Bernhardin von Siena

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Bernhardin von Siena wurde wahrscheinlich am 8. September 1380 in Massa-Marittima in der Toskana als Sohn der adligen Sieneser Familie der Albizzeschi geboren. Als er etwa sechs Jahre alt war, starben seine Eltern und er wurde in die Obhut seiner Verwandten gegeben. Bereits im Alter von elf Jahren begann er das Studium des kanonischen Rechts in Siena, das er jedoch ohne Abschluss abgebrochen hat. Als im Jahr 1397 in Siena die Pest ausbrach, entschloss er sich, in der Stadt zu bleiben und als Mitglied der Marienbruderschaft Kranke und Leidende zu pflegen. Dabei erkrankte er selbst schwer.

Sein ganzes Leben ist bestimmt von der Sorge um die Armen und Kranken. Er hat einmal gesagt:

Wer seine Hände nicht den Armen entgegenstreckt, um ihnen eine Gabe zu reichen, streckt sie umsonst zu Gott aus, um die Verzeihung seiner Sünden zu erlangen.

Im Jahr 1402 trat Bernhardin in den Franziskanerorden ein und schloss sich dem strengeren Ordenszweig der Observanten an. Im Jahr 1404 empfing er die Priesterweihe. Für zehn Jahre zog er sich in eine Einsiedelei zurück, 1413 übernahm er den Pförtnerdienst im Kloster in Fiesole. Ab 1417 zog Bernhardin als Bußprediger durch ganz Italien, verkündete auf öffentlichen Plätzen das Wort Gottes und rief die Menschen zur Umkehr auf. Er wirkte als Friedensstifter in italienischen Städtekriegen und wurde schon zu Lebzeiten als Heiliger verehrt. 1438 wurde er zum Generalvikar seines Ordens ernannt, er legte dieses Amt jedoch schon nach kurzer Zeit wieder nieder.

Bernhardins Predigten, von denen viele bis heute erhalten geblieben sind, zeigen seine große Liebe zu Jesus Christus, der Gottesmutter und dem Hl. Josef. In wenigen Worten macht er deutlich, was Jesus uns in seinen Abschiedsreden an die Jünger, aus denen wir am Ende der Osterzeit immer wieder an den Sonntagen im Evangelium hören, bis heute sagen will:

Freunde hinterlassen ein Zeichen, vielleicht einen Ring, aber Christus hinterlässt uns seinen Leib und sein Blut, seine Seele und seine Gottheit, sich selbst, ohne etwas zurückzubehalten.

Diese Gegenwart Jesu Christi, die zu allen Zeiten und an allen Orten erfahrbar ist, bringt Bernhardin besonders in der Verehrung des Heiligsten Namens Jesus Christus zum Ausdruck. Als Abschluss seiner Predigten pflegte er den Hörern eine Tafel zu zeigen, auf der in goldenen Buchstaben “IHS” zu lesen war. Diese drei Buchstaben als Abkürzung der griechischen Schreibweise des Namens Jesus Christus können auch als Anfangsbuchstaben des lateinischen Ausdrucks “Jesus Hominum Salvator”, zu Deutsch “Jesus Heiland Seligmacher” gelesen werden. Das Kürzel IHS wurde später zum Kennzeichen der von Ignatius von Loyola gegründeten Gesellschaft Jesu. Bernhardin sagt:

Der Name Jesus ist der Glanz der Prediger, weil er das Verkündigen und das Hören des Gotteswortes zum hellen Leuchten bringt. Woher, meinst du, kommt auf dem ganzen Erdkreis so schnell und glühend das Licht des Glaubens, wenn nicht dadurch, dass Jesus verkündigt wird? Hat Gott uns nicht durch die Lieblichkeit dieses Namens in sein wunderbares Licht gerufen? Wir sind erleuchtet, wir schauen das Licht in seinem Licht.

Daher muss dieser Name verkündet werden, damit er leuchtet und nicht verschwiegen wird. Aber der Name darf nicht mit einem unreinen und befleckten Mund ausgesprochen werden. Er muss in einem erlesenen Gefäß aufbewahrt und aus ihm heraus verkündet werden.

Manche fanden, dass diese Verehrung des Namens Jesus in Widerspruch zur kirchlichen Lehre steht und daher musste sich Bernhardin wegen des Vorwurfs der Häresie verantworten, wurde jedoch frei gesprochen. Er bekam mehrere hohe Kirchenämter angeboten, die er jedoch ablehnte. Er zog es vor, unermüdlich predigend und lehrend durch das Land zu ziehen. Auf einer seiner Missionsreisen starb er 1444 in L’Aquila. Dort befindet sich bis heute sein Grab in der Kirche San Bernardino.

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