Im Evangelium (Lk 9,57-62) spricht Jesus vom Ernst der Nachfolge. Keinen Ort, um das Haupt hinzulegen, keine Zeit, die Toten zu begraben, keine Zeit, Abschied von der Familie zu nehmen, ja nicht einmal Zeit, sich nochmals umzusehen.
Ist das nicht ein Widerspruch zu dem, was wir in den beiden Lesungen gehört haben? Elischa verabschiedet sich noch von seiner Familie. Gott will uns Leben in Fülle schenken. Aber Jesus will, dass wir alles zurücklassen, was uns lieb und teuer ist, ohne jemals mehr einen Gedanken daran zu verschwenden.
Sicher gilt dieser Ruf nicht für alle Menschen. Er gilt für den engen Kreis der Jünger. Aber die Anhängerschaft Jesu beschränkt sich nicht auf diesen Kreis. In den Evangelien hören wir davon, dass es auch Jünger gibt, die in ihrer Heimat bleiben und dort an ihrem Ort das Evangelium verkünden.
Aber was sind das für Leute, die Jesus radikal nachfolgen? Im ersten Teil des Evangeliums treten Jakobus und Johannes auf, die Feuer vom Himmel auf ein Dort fallen lassen wollen, das sie und den Meister nicht aufnimmt. Kommt uns eine solche Einstellung nicht bekannt vor? Jesus weist sie zurecht. Aber haben nicht doch die Kritiker Recht, die den monotheistischen Religionen die Schuld geben für so manches Unheil in dieser Welt?
Viele verbinden mit radikalen Menschen negative Vorstellungen. Radikale Gruppen stören die Ordnung, zetteln Aufstände an, sind eine Bedrohung für den inneren Frieden. Das ist so, weil sich Radikalität oft gegen die anderen richtet, die nicht so denken.
Doch die Radikalität, die Jesus fordert, ist eine andere. Sie soll nicht nach Außen gerichtet sein, sondern nach Innen. Radikal soll jeder zu sich selbst sein in der Nachfolge des Herrn, nach außen aber soll er die Liebe leben.
Jesus zeigt den Jüngern durch drei Beispiele, wie er sich radikales Leben vorstellt. Wenn einer radikal sein möchte, dann soll er Jesus radikal folgen, er soll sein Haus verlassen, ohne damit rechnen zu können, ein Dach über dem Kopf zu haben, er soll sogar um Jesu Willen die höchste Pflicht eines Menschen, seine Eltern zu begraben, vernachlässigen und auch ein Abschied von der Familie wird verwehrt.
Wer in die radikale Nachfolge Jesu eintreten möchte, für den fängt damit ein ganz neues Leben an und jegliches Zurückblicken auf das frühere wird verwehrt: Wer die Hand an den Pflug gelegt hat und nochmals zurückblickt, taugt nicht für das Reich Gottes.
Wir fragen uns sicher: Wer kann so radikal Jesus nachfolgen? Wer Jesus folgen will, kann dies nicht unter Zwang tun, sondern nur aus einem grenzenlosen Vertrauen heraus in Gottes Güte und Barmherzigkeit. Nur wenn ich weiß, dass Gott mich keinen Mangel und keine Not leiden lassen wird, wenn ich ihm mein Leben schenke, kann ich das loslassen, was mich daran hindert, Jesus nachzufolgen.
Für jeden von uns gilt die Frage: Was hindert mich noch daran, Jesus ganz zu folgen, woran klammere ich mich und was kann ich loslassen, um zu einer größeren Freiheit zu finden? Bitten wir um den Mut, stets das zu tun, was Gott von uns möchte – im Vertrauen darauf, dass wir dadurch nichts verlieren, sondern umso mehr von Gott hinzu bekommen werden.