Bernhardin von Siena

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Bernhardin von Siena wurde wahrscheinlich am 8. September 1380 in Massa-Marittima in der Toskana als Sohn der adligen Sieneser Familie der Albizzeschi geboren. Als er etwa sechs Jahre alt war, starben seine Eltern und er wurde in die Obhut seiner Verwandten gegeben. Bereits im Alter von elf Jahren begann er das Studium des kanonischen Rechts in Siena, das er jedoch ohne Abschluss abgebrochen hat. Als im Jahr 1397 in Siena die Pest ausbrach, entschloss er sich, in der Stadt zu bleiben und als Mitglied der Marienbruderschaft Kranke und Leidende zu pflegen. Dabei erkrankte er selbst schwer.

Sein ganzes Leben ist bestimmt von der Sorge um die Armen und Kranken. Er hat einmal gesagt:

Wer seine Hände nicht den Armen entgegenstreckt, um ihnen eine Gabe zu reichen, streckt sie umsonst zu Gott aus, um die Verzeihung seiner Sünden zu erlangen.

Im Jahr 1402 trat Bernhardin in den Franziskanerorden ein und schloss sich dem strengeren Ordenszweig der Observanten an. Im Jahr 1404 empfing er die Priesterweihe. Für zehn Jahre zog er sich in eine Einsiedelei zurück, 1413 übernahm er den Pförtnerdienst im Kloster in Fiesole. Ab 1417 zog Bernhardin als Bußprediger durch ganz Italien, verkündete auf öffentlichen Plätzen das Wort Gottes und rief die Menschen zur Umkehr auf. Er wirkte als Friedensstifter in italienischen Städtekriegen und wurde schon zu Lebzeiten als Heiliger verehrt. 1438 wurde er zum Generalvikar seines Ordens ernannt, er legte dieses Amt jedoch schon nach kurzer Zeit wieder nieder.

Bernhardins Predigten, von denen viele bis heute erhalten geblieben sind, zeigen seine große Liebe zu Jesus Christus, der Gottesmutter und dem Hl. Josef. In wenigen Worten macht er deutlich, was Jesus uns in seinen Abschiedsreden an die Jünger, aus denen wir am Ende der Osterzeit immer wieder an den Sonntagen im Evangelium hören, bis heute sagen will:

Freunde hinterlassen ein Zeichen, vielleicht einen Ring, aber Christus hinterlässt uns seinen Leib und sein Blut, seine Seele und seine Gottheit, sich selbst, ohne etwas zurückzubehalten.

Diese Gegenwart Jesu Christi, die zu allen Zeiten und an allen Orten erfahrbar ist, bringt Bernhardin besonders in der Verehrung des Heiligsten Namens Jesus Christus zum Ausdruck. Als Abschluss seiner Predigten pflegte er den Hörern eine Tafel zu zeigen, auf der in goldenen Buchstaben “IHS” zu lesen war. Diese drei Buchstaben als Abkürzung der griechischen Schreibweise des Namens Jesus Christus können auch als Anfangsbuchstaben des lateinischen Ausdrucks “Jesus Hominum Salvator”, zu Deutsch “Jesus Heiland Seligmacher” gelesen werden. Das Kürzel IHS wurde später zum Kennzeichen der von Ignatius von Loyola gegründeten Gesellschaft Jesu. Bernhardin sagt:

Der Name Jesus ist der Glanz der Prediger, weil er das Verkündigen und das Hören des Gotteswortes zum hellen Leuchten bringt. Woher, meinst du, kommt auf dem ganzen Erdkreis so schnell und glühend das Licht des Glaubens, wenn nicht dadurch, dass Jesus verkündigt wird? Hat Gott uns nicht durch die Lieblichkeit dieses Namens in sein wunderbares Licht gerufen? Wir sind erleuchtet, wir schauen das Licht in seinem Licht.

Daher muss dieser Name verkündet werden, damit er leuchtet und nicht verschwiegen wird. Aber der Name darf nicht mit einem unreinen und befleckten Mund ausgesprochen werden. Er muss in einem erlesenen Gefäß aufbewahrt und aus ihm heraus verkündet werden.

Manche fanden, dass diese Verehrung des Namens Jesus in Widerspruch zur kirchlichen Lehre steht und daher musste sich Bernhardin wegen des Vorwurfs der Häresie verantworten, wurde jedoch frei gesprochen. Er bekam mehrere hohe Kirchenämter angeboten, die er jedoch ablehnte. Er zog es vor, unermüdlich predigend und lehrend durch das Land zu ziehen. Auf einer seiner Missionsreisen starb er 1444 in L’Aquila. Dort befindet sich bis heute sein Grab in der Kirche San Bernardino.

18.5. Felix von Cantalice (1515-1587)

Felix_1Felix Porro wurde im Jahr 1515 als Sohn armer Bergbauern in dem kleinen umbrischen Dorf Cantalice, etwa 80 Kilometer nordöstlich von Rom, geboren. In den armen Verhältnissen war an eine Schulbildung nicht zu denken. Bereits im Alter von neun Jahren musste er auf einem Bauernhof arbeiten, zunächst als Hütejunge, dann als Landarbeiter. Von den Eltern hatte er eine tiefe Frömmigkeit mitbekommen. Kirchgang, Beichte und Kommunion waren für ihn selbstverständlich und immer wieder fand er trotz der harten Arbeit Zeit für das Gebet.

