Die Frau und der Drache (offb 12) – 2

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7 Da entbrannte im Himmel ein Kampf; Michael und seine Engel erhoben sich, um mit dem Drachen zu kämpfen. Der Drache und seine Engel kämpften, 8 aber sie konnten sich nicht halten und sie verloren ihren Platz im Himmel. 9 Er wurde gestürzt, der große Drache, die alte Schlange, die Teufel oder Satan heißt und die ganze Welt verführt; der Drache wurde auf die Erde gestürzt und mit ihm wurden seine Engel hinabgeworfen.

Der Blick geht wieder in den Himmel. Wir dürfen uns das geschehen nicht zeitlich vorstellen, dass zunächst der Kampf auf der Erde geführt wird und dann der im Himmel. Die Bilder, die Johannes und zeigt, überlappen sich und gehen ineinander über. Auch gibt es in der Ewigkeit des Himmels keine Zeit.

Wir haben bereits erfahren, dass der Satan ein Drittel der Sterne zur Erde geworfen hat. Ein Drittel der Engel hat sich mit ihm gegen Gott erhoben. Doch der Kampf im Himmel ist entschieden. Michael kämpft mit seinen Engeln siegreich gegen den Satan und seine Engel. Der Drache wird vom Himmel zur Erde geworfen.

Der Kampf im Himmel ist entschieden. Die endgültige Durchsetzung des Heils ist nur noch eine Frage der Zeit. Aber es wird eine schwere Zeit, denn der Satan weiß um das Ende seiner Macht und versucht alles, um so viel Schaden anzurichten wir möglich. Das sind die schauerhaften Bilder der Apokalypse und wir sehen sie jeden Tag konkret, wenn wir in den Fernseher oder die Zeitung blicken.

10 Da hörte ich eine laute Stimme im Himmel rufen: Jetzt ist er da, der rettende Sieg, die Macht und die Herrschaft unseres Gottes und die Vollmacht seines Gesalbten; denn gestürzt wurde der Ankläger unserer Brüder, der sie bei Tag und bei Nacht vor unserem Gott verklagte. 11 Sie haben ihn besiegt durch das Blut des Lammes und durch ihr Wort und Zeugnis; sie hielten ihr Leben nicht fest, bis hinein in den Tod. 12 Darum jubelt, ihr Himmel und alle, die darin wohnen. Weh aber euch, Land und Meer! Denn der Teufel ist zu euch hinabgekommen; seine Wut ist groß, weil er weiß, dass ihm nur noch eine kurze Frist bleibt.

Im Himmel ertönt Jubel über den Sturz des Drachens. Jubel über die siegreiche Heimkehr des Sohnes Gottes, der als Opferlamm sein Blut vergossen hat zum Heil der Menschen. Dieses Blut des Lammes gewährt den Sieg auch auf Erden. Zwar ist der Kampf noch nicht entschieden und die Gläubigen bleiben den Nachstellungen des Drachen und seines Gefolges ausgesetzt. Ihr Toben aber ist ein sinnloses Toben, das nichts mehr ändern wird an ihrer Niederlage.

Die Glaubenden aber müssen an der Heils- und Siegesgewissheit festhalten. Sie stehen noch im Kampf. Sie müssen standhaft bleiben. Noch können sie fallen. Das ist die Botschaft der Offenbarung des Johannes. Sie will die Glaubenden zur Standhaftigkeit ermutigen. Die Leiden der Glaubenden können groß sein. Das Toben des Teufels ist gewaltig. Aber er ist besiegt. Wer standhaft bleibt, hat Anteil an Gottes Sieg.

Der Satan wird hier genannt der Ankläger unserer Brüder. Als solcher tritt er auch an manchen Stellen im Alten Testament auf, besonders deutlich im Buch Ijob. Da hat er noch ganz selbstverständlich Zugang zu Gott, um immer wieder den gerechten Ijob anzuklagen. Vielleicht ist er doch nicht so gerecht, wie es scheint. So erlaubt Gott es ihm, Unheil über Ijob zu bringen, seinen gesamten Besitz, ja auch seine Familie zu vernichten. So versucht die Bibel zu erklären, warum das Unheil sowohl die Gerechten als auch die Ungerechten trifft.

