In dem Gleichnis, das Jesus seinen Jüngern erzählt, geht es nicht um Gewinnmaximierung und Erfolg im wirtschaftlichen Sinn. In seinen Gleichnissen gebraucht Jesus immer ein Bild aus der materiellen Welt, das den Menschen vertraut ist, um eine tiefergehende Wirklichkeit, die unseren Augen verborgen ist, auszudrücken.
Ein Talent war für die Menschen damals der Inbegriff einer riesigen Geldsumme. Keiner der Menschen, zu denen Jesus sprach, hatte wohl jemals so viel Geld gesehen und selbst die Reichen, denen Jesus begegnet ist, gehörten nicht zu den Superreichen, die ein so großes Vermögen hatten. Jeder seiner Zuhörer verstand sofort, dass das, was der Mann im Evangelium seinen Dienern anvertraute, alles übertraf, was sie sich vorstellen konnten.
Jesus will damit zeigen, wie sehr Gott jedem einzelnen Menschen vertraut und wie reich er jeden einzelnen beschenkt. Auch wenn es Unterschiede gibt und manche mehr bekommen als andere, so hat doch jeder sehr viel bekommen. Der Herr traut jedem seiner Diener etwas zu, so traut auch Gott jedem Menschen zu, aus dem, was er hat, etwas zu machen.
Wir sollen das, was wir bekommen haben, einsetzen zur Freude des Herrn. Gott freut sich über unseren Mut und Einfallsreichtum, auch wenn diese nicht immer von Erfolg gekennzeichnet sind. Gott will, dass wir mutig ins Leben gehen und uns an der Stelle, an der wir stehen, zu seiner Ehre und zum Wohl der Menschen einbringen. Das ist unsere Berufung. Das können ganz kleine und unscheinbare Dinge sein. Wir brauchen keine großen Prediger oder Wunderheiler zu werden. Es genügt schon, wenn sich Menschen in unserer Nähe wohl fühlen, weil wir freundlich und hilfsbereit sind.
Wer sich aber ängstlich versteckt und noch dazu sagt, dass er aus Angst vor Gottes Strafe nichts gewagt hat, der hat Gott nicht verstanden. Er zweifelt an Gott und seiner Güte und lehnt Gottes Geschenk ab. Solche Menschen will Jesus mit diesem Gleichnis wachrütteln. Sie sollen die Augen aufmachen und erkennen, wie sehr Gott auch sie beschenkt hat. Jesus will ihnen Mut machen, auch etwas zu wagen, nicht aus Furcht vor der Strafe, sondern weil sie erfahren haben, dass Gott jeden Menschen unfassbar liebt und immer, wirklich immer einen Weg öffnen kann zu einem befreiten und glücklichen Leben.