Besonders faszinierte ihn das Leben der Einsiedler in der Wüste und er trug lange die Frage im Herzen, ob er auch zum Ordensleben berufen war. Im Alter von 30 Jahren trat er schließlich bei den Kapuzinern ein. Den letzten Anstoß dazu hat ein Unfall gegeben, bei dem ihn ein Ochsenkarren überrollte, ohne ihn ernsthaft zu verletzten.

Der Orden sendet ihn nach Rom, um dort als Almosensammler zu arbeiten. Über 40 Jahre lang macht er Tag für Tag bei jedem Wetter seinen Gang durch die Straßen der Ewigen Stadt und erbettelt für seine Mitbrüder den Lebensunterhalt. Dabei traf er mit Menschen aus allen Schichten und Rängen zusammen. Nicht immer wurde er mit Wohlwollen empfangen, auch Spott und Schelte gehörten zum täglichen Brot. Doch Bruder Felix fiel durch seine Liebenswürdigkeit und tiefe Innerlichkeit auf, so dass er bald von vielen sehr geschätzt wurde.

Für alles, was er bekam, war seine Antwort: “Deo Gratias”, und so nannten ihn die Römer bald nicht mehr Bruder Felix, sondern Bruder “Deo Gratias”.

Auch die Kinder liebten ihn sehr. Oft sang er mit ihnen selbstkomponierte Lieder und lehrte sie dabei das rechte Leben und die Liebe zu Gott. Viele Menschen erzählten ihm von ihren Nöten. Bruder Felix verstand es in ausgezeichneter Weise, zuzuhören. Er besaß zudem die Gabe, Krankheiten zu heilen und die Gabe der Prophetie.

Nicht nur das einfache Volk schätzte ihn sehr, auch vornehme Römer, Papst und Kardinäle bewunderten ihn. Große heilige Kirchenmänner Roms wie Karl Borromäus und Philipp Neri gehörten zu seinen Freunden. Obwohl er selbst weder lesen noch schreiben konnte, konsultierten ihn gelehrte Theologen wegen seines Wissens in der Heiligen Schrift und im geistlichen Leben.

Die Nächte verbachte er im stillen Gebet vor dem Allerheiligsten. Er schlief schließlich nur noch zwei Stunden in der Nacht. Aus der innigen Verbindung mit dem leidenden Herrn schöpfte er die Kraft für sein Wirken. Durch Werke der Buße wollte er dem leidenden Christus ähnlich sein und für seine Mitmenschen eintreten.

Eines Nachts sieht er sich während des Gebets plötzlich vor den Altar hingetragen, fällt vor dem Tabernakel nieder und bittet die Heilige Jungfrau Maria, ihm einen Augenblick das Christuskind anzuvertrauen. Und sie erscheint und legt ihm das Kind in die Arme. So sehen wir ihn bis heute auf Bildern meist mit dem Jesuskind in den Armen dargestellt.

Als seine Kräfte zu schwinden begannen und Erkrankungen ihn heimsuchten, nahm er diese mit Gleichmut als Gabe Gottes an und leistete weiter seinen Dienst. Die letzten Tage verbachte er betend in seiner Zelle. Am 18. Mai 1587 stirbt Bruder Felix nach einem erfüllten Leben. Ganz Rom war auf den Beinen, um von ihm Abschied zu nehmen. An seinem Sarg trauerte nicht nur das Volk von Rom, sondern auch Papst und Kardinäle.

Papst Urban II. sprach Felix im Jahre 1625 selig, Papst Clemens XI. im Jahre 1712 heilig. Seine Gebeine und seine Zelle werden bis heute in Rom im Kapuzinerkloster an der Via Veneto verehrt. Die Kapuziner trugen seine Verehrung weit über Rom hinaus in die Welt. In Bayern ist die Kirche St. Felix in Neustadt an der Waldnaab ein bekanntes Zeichen dieser Verehrung.

Alle sollen eins sein. (Joh 17,21)

Therese_Tropfen

Die heilige Therese von Lisieux machte bei ihrer ersten heiligen Kommunion in ganz besonderer Weise die Erfahrung des Einsseins mit Gott in der Liebe. Sie schreibt von einer Verschmelzung, einer Fusion mit dem Geliebten, mit Jesus. Aus Zweien ist eine untrennbare Einheit geworden. Sie hat sich ganz verwandelt in die Gestalt des Geliebten. Das ist für sie das höchste Glück und die größte Freude.

Oh, wie zärtlich war der erste Kuss, den Jesus meiner Seele gab! Ja, es war ein Kuss der Liebe! Ich fühlte mich geliebt, und auch ich sagte: Ich liebe Dich und schenke mich Dir auf ewig! Keine Bitte richtete Jesus an mich, und kein Opfer forderte Er von mir. Schon seit langem hatten Er und die kleine Theresia einander betrachtet und verstanden… An diesem Tag aber war unsere Begegnung kein bloßer Anblick mehr, sondern es war ein Verschmelzen. Wir waren nicht mehr zwei, sondern wie ein Wassertropfen sich im Schoße des Ozeans verliert, so war Theresia verschwunden. Jesus allein blieb. Er war der Herr, der König! … Von Freude, von tiefer und unaussprechlicher Freude war mein Herz erfüllt.

