Prophet Maleachi (2)

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Die Frage der Menschen zu allen Zeiten lautet, was es bringt, Gott zu lieben. Sind Gottes Gebote, deren Erfüllung ein Ausdruck der Liebe des Menschen zu Gott ist, nicht eine Einschränkung des Lebens? Zeigt nicht die tägliche Erfahrung, dass die “frommen” Menschen nicht unbedingt die erfolgreichsten sind? Bringt man es nicht viel weiter im Leben, wenn man Gottes Gebote außer Acht lässt und das tut, was man selbst für richtig hält?

Das Buch Maleachi macht deutlich, dass das Halten von Gottes Geboten irdischen Lohn bringt. Dies setzt aber eine wahre Umkehr des Menschen zu Gott voraus, nicht nur eine halbherzige und oberflächliche. Maleachi macht dies am Zehntgebot deutlich und fordert die Menschen dazu auf, Gott auf die Probe zu stellen, ob er dann wirklich Gutes wirkt, wenn sie umkehren. Sie sollen es ausprobieren, wenn sie den im Gesetz geforderten Zehnten von ihrer Ernte abgeben, wird Gott ihnen eine reiche Ernte schenken.

Bringt den ganzen Zehnten ins Vorratshaus. Ja, stellt mich auf die Probe damit, spricht der Herr der Heere, und wartet, ob ich euch dann nicht die Schleusen des Himmels öffne und Segen im Übermaß auf euch herabschütte. Dann werden alle Völker euch glücklich preisen, denn ihr seid ein glückliches Land. (Mal 3,10.12)

Der Unterschied zwischen dem Gerechten, der Gottes Gebote achtet und damit seine Liebe erwidert, und dem Ungerechten wird in seiner ganzen Schärfe deutlich werden am Tag des Gerichts. In einem Buch werden die Taten der Gerechten festgehalten, so dass sie für immer Bestand haben. Die bösen Taten aber werden nicht verzeichnet. Bei Gottes Gericht wird nur Bestand haben, wer in diesem Buch eingetragen ist. Alle anderen werden verbrennen wie Spreu. Die Gerechten aber empfangen ewigen Lohn.

Dann werdet ihr wieder den Unterschied sehen zwischen dem Gerechten und dem, der Unrecht tut, zwischen dem, der Gott dient, und dem, der ihm nicht dient. Denn seht, der Tag kommt, er brennt wie ein Ofen: Da werden alle Überheblichen und Frevler zu Spreu und der Tag, der kommt, wird sie verbrennen, spricht der Herr der Heere. Weder Wurzel noch Zweig wird ihnen bleiben. Für euch aber, die ihr meinen Namen fürchtet, wird die Sonne der Gerechtigkeit aufgehen und ihre Flügel bringen Heilung. Ihr werdet hinausgehen und Freudensprünge machen, wie Kälber, die aus dem Stall kommen. (Mal 3,18-20)

Die Sonne der Gerechtigkeit wird leuchten über den Gerechten und mit ihren sanften Strahlen Heilung bringen für alle Wunden, die sie im Leben erdulden mussten. Dann herrscht ewiges Glück und unvergängliche Freude.

Herr Jesus Christus, du Sonne der Gerechtigkeit,
erleuchte und entzünde mein Herz,
damit meine Schritte wie das Morgenlicht werden,
das kommt und hineinwächst in die Fülle des Tages.
Lass mich brennen in großer Liebe zu dir
und gib mir die Gabe, alle anzustecken mit deiner Liebe.
Nimm mein Gebet und alles, was ich habe.
Hier bin ich, sende mich.

