist, die das gegenwärtige Leben gut verbracht hat.

Die Rede von der Unsterblichkeit der Seele und dem ewigen Leben ist für Perennis unverständlich. Sein Denken unterscheidet sich grundlegend von dem des Apollonius. Auch was die Rede vom Logos – einem Begriff aus der griechischen Philosophie – angeht, unterscheiden sich christliches und heidnisches Denken grundlegend. So werfen auch einige der anwesenden Gelehrten Apollonius Irrtum vor. Für die Heiden ist „der Logos Gottes der Erzeuger des Leibes und der Seele, der erkennt und lehrt, was Gott angenehm ist.“ Apollonius aber sagt über den Logos, dass er „für ein sehendes Herz wie das Licht für sehende Augen ist. Wenn einer aber zu unempfänglichen Menschen über ihn spricht, so nützt das ihnen nichts, ebenso wie einem Blinden das Licht nichts nützt, wenn es für ihn aufleuchtet.“ Der wahre Logos ist Jesus Christus.

Dass aber Christus für seine Gerechtigkeit den Tod erleiden musste, ist nichts Ungewöhnliches, denn das ist das Schicksal aller Gerechten. Er führt dabei das Beispiel des Sokrates an und ein Zitat eines unbekannten griechischen Schriftstellers, der sagt, dass „der Gerechte gegeißelt, gefoltert, gefesselt, an beiden Augen geblendet und zuletzt, nachdem er alles Üble erlitten hat, gekreuzigt werden wird.“ So ist der Tod des Gerechten nicht ein Zeichen für mangelnde Gerechtigkeit, sondern die Folge von Neid und Missgunst der Mächtigen um ihn.

Der Statthalter Perennis ist beeindruckt von den Worten des Apollonius und hätte ihn wohl gerne frei gelassen, aber das verbieten ihm die geltenden Gesetze, die das Opfer vor dem Standbild des Kaisers verlangen, das Apollonius verweigert. Perennis will aber „Humanität walten lassen in der Ausführung der Todesstrafe.“ Daraufhin stirbt Apollonius den Märtyrertod durch Enthauptung.

 

5.4. Maria Crescentia Höß (1682-1744)

Crescentia_1Anna Höß, so ihr Taufname, wurde am 20. Oktober 1682 als sechstes von acht Kindern in die Familie des Webers Mathias Höß und seiner Frau Luzia geboren. Die fromme Familie – der Vater gehörte zu den führenden Mitgliedern der Marianischen Männerkongregation – lebte in der Freien Reichsstadt Kaufbeuren, die damals rund 2500 Einwohner zählte und zu über zwei Drittel protestantisch war. Schon in der Schule fiel sie wegen ihrer Klugheit und ihrer Frömmigkeit auf. Da ihre Eltern jedoch arm waren, konnten sie ihrer Tochter keine weiterführende Ausbildung ermöglichen, und so lernte sie den Beruf einer Weberin.

Im Alter von 14 Jahren sah sie in einer Vision einen Engel, der ihr das Gewand der Franziskanerinnen zeigte. Dies ist Ausdruck ihres sehnlichsten Wunsches, in diesen Orden einzutreten. Jedoch verlangten die Kaufbeurer Franziskanerinnen eine derart hohe Mitgift für den Klostereintritt, dass ihre Eltern nicht in der Lage waren, diese Summe aufzubringen. Durch die Hilfe und finanzielle Unterstützung des evangelischen Bürgermeisters wurden ihr aber dann schließlich doch die Tore des Klosters geöffnet. Im Jahr 1703 trat sie in den Orden ein und erhielt den Namen Crescentia.

In den ersten Jahren hatte sie viel unter den Demütigungen ihrer Oberin zu leiden, die ihren Kostereintritt nur widerwillig akzeptiert hatte. Als arme Webertochter sah man sie nicht als ihresgleichen an und Crescentia musste die niedrigsten und schwersten Arbeiten verrichten. Einmal schickte man sie mit einem Sieb zum Brunnen, um dort Wasser zu schöpfen. Doch auf wundersame Weise wurde das Sieb zur Schöpfkelle.