18.4. Hl. Apollonius (+um 186)

ApolloniusNach den schweren Christenverfolgungen unter Kaiser Marc Aurel brachte die Regierung seines Nachfolgers Commodus (180 bis 192) den Christen etwas Ruhe. Unter diesen günstigen Umständen bekehrten sich auch zunehmend vornehme Römer zum Christentum. Dennoch kam es auch weiterhin zu meist lokal begrenzten Christenverfolgungen. Dabei wurde auch Apollonius, der von einem seiner Sklaven wegen seines christlichen Glaubens angezeigt wurde, verhaftet. Gegen ihn kam es zu einem Gerichtsverfahren vor dem Prokonsul Perennis. Über das Leben des Apollonius wissen wir wenig. Er war Alexandriner von Geburt und ein philosophisch gebildeter Römer aus vornehmem Haus. Wegen seiner ausführlichen Verteidigungsrede hat er den Beinamen „der Apologet“ erhalten.

Apollonius wird angeklagt, gegen einen Senatsbeschluss, der das Christentum verbietet und Opfer vor den Göttern und dem Standbild des Kaisers vorschreibt, zu verstoßen. Er macht deutlich, dass der Gott der Christen der Schöpfer von allem ist und ein Christ auch ohne diese Opfer ein gerechter Staatsbürger sein kann:

Ich bin Christ und darum verehre und fürchte ich Gott, der Himmel und Erde und das Meer und alles, was darin ist, gemacht hat. Wer von den gerechten, guten und bewundernswerten Geboten Gottes seinen Sinn abwendet, der ist gesetzlos, sündhaft und in Wahrheit gottlos; wer aber von jeder Ungerechtigkeit, Gesetzlosigkeit, Götzendienerei und von bösen Gedanken sich abwendet, die Herrschaft der Sünden flieht und nicht mehr zu ihnen zurückkehrt, ein solcher ist gerecht.

Der Prokonsul Perennis aber verlangt ein Opfer vor den Göttern und dem Standbild des Kaisers, mit dem Apollonius seine Loyalität gegenüber Kaiser und Reich zum Ausdruck bringen soll. Dies kann Apollonius als Christ nicht leisten. Er erklärt Perennis vielmehr, was ein wahres Opfer ist: 

Ein unblutiges und reines Opfer bringen ich und alle Christen dem allmächtigen Gott dar, dem Herrn über Himmel und Erde und alles, was Leben hat, ein Opfer, das besonders in Gebeten besteht für die geistigen und vernünftigen Ebenbilder, die von der göttlichen Vorsehung zum Herrschen auf Erden eingesetzt sind. Darum beten wir täglich nach Vorschrift rechten Gebotes zu Gott, der im Himmel wohnt, für Commodus, der auf dieser Erde herrscht, indem wir sicher wissen, dass er nicht von einem anderen, sondern einzig nach dem Willen des unbesiegbaren Gottes, der, wie ich vorhin sagte, alle Dinge umfasst, die Herrschaft auf Erden ausübt.

 Nach diesen Worten des Apollonius unterbricht der Prokonsul das Verfahren und setzt es nach drei Tagen unter Anwesenheit einer großen Menge von Senatoren, Ratsherren und Gelehrten fort. Auch vor ihnen bleibt Apollonius fest bei seinem Entschluss, in der Gottesfurcht zu verharren. Er zeigt die Nichtigkeit des Götzendienstes. Was für eine Erniedrigung ist es für den Menschen, sein eigenes Werk als Gott anzubeten. Auch das, was die Natur hervorbringt, ist nicht als göttlich zu verehren. „Dinge, die in den Bauch eingehen und in den Abort ausgeworfen werden“ können nicht göttlich sein, ebenso wenig wie Tiere oder andere Lebewesen. Auch sterbliche Menschen sind keine Götter.

Dass die Christen aber den wahren Gott verehren, zeigt sich darin, dass Verfolgungen ihnen nicht schaden können:

Der Ratschluss Gottes kann von einem menschlichen Ratschluss nicht aufgehoben werden. Denn je mehr man die, welche an ihn glauben, die nichts Übles tun, ohne Recht und Urteil tötet, desto mehr wird ihre Zahl von Gott gemehrt.

Erneut zeigt er, dass Christen ein rechtschaffenes Leben ohne Ausschweifungen führen:

 Die Schüler des Logos entsagen täglich den Lüsten, indem sie diese durch Enthaltsamkeit zügeln und sich vornehmen, nach den göttlichen Vorschriften zu leben. … Es gibt auch nicht ein Stücklein ausschweifenden Vergnügens bei uns Christen, vielmehr entfernen wir jeden schändlichen Anblick, der uns zu verführen sucht, aus unseren Augen, damit unser Herz unverwundet bleibe. Bei solchen Lebensgrundsätzen halten wir das Sterben um des wahrhaftigen Gottes willen nicht für ein Unglück, denn was wir sind, sind wir um Gottes Willen. Darum ertragen wir auch alles, um nicht unglückselig zu sterben. Denn ob wir leben oder sterben, wir gehören dem Herrn.

Damit zeigt Apollonius die Zuversicht der Christen. Nichts kann ihnen etwas anhaben, weil sie zum Herrn gehören und der Herr ihnen nahe ist, auch in allen Verfolgungen und Nöten. Sie geben ihr Leben für den Herrn, weil es ein höheres Gut gibt als das irdische Leben: das ewige Leben bei Gott. Das veranlasst Perennis zu der Frage: So entschlossen stirbst du gern? Darauf antwortet Apollonius:

Ich lebe gern, Perennis, jedoch so, dass ich den Tod nicht fürchte aus Liebe zum Leben. Denn nichts ist schätzenswerter als das Leben. Ich meine aber das ewige Leben, das die Unsterblichkeit der Seele ist, die das gegenwärtige Leben gut verbracht hat.

