Im Evangelium (Mk 1,12-15) hören wir heute von der Versuchung Jesu. Bei Markus ist der Bericht sehr knapp. Vierzig Tage lebt Jesus in der Wüste bei den wilden Tieren und wird vom Satan in Versuchung geführt. Doch er ist dort nicht allein, Engel dienen ihm.
Es ist eine harte Prüfung, Tage der Einsamkeit zu überstehen. Das ist der ideale Angriffspunkt für Versuchungen: Lass es sein, es bringt ja doch nichts. Mach es dir bequem, du kannst es einfacher haben, wenn du willst. Hier auszuhalten ist schwer. Dabei nicht zu verzweifeln ist nur möglich, wenn der Mensch erkennt, dass er auch in der größten Einsamkeit nicht allein ist. Gott ist immer da. Die Zwiesprache mit Gott ist auch in der Einsamkeit möglich, vielleicht mehr als sonstwo. Gott ist da und sorgt sich überall um mich.
Die Stille der Einsamkeit kann helfen, die vielen Stimmen zu unterscheiden, die in unserem Inneren widerhallen. Sie kann uns helfen zu unterscheiden zwischen den Stimmen, die uns in Abhängigkeiten führen wollen, die nach Prestige, Erfolg, menschlichem Ansehen, Annehmlichkeiten, Macht und Einfluss rufen und der Stimme Gottes, die uns zur Freiheit ruft.
Viele Heilige sind zuerst in die Einsamkeit gegangen, bevor sie unter den Menschen wirkten. Die Einsamkeit – mit Gott durchlebt – macht frei. Sie macht frei von all den Bindungen und Anhänglichkeiten, in denen wir stehen. Die Erfahrung der Einsamkeit kann helfen, ganz neu auf andere zuzugehen und in einer neuen Freiheit dem anderen zu begegnen. Wer gelernt hat, für sich selbst zu stehen, der wird sich nicht so leicht von anderen vereinnahmen lassen und wird auch selbst nicht andere für sich vereinnahmen wollen.
Wie schön wäre es, wenn die Liebe zu Gott in unserem Leben den Vorrang hätte und die Liebe zum Nächsten hervorbrächte. Aber wir merken, wie oft wir hinter diesem Wunsch zurückbleiben. Daher brauchen wir Zeiten, in denen wir neu zur Besinnung kommen und unser Leben wieder auf das Wesentliche hin ausrichten. Die Fastenzeit vor Ostern ist eine solche uns geschenkte Zeit.
Um zu größerer Freiheit zu gelangen, nehmen uns vor, auf etwas zu verzichten, woran wir vielleicht zu sehr hängen. Wichtig ist dabei aber, dass wir den Verzicht nicht um des Verzichtes willen üben. Wir sollen unser Augenmerk nicht allein auf die Abkehr von den Dingen richten, sondern vielmehr darauf, dass wir uns zu Gott hinkehren. Nur so kann die Bekehrung des Herzens geschehen, die uns frei macht für die Begegnung mit Gott und den Menschen.