Crescentia selbst begann wegen der ablehnenden Haltung der Oberin an ihrer Berufung zu zweifeln. Zudem wurde sie von körperlichen Leiden geplagt. Ständige Zahn- und Kopfschmerzen verzerrten ihr Gesicht, so dass es Mitschwestern gab, die sie eine Hexe nannten. Doch sie blieb ihrer Berufung treu und hat das erfüllt, was sie später einer Mitschwester schreiben wird:

Teure Schwester, trachten Sie einzig und allein danach, in jedem Augenblick den Willen Gottes zu erfüllen. Das ist es, was unser Leben stets froh und heiter machen kann. Nichts geschieht ohne den Willen Gottes.

Es wird von einer Vision berichtet, die ihr fortan Kraft und Zuversicht geben sollte. Als sie von großen Zweifeln und Anfechtungen heimgesucht wurde, schaute sie eines Nachts bei einem heftigen Sturm aus dem Fenster. Da sah sie eine Gestalt ruhig in der Krone des stark vom Sturm gebeutelten Birnbaums vor ihrem Fenster stehen. Sie erkannte in der Gestalt Christus, der ihr zurief:

Crescentia, wie kannst du meinen, ich habe dich verlassen! Schau, so sicher und ruhig, wie du mich bei diesem tobenden Wetter im Baum siehst, so sicher stehe ich in deinem Herzen. Lass dich nicht verwirren von den inneren Stürmen. Ich liebe dich und bin bei dir, auch wenn du es nicht spürst! Denke daran, wenn dich wieder Leere und Verzweiflung überfallen! Auch diese Zeit geht vorüber. Ich habe in meinem Leben Ähnliches durchgemacht: in der Wüste und später im dunklen Garten am Ölberg kurz vor meinem Tod. Weißt du das nicht mehr?

Nach mehreren schweren Jahren, die Crescentia in großer Treue zum Herrn überstanden hat, brachte schließlich eine neue Oberin des Klosters den Wandel zum Besseren. Diese erkannte die besonderen Talente, die in Crescentia steckten und sah auch die Visionen, die Crescentia immer wieder erlebte, als echt an. Crescentia wurde zunächst Pfortenschwester und kümmerte sich um kranke Mitschwestern, im Jahr 1717 wurde sie Novizenmeisterin und im Jahr 1741 wurde sie schließlich selbst zur Oberin des Kaufbeurer Franziskanerinnenklosters gewählt.

Bereits als Pförtnerin war Crescentia wegen ihrer Liebenswürdigkeit bei den Bewohnern Kaufbeurens bekannt. Sie sagt selbst von diesem Dienst:

Wer Gott lieben will, muss notwendigerweise auch seinen Nächsten lieben, denn der eine kann ohne den anderen nicht leben, und das Gute, das man dem Nächsten erweist, wird von Gott erwiesen, der sich hinter dem Gewand des Nächsten verbirgt.

Bald drang ihr Ruf über die Grenzen des Städtchens hinaus, denn es ging eine faszinierende Wirkung von ihr aus, der sich niemand entziehen konnte, der ihr begegnete. Viele Menschen jeglichen Standes schätzten sie als eine fürsorgliche und intelligente Helferin und Beraterin.

Alle gingen getröstet von ihr fort und fanden es wunderbar, wenn sie Rede und Antwort stand.

Viele nahmen lange Wartezeiten in Kauf, um mit ihr persönlich zu sprechen und hochrangige Persönlichkeiten standen mit ihr in Briefkontakt. Sie schlichtete den Nachfolgestreit in der Fürstabtei Kempten und beriet die bayerische Kurfürstin und Kaiserin Maria Amalia. Der Kölner Kurfürst und Erzbischof Clemens August schätzte sie als kritische und verständnisvolle Seelenführerin. Er war es auch, der nach ihrem Tod den Heiligsprechungsprozess in Rom einleitete.

Crescentia wurden auch weiterhin Visionen zuteil. Ihre Frömmigkeit bezeichnete sie als „Schauen mit den Augen der Seele durch unseren Glauben”. Ein Gemälde des leidenden Erlösers, das ein Mönch nach ihren Vorgaben zeichnete, zeigt ihre tiefe Verehrung des Leidens und Sterbens Christi. Ihre Vision des Heiligen Geistes wurde 1728 von Kunstmaler Joseph Ruffini aus München nach ihren Anweisungen im Bild festgehalten. Doch sie war keine weltabgewandte Mystikerin, sondern verstand es auch, in konkreten Situationen rasche Lösungen zu finden. Zudem verstand sie zu wirtschaften und unter ihrer Leitung blühte das Klöster Kaufbeuren.

