1. Advent

aa1-licht

Denn wie es in den Tagen des Noach war, so wird es bei der Ankunft des Menschensohnes sein. Wie die Menschen in den Tagen vor der Flut aßen und tranken und heirateten, bis zu dem Tag, an dem Noach in die Arche ging, und nichts ahnten, bis die Flut hereinbrach und alle wegraffte, so wird es auch bei der Ankunft des Menschensohnes sein. (Mt 24,37-39)

In den letzten Tagen vor seinem Tod gibt Jesus seinen Jüngern in Jerusalem eine lange Unterweisung darüber, was nach seinem Tod geschehen wird, und wie die Jünger leben sollen, um seine Zeugen in der Welt zu sein. Vor allem sollen sie sich der Wiederkunft des Herrn bewusst sein. Dies soll eine tröstliche Gewissheit sein angesichts der Nöte der Zeit, in der die Jünger leben. Den frühen Christen stand die baldige Wiederkunft des Herrn deutlich vor Augen, heute aber sind bereits fast 2000 Jahre seit Jesu Tod vergangen, ohne dass der Herr gekommen ist.

Waren Jesu Worte eine falsche Verheißung? Lohnt es sich überhaupt noch, an Jesus zu glauben? Sind das nicht alles Märchen aus fernen Zeiten? Jesus hat bewusst keine Aussage über die Zeit seines Kommens gemacht. Er ruft dazu auf, wachsam zu bleiben und nicht die Geduld zu verlieren. Die Worte Jesu sind keine falsche Prophetie, auch wenn sich seine Wiederkunft erst nach vielen weiteren Jahrhunderten ereignen würde.

Die Gewissheit der Wiederkunft des Herrn mahnt uns, so zu leben, als würde Jesus jeden Augenblick wiederkommen. Sie mahnt uns dazu, nicht aus Sorglosigkeit unsere täglichen Pflichten zu vernachlässigen, wie Jesus uns in den Gleichnissen vom klugen Knecht, den zehn Jungfrauen und den Talenten deutlich macht. Jede Stunde ist wertvoll und kann über unser Leben entscheiden. Ein Beispiel dafür ist auch die Erzählung von Noach. Er allein baute die Arche, während alle anderen sorglos weiterlebten. Nur er und seine Familie wurden gerettet.

Der Advent ist die besondere Zeit im Jahr, um uns die Bedeutung der Wiederkunft des Herrn für unser Leben neu bewusst zu machen. Daher hat die Kirche auch für den ersten Adventssonntag des Lesejahres A, des Matthäusjahres, diese Verse als Evangelium gewählt. Mit dem Ersten Advent beginnt ein neues Kirchenjahr. Der Kreislauf der Jahre ist nicht eine Wiederholung des ewig Gleichen, sondern mit dem Kreislauf der Jahre kommen wir wie auf einer Spirale dem Ziel immer näher.

So will uns die Kirche darauf hinweisen, was es bedeutet, Christ zu sein: Wir leben in dieser Welt, sind aber nicht von dieser Welt. Unsere Heimat ist bei Christus im Himmel. Wir stehen als Christen von Anfang an in der Erwartung der Wiederkunft unseres Herrn. Wir sind dazu berufen, das Licht unseres Glaubens am Leuchten zu halten, wie eine Kerze, die immer in Gefahr ist, dass ein Windstoß sie auslöscht. Dieses unser Licht soll vor den Menschen leuchten und Zeugnis geben für den Herrn, der bei seiner Wiederkunft der ganzen Welt erscheinen wird.