 

Mehr zum Propheten maleachi finden Sie hier:

http://www.bibleworld.de/AT/Propheten/Maleachi_0.htm

Prophet Maleachi (1)

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Von einem Propheten Namens Maleachi hören wir in der Heiligen Schrift nur in der Überschrift seines Buches. Maleachi bedeutet “mein Bote”. Einige Exegeten vertreten daher die Ansicht, dass es sich bei Maleachi nicht um eine Person handelt, sondern dass der Name in seiner Bedeutung verstanden werden muss. Das Buch Maleachi wäre demnach eine Fortschreibung des Buches Sacharja und erst später unter dem Namen Maleachi als eigenständige Prophetenschrift von diesem getrennt worden.

Das Buch Maleachi steht am Ende des Zwölfprophetenbuches und ist somit in der Einheitsübersetzung das letzte Buch des Alten Testaments. Die meisten Bibelausgaben verwenden aber eine andere Anordnung. Die hebräische Bibel lässt den Prophetenbüchern die sogenannten Schriftwerke folgen, zu denen u.a. die Psalmen und das Buch Ijob gehören. Andere stellen an den Schluss des Alten Testamentes die Apokryphen Schriften, die nicht Teil der hebräischen Bibel sind, wie zum Beispiel die Makkabäerbücher und die Bücher Weisheit und Jesus Sirach. Diese liegen in ihrer Entstehungszeit auch nach dem Buch Maleachi.

Auch wenn das Buch Maleachi von seiner Entstehung her nicht das jüngste Buch des Alten Testamentes ist, so gilt der Prophet Maleachi in der Tradition dennoch als der letzte der Propheten im Alten Testament. Sein Auftreten wird in die nachexilische Zeit des Wiederaufbaus der Stadt Jerusalem und des Tempels unter Esra und Nehemia im 5. Jahrhundert v.Chr. datiert. Erst über 400 Jahre später wird mit Johannes dem Täufer wieder ein Prophet in Israel auftreten. Auch inhaltlich Stellt das Buch Maleachi vor allem durch die Ankündigung eines Boten in Mal 3,1 und den Hinweis auf die Wiederkunft des Elija in Mal 3,23 ein entscheidendes Bindeglied zwischen dem Alten und dem Neuen Testament dar.

Die Eigenart des Buches Maleachi besteht in seiner dialogischen Struktur. In sechs Redeeinheiten antwortet Gott auf die zweifelnden Fragen seines Volkes. Den Grundsatz göttlichen Handelns macht der erste Vers nach der Überschrift deutlich:

Ich liebe euch, spricht der Herr. (Mal 1,2)

Gottes Liebe ist die Grundlage seines Handelns. Doch was bedeutet Liebe? Heißt Liebe, dass der Liebende dem Geliebten alles durchgehen lässt? Gottes Liebe fordert vielmehr vom Menschen eine Antwort auf seine Liebe. Sie gibt dem Menschen die Grundlage dafür, dass er sie erwidern kann, setzt aber zugleich die Bereitschaft des Menschen voraus, dies zu tun. Das Buch kritisiert daher scharf, wo ein Mangel an Liebe beim Menschen deutlich wird.

Mehr zum Propheten maleachi finden Sie hier:

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Die Bücher der Makkabäer (2)

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Ausführlicher als 1Makk schildert 2Makk die Zeit, als die jüdische Religion vor dem Eingreifen der Makkabäer in großer Gefahr war. Wer sich weiterhin zum jüdischen Gesetz bekannte, dem drohte der Tod. Als herausragende Beispiele für die Standhaftigkeit gesetzestreuer Juden schildert das Buch das Martyrium des Schriftgelehrten Eleasar und das der sieben Brüder und ihrer Mutter. Die Christen sahen später in diesen Martyrien ein Vorzeichen dessen, was die Christen unter den Verfolgungen durch den Römischen Staat zu leiden hatten.