Crescentia starb am 5. April 1744, einem Ostersonntag, und wurde in der Kapelle des Klosters beigesetzt, wo ihre Gebeine bis heute ruhen. Seither kommen unzählige Pilger zu ihrem Grab. Ihre Verehrung überdauerte die Säkularisation des Klosters im Jahr 1805. Sicher ist es ihrer himmlischen Fürsprache zu verdanken, dass bis heute Ordensfrauen in dem seit 1922 nach ihr benannten Crescentiakloster leben. Im Jahr 1900 wurde sie von Papst Leo XIII. selig gesprochen, im Jahr 2001 erfolgte die Heiligsprechung durch Papst Johannes Paul II.

Cyrill von Jerusalem (315-386)

Cyrill_1Cyrill stammte aus einer christlichen Familie und empfing eine ausgezeichnete Ausbildung sowohl in christlicher als auch in griechisch-heidnischer Literatur. Diese bildete die Grundlage für seine auf das Studium der Bibel konzentrierte kirchliche Kultur. Maximus von Jerusalem weihte ihn um das Jahr 348 zum Priester und Cyrill wurde sein Nachfolger als Bischof dieser Stadt. Nach Rom, Konstantinopel, Alexandrien und Antiochien gehörte Jerusalem zu den fünf bedeutendsten Bischofssitzen.

Schon zu Beginn seiner Amtszeit wurde er in zwei massive Streitfälle verwickelt. Der eine betraf die Bedeutung des Ehrenprimats, der dem Bischof von Jerusalem zukam und der andere wohl weit gewichtigere die Auseinandersetzung mit dem Arianismus. Sein direkter Gegner war in beiden Fällen Bischof Acacius von Cäsarea, durch den Cyrill zum Bischof geweiht worden war.

Acacius war Arianer, wie viele Christen in der damaligen Zeit. Zwar wurde auf dem I. Ökumenischen Konzil von Nicäa im Jahre 325 die Lehre von der Gottgleichheit des Sohnes mit dem Vater als kirchliche Lehre festgeschrieben, aber es kam später immer wieder zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen den Anhängern dieser Lehre und den Arianern, die Jesus Christus nur eine Ähnlichkeit mit Gott zugestehen wollten. Viele Kaiser unterstützten die Lehre des Arianismus und lange Zeit waren die rechtgläubigen Christen im Osten des Römischen Reiches eine Minderheit, während der Westen weitgehend an der Lehre von Nicäa festhielt. Es bedurfte mehrerer Synoden und heftiger Kämpfe über Jahrzehnte hinweg, bis dieser Streit entschieden war.

Ähnlich wie Athanasius von Alexandrien und andere Bischöfe hatte auch Cyrill wegen seines rechtgläubigen Bekenntnisses zu leiden. Von den 38 Jahren seines Episkopats verbrachte er 16 in der Verbannung. Die erste war im Jahr 357, dieser folgte 360 eine zweite Verbannung, beide veranlasst durch Acacius, und schließlich eine dritte, die längste, für eine Dauer von elf Jahren, im Jahr 367 auf Veranlassung des arianischen Kaisers Valens. Erst nach dessen Tod im Jahr 378 konnte Cyrill endgültig von seinem Bischofsstuhl Besitz ergreifen und unter den Gläubigen Einheit und Frieden wiederherstellen. Auf dem II. Ökumenischen Konzil von Konstantinopel im Jahr 381, an dem Cyrill selbst teilnahm, wurde schließlich die Lehre des Konzils von Nicäa auf gesamtkirchlicher Ebene bestätigt und der Arianismus verurteilt.

Es war keine leichte Aufgabe, die durch die innerkirchlichen Wirren entstandenen Streitigkeiten zu schlichten. Vieles war in Unordnung geraten und die Versöhnung der bisher bis aufs Blut verfeindeten Lager kostete alle Mühe. Dabei hatte Cyrill auch gegen persönliche Verunglimpfungen zu kämpfen. Doch bis zu seinem Tod am 18. März 386 arbeitete Cyrill unermüdlich daran, den Frieden wiederherzustellen.

