Gott liebt alles, was ist

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Gott, du liebst alles, was ist, und verabscheust nichts von allem, was du gemacht hast; denn hättest du etwas gehasst, so hättest du es nicht geschaffen. Wie könnte etwas ohne deinen Willen Bestand haben, oder wie könnte etwas erhalten bleiben, das nicht von dir ins Dasein gerufen wäre? Du schonst alles, weil es dein Eigentum ist, Herr, du Freund des Lebens. (Weish 11,24-26)

Das Buch der Weisheit lässt uns darüber nachdenken, in welcher Beziehung Gott und Welt zueinander stehen. Gott ist Schöpfer, die Welt seine Schöpfung. Dieses Bild war einfach, als man noch die Erde als Mittelpunkt der Welt sah und den Menschen als Krone der Schöpfung. Heute aber ist die Erde ein winziger Planet in den unendlichen Weiten des Universums und der Mensch, ist er wirklich das einzige Wesen mit höherer Intelligenz in dieser Welt?
Hat Gott also wirklich sein Augenmerk so sehr auf diese Erde und den Menschen gerichtet? Ist Gott nicht vielmehr doch eine Fiktion des Menschen? Was bedeutet Schöpfung angesichts der neuen Erkenntnisse, die wir in den vergangenen Jahrzehnten über das Universum gewonnen haben? Eine Antwort auf diese Frage ist nicht leicht. Wir wissen aber heute, dass die Naturwissenschaften allein die Welt nicht erklären können. Die Existenz einer geistigen Welt lässt sich durch die Naturwissenschaften genau so wenig widerlegen wie die Existenz Gottes. Auch wenn sich in den religiösen Gedanken über die Schöpfung oft zeitgemäße Vorstellungen früherer Zeiten wiederfinden, heißt das nicht, dass christlicher Schöpfungsglaube angesichts der Erkenntnisse der Naturwissenschaften obsolet geworden wäre.
Es gibt eine enge Verbindung zwischen geistiger und materieller Welt, auch wenn das Bestreben des Menschen darauf gerichtet ist, alles mit seinen eigenen Mitteln machbar zu machen. Wir erleben heute, wie der Mensch alles selbst in den Griff bekommen möchte. Selbst die allernatürlichsten Vorgänge wie Zeugung und Wachstum will man nicht länger der Natur überlassen. Mithilfe der Gentechnik versucht der Mensch, bis in die tiefsten Wurzeln der Natur einzudringen und diese zu beherrschen.
Können wir angesichts dieser nahezu überall vom Menschen gestalteten Natur noch die ursprüngliche Schönheit der Schöpfung entdecken? Es gibt heute viele Gruppen, die wieder ganz neu im Einklang mit der Natur zu leben versuchen und die Landwirtschaft nicht als Industrie betrachten, die Nahrungsmittel produziert, sondern als ein nachhaltiges Pflegen der Natur und Ernten von dem, was diese uns schenkt. Die Erde gibt uns viel, wenn wir nur dankbar und verständig sie zu nutzen verstehen. Und das Erstaunliche ist, dass dies oft produktiver ist, als der Einsatz vieler chemischer Mittel.
“O Gott, wie schön ist deine Welt!” So singen wir in einem Kirchenlied aus dem Gotteslob. Indem wir Christen die ganze Natur, alles was auf dieser Welt ist, als Schöpfung Gottes sehen, erschaffen von ihm zu seinem Lob und zur Freude des Menschen, müssten wir eigentlich die besten Naturschützer sein. Wir sollen die Schöpfung lieben und sie bewahren, weil sie das Werk unseres Gottes ist.
Aber immer wieder erleben wir, dass so vieles in der Welt kaputt gemacht wird. Hinter all dieser Zerstörung steht im letzten die Sünde. Sünde bedeutet alles, was sich gegen Gott wendet und somit auch gegen alles, was Gott gemacht hat, gegen die Schöpfung Gottes und damit letztlich auch gegen den Menschen. Man will uns weiß machen, dass die Gebote Gottes den Menschen einengen und dass nur in der Befreiung von ihnen die Freiheit des Menschen liegt. Doch genau das Gegenteil ist der Fall. Die Gebote Gottes sind die Ordnung der Schöpfung und wer sich gegen sie stellt, stellt sich gegen Gott und seine Schöpfung und gelangt so nicht zu mehr Freiheit, sondern wird zum Sklave seiner selbst und der Sünde.
Gott als Schöpfer anzuerkennen bedeutet, in der Welt für Gerechtigkeit zu sorgen. Gottes Schöpfung bietet genug für alle. Aber einige wenige wollen alles für sich, und daher müssen andere Mangel leiden. Wenn wir heute wissen, dass wir die Schöpfungsberichte nicht wörtlich nehmen dürfen, so dürfen wir diese Texte doch dahingehend lesen, dass sie zeigen, wie Gott diese Welt gedacht hat, nämlich dass der Mensch in Einklang lebt mit der Natur, sie pflegt und sich von ihren Gaben beschenken lässt. Dass der Mensch vor allem lernt, dass alles für alle gemacht ist und nicht dafür, dass einige im Wohlstand leben und andere ausgebeutet werden. Christlicher Glaube drängt uns daher, für Gerechtigkeit einzutreten, und so dem Plan Gottes für seine Schöpfung immer wieder neu Wirklichkeit werden zu lassen.
Die Welt ist Gottes Eigentum, wir dürfen sie nicht auf zerstörerische Weise ausbeuten. Jeder Mensch ist in seiner Einmaligkeit von Gott geliebt. Wir dürfen nicht über andere Menschen herrschen und sie für unsere Zwecke missbrauchen. Versuchen wir, immer neu Zeichen der Liebe Gottes in der Schöpfung zu entdecken, indem wir andere Menschen achten und ihnen verzeihen und indem wir staunend die Wunder der Natur betrachten. In allem wohnt Gottes Geist. Wir sind Teil eines großen Ganzen, in dem alle voneinander abhängig sind. So hat Gott die Welt gewollt, dass jeder das hat, was er braucht und wir in Einklang leben mit dem, was Gott für uns geschaffen hat.

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