Die Rede von der Unsterblichkeit der Seele und dem ewigen Leben ist für Perennis unverständlich. Sein Denken unterscheidet sich grundlegend von dem des Apollonius. Auch was die Rede vom Logos – einem Begriff aus der griechischen Philosophie – angeht, unterscheiden sich christliches und heidnisches Denken grundlegend. So werfen auch einige der anwesenden Gelehrten Apollonius Irrtum vor. Für die Heiden ist „der Logos Gottes der Erzeuger des Leibes und der Seele, der erkennt und lehrt, was Gott angenehm ist.“ Apollonius aber sagt über den Logos, dass er „für ein sehendes Herz wie das Licht für sehende Augen ist. Wenn einer aber zu unempfänglichen Menschen über ihn spricht, so nützt das ihnen nichts, ebenso wie einem Blinden das Licht nichts nützt, wenn es für ihn aufleuchtet.“ Der wahre Logos ist Jesus Christus.

Dass aber Christus für seine Gerechtigkeit den Tod erleiden musste, ist nichts Ungewöhnliches, denn das ist das Schicksal aller Gerechten. Er führt dabei das Beispiel des Sokrates an und ein Zitat eines unbekannten griechischen Schriftstellers, der sagt, dass „der Gerechte gegeißelt, gefoltert, gefesselt, an beiden Augen geblendet und zuletzt, nachdem er alles Üble erlitten hat, gekreuzigt werden wird.“ So ist der Tod des Gerechten nicht ein Zeichen für mangelnde Gerechtigkeit, sondern die Folge von Neid und Missgunst der Mächtigen um ihn.

Der Statthalter Perennis ist beeindruckt von den Worten des Apollonius und hätte ihn wohl gerne frei gelassen, aber das verbieten ihm die geltenden Gesetze, die das Opfer vor dem Standbild des Kaisers verlangen, das Apollonius verweigert. Perennis will aber „Humanität walten lassen in der Ausführung der Todesstrafe.“ Daraufhin stirbt Apollonius den Märtyrertod durch Enthauptung.

 

5.4. Maria Crescentia Höß (1682-1744)

Crescentia_1Anna Höß, so ihr Taufname, wurde am 20. Oktober 1682 als sechstes von acht Kindern in die Familie des Webers Mathias Höß und seiner Frau Luzia geboren. Die fromme Familie – der Vater gehörte zu den führenden Mitgliedern der Marianischen Männerkongregation – lebte in der Freien Reichsstadt Kaufbeuren, die damals rund 2500 Einwohner zählte und zu über zwei Drittel protestantisch war. Schon in der Schule fiel sie wegen ihrer Klugheit und ihrer Frömmigkeit auf. Da ihre Eltern jedoch arm waren, konnten sie ihrer Tochter keine weiterführende Ausbildung ermöglichen, und so lernte sie den Beruf einer Weberin.

Im Alter von 14 Jahren sah sie in einer Vision einen Engel, der ihr das Gewand der Franziskanerinnen zeigte. Dies ist Ausdruck ihres sehnlichsten Wunsches, in diesen Orden einzutreten. Jedoch verlangten die Kaufbeurer Franziskanerinnen eine derart hohe Mitgift für den Klostereintritt, dass ihre Eltern nicht in der Lage waren, diese Summe aufzubringen. Durch die Hilfe und finanzielle Unterstützung des evangelischen Bürgermeisters wurden ihr aber dann schließlich doch die Tore des Klosters geöffnet. Im Jahr 1703 trat sie in den Orden ein und erhielt den Namen Crescentia.

In den ersten Jahren hatte sie viel unter den Demütigungen ihrer Oberin zu leiden, die ihren Kostereintritt nur widerwillig akzeptiert hatte. Als arme Webertochter sah man sie nicht als ihresgleichen an und Crescentia musste die niedrigsten und schwersten Arbeiten verrichten. Einmal schickte man sie mit einem Sieb zum Brunnen, um dort Wasser zu schöpfen. Doch auf wundersame Weise wurde das Sieb zur Schöpfkelle.

Crescentia selbst begann wegen der ablehnenden Haltung der Oberin an ihrer Berufung zu zweifeln. Zudem wurde sie von körperlichen Leiden geplagt. Ständige Zahn- und Kopfschmerzen verzerrten ihr Gesicht, so dass es Mitschwestern gab, die sie eine Hexe nannten. Doch sie blieb ihrer Berufung treu und hat das erfüllt, was sie später einer Mitschwester schreiben wird:

Teure Schwester, trachten Sie einzig und allein danach, in jedem Augenblick den Willen Gottes zu erfüllen. Das ist es, was unser Leben stets froh und heiter machen kann. Nichts geschieht ohne den Willen Gottes.

Es wird von einer Vision berichtet, die ihr fortan Kraft und Zuversicht geben sollte. Als sie von großen Zweifeln und Anfechtungen heimgesucht wurde, schaute sie eines Nachts bei einem heftigen Sturm aus dem Fenster. Da sah sie eine Gestalt ruhig in der Krone des stark vom Sturm gebeutelten Birnbaums vor ihrem Fenster stehen. Sie erkannte in der Gestalt Christus, der ihr zurief:

Crescentia, wie kannst du meinen, ich habe dich verlassen! Schau, so sicher und ruhig, wie du mich bei diesem tobenden Wetter im Baum siehst, so sicher stehe ich in deinem Herzen. Lass dich nicht verwirren von den inneren Stürmen. Ich liebe dich und bin bei dir, auch wenn du es nicht spürst! Denke daran, wenn dich wieder Leere und Verzweiflung überfallen! Auch diese Zeit geht vorüber. Ich habe in meinem Leben Ähnliches durchgemacht: in der Wüste und später im dunklen Garten am Ölberg kurz vor meinem Tod. Weißt du das nicht mehr?