Von Cyrill sind 24 Katechesen erhalten, die er um das Jahr 350 gehalten hat. Die ersten 18 davon richten sich an die Taufbewerber und wurden in der Grabeskirche gehalten. Diese war unter Kaiser Konstantin errichtet worden, als das Grab Christi unter einem heidnischen Venustempel gefunden wurde, der nach der römischen Neugründung der Stadt nach deren Zerstörung im Jüdischen Krieg errichtet worden war. Der Ort der Kreuzigung Christi ist für Cyrill der Mittelpunkt der Welt:

Gott breitet am Kreuz seine Hände aus, um die äußersten Enden des Universums zu umarmen. So wurde der Berg Golgatha zum Angelpunkt der Welt.

In seinen Katechesen weist Cyrill die Taufbewerber zunächst auf die Notwendigkeit eines sittlichen Lebens nach christlichen Maßstäben hin, das die Abkehr von den heidnischen Bräuchen erfordert. Es folgt eine Einführung in die im Glaubensbekenntnis enthaltenen Wahrheiten. Die letzten fünf, die so genannten mystagogischen Katechesen, führen in die christlichen Riten ein, sie handeln von der Bedeutung des Chrisamöls, des Leibes und Blutes Christi, der eucharistischen Liturgie und vom Vaterunser. Im Ritus erfährt der Mensch eine Verwandlung. Diese Erfahrung muss der Erklärung voran gehen, weshalb einige zentrale christliche Wahrheiten den Außenstehenden verborgen bleiben und auch den Taufbewerbern erst nach der Erfahrung der Taufe erklärt werden. Im folgenden Text erläutert Cyrill das Geheimnis der Taufe:

Dreimal seid ihr ins Wasser getaucht worden, und nach jedem der drei Male seid ihr wieder aufgetaucht, um die drei Tage der Grablegung Christi zu versinnbildlichen, das heißt: um mit diesem Ritus unseren Heiland nachzuahmen, der drei Tage und drei Nächte im Schoß der Erde verbrachte. … Wie der, der in der Nacht ist, nicht sieht, und wie der, der am Tage ist, das Licht genießt, so auch ihr. Während ihr in die Nacht eingetaucht ward und nichts saht, so habt ihr euch dagegen nach dem Auftauchen im hellen Tag vorgefunden. Geheimnis des Todes und der Geburt, dieses Wasser des Heils ist für euch Grab und Mutter gewesen.

Cyrill ist ein wichtiger historischer Zeuge für die altkirchliche Eucharistielehre und war wohl der Erste, der den Begriff der „Wandlung“ für das Geschehen der Transsubstantiation von Brot und Wein in Christi Leib und Blut gebrauchte. Die von ihm in der Jerusalemer Grabeskirche gefeierte Liturgie hatte großen Einfluss auf die Entwicklung des Messritus.

 

27.2. P. Johann Schwingshackl (1887-1945)

SchwingshacklJohann Schwingshackl wurde am 4. Mai 1887 in Welsberg/Südtirol geboren und wuchs in einer religiös geprägten Bergbauernfamilie auf. Acht der zwölf Kinder ergriffen geistliche Berufe. Als Zehnjähriger bat er den Vater, studieren gehen zu dürfen, doch dieser soll seinen Wunsch abgelehnt haben mit den Worten: „Aus dir wird doch nur ein Lump!“ Später sieht Schwingshackl darin das Eingreifen der göttlichen Vorsehung: „Ich glaube nämlich nicht, dass ich am Priesterberuf festgehalten hätte, wenn ich damals als Knabe die Studien begonnen hätte.“ So arbeitete er als Knecht auf dem Hof der Eltern, bis er endlich als 22-jähriger das Mittelschulstudium beginnen konnte.

Im Ersten Weltkrieg kämpfte er bei den Tiroler Kaiserjägern und gelangte nach seiner Verwundung vier Jahre in russische Kriegsgefangenschaft. Diese harte Zeit in sibirischen Lagern sollte seine Gesundheit ruinieren. Er lernte dort aber auch den Juden Aaron Eisen kennen, mit dem er viele religiöse Gespräche führte, was ihn im Umgang mit Andersgläubigen viel toleranter und einsichtsvoller machte. Er sagt später selbst: „Das war für mich ein großer Nutzen. Ich war zu eng.“

