Nun aber ist Christus von den Toten auferweckt worden als der Erste der Entschlafenen. (1Kor 15,20)
Paulus macht den Korinthern deutlich, dass Tod und Auferweckung Jesu Christi die Grundlage des Glaubens und die Voraussetzung für das Heil der Menschen sind. Ohne die feste Überzeugung, dass dies geschehen ist, bleibt der Glaube sinn- und kraftlos, die Annahme dieser Tatsache aber verleiht die Kraft, die das Leben verändert. Gott hat die Macht, Tote zum Leben zu erwecken und ein Gott, der diese Macht hat, vermag auch alles andere und wird sich stets für das Heil derer sorgen, die zu ihm gehören.
Da nämlich durch einen Menschen der Tod gekommen ist, kommt durch einen Menschen auch die Auferstehung der Toten. Denn wie in Adam alle sterben, so werden in Christus alle lebendig gemacht werden. (1Kor 15,21-22)
Die biblische Erzählung von Adam als ersten Menschen und vom Sündenfall im Paradies ist allgemein bekannt. Der Sünde Adams folgte die Vertreibung aus dem Paradies mit all den negativen Folgen für den Menschen. Auch im Paradies wäre Adam sterblich gewesen, jedoch hätte der Tod nicht diese zerstörerische Macht gehabt, die ihm in Folge der Sünde zugeschrieben wird. Die Erzählung vom Sündenfall will eine Erklärung dafür geben, wie in einer Welt, die Gott sehr gut geschaffen hat, Sünde, Leid und Tod überhaupt entstehen konnten. Auch wenn wir die biblische Erzählung nicht als Tatsache akzeptieren können, so ist doch die Tatsache unübersehbar, dass der Mensch immer wieder in Sünde fällt und in einer Welt aufwächst, die vom sündigen Verhalten der Menschen gekennzeichnet ist.
Gibt es für den Menschen eine Möglichkeit, der Macht von Leid, Sünde und Tod zu entkommen? Religionen und Philosophien zu allen Zeiten versuchen, dem Menschen eine Antwort auf diese Frage und Wegweisung zu geben. Fernöstliche Religionen sehen in der Meditation einen Weg, sich aus dem Kreislauf der Wiedergeburt zu befreien und schließlich in ein erfülltes Nichts, das Nirwana, einzugehen. Die Juden haben das Gesetz, von dem sie hoffen, dass dessen wörtliche Befolgung sie zu gerechten Menschen macht.
Der Mensch sehnt sich nach Glück und ewigem Leben, aber er kann die Grenze, die der Tod ihm setzt, nicht aus eigener Kraft überwinden und sich nicht selbst aus der Verstrickung der Menschheit in die Sünde befreien. Der Mensch bedarf der Erlösung, er bedarf der Befreiung aus der Macht von Sünde und Tode. Christlicher Glaube bringt die frohe Botschaft, dass Gott in seinem Sohn Jesus Christus die Menschen von Sünde und Tod befreit hat. Gott verlangt keine großartigen spirituellen Leistungen des Menschen, sondern allein den Glauben daran, dass die Erlösung Wirklichkeit geworden ist. In der Taufe setzt der Mensch ein Bekenntnis zu dieser Wirklichkeit und wird zugleich zu einem neuen Menschen, der von Sünde und Tod befreit ist und bereit ist, in das ewige Leben bei Gott hinüberzugehen, wenn die Zeit dafür gekommen ist.
Es gibt aber eine bestimmte Reihenfolge: Erster ist Christus; dann folgen, wenn Christus kommt, alle, die zu ihm gehören. (1Kor 15,23)
Der Gläubige hat durch die Taufe schon Anteil am neuen Leben bei Gott, aber in seinem konkreten Leben bleibt er doch ein normaler Mensch. Er wird sterben, er kann wieder in Sünde fallen. Ist die Befreiung von Sünde und Tod tatsächlich Wirklichkeit geworden oder ist der christliche Glaube nur ein großer Bluff, der den Menschen etwas verspricht, das nicht real ist? Wer kann beweisen, dass das stimmt, was Paulus den Korinthern verkündet hat und was Apostel und Prediger zu allen Zeiten den Menschen verkünden?
Für die Auferstehung Jesu Christi gibt es Zeugen, Paulus selbst gehört zu diesen Zeugen. Paulus selbst hat erfahren, dass Jesus lebt, und auch jeder Gläubige kann diese Erfahrung machen. Wer den Glauben mit fester Überzeugung annimmt, wird erfahren, wie Jesus Christus sein Leben verwandelt. Bereits in dieser Welt gibt der Glaube Kraft und Hoffnung und hat die Macht, Tote lebendig und Kranke gesund zu machen. Das neue Leben Gottes wird also doch bereits in dieser Welt sichtbar.
Und doch gibt es eine gewisse Verzögerung. Die ersten Gläubigen hatten die Hoffnung, dass Jesus bald wiederkommen wird. Nun sind fast zweitausend Jahre vergangen und Jesus ist noch immer nicht gekommen. Das erfordert eine Bewährung des Glaubens, weil er immer wieder mit Zweifel und Anfechtung zu kämpfen hat. Nur Gott weiß, wann der Herr wiederkommen wird. Nur Gott weiß, warum er mit dem Kommen so lange zögert. Die Gläubigen aber sollen wachsam sein und stets bereit, dass dieser Tag überraschend kommen kann.
Wenn Jesus wiederkommt, wird er alle, die zu ihm gehören, in das neue Leben mit ihm führen und er wird der Welt seine Macht offenbaren.
