Starkes Herz (Jak 5,8)

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Das Gebet hat große Macht,
das ein Mensch verrichtet mit seiner ganzen Kraft.
Es macht ein bitteres Herz süß,
ein trauriges Herz froh,
ein armes Herz reich,
ein törichtes Herz weise,
ein zaghaftes Herz kühn,
ein schwaches Herz stark,
ein blindes Herz sehend,
eine kalte Seele brennend.
Es zieht den großen Gott in ein kleines Herz und
treibt die hungrige Seele hinauf zu dem Gott der Fülle.

Mechthild von Magdeburg

Suchendes Fragen (Mt 11,2-11)

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Johannes der Täufer wurde von vielen bewundert, viele gingen hinaus zu ihm in die Wüste, um ihn zu sehen und um ihn zu hören. Aber er hatte auch seine Feinde, er erfuhr Liebe und Bewunderung, aber auch Hass und Verachtung. Er war kein Schilfrohr im Wind. Er blieb sich selber treu und suchte nicht den Beifall der Menschen. Das Zeugnis des Johannes verpflichtet uns, wie auch das Zeugnis Christi.

Johannes der Täufer ist vorbildlich für uns in seiner Geradlinigkeit, in der Einfachheit und Anspruchslosigkeit seiner Lebensführung und in der Konsequenz, in der er seiner Berufung lebt, dem Messias den Weg in diese Welt zu bereiten. Er lebte, was er verkündete, und er verkündete, was er lebte. Dabei fürchtete er weder den Tod noch den Teufel. Er blieb sich selber treu bis in die Finsternis des Kerkers hinein.

Herr, wir wissen, dass unser Glaube, unser Leben immer wieder vor Erprobungen steht. Das ist unvermeidlich. Daran können wir auch wachsen. Aber führe uns nie in die Situation einer Versuchung, die unsere Kräfte überschreitet, in der wir die Treue zu dir und zu uns selbst verraten könnten.

Hilf uns, an unserer Berufung festzuhalten und dir Treue zu bleiben, damit wir das Ziel unseres Lebens erreichen. Rüste uns aus mit den Gaben deines Geistes, sende uns den Geist, der uns in die Freude der Vollendung führt! Amen.

Jesaja 35 – Heil

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Dann werden die Augen der Blinden geöffnet, auch die Ohren der Tauben sind wieder offen. Dann springt der Lahme wie ein Hirsch, die Zunge des Stummen jauchzt auf. In der Wüste brechen Quellen hervor und Bäche fließen in der Steppe. Der glühende Sand wird zum Teich und das durstige Land zu sprudelnden Quellen. An dem Ort, wo jetzt die Schakale sich lagern, gibt es dann Gras, Schilfrohr und Binsen. (Jes 35,5-7)

Wüste, Trockenheit, verdorrtes Land, in dem nichts mehr wächst. In vielen Gegenden der Erde breiten sich heute die Wüsten aus. Gewaltige Sanddünen begraben Häuser und Äcker unter sich. Was bleibt, ist eine unbewohnbare Landschaft.

Der Prophet Jesaja spricht vom Gegenteil. Wasser bricht in der Wüste hervor. Statt glühendem Sand gibt es idyllische Seen. Es ist ein Bild der Hoffnung. In lebensfeindliche Gegenden kehrt das Leben zurück.

Hoffnung gibt es auch für den Menschen. Auch ein Mensch kann innerlich vertrocknen, wenn die “Kanäle” verstopft sind, seine Verbindung mit der Außenwelt gestört ist. Das muss nicht immer Taubheit und Blindheit sein, gerade die geistigen Probleme sind heute oft schwerwiegender als die körperlichen.

Gott kann auch die verstopften Kanäle im Menschen frei räumen, dass er wieder leben kann. Mit lebhaften Bildern zeigt Jesaja, wie in einen Menschen das Leben wiederkehrt: Dann werden die Augen der Blinden geöffnet, auch die Ohren der Tauben sind wieder offen. Dann springt der Lahme wie ein Hirsch, die Zunge des Stummen jauchzt auf.

In den Evangelien hören wir, wie Jesus das Wirklichkeit werden lässt, was Jesaja in seiner Vision verheißen hat: Taube hören und Stumme sprechen. Gottes Heil wird konkret erfahrbar.

Spüren wir davon auch heute etwas? Wie viele Menschen sehen wir, die innerlich vertrocknet, ausgebrannt sind – Burnout sagen wir dazu. Vielleicht betrifft das auch uns selbst. Wer geht heute auf einen Menschen zu und öffnet sich für ihn, so dass auch der andere seine Ängste überwinden kann und sich öffnen kann? Wer heilt mit zärtlicher Berührung die Verletzungen des Herzens?

Halleluja, halleluja, halleluja.

Das ist das Evangelium der Armen,

die Befreiung der Gefangenen,

das Augenlicht der Blinden,

die Freiheit der Unterdrückten.

Halleluja, halleluja, halleluja.

Der Menschensohn

ist gekommen, um zu dienen,

wer groß sein will,

mache sich zum Diener aller.

