Mit dem heiligen Apollinaris kommen wir sehr nah an die Zeit Jesu und der Apostel heran. Legenden berichten sogar davon, dass Apollinaris einer der 72 Jünger war, die Jesus ausgesandt hat. Dafür finden sich jedoch keine Belege. Andere Legenden berichten davon, dass Apollinaris ein Schüler des Apostels Petrus war und sich diesem entweder bereits in Antiochien oder später in Rom angeschlossen hat. Von Rom aus soll Petrus dann den Apollinaris in die Stadt Ravenna gesandt haben, um dort das Evangelium zu verkünden. Apollinaris wurde der erste Bischof der Stadt Ravenna und ist bis heute Schutzpatron dieser Stadt.
Möglicherweise spiegeln diese Legenden, die das Wirken des hl. Apollinaris eng mit dem Apostel Petrus verknüpfen, das Bestreben der Stadt Ravenna wieder, in ihrer Würde mit Rom gleichzuziehen. Ravenna war in den letzten Jahrzehnten des Weströmischen Reiches anstelle von Rom Kaiserresidenz. Nach dem Ende des Weströmischen Reiches (476) übernahmen die Ostgoten die Herrschaft. Unter Kaiser Justinian eroberte das Oströmische Reich Teile Italiens zurück. Von 540 bis 751 war das Exarchat Ravenna die wichtigste Stadt des Oströmischen Reiches in Italien. Im Jahr 751 eroberten die Langobarden die Stadt, unterlagen aber bald dem Heer des Karolingers Pippin des Jüngeren, dem Vater Karls des Großen. Dieser soll in der sogenannten Pippinischen Schenkung das eroberte Gebiet um Ravenna dem Papst vermacht haben, woraus sich dann der Kirchenstaat entwickelt hat.
Die Kirche von Ravenna sollte also mit Apollinaris einen Gründer haben, der in seiner Würde nur wenig geringer war als ein Apostel und durch die Verbindung mit Petrus eng mit dem Haupt des Apostelkollegiums verbunden war. Andere Legenden hingegen datieren die Lebenszeit des hl. Apollinaris erst auf das 2. Jahrhundert. Nach allen Legenden aber soll er als Märtyrer gestorben sein und während seines Wirkens in Ravenna viele Wunder vollbracht und unerschrocken den Glauben an Jesus Christus verkündet haben. So soll er durch sein Gebet einen Blinden geheilt und die verstorbene Tochter eines vornehmen Römers wieder zum Leben erweckt haben.
Die Tochter des Patriziers Rufus, eines Fürsten von Ravenna, wurde krank, und er rief den hl. Apollinaris herbei, damit er sie heile. Aber als der Heilige in sein Haus kam, starb die Tochter. Da sprach Rufus: “Wärst du doch nicht in mein Haus gekommen, siehe, nun sind die großen Götter zornig geworden und wollen meine Tochter nicht mehr heilen. Was aber kannst du schon für sie tun?” Apollinaris antwortete: “Hab keine Furcht, doch schwöre mir: wird deine Tochter wieder lebendig, so hindere sie nicht, ihrem Schöpfer nachzufolgen.” Das schwor der Vater. Da betete der hl. Apollinaris und die Jungfrau stand auf, bekannte den Namen Jesu Christi und empfing mit ihrer Mutter und vielen anderen die heilige Taufe, und blieb danach jungfräulich bis an ihren Tod. (Legenda Aurea)
Der Kaiser aber hörte von diesem Wunder und befahl daraufhin, Apollinaris zu zwingen, den christlichen Glauben zu leugnen und den Göttern zu opfern. Da dieser standhaft blieb, wurde er geschlagen, gefoltert und anschließend mit heißem Wasser übergossen. Danach wurde Apollinaris auf einem Schiff gefesselt in die Verbannung geführt. Das Schiff aber soll in Seenot geraten sein und allein Apollinaris und einige Soldaten, die sich von ihm taufen ließen, wurden gerettet. So kehrte Apollinaris nach Ravenna zurück, wurde aber sofort wieder festgenommen. Da er aber den blinden Sohn des Richters heilte, brachte ihn dieser vier Jahre lang in seinem Landgut in Sicherheit. Erst unter Kaiser Vespasian stellten die Heiden den Christen wieder stärker nach und spürten auch Apollinaris auf. Um das Jahr 75 wurde er von heidnischem Mob zu Tode geprügelt und starb den Märtyrertod. Andere Legenden datieren diese Ereignisse erst auf die Zeit um 200.
Über dem Grab des Heiligen in Classe, einem Vorort Ravennas, wurde um das Jahr 549 die weltberühmte dreischiffige Basilika S. Apollinare in Classe erbaut, im Jahr 856 wurden die Reliquien von dort in die Kirche S. Apollinare Nuovo im Zentrum der Stadt Ravenna übertragen. Seine Verehrung breitete sich von Ravenna über Rom und Mailand bis nach Südfrankreich und ins Elsass aus. Im Mittelalter kamen Reliquien des Heiligen nach Aachen, Siegburg, Düsseldorf und Remagen, wo die Verehrung des Heiligen bis heute lebendig ist. Apollinaris ist der Schutzpatron der Städte Düsseldorf und Remagen. Auf dem Apollinarisberg in Remagen, wo mit der Hauptreliquie die bedeutendste Reliquie des Heiligen aufbewahrt wird, ist seit dem 14. Jahrhundert eine Wallfahrt belegt, zu der auch heute noch jedes Jahr viele Pilger kommen.