Nach seiner Heimkehr trat er Anfang 1919 in St. Andrä im Lavanttal bei den Jesuiten ein. Sein Vater war davon nicht begeistert: „Ausgerechnet bei den Jesuiten, die immer eine Zielscheibe der Verfolgung sind“, sagte er. Doch Johann entgegnete: „Gerade deshalb!“ Nach Studien in Innsbruck und Krakau und wurde er 1924 zum Priester geweiht. Um seine Lungenerkrankung auszukurieren, musste er längere Zeit zuhause verbringen, war dann zunächst am Canisianum in Innsbruck tätig, wurde 1931 Novizenmeister, 1933 nach seinem sehnlichsten Wunsch Volksmissionar, 1936 aber als Novizenmeister zu den Missionsschwestern von „Regina Apostolorum” in Straßhof in Niederösterreich versetzt.

Aus seinem Widerwillen dem Nazi-Regime gegenüber machte er von Anfang an keinen Hehl. „Kein Wort zu viel, aber auch keines zu wenig!“, lautete seine Devise. Er wollte angesichts der Zeitumstände „recht handeln – nie unklug, aber ja nie feige!“ Als er 1938 Kirchenrektor an St. Martin in Wien wurde, begann er mit seinen unerschrockenen Predigten gegenüber dem Nationalsozialismus. Aus Furcht vor den Übergriffen der Nazis versetzte ihn der Orden 1941 nach Bad Schallerbach bei Wels. Der Provinzial der Jesuiten ermahnte ihn „alle unangebrachte Kritik, auch die Kritik an weltlichen und kirchlichen Personen, auf der Kanzel und im Privatgespräch zu unterlassen“. Doch P. Schwingshackl konnte nicht schweigen. „Ich will kein stummer Hund gewesen sein in heutiger Zeit“, sagte er.

Im Februar 1944 wurde P. Schwingshackl verhaftet. Er sieht es als Ehre an, denn „man muss heute schon fast ein schlechtes Gewissen haben, wenn man bei diesem Regime noch nicht eingesperrt ist.“ Bei der Verhaftung fiel der Gestapo auch ein Brief an den Provinzial in die Hände, in dem P. Schwingshackl das Nazi-Regime scharf kritisiert. Dieser gab den Ausschlag dafür, dass der Volksgerichtshofpräsident Roland Freisler schließlich am 16. Dezember 1944 das Todesurteil wegen „Wehrkraftzersetzung“ verhängte. In seinem Abschiedsbrief schreibt er:

„Klar hat die Untersuchung, besonders aber die Art der Verurteilung gezeigt, dass ich nur für die Sache Christi sterbe… Den Priestersegen gebe ich Euch täglich, oft mit gefesselten Händen.“

Noch vor der Vollstreckung des Todesurteils starb P. Johann Schwingshackl in der Nacht vom 27. auf den 28. Februar 1945 in seiner Gefängniszelle in München-Stadelheim. Johann Schwingshackl wurde zunächst auf dem Perlacher Friedhof in München bestattet, 1946 wurde er auf den Jesuiten-Friedhof in München-Pullach überführt. Seit dem 13. Juni 1985 befindet sich sein Grab in der Gruft der Jesuitenkirche in Innsbruck.

17.2. Heiliger Evermod (um 1100-1178)

EvermodDer romanische Dom ist noch heute das Wahrzeichen der südlich von Lübeck idyllisch auf einer Insel im gleichnamigen See gelegenen Kleinstadt Ratzeburg. Die “Racesburg” wird erstmals erwähnt in einer in Worms ausgestellten Urkunde aus dem Jahre 1062. Heinrich IV schenkte diese Festung dem Billungerherzog Otto von Sachsen. Der Name “Racesburg” geht vermutlich zurück auf den slawischen Fürsten Ratibor, der Ratse genannt wurde und in einer Ringburg residierte.

Die Entwicklung der Ansiedlung geht einher mit der Christianisierung des Gebietes, bereits um das Jahr 1044 wurde Ansverus, ein Mönch aus dem Kloster Harsefeld bei Stade, vom christlichen Obotritenfürst Gottschalk in dieses Gebiet berufen. Ein Kloster auf dem St. Georgsberg wurde begründet. Im Jahr 1060 wurde das Bistum Ratzeburg von Erzbischof Adalbert von Bremen errichtet. Doch schon nach kurzer Zeit, im Jahr 1066, wurde bei einem Slawenaufstand alles Christliche in und um Ratzeburg vernichtet, das Kloster St. Georgsberg wurde zerstört, der Abt Ansverus und 18 seiner Gefährten gesteinigt.

