Fastenzeit – eine Zeit, um Gottes Liebe neu zu entdecken

Gott ist barmherzig. Er weist keinen ab, der sich ihm zuwendet. Er ruft die Sünder und all jene, die von den Menschen ausgestoßen und gemieden werden, in seine Gemeinschaft. Das macht Jesus deutlich, wenn er zusammen mit Zöllnern und Sündern zu Tisch sitzt. Den Pharisäern, die sich darüber empören, antwortet er:

Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. Darum lernt, was es heißt: Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer. Denn ich bin gekommen, um die Sünder zu rufen, nicht die Gerechten. (Mt 9,12-13)

Jesus zitiert hier den Propheten Hosea (Hos 6,6). Wie Jesus, so hält auch der Prophet Hosea dem Volk und dessen Führern den Spiegel vor Augen. Sie gehen ihre eigenen Wege und haben ihren Gott vergessen, sie leben nach ihrem eigenen Sinn und nicht nach dem Willen Gottes. Ihr Weg führt ins Verderben, in ihrer Not aber denken die Menschen an Gott und wenden sich ihm wieder zu. Sie erinnern sich an seine Barmherzigkeit und seine Gegenwart in seinem Volk, die Gott so zuverlässig erweist, wie er jeden Morgen die Sonne aufgehen lässt und Regen schenkt, der die Erde tränkt.

Kommt, wir kehren zum Herrn zurück! Denn er hat (Wunden) gerissen, er wird uns auch heilen; er hat verwundet, er wird auch verbinden. Nach zwei Tagen gibt er uns das Leben zurück, am dritten Tag richtet er uns wieder auf und wir leben vor seinem Angesicht. … Er kommt so sicher wie das Morgenrot; er kommt zu uns wie der Regen, wie der Frühjahrsregen, der die Erde tränkt. (Hos 6,1-3)

Aber ist das die Liebe, die Gott erwartet? Kehren sie wirklich von ganzem Herzen zu ihm um?  In den Worten des Propheten Hosea heißt es weiter:

Eure Liebe ist wie eine Wolke am Morgen und wie der Tau, der bald vergeht. … Liebe will ich, nicht Schlachtopfer, Gotteserkenntnis statt Brandopfer. (Hos 6,4-6)

Kraftvolles Morgenrot und ergiebiger Frühjahrsregen stehen für die beständige Treue, die Gott schenkt und bilden einen starken Kontrast zu der flüchtigen Liebe, die Menschen Gott erweisen. Eine Wolke am Morgen ist in einem Land wie Israel kein Zeichen für den lange ersehnten Regen in der Hitze des Sommers. Die Wolke am Morgen ist sogleich verschwunden, wenn die Sonne am Himmel emporsteigt, ebenso wie der Tau, der sich über Nacht auf die Pflanzen gelegt hat. Ein kleiner Anflug von Liebe zu Gott, der bei der ersten Verlockung durch die Welt wieder verfliegt, das nützt nichts. Wer nicht an die Macht der Liebe Gottes glaubt und ihr ungeteilt folgt, hat keinen Bestand vor Gott. Diese Liebe kann durch nichts ersetzt werden, nicht durch Opfer und sonstige fromme Übungen. Wo die Liebe fehlt, wird alles wertlos, die Liebe aber lässt jedes noch so kleine Werk und Opfer vor Gott glänzen.

Gottes Liebe hat die Kraft, sein Volk zu retten, sie hat die Kraft, einen Sünder, selbst einen, der seinen Gott und sein Volk verraten hat, wieder als vollgültigen Mitbürger des Reiches Gottes einzusetzen. Die Wege Gottes sind unergründlich. Wir können ihnen nur folgen, wenn wir immer wieder neu bereit sind, uns von der Größe der Liebe Gottes überraschen zu lassen. Wer dieser Liebe folgen will, muss bereit sein, das aufzugeben, was dieser Liebe entgegensteht und sich immer neu von Gottes Liebe und Barmherzigkeit beschenken zu lassen.

Herr, hilf mir immer wieder dabei, umzukehren und lass mich nie an der Macht deiner Liebe zweifeln.

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