Das Martyrium der sieben Brüder und ihrer Mutter schildert sehr anschaulich, was diese zu leiden hatten und wie sie unerschrocken zu ihrem Glauben standen. Vor den Augen der Mutter und der anderen Brüder wird einer nach dem anderen schwer misshandelt und schließlich getötet. Zunge, Nase, Ohren und alle Gliedmaßen werden ihnen nacheinander einzeln abgeschnitten. Jeder gibt während des tödlichen Martyriums ein lebendiges Zeugnis seines Glaubens. Dabei kommt vor allem die Hoffnung auf ein neues Leben nach dem Tod zum Ausdruck.

Du Unmensch! Du nimmst uns dieses Leben; aber der König der Welt wird uns zu einem neuen, ewigen Leben auferwecken, weil wir für seine Gesetze gestorben sind.

Nach ihm folterten sie den dritten. Als sie seine Zunge forderten, streckte er sie sofort heraus und hielt mutig die Hände hin. Dabei sagte er gefasst: Vom Himmel habe ich sie bekommen, und wegen seiner Gesetze achte ich nicht auf sie. Von ihm hoffe ich sie wiederzuerlangen.

Gott hat uns die Hoffnung gegeben, dass er uns wieder auferweckt. Darauf warten wir gern, wenn wir von Menschenhand sterben. Für dich aber gibt es keine Auferstehung zum Leben. (2Makk 7,9-14)

Erst seit der hellenistischen Zeit findet sich diese Auferstehungsvorstellung im Judentum. Bis dahin galt weitgehend, dass irdisches Wohlergehen das Zeichen für ein gottgefälliges Leben ist. Armut und Krankheit wurden als Folgen falschen Verhaltens angesehen. Man glaubte nicht an ein ewiges Leben bei Gott, sondern alle Menschen kamen unterschiedslos nach ihrem Tod in das Schattenreich der Unterwelt.

Vielleicht war es gerade die Erfahrung der Bedrängnis der Gerechten, die schließlich im jenseitigen Lohn eine Antwort auf die Frage fanden, warum es sich überhaupt lohnt, in dieser Welt als Gerechter zu leben, ja sogar den Tod um der Befolgung des Gesetzes willen auf sich zu nehmen. Hier kommt zugleich auf radikale Weise der Gegensatz zwischen göttlicher und weltlicher Macht zum Ausdruck. Obwohl der König als weltlicher Herrscher die Gerechten töten kann, die die Befolgung der Tora höher halten als seine Befehle, und dadurch die Macht Gottes scheinbar zur Ohnmacht wird, lässt die Aussage von der Auferstehung der jüdischen Märtyrer die wirklichen Machtverhältnisse offenbar werden. Gott nimmt sich des Gerechten an. Auch wenn er in dieser Welt für seine Gerechtigkeit keinen Lohn findet, so wird doch Gott ihm in der jenseitigen Welt das geben, was er erhofft hat.

Im Neuen Testament sehen wir, dass sich zur Zeit Jesu der Glaube an eine Auferstehung im Judentum noch nicht allgemein durchgesetzt hat. Die Gruppe der Pharisäer glaubt an die Auferstehung, während die Sadduzäer sie leugnen. Erst die Auferstehung Jesu lässt den Glauben an die Auferstehung zum Durchbruch kommen und zeigt zugleich, wie Auferstehung möglich ist. Gottes Sohn ist den Weg vorangegangen, der nun für alle offen ist.

So dürfen auch wir für unsere Verstorbenen die Hoffnung haben, dass sie nicht verloren sind, dass sie nicht ins Nichts sinken und uns für immer fern sind. Die Verstorbenen dürfen vielmehr schon in jener Welt leben, die Christus für uns bereitet hat, in der es viele Wohnungen gibt. Sie sind uns bleibend nahe und wir dürfen uns auf ein Wiedersehen freuen. Leben auch wir so, dass Christus uns dereinst, wenn unser Tod gekommen ist, einlässt in seine Wohnungen.