Als im Jahr 1093 der endgültige Sieg über die Ostseeslawen errungen wurde, konnte das Kloster St. Georgsberg zusammen mit der Kirche wieder aufgebaut werden, um das Jahr 1142 wurde Ansverus heiliggesprochen. Im Jahr 1154 errichtete Heinrich der Löwe das Bistum Ratzeburg neu. Es umfasste den Westen Mecklenburgs und das Herzogtum Lauenburg und bestand bis zur Reformation. Um 1165 wurde von Heinrich dem Löwen der Bau des Domes begonnenen, der im Jahr 1220 vollende wurde. Bereits 1172 wurden die Gebeine des hl. Ansverus in einer feierlichen Prozession in den Dom überführt.

Der hl. Evermod war der erste Bischof des neu errichten Bistums Ratzeburg. Evermod wurde um das Jahr 1100 in Belgien geboren. 1120 schloss er sich Norbert von Xanten an und trat in den von diesem gegründeten Orden der Prämonstratenser ein. Er wurde einer der treuesten Schüler des heiligen Norbert und begleitete ihn auf vielen seiner Reisen. Bald übernahm er wichtige Funktionen in den Neugründungen des Ordens, zunächst 1131 im Kloster Gottesgnaden, das Norbert auf einer Insel in der Saale nahe Calbe, südlich von Magdeburg gegründet hatte. Evermod selbst gründete vier Klöster in Havelberg, Jerichow, Quedlinburg und Pöhlde.

Im Jahr 1154 wurde Evermod Bischof von Ratzeburg. Zusammen mit ihm kamen mehrere Prämonstratenser in das neu errichtete Bistum. Mit großem missionarischem Eifer ging er daran, den christlichen Glauben unter den neu bekehrten Slawen zu festigen. In der Umgebung wirkte er beim Wendenstamm der Polaben als Glaubensbote, weshalb er auch “Apostel der Wenden” genannt wird. In einer Chronik heißt es:

„Der eifrige Oberhirte bot alle Kräfte auf, um die Laster, welche zufolge der Einfälle und Plünderungen der Slaven eingerissen waren, zu vertilgen; es erhoben sich in seinem Sprengel eine Menge Kirchen, wodurch die Gottesfurcht und Religion bedeutenden Vorschub gewann.“

In seine Amtszeit fällt auch die Errichtung des Domes, womit Evermod zugleich den Grundstein für die spätere Stadt legte. Es werden viele Wunder des heiligen Bischofs berichtet. Evermod starb am 17. Februar 1178. Seine Gebeine befinden sich im Dom zu Ratzeburg.

Auch die beiden Nachfolger Evermods werden als Heilige verehrt. Der heilige Isfried, Beichtvater Heinrichs des Löwen, wurde 1180 Bischof von Ratzeburg. Er war wie Evermod Prämonstratenser und hatte zuvor den Bau des Klosters Jerichow vorangetrieben. Nun trug er maßbeglich zur Vollendung des Ratzeburger Domes bei. Der hl. Ludolf, ebenfalls Prämonstratenser, kam etwa 1230 als Diakon nach Ratzeburg und wurde 1236 zum Bischof gewählt. Aufgrund von Streitigkeiten mit Herzog Albrecht von Sachsen musste er um 1247 fliehen und starb 1250 in Wismar.

12.1. Aelred von Rieval (1110 – 1167)

Aelred_Streben

Auch der Versuch, Großes zu erreichen, ist eine große Tat. – Magnarum rerum etiam ipse conatus magnus est. – Dem Tapferen ist es ein Bedürfnis, Erhabenes und Höchstes anzustreben. Er will das Gewünschte erhalten, oder wenigstens besser erkennen, was dessen Wert ist, und wie erstrebenswert das ist, was er noch nicht erhalten hat. Es ist kein geringer Fortschritt, wenn einer die Tugend kennenlernt und somit weiß, wie weit er von ihr noch entfernt ist. Übrigens darf der Christ nie verzweifeln und denken, irgendeine Tugend sei ihm unerreichbar. Denn täglich klingt ihm ins Ohr die Stimme Gottes im Evangelium: „Bittet und ihr werdet empfangen!“