Nun aber gibt es keinen mehr, der die Menschen vor Gott anklagt. Vielmehr haben wir jetzt Fürsprecher bei Gott. Unsere größte Fürsprecherin ist Maria. Sie wird uns im folgenden Abschnitt noch einmal als Schutzfrau in großer Bedrängnis vorgestellt.

13 Als der Drache erkannte, dass er auf die Erde gestürzt war, verfolgte er die Frau, die den Sohn geboren hatte. 14 Aber der Frau wurden die beiden Flügel des großen Adlers gegeben, damit sie in die Wüste an ihren Ort fliegen konnte. Dort ist sie vor der Schlange sicher und wird eine Zeit und zwei Zeiten und eine halbe Zeit lang ernährt. 15 Die Schlange spie einen Strom von Wasser aus ihrem Rachen hinter der Frau her, damit sie von den Fluten fortgerissen werde. 16 Aber die Erde kam der Frau zu Hilfe; sie öffnete sich und verschlang den Strom, den der Drache aus seinem Rachen gespien hatte. 17 Da geriet der Drache in Zorn über die Frau und er ging fort, um Krieg zu führen mit ihren übrigen Nachkommen, die den Geboten Gottes gehorchen und an dem Zeugnis für Jesus festhalten.

Die Frau tritt dem Drachen furchtlos gegenüber. Sie weiß, dass er ihr nichts anhaben kann. Himmel und Erde stehen ihr bei. Die Adlerflügel sind Symbol für Gottes Schutz. Auch die Erde tritt ein für die Frau, indem sie sich öffnet, um den verderblichen Wasserstrom des Drachen aufzufangen. Himmel und Erde kämpfen gegen die Macht des Bösen und der Kampf tobt immer heftiger, bis der Drache besiegt werden wird. Von diesem Sieg über den Drachen erfahren wir einige Kapitel später und dieser Sieg wird dann den Weg öffnen für Gottes neues Wohnen unter den Menschen.

Noch aber ist die Geschichte bestimmt vom Toben des Satans. Das ist die Weltdeutung der Offenbarung des Johannes. Der Drache zieht die Mächtigen der Erde auf seine Seite. Sie kämpfen mit ihm gegen die Gerechten. Doch Gottes Kinder, die Kinder der Mutter der Glaubenden, die Kinder Mariens brauchen nichts zu fürchten. Die Mutter hat ihnen gezeigt, wie sie im Kampf bestehen können. Die Mutter hilft ihren Kindern.

Als Glaubende sind wir Kinder Mariens und Maria ist unsere Mutter. Dieser Glaube ist zutiefst biblisch. Gott hat uns Maria zur Mutter gegeben. Maria war ein Mensch wie wir. Darum kann sie uns zeigen, wie wir als Gottes Kinder in dieser Welt leben können. Als Mutter kümmert sie sich um ihre Kinder. Wir vertrauen uns ihrer Fürsprache und ihrem Schutz an.

Maria, Mutter, schau auf die ganze Menschheit, auf unsere moderne Welt, in die uns Gottes Ratschluss hineingestellt hat! Es ist eine Welt, die Christus, dem wahren Licht, den Rücken kehrt. Nun zittert und stöhnt sie unter dem selbst geschaffenen, gefahrvollen Dunkel. Deine milde, mütterliche Stimme möge sie hinführen zum wahren Leben und Licht der Menschheit. Du schönste Jungfrau, du würdigste Mutter, du begnadete von allen Frauen! Sei ihnen Leitstern, der zu Christus führt, dem einzig höchsten Licht der Welt! Erflehe ihr das Wissen vom wahren Sinn des Daseins! Den Leidenden erflehe Trost, den Toten das ewige Leben! Zeige dich als Mutter! Lass uns alle erfahren, dass du uns Mutter bist! Darum bitten wir dich, du gütige, milde und liebe Jungfrau Maria. Amen

(Papst Paul VI.)