Der Blick auf das Sterben der Gerechten und das Gedenken an die Toten soll uns Mut machen, immer wieder neu anzufangen, ein Leben nach dem Willen Gottes zu führen. Wir sollen nicht wollen, dass alles so bleibt wie es ist, sondern dass alles immer besser wird, dass wir alles in unserem Leben immer mehr aus Liebe zu Gott und zu den Menschen tun, damit wir bereit sind, wenn der Herr kommt. Seien wir wachsam, denn wir kennen weder den Tag noch die Stunde, wann er kommt. Bleibe bei uns, Herr, und gib uns Deinen Segen.

Neue Hoffnung

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Doch aus dem Baumstumpf Isais wächst ein Reis hervor, ein junger Trieb aus seinen Wurzeln bringt Frucht. (Jes 11,1)

Isai ist der Vater von König David. Wir kennen die Geschichte, als der Prophet Samuel zu ihm kommt, weil Gott ihn dazu beauftragt hat, einen seiner Söhne zum König zu salben. Es ist nicht der älteste und stärkste unter ihnen, sondern der jüngste, der draußen ist, um die Schafe zu hüten. Doch David zeichnet sich aus durch Talent und Ideenreichtum. Er besitzt die Weisheit, mit der es ihm gelingt, ein Königreich aufzubauen, von dem bis heute gesprochen wird.

Zur Zeit des Jesaja ist der Glanz dieses Königreiches verblasst. Die Nachkommen Davids reichen nicht an ihren Ahnherren heran. Das Land ist von äußeren Feinden bedroht und bald wird es ganz vernichtet werden, wenn Israel in die Verbannung nach Babylon ziehen muss. Grund dafür ist auch die innere Schwäche, die Bequemlichkeit, die Ungerechtigkeit, auf die das Reich gebaut ist. Der König und die Vornehmen kümmern sich nicht um das Elend der Armen sondern schauen nur auf ihren eigenen Gewinn.

Das Königshaus sollte dastehen wie ein großer Baum, doch der Baum wurde umgehauen, nur ein Baumstumpf ist geblieben. Aber aus diesem Stumpf wächst ein neuer Trieb hervor. Aus dem kleinen Reis wird wieder ein starker Baum werden. Aber er unterscheidet sich vom alten durch seine Frische.

Jesaja und mit ihm ganz Israel hat die Hoffnung, dass nach dem Untergang etwas Neues entsteht, das nicht wie das Alte wieder umgehauen wird, sondern Bestand hat und vor allem stets seine Lebenskraft aus der Verbindung mit Gott schöpft.

Es gibt Zeiten des Vergehens und Zeiten des Neuanfangs, Zeiten des Schmerzes und Zeiten der Freude, in der Geschichte der Völker und im Leben jedes einzelnen Menschen. Dass wir die Hoffnung nie verlieren, dass aus jedem Baumstumpf ein neuer Trieb hervor wachsen kann, hilft uns das folgende irische Segensgebet:

Vergiss die Träume nicht, wenn die Nacht wieder über dich hereinbricht und die Dunkelheit dich wieder gefangen zu nehmen droht. Noch ist nicht alles verloren. Deine Träume und deine Sehnsüchte tragen Bilder der Hoffnung in sich. Deine Seele weiß, dass in der Tiefe Heilung schlummert und bald in dir ein neuer Tag erwacht.

Ich wünsche dir, dass du die Zeiten der Einsamkeit nicht als versäumtes Leben erfährst, sondern dass du beim Hineinhorchen in dich selbst noch Unerschlossenes in dir entdeckst.

Ich wünsche dir, dass dich all das Unerfüllte in deinem Leben nicht erdrückt, sondern dass du dankbar sein kannst für das, was dir an Schönem gelingt.

Ich wünsche dir, dass all deine Traurigkeiten nicht vergeblich sind, sondern dass du aus der Berührung mit deinen Tiefen auch Freude wieder neu erleben kannst.

