Der romanische Dom ist noch heute das Wahrzeichen der südlich von Lübeck idyllisch auf einer Insel im gleichnamigen See gelegenen Kleinstadt Ratzeburg. Die “Racesburg” wird erstmals erwähnt in einer in Worms ausgestellten Urkunde aus dem Jahre 1062. Heinrich IV schenkte diese Festung dem Billungerherzog Otto von Sachsen. Der Name “Racesburg” geht vermutlich zurück auf den slawischen Fürsten Ratibor, der Ratse genannt wurde und in einer Ringburg residierte.
Die Entwicklung der Ansiedlung geht einher mit der Christianisierung des Gebietes, bereits um das Jahr 1044 wurde Ansverus, ein Mönch aus dem Kloster Harsefeld bei Stade, vom christlichen Obotritenfürst Gottschalk in dieses Gebiet berufen. Ein Kloster auf dem St. Georgsberg wurde begründet. Im Jahr 1060 wurde das Bistum Ratzeburg von Erzbischof Adalbert von Bremen errichtet. Doch schon nach kurzer Zeit, im Jahr 1066, wurde bei einem Slawenaufstand alles Christliche in und um Ratzeburg vernichtet, das Kloster St. Georgsberg wurde zerstört, der Abt Ansverus und 18 seiner Gefährten gesteinigt.
Als im Jahr 1093 der endgültige Sieg über die Ostseeslawen errungen wurde, konnte das Kloster St. Georgsberg zusammen mit der Kirche wieder aufgebaut werden, um das Jahr 1142 wurde Ansverus heiliggesprochen. Im Jahr 1154 errichtete Heinrich der Löwe das Bistum Ratzeburg neu. Es umfasste den Westen Mecklenburgs und das Herzogtum Lauenburg und bestand bis zur Reformation. Um 1165 wurde von Heinrich dem Löwen der Bau des Domes begonnenen, der im Jahr 1220 vollende wurde. Bereits 1172 wurden die Gebeine des hl. Ansverus in einer feierlichen Prozession in den Dom überführt.
Der hl. Evermod war der erste Bischof des neu errichten Bistums Ratzeburg. Evermod wurde um das Jahr 1100 in Belgien geboren. 1120 schloss er sich Norbert von Xanten an und trat in den von diesem gegründeten Orden der Prämonstratenser ein. Er wurde einer der treuesten Schüler des heiligen Norbert und begleitete ihn auf vielen seiner Reisen. Bald übernahm er wichtige Funktionen in den Neugründungen des Ordens, zunächst 1131 im Kloster Gottesgnaden, das Norbert auf einer Insel in der Saale nahe Calbe, südlich von Magdeburg gegründet hatte. Evermod selbst gründete vier Klöster in Havelberg, Jerichow, Quedlinburg und Pöhlde.
Im Jahr 1154 wurde Evermod Bischof von Ratzeburg. Zusammen mit ihm kamen mehrere Prämonstratenser in das neu errichtete Bistum. Mit großem missionarischem Eifer ging er daran, den christlichen Glauben unter den neu bekehrten Slawen zu festigen. In der Umgebung wirkte er beim Wendenstamm der Polaben als Glaubensbote, weshalb er auch “Apostel der Wenden” genannt wird. In einer Chronik heißt es:
„Der eifrige Oberhirte bot alle Kräfte auf, um die Laster, welche zufolge der Einfälle und Plünderungen der Slaven eingerissen waren, zu vertilgen; es erhoben sich in seinem Sprengel eine Menge Kirchen, wodurch die Gottesfurcht und Religion bedeutenden Vorschub gewann.“
In seine Amtszeit fällt auch die Errichtung des Domes, womit Evermod zugleich den Grundstein für die spätere Stadt legte. Es werden viele Wunder des heiligen Bischofs berichtet. Evermod starb am 17. Februar 1178. Seine Gebeine befinden sich im Dom zu Ratzeburg.
Auch die beiden Nachfolger Evermods werden als Heilige verehrt. Der heilige Isfried, Beichtvater Heinrichs des Löwen, wurde 1180 Bischof von Ratzeburg. Er war wie Evermod Prämonstratenser und hatte zuvor den Bau des Klosters Jerichow vorangetrieben. Nun trug er maßbeglich zur Vollendung des Ratzeburger Domes bei. Der hl. Ludolf, ebenfalls Prämonstratenser, kam etwa 1230 als Diakon nach Ratzeburg und wurde 1236 zum Bischof gewählt. Aufgrund von Streitigkeiten mit Herzog Albrecht von Sachsen musste er um 1247 fliehen und starb 1250 in Wismar.