Nach mehreren schweren Jahren, die Crescentia in großer Treue zum Herrn überstanden hat, brachte schließlich eine neue Oberin des Klosters den Wandel zum Besseren. Diese erkannte die besonderen Talente, die in Crescentia steckten und sah auch die Visionen, die Crescentia immer wieder erlebte, als echt an. Crescentia wurde zunächst Pfortenschwester und kümmerte sich um kranke Mitschwestern, im Jahr 1717 wurde sie Novizenmeisterin und im Jahr 1741 wurde sie schließlich selbst zur Oberin des Kaufbeurer Franziskanerinnenklosters gewählt.

Bereits als Pförtnerin war Crescentia wegen ihrer Liebenswürdigkeit bei den Bewohnern Kaufbeurens bekannt. Sie sagt selbst von diesem Dienst:

Wer Gott lieben will, muss notwendigerweise auch seinen Nächsten lieben, denn der eine kann ohne den anderen nicht leben, und das Gute, das man dem Nächsten erweist, wird von Gott erwiesen, der sich hinter dem Gewand des Nächsten verbirgt.

Bald drang ihr Ruf über die Grenzen des Städtchens hinaus, denn es ging eine faszinierende Wirkung von ihr aus, der sich niemand entziehen konnte, der ihr begegnete. Viele Menschen jeglichen Standes schätzten sie als eine fürsorgliche und intelligente Helferin und Beraterin.

Alle gingen getröstet von ihr fort und fanden es wunderbar, wenn sie Rede und Antwort stand.

Viele nahmen lange Wartezeiten in Kauf, um mit ihr persönlich zu sprechen und hochrangige Persönlichkeiten standen mit ihr in Briefkontakt. Sie schlichtete den Nachfolgestreit in der Fürstabtei Kempten und beriet die bayerische Kurfürstin und Kaiserin Maria Amalia. Der Kölner Kurfürst und Erzbischof Clemens August schätzte sie als kritische und verständnisvolle Seelenführerin. Er war es auch, der nach ihrem Tod den Heiligsprechungsprozess in Rom einleitete.

Crescentia wurden auch weiterhin Visionen zuteil. Ihre Frömmigkeit bezeichnete sie als „Schauen mit den Augen der Seele durch unseren Glauben”. Ein Gemälde des leidenden Erlösers, das ein Mönch nach ihren Vorgaben zeichnete, zeigt ihre tiefe Verehrung des Leidens und Sterbens Christi. Ihre Vision des Heiligen Geistes wurde 1728 von Kunstmaler Joseph Ruffini aus München nach ihren Anweisungen im Bild festgehalten. Doch sie war keine weltabgewandte Mystikerin, sondern verstand es auch, in konkreten Situationen rasche Lösungen zu finden. Zudem verstand sie zu wirtschaften und unter ihrer Leitung blühte das Klöster Kaufbeuren.

Crescentia starb am 5. April 1744, einem Ostersonntag, und wurde in der Kapelle des Klosters beigesetzt, wo ihre Gebeine bis heute ruhen. Seither kommen unzählige Pilger zu ihrem Grab. Ihre Verehrung überdauerte die Säkularisation des Klosters im Jahr 1805. Sicher ist es ihrer himmlischen Fürsprache zu verdanken, dass bis heute Ordensfrauen in dem seit 1922 nach ihr benannten Crescentiakloster leben. Im Jahr 1900 wurde sie von Papst Leo XIII. selig gesprochen, im Jahr 2001 erfolgte die Heiligsprechung durch Papst Johannes Paul II.

1.4. Maria von Ägypten, Wüstenmutter

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Maria wurde in Ägypten geboren und ging im Alter von zwölf Jahren, die Zeit, als damals ein Mädchen zur Frau wurde und ins heiratsfähige Alter kam, in die ägyptische Großstadt Alexandrien. Dort arbeitete sie siebzehn Jahre lang als Prostituierte und „weigerte niemandem ihren Leib“.

Es war die Zeit, als das Christentum unter Kaiser Konstantin staatlich anerkannt und gefördert wurde. Die Mutter des Kaisers entdeckte damals das Heilige Kreuz Christi und am Ort der Kreuzigung wurde die Grabeskirche errichtet, Das waren Sensationen, die in aller Munde waren und auch Maria wollte das Kreuz sehen, an dem vor damals fast dreihundert Jahren dieser Jesus, von dem man sich so viel Wundersames erzählte, gestorben ist.

Es war wohl mehr Sensationsgier als ein echter tiefer Glaube, der damals viele Menschen nach Jerusalem aufbrechen lies. Auch für Maria war die Reise dorthin eher eine Lustreise als eine fromme Pilgerfahrt. Da sie kein Geld hatte, um die Überfahrt mit dem Schiff zu bezahlen, bot sie den Seeleuten ihren Leib als Fahrgeld an.

In Jerusalem wollte sie zusammen mit den anderen Reisenden in die Grabeskirche gehen und das Kreuz Christi anbeten. Doch sie konnte die Schwelle der Kirche nicht überschreiten. Immer, wenn sie es versuchte, hielt eine unsichtbare Kraft sie zurück. Da erkannte sie plötzlich ihre Unreinheit, in der sie viele Jahre so selbstverständlich gelebt hatte, und bereute zum ersten Mal ihre Taten.