Die Bücher der Makkabäer (1)

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Die beiden Bücher der Makkabäer gehören nicht zum hebräischen Alten Testament. Sie sind nur griechisch überliefert und zählen daher zu den sogenannten deuterokanonischen Schriften. Die katholische Tradition reiht sie am Ende der Bücher der Geschichte ein. Sie berichten über Ereignisse aus dem 2. Jahrhundert v.Chr. und haben ihren Namen von Judas, der Hauptperson der Bücher. Dieser hat den Ehrennamen Makkabäus (von hebräisch “makkäbät” = Hammer) erhalten, der später auch auf seine Brüder übertragen wurde. Das geschichtliche Umfeld, in dem es zu den Ereignissen kam, die die Bücher schildern, wird zu Beginn des ersten Buches der Makkabäer kurz skizziert.

Alexander der Große hatte binnen kürzester Zeit nach seinem Sieg über die Perser ein Weltreich von bisher nicht gekannter Größe erobert. Nach seinem überraschenden Tod im Jahr 323 v.Chr. teilten seine Generäle das Reich unter sich auf, wobei es auch zu kriegerischen Rivalitäten kam. Für unseren Zusammenhang sind nur die beiden Reiche im Osten relevant, das Reich der Seleukiden und das der Ptolemäer. Während das Reich der Ptolemäer hauptsächlich Ägypten umfasste, erstreckte sich das Reich der Seleukiden über Kleinasien, Syrien, Babylonien und Persien. Auch der jüdische Staat stand unter der Herrschaft der Seleukiden.

Antiochos IV. Epiphanes (175-164 v.Chr.) kämpfte gegen die Ptolemäer. Auf seinem Rückweg aus Ägypten plünderte er den Jerusalemer Tempel und ließ in der Stadt Besatzungssoldaten zurück. Er förderte die Verbreitung einer einheitlichen hellenistischen Kultur in seinem gesamten Reich und erließ ein Verbot zur Ausübung der jüdischen Religion. Der Tempel in Jerusalem wurde zu einem Tempel des Zeus umgewandelt. Viele Juden waren von der hellenistischen Kultur beeindruckt und wandten sich von den Bräuchen der Vorfahren und dem jüdischen Gesetz ab.

Es bildete sich aber um den Priester Mattatias eine starke Gruppe, die bereit war, für den jüdischen Glauben zu kämpfen. Viele gesetzestreue Juden schlossen sich ihnen an. Nach dem Tod des Mattatias übernahm dessen Sohn Judas, genannt der Makkabäer, zusammen mit seinen Brüdern die Führung. In harten Kämpfen konnten sie im sogenannten Makkabäeraufstand (167-160 v. Chr.) weite Teile des jüdischen Staates unter ihre Kontrolle bringen. Der Tempel wurde neu geweiht und die treuen Juden grenzten sich gegen die hellenistische Kultur ab. Das erste Buch der Makkabäer schildert die Kämpfe gegen Antiochos IV. Epiphanes und dessen Nachfolger. Den Seleukiden gelang es trotz mehrerer Feldzüge nicht, die jüdischen Freiheitskämpfer zu bezwingen.

Das zweite Makkabäerbuch stellt keine Fortsetzung des ersten dar, sondern erzählt die gleichen Ereignisse wie dieses, nur in anderer Auswahl und mit anderer Akzentuierung und Bewertung. Es will nicht eine Erzählung von Ereignissen sein, sondern zeigen, was das  Wesen Israels ausmacht. In beiden Büchern wird die Bedeutung des Tempels in Jerusalem als Zentrum des jüdischen Glaubens sichtbar. Bis heute feiern die Juden im fröhlichen achttägigen Chanukka-Fest Wiedereinweihung des Tempels im Jahr 164 v.Chr. unter Judas dem Makkabäer.