Danach kommt das Ende, wenn er jede Macht, Gewalt und Kraft vernichtet hat und seine Herrschaft Gott, dem Vater, übergibt. Denn er muss herrschen, bis Gott ihm alle Feinde unter die Füße gelegt hat. (1Kor 15,24-25)
Nicht ohne Grund wurde gerade dieser Lesungstext für den Christkönigssonntag ausgewählt. Jesus wird mit Macht wiederkommen als Herrscher und König der Welt. Die Erfahrung des Alltags mag uns etwas anderes zeigen. Wir haben den Eindruck, dass so viele Mächte größer sind als Gott. Wir fühlen uns oft den Kräften dieser Welt schutzlos ausgeliefert. Heute sind es vor allem die bangen Fragen, wie es weitergeht mit dieser Welt angesichts der fortschreitenden Umweltzerstörung, des rapiden Anstiegs der Weltbevölkerung, der zunehmenden Globalisierung und der Bedrohung durch Terrorismus, um nur einige der großen Ängste unserer Zeit zu nennen. Es braucht Menschen, die sich einsetzten für diese Welt, für Gerechtigkeit und Frieden, die den Mächtigen entgegentreten und für die Schwachen eintreten. Es braucht Menschen, die furchtlos den Glauben an Jesus Christus verkünden, Menschen, die überzeugt davon sind, dass Jesus Christus allein Herr der Welt ist und dass er stärker ist als all die Mächte, die unsere Welt bedrohen.
Mit diesem Glauben können wir schon jetzt in der Welt etwas bewirken. Wir sind den Kräften dieser Welt nicht schutzlos ausgeliefert. Wir sind keine Sklaven des Marktes, der Medien, der gottlosen Konsumgesellschaft. Wir können an einer anderen Welt bauen, die diesen Kräften entgegenwirkt, einer Welt, in der Friede und Gerechtigkeit herrschen. Das meint Reich Gottes auf Erden und ist keine Utopie, sondern real möglich, weil Gott es ermöglicht. Vertrauen wir Gott, dass wir mit seiner Kraft schon jetzt den Mächten des Bösen wiederstehen können. Dann werden wir erfahren, wie sie schon jetzt gegen Gottes Macht erliegen, weil sie ihm unterlegen sind. Sie können jetzt noch ihre Macht unter den Menschen verbreiten, die sich ihnen anschließen, die nicht auf Gottes Macht vertrauen, aber sie werden einmal ganz von Gott unterworfen.
Das Bild, das Paulus hier zeichnet, zeigt Jesus Christus als Herrscher der Welt. Der Vater ist es, der ihm alles zu Füßen legt. Der Vater überlässt seinem Sohn die Herrschaft über die Welt. Der Weg zum Vater führt über den Sohn. Wir haben nur über Jesus Christus Zugang zum Vater. Jesus Christus ist es, der die Gläubigen eint und ihnen Kraft gibt. Er wirkt in denen, die ihm vertrauen, zu allen Zeiten seine Wunder und zeigt seine Macht. Jesus Christus ist der König des Gottesvolkes auf Erden. Unter ihm sind alle Gläubigen vereint.
Am Ende der Welt wird Jesus Christus dann alle, die zu ihm gehören, zum Vater führen. Mit Jesus Christus vereint gehen alle Gläubigen zum Vater und werden eins mit ihm. Das ewige Leben wird in Gott sein, eine ewige Schau Gottes, eine tiefe Vereinigung mit ihm. Dann wird allein Gott sein und alle Gläubigen mit ihm.
Der letzte Feind, der entmachtet wird, ist der Tod. Sonst hätte er ihm nicht alles zu Füßen gelegt. Wenn es aber heißt, alles sei unterworfen, ist offenbar der ausgenommen, der ihm alles unterwirft. Wenn ihm dann alles unterworfen ist, wird auch er, der Sohn, sich dem unterwerfen, der ihm alles unterworfen hat, damit Gott herrscht über alles und in allem. (1Kor 15,26-28)
Der Tod wird als letztes entmachtet. Hier auf Erden können die Gläubigen die Erfahrung machen, dass sie mit Jesus Christus alle Mächte des Bösen besiegen können, der Tod aber bleibt für alle hier auf Erden Lebenden eine Grenze. Erst wenn Jesus Christus in Herrlichkeit wiederkommt, wird auch der Tod entmachtet. Dann wird ewiges Leben sein für die, die zu diesem Zeitpunkt noch auf Erden sind und für alle, die bereits verstorben sind. Alle wird der Herr mit sich vereinen und mit ihnen sich mit dem Vater vereinen.
Herr Jesus Christus,
lass mich erkennen, wie du verborgen
regierst als Herrscher der Welt,
so wie du einst bei deinem Tod am Kreuz
über Sünde und Tod triumphiert hast.
Lass mich darauf vertrauen, dass deine Macht
stärker ist als die Mächte dieser Welt,
dass ich mich vor nichts fürchten muss
und du mir immer Kraft gibst.
Herr Jesus Christus,
zeige dich den Gläubigen als Herrscher der Welt
dass wir mutig für dich eintreten
und für die Menschen, die uns anvertraut sind.
Zeige uns, wie dein Name die Welt verändert.
Lass uns schon jetzt in dieser Welt
in deinem Namen siegreich sein
und bei deinem Kommen in Herrlichkeit
mit dir und dem Vater vereint sein in Ewigkeit.
Amen.