Ich schlug an meine Brust und weinte bitterlich und seufzte aus dem tiefsten Grund meines Herzens. Als ich aber meine Augen erhob, sah ich das Bild Unserer Lieben Frau. Zu ihr betete ich mit bitteren Tränen, dass sie für mich die Vergebung meiner Sünden erwirken möge, damit ich eintreten und das Heilige Kreuz anbeten könne.

Nun war das Hindernis weg und Maria konnte in die Kirche gehen. Dieser Augenblick hat ihr Leben verändert. Es waren keine leeren Worte, mit denen sie zu Maria gebetet hat, sondern sie drückten ihre ganze Sehnsucht aus: Sie wollte das Kreuz Christi anbeten und in seine Nachfolge treten und fortan ein Leben reiner Buße und Entsagung führen.

In der Kirche begegnete ihr ein Mann, der ihr drei Geldstücke gab, mit denen sie sich drei Brote kaufen konnte. Sie hörte eine Stimme, die zu ihr sprach:

Geh über den Jordan, so wirst du gerettet.

So ging sie in die Wüste jenseits des Jordan und lebte dort in größter Einsamkeit. Die drei Brote dienten ihr siebenundvierzig Jahre lang als Nahrung. Als ihr die Kleider vom Leib fielen, blieb sie nackt, nur von ihrem Haar bedeckt.

Siebzehn Jahre bin ich in dieser Wüste noch von fleischlicher Anfechtung gepeinigt worden, aber ich habe sie besiegt mit der Hilfe Gottes.

Im mühsamen täglichen Kampf mit den Leidenschaften und Versuchungen hat sie den Sieg davon getragen. Ihre Bekehrung blieb nicht an der Oberfläche, sondern durchdrang ihr ganzes Wesen. So betet die Ostkirche an ihrem Festtag:

Du hast die Bilder deiner Leidenschaften aus der Seele weggefegt und die Urbilder der Tugend in deine Seele eingegraben.

Die heilige Einsiedlerin wurde nach 47 Jahren Einsamkeit von dem Mönch Zosimas entdeckt. Dieser lebte als strenger Asket und hielt sich darin für nahezu perfekt. Dennoch war er auf der Suche nach einem Mönch, der ihn etwas lehren könnte, das er bisher nicht wusste und ihm eine Form der Askese zeigen könnte, die er bisher noch nicht praktizierte. Gott hatte ihm offenbart, dass er diesen Lehrmeister finden werde.

Als Zosimas auf seiner Suche in die Wüste jenseits des Jordan kam, entdeckte er eine Gestalt, die allem Anschein nach nackt war. Da er tagelang keinem lebenden Wesen begegnet war, hielt er dies zunächst für ein Trugbild, dann aber überkam ihn große Freude. Als er sich aber der Gestalt nähern wollte, entfernte sich diese. Er eilte hinterher, bis ihm die Gestalt plötzlich zurief:

Abt Zosimas, warum verfolgst du mich? Was fällt dir ein, ein sündiges Weib anschauen zu wollen? Was willst du von mir lernen oder was willst du von mir sehen? Vergib mir, aber ich kann mich dir nicht zeigen, denn ich bin eine Frau und nackt. Gib mir deinen Mantel, damit ich mich bedecken und mich dir ohne Scham zeigen kann.

Abt Zosimas ist sehr verwundert. Woher kennt die Frau seinen Namen? Zudem sieht er sie nun mit ausgebreiteten Händen beten und dabei über der Erde schweben. Ist dies ein Trugbild des Teufels? Maria aber ruft ihm erneut zu:

Das verzeihe dir Gott, dass du mich arme Sünderin für einen unreinen Geist hältst!

Maria bittet Zosimas um seinen priesterlichen Segen, er aber will von ihr gesegnet werden, da er ihre Heiligkeit erkennt. Nun knien beide voreinander nieder. Gott hat Zosimas gezeigt, dass diese Frau einen noch höheren Grad an Heiligkeit erlangt hat, als er selbst. Er aber besitzt die Demut, dies zu akzeptieren und von dieser Frau zu lernen.

Maria erzählt Zosimas nun von ihrem Leben als Prostituierte und von ihrer wundersamen Bekehrung in Jerusalem vor genau 47 Jahren. Sie bittet ihn darum, im nächsten Jahr am Gründonnerstag mit dem heiligen Leib des Herrn wieder zu kommen, damit sie die heilige Kommunion empfangen könne.

Als Zosimas fast ein Jahr später am verabredeten Tag wieder in die Wüste kommen will, ist der Jordan über die Ufer getreten und er kann nicht hinüber. Maria aber steht am anderen Ufer, macht das Zeichen des Kreuzes und kommt über das Wasser zu ihm. Sie empfängt aus seinen Händen die heilige Eucharistie, und nachdem sie abermals das Zeichen des Kreuzes gemacht hat, schreitet sie über den Jordan zurück in die Wüste.

Ein Jahr später suchte Zosimas den Ort auf, an dem er Maria zum ersten Mal begegnet war. Da sah er sie tot liegen. Er erkannte, dass sie kurz nachdem sie im vergangenen Jahr den Leib des Herrn empfangen hatte, an diesen Ort zurückgekehrt und gestorben war. Ihr Leib war unverwest. Zosimas hatte aber nicht die Kraft, ein Grab auszuheben. Da sah er einen Löwen auf sich zukommen und erschrak. Der Löwe aber war sanft und grub das Grab, so dass Zosimas den Leib der Heiligen bestatten konnte. Schon im 6. Jahrhundert war Marias Grab Ziel von Wallfahrten. Als Urtyp der Büßerin wurde sie besonders im Mittelalter weithin hoch verehrt.