Gott liebt alles, was ist

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Gott, du liebst alles, was ist, und verabscheust nichts von allem, was du gemacht hast; denn hättest du etwas gehasst, so hättest du es nicht geschaffen. Wie könnte etwas ohne deinen Willen Bestand haben, oder wie könnte etwas erhalten bleiben, das nicht von dir ins Dasein gerufen wäre? Du schonst alles, weil es dein Eigentum ist, Herr, du Freund des Lebens. (Weish 11,24-26)

Das Buch der Weisheit lässt uns darüber nachdenken, in welcher Beziehung Gott und Welt zueinander stehen. Gott ist Schöpfer, die Welt seine Schöpfung. Dieses Bild war einfach, als man noch die Erde als Mittelpunkt der Welt sah und den Menschen als Krone der Schöpfung. Heute aber ist die Erde ein winziger Planet in den unendlichen Weiten des Universums und der Mensch, ist er wirklich das einzige Wesen mit höherer Intelligenz in dieser Welt?
Hat Gott also wirklich sein Augenmerk so sehr auf diese Erde und den Menschen gerichtet? Ist Gott nicht vielmehr doch eine Fiktion des Menschen? Was bedeutet Schöpfung angesichts der neuen Erkenntnisse, die wir in den vergangenen Jahrzehnten über das Universum gewonnen haben? Eine Antwort auf diese Frage ist nicht leicht. Wir wissen aber heute, dass die Naturwissenschaften allein die Welt nicht erklären können. Die Existenz einer geistigen Welt lässt sich durch die Naturwissenschaften genau so wenig widerlegen wie die Existenz Gottes. Auch wenn sich in den religiösen Gedanken über die Schöpfung oft zeitgemäße Vorstellungen früherer Zeiten wiederfinden, heißt das nicht, dass christlicher Schöpfungsglaube angesichts der Erkenntnisse der Naturwissenschaften obsolet geworden wäre.
Es gibt eine enge Verbindung zwischen geistiger und materieller Welt, auch wenn das Bestreben des Menschen darauf gerichtet ist, alles mit seinen eigenen Mitteln machbar zu machen. Wir erleben heute, wie der Mensch alles selbst in den Griff bekommen möchte. Selbst die allernatürlichsten Vorgänge wie Zeugung und Wachstum will man nicht länger der Natur überlassen. Mithilfe der Gentechnik versucht der Mensch, bis in die tiefsten Wurzeln der Natur einzudringen und diese zu beherrschen.
Können wir angesichts dieser nahezu überall vom Menschen gestalteten Natur noch die ursprüngliche Schönheit der Schöpfung entdecken? Es gibt heute viele Gruppen, die wieder ganz neu im Einklang mit der Natur zu leben versuchen und die Landwirtschaft nicht als Industrie betrachten, die Nahrungsmittel produziert, sondern als ein nachhaltiges Pflegen der Natur und Ernten von dem, was diese uns schenkt. Die Erde gibt uns viel, wenn wir nur dankbar und verständig sie zu nutzen verstehen. Und das Erstaunliche ist, dass dies oft produktiver ist, als der Einsatz vieler chemischer Mittel.
“O Gott, wie schön ist deine Welt!” So singen wir in einem Kirchenlied aus dem Gotteslob. Indem wir Christen die ganze Natur, alles was auf dieser Welt ist, als Schöpfung Gottes sehen, erschaffen von ihm zu seinem Lob und zur Freude des Menschen, müssten wir eigentlich die besten Naturschützer sein. Wir sollen die Schöpfung lieben und sie bewahren, weil sie das Werk unseres Gottes ist.
Aber immer wieder erleben wir, dass so vieles in der Welt kaputt gemacht wird. Hinter all dieser Zerstörung steht im letzten die Sünde. Sünde bedeutet alles, was sich gegen Gott wendet und somit auch gegen alles, was Gott gemacht hat, gegen die Schöpfung Gottes und damit letztlich auch gegen den Menschen. Man will uns weiß machen, dass die Gebote Gottes den Menschen einengen und dass nur in der Befreiung von ihnen die Freiheit des Menschen liegt. Doch genau das Gegenteil ist der Fall. Die Gebote Gottes sind die Ordnung der Schöpfung und wer sich gegen sie stellt, stellt sich gegen Gott und seine Schöpfung und gelangt so nicht zu mehr Freiheit, sondern wird zum Sklave seiner selbst und der Sünde.
Gott als Schöpfer anzuerkennen bedeutet, in der Welt für Gerechtigkeit zu sorgen. Gottes Schöpfung bietet genug für alle. Aber einige wenige wollen alles für sich, und daher müssen andere Mangel leiden. Wenn wir heute wissen, dass wir die Schöpfungsberichte nicht wörtlich nehmen dürfen, so dürfen wir diese Texte doch dahingehend lesen, dass sie zeigen, wie Gott diese Welt gedacht hat, nämlich dass der Mensch in Einklang lebt mit der Natur, sie pflegt und sich von ihren Gaben beschenken lässt. Dass der Mensch vor allem lernt, dass alles für alle gemacht ist und nicht dafür, dass einige im Wohlstand leben und andere ausgebeutet werden. Christlicher Glaube drängt uns daher, für Gerechtigkeit einzutreten, und so dem Plan Gottes für seine Schöpfung immer wieder neu Wirklichkeit werden zu lassen.
Die Welt ist Gottes Eigentum, wir dürfen sie nicht auf zerstörerische Weise ausbeuten. Jeder Mensch ist in seiner Einmaligkeit von Gott geliebt. Wir dürfen nicht über andere Menschen herrschen und sie für unsere Zwecke missbrauchen. Versuchen wir, immer neu Zeichen der Liebe Gottes in der Schöpfung zu entdecken, indem wir andere Menschen achten und ihnen verzeihen und indem wir staunend die Wunder der Natur betrachten. In allem wohnt Gottes Geist. Wir sind Teil eines großen Ganzen, in dem alle voneinander abhängig sind. So hat Gott die Welt gewollt, dass jeder das hat, was er braucht und wir in Einklang leben mit dem, was Gott für uns geschaffen hat.