 

Cyrill von Jerusalem (315-386)

Cyrill_1Cyrill stammte aus einer christlichen Familie und empfing eine ausgezeichnete Ausbildung sowohl in christlicher als auch in griechisch-heidnischer Literatur. Diese bildete die Grundlage für seine auf das Studium der Bibel konzentrierte kirchliche Kultur. Maximus von Jerusalem weihte ihn um das Jahr 348 zum Priester und Cyrill wurde sein Nachfolger als Bischof dieser Stadt. Nach Rom, Konstantinopel, Alexandrien und Antiochien gehörte Jerusalem zu den fünf bedeutendsten Bischofssitzen.

Schon zu Beginn seiner Amtszeit wurde er in zwei massive Streitfälle verwickelt. Der eine betraf die Bedeutung des Ehrenprimats, der dem Bischof von Jerusalem zukam und der andere wohl weit gewichtigere die Auseinandersetzung mit dem Arianismus. Sein direkter Gegner war in beiden Fällen Bischof Acacius von Cäsarea, durch den Cyrill zum Bischof geweiht worden war.

Acacius war Arianer, wie viele Christen in der damaligen Zeit. Zwar wurde auf dem I. Ökumenischen Konzil von Nicäa im Jahre 325 die Lehre von der Gottgleichheit des Sohnes mit dem Vater als kirchliche Lehre festgeschrieben, aber es kam später immer wieder zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen den Anhängern dieser Lehre und den Arianern, die Jesus Christus nur eine Ähnlichkeit mit Gott zugestehen wollten. Viele Kaiser unterstützten die Lehre des Arianismus und lange Zeit waren die rechtgläubigen Christen im Osten des Römischen Reiches eine Minderheit, während der Westen weitgehend an der Lehre von Nicäa festhielt. Es bedurfte mehrerer Synoden und heftiger Kämpfe über Jahrzehnte hinweg, bis dieser Streit entschieden war.

Ähnlich wie Athanasius von Alexandrien und andere Bischöfe hatte auch Cyrill wegen seines rechtgläubigen Bekenntnisses zu leiden. Von den 38 Jahren seines Episkopats verbrachte er 16 in der Verbannung. Die erste war im Jahr 357, dieser folgte 360 eine zweite Verbannung, beide veranlasst durch Acacius, und schließlich eine dritte, die längste, für eine Dauer von elf Jahren, im Jahr 367 auf Veranlassung des arianischen Kaisers Valens. Erst nach dessen Tod im Jahr 378 konnte Cyrill endgültig von seinem Bischofsstuhl Besitz ergreifen und unter den Gläubigen Einheit und Frieden wiederherstellen. Auf dem II. Ökumenischen Konzil von Konstantinopel im Jahr 381, an dem Cyrill selbst teilnahm, wurde schließlich die Lehre des Konzils von Nicäa auf gesamtkirchlicher Ebene bestätigt und der Arianismus verurteilt.

Es war keine leichte Aufgabe, die durch die innerkirchlichen Wirren entstandenen Streitigkeiten zu schlichten. Vieles war in Unordnung geraten und die Versöhnung der bisher bis aufs Blut verfeindeten Lager kostete alle Mühe. Dabei hatte Cyrill auch gegen persönliche Verunglimpfungen zu kämpfen. Doch bis zu seinem Tod am 18. März 386 arbeitete Cyrill unermüdlich daran, den Frieden wiederherzustellen.

Von Cyrill sind 24 Katechesen erhalten, die er um das Jahr 350 gehalten hat. Die ersten 18 davon richten sich an die Taufbewerber und wurden in der Grabeskirche gehalten. Diese war unter Kaiser Konstantin errichtet worden, als das Grab Christi unter einem heidnischen Venustempel gefunden wurde, der nach der römischen Neugründung der Stadt nach deren Zerstörung im Jüdischen Krieg errichtet worden war. Der Ort der Kreuzigung Christi ist für Cyrill der Mittelpunkt der Welt:

Gott breitet am Kreuz seine Hände aus, um die äußersten Enden des Universums zu umarmen. So wurde der Berg Golgatha zum Angelpunkt der Welt.

In seinen Katechesen weist Cyrill die Taufbewerber zunächst auf die Notwendigkeit eines sittlichen Lebens nach christlichen Maßstäben hin, das die Abkehr von den heidnischen Bräuchen erfordert. Es folgt eine Einführung in die im Glaubensbekenntnis enthaltenen Wahrheiten. Die letzten fünf, die so genannten mystagogischen Katechesen, führen in die christlichen Riten ein, sie handeln von der Bedeutung des Chrisamöls, des Leibes und Blutes Christi, der eucharistischen Liturgie und vom Vaterunser. Im Ritus erfährt der Mensch eine Verwandlung. Diese Erfahrung muss der Erklärung voran gehen, weshalb einige zentrale christliche Wahrheiten den Außenstehenden verborgen bleiben und auch den Taufbewerbern erst nach der Erfahrung der Taufe erklärt werden. Im folgenden Text erläutert Cyrill das Geheimnis der Taufe:

Dreimal seid ihr ins Wasser getaucht worden, und nach jedem der drei Male seid ihr wieder aufgetaucht, um die drei Tage der Grablegung Christi zu versinnbildlichen, das heißt: um mit diesem Ritus unseren Heiland nachzuahmen, der drei Tage und drei Nächte im Schoß der Erde verbrachte. … Wie der, der in der Nacht ist, nicht sieht, und wie der, der am Tage ist, das Licht genießt, so auch ihr. Während ihr in die Nacht eingetaucht ward und nichts saht, so habt ihr euch dagegen nach dem Auftauchen im hellen Tag vorgefunden. Geheimnis des Todes und der Geburt, dieses Wasser des Heils ist für euch Grab und Mutter gewesen.