Allerheiligen

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Himmlische Chöre preisen den Höchsten.

Engel und Menschen danken ihm ewig.

Sterbliche Wesen rief er zum Leben,

gab seine Gnade Sündern und Armen.

Heilige Freunde, Zeichen der Hoffnung,

Tod und Verderben habt ihr bestanden.

Ihr seid vollendet, lebt in der Freude.

Uns ruft von ferne eure Gemeinschaft.

Jenseits des Todes wartet das Leben,

das für uns alle Christus erwirkt hat.

Ihm sei die Ehre, der uns berufen,

ewig im Lichte vor ihm zu stehen. Amen.

Das Fest Allerheiligen ist der Festtag aller Heiligen, jener, die von der Kirche offiziell heiliggesprochen wurden und auch jener, deren Heiligkeit nicht der ganzen Kirche offenbar wurde, die mit ihrem Leben leuchten in dem kleinen Kreis der Menschen, die sie umgibt und um deren Heiligkeit niemand weiß als Gott.

Sie alle sind uns Vorbild zum Leben. Wenn mich jemand fragt, was die Heiligen auszeichnet, so ist es ihre Einsicht und ihr Mut, das zu tun, was in der konkreten Situation ihrer Zeit und ihres Lebens notwendig war. Solche Menschen brauchen wir an jedem Ort und zu jeder Zeit. Nur die Heiligen können der Welt Frieden und Gerechtigkeit bringen, die wir so sehr ersehnen.

Gott wir danken dir für alle heiligen Menschen. Wir danken dir dafür, dass sie uns zeigen, wie wir unsere Aufgabe in der Welt erfüllen können.

Schenke uns immer wieder Phantasie und Mut durch deinem Heiligen Geist und stärke in uns das Gute, das du in uns hineingelegt hast.

Amen.