Cyrill ist ein wichtiger historischer Zeuge für die altkirchliche Eucharistielehre und war wohl der Erste, der den Begriff der „Wandlung“ für das Geschehen der Transsubstantiation von Brot und Wein in Christi Leib und Blut gebrauchte. Die von ihm in der Jerusalemer Grabeskirche gefeierte Liturgie hatte großen Einfluss auf die Entwicklung des Messritus.

 

Die heiligen 40 Märtyrer von Sebaste (+ um 320)

40Martyrer_SebasteZu Beginn des 4. Jahrhunderts war der christliche Glaube im Römischen Reich schon weit verbreitet, auch viele vornehme Römer und Soldaten gehörten zu den Gläubigen. Doch auch kurz nach der offiziellen Anerkennung des Christentums unter Kaiser Konstantin im Jahr 313 kam es zu weiteren Verfolgungen. Es herrschte Streit zwischen Konstantin und dessen einstigem Mitregenten und späteren Erzfeind Licinius. Erst im Jahr 324 konnte Konstantin ihn endgültig besiegen und die Alleinherrschaft antreten. Bis dahin bekamen die Christen in den von Licinius beherrschten Teilen des römischen Reiches den Zorn des Regenten zu spüren.

Wenn man die militärischen Auseinandersetzungen der beiden Herrscher bedenkt, ist es nicht verwunderlich, dass der Zorn des Licinius gerade römische Soldaten traf. Vierzig christliche Soldaten der „Legio fulminata” („Legion Donner”) wurden bei Sebaste in Unterarmenien, dem heutigen Sivas in der Türkei, zum Tod durch Erfrieren auf einem See verurteilt. Sie hatten sich nach einem christenfeindlichen Befehl des Licinius offen zu ihrem Glauben bekannt. Die Androhung der unehrenhaften Entlassung aus der Armee und schließlich das Todesurteil konnten sie nicht von ihrem Entschluss abbringen, Christus treu zu dienen.

Nimm nicht nur unseren militärischen Rang hinweg, sondern auch unsere Leiber. Niemanden lieben wir mehr und nichts ist ehrenwerter für uns, als unser Herr Jesus Christus.

Haben wir so viel Ungemach ausgestanden im Dienst des Kaisers und für das Heil des Vaterlandes, warum sollen wir nicht dasselbe tun im Dienst des höchsten Kaisers des Himmels und der Erde zu unserem eigenen Heil?

Während die vierzig nackt auf dem Eis standen und froren, entzündeten andere Soldaten am Ufer Lagerfeuer und heizten warme Bäder, um sie zu verführen und zum Abfall vom Glauben zu bewegen. Doch sie blieben standhaft:

Grimmig ist der Winter, doch süß ist das Paradies.

Schon sah man vom Himmel her vierzig Kronen auf die Leidenden herab schweben, ein römischer Hauptmann soll diese auch gesehen haben. Doch nur 39 ließen sich auf die Männer auf dem See nieder. Die frierenden Männer lobten Gott und baten ihn um seinen Beistand:

Vierzig an der Zahl sind wir auf den See gegangen, Herr! Gib, dass wir vierzig auch gekrönt, und keiner aus uns seiner Krone beraubt werde. Diese Zahl ist eine Ehrenzahl, welche du durch dein vierzigtägiges Fasten geheiligt hast.

Einer jedoch hielt es nicht mehr aus, er verließ das Eis und sprang in ein warmes Bad, das bereit stand. Sein Körper verkraftete aber den schnellen Temperaturwechsel nicht und er starb. Die 39 Bekenner waren sehr betrübt, dass einer aus ihrer Mitte der Versuchung erlegen war. Jedoch sollte die heilige Zahl vierzig durch einen Neubekehrten wieder ergänzt werden. Einer der Wächter, der bereits zuvor die Kronen vom Himmel her herabkommen sah, war so begeistert vom Heldenmut der Christen, dass er sich zu ihnen auf das Eis gesellte und allen zurief:

Auch ich bin ein Christ und will mit den Christen leben und sterben.

Während der grimmig kalten Nacht starben die meisten der vierzig auf dem Eis. Die am Morgen noch am Leben waren, wurden im See ertränkt. Die toten Leiber warf man in den See. Nach drei Tagen ließ der Bischof den See nach den Gebeinen der Märtyrer absuchen. Ihre Reliquien wurden geborgen und an einen heiligen Ort bestattet.

Die Namen der 40 Märtyrer sind: Cyrion (Quirion), Candidus, diese beiden waren die vornehmsten unter ihnen, sodann Domnus, Meliton, Domitianus, Eunoicus, Sisinius, Heraclius, Alexander, Johannes, Claudius, Athanasius, Valens, Helianus, Ecditius, Acacius, Vibianus, Helias, Theodulus, Cyrillus, Flavius, Severianus, Valerius, Chudion, Sacerdon, Priscus, Eutychius, Eutyches, Smaragdus, Philoctimon, Aetius, Nicolaus (Micallius), Lysimachus, Theophilus, Xantheas, Angias, Leontius, Hesychius, Caius und Gorgonius.

Durch die Leiden der Heiligen, die sie für Dich ertrugen, bitten wir Dich Herr, Menschenfreundlicher Du, all unsere Leiden zu heilen.