Halleluja, halleluja, halleluja.

Jesaja 35 – Freude

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Die Wüste und das trockene Land sollen sich freuen, die Steppe soll jubeln und blühen. Sie soll prächtig blühen wie eine Lilie, jubeln soll sie, jubeln und jauchzen. Die Herrlichkeit des Libanon wird ihr geschenkt, die Pracht des Karmel und der Ebene Scharon. Man wird die Herrlichkeit des Herrn sehen, die Pracht unseres Gottes. (Jes 35,1-2)

Diese Worte des Propheten Jesaja stammen aus einer Zeit, in der der Untergang Judas und Jerusalems nahe bevorsteht. Das Nordreich Israel ist bereits erobert und zerschlagen, anderen Reichen in der Umgebung Judas erging es ähnlich. Nur das im abgelegenen Bergland gelegene und wirtschaftlich unbedeutende Reich Juda wurde bisher verschont. Doch die Gier der neuen Großreiche kennt keine Grenzen und so wird auch Juda im Jahr 597 v.Chr. schließlich vom neubabylonischen König Nebukadnezar erobert werden.

Wie mögen sich die Bewohner gefühlt haben angesichts dieser Bedrohung? Liest man die Worte des Propheten, so hat sich überwiegend Resignation breit gemacht. Zudem wurde der innere Zusammenhalt des Volkes durch eine ungerechte Schieflage zwischen Armen und Reichen geschwächt. Die Oberschicht wollte ihren Reichtum so lange es geht genießen und den Armen ging es angesichts der immer katastrophaleren wirtschaftlichen Lage immer schlechter.

Es herrschte Hoffnungslosigkeit und vielleicht sogar der Wunsch, dass durch eine von außen bewirkte Katastrophe dieser unerträgliche Zustand endlich beendet wird. Der Blick für das Schöne und die Freude am Leben sind verloren gegangen, jeder Tag ist dunkel und düster. Auch die Natur leidet mit und verwandelt ihre Schönheit in karge Tristesse.

Kennen wir das nicht auch heute? Wir sind mit unserer Wohlstandsgesellschaft an einen Punkt gekommen, an dem es nicht mehr weitergehen kann wie bisher. Die soziale Ungerechtigkeit nimmt zu und viele Teile der Erde stehen an der Grenze vor einer unwiederbringlichen Verwüstung.

In diese Situation hinein ergeht der Aufruf Jesajas zur Freude. Es stellt sich die Frage, welchen Grund zur Freude es in einer derart schwierigen Zeit geben kann. Der Glaube an die Möglichkeit, es sei sinnvoll, eine neue Zukunft aufzubauen, scheint fern. Doch der Herr lässt sein Volk nicht allein. Er widerspricht der Resignation. Sein Wort lädt zur Hoffnung ein und fordert dazu auf, den Blick in die Zukunft und auf die Werke Gottes zu richten, die dieser noch vollenden wird. Nicht alles steht in unseren Händen, aber wir können einen Beitrag für eine bessere Welt und ein besseres Leben leisten, wenn wir auf den Herrn hören und an das Wunder seines Wortes glauben. Gottes Wort verändert die Geschichte.

Freude soll als erstes die gequälte Schöpfung zeigen. Wo sich Wüste und unwirtliche Steppe breitgemacht haben, wird wieder üppiges Grün gedeihen, prachtvolle Bäume wie auf dem Libanon und fruchtbares Land wie in der Ebene Scharon. Freude entsteht aber auch, wo Gott die Gebrechen der Menschen heilt und seiner Gerechtigkeit zum Durchbruch verhilft. Freude, das ist auch das Thema des dritten Adventssonntags, an dem dieser Text aus dem Propheten Jesaja gelesen wird. Freude über das Heil, das Gott schenkt, wenn in Jesus Christus die Worte des Propheten Wirklichkeit werden.

Es ist niemals alles verloren, auch wenn der Weg zum Neubeginn durch harte Zeiten führt, wie es für Israel die Eroberung Jerusalems und das Exil in Babylon waren. Es braucht Raum für neue Ideen, Raum für Gottes Wirken und manchmal ist dieser Raum so eng, dass er erst mit Gewalt wieder freigeräumt werden muss.

Macht die erschlafften Hände wieder stark und die wankenden Knie wieder fest! Sagt den Verzagten: Habt Mut, fürchtet euch nicht! Seht, hier ist euer Gott! Die Rache Gottes wird kommen und seine Vergeltung; er selbst wird kommen und euch erretten. (Jes 35,3-4)

Neue Lebenskraft strömt in die ermüdeten Glieder, die Furchtsamen bekommen neuen Mut. Das ist etwas, das wir nicht selbst machen können. Schaffen wir Raum für Gottes Kraft.

Gott, ganz nah ist dein Wort, ganz nah deine Gnade. Begegne uns mit Macht und Erbarmen.

Lass nicht zu, dass wir taub sind für dich, sondern mach uns offen und bereit für Jesus Christus, deinen Sohn, der kommen wird, damit er uns suche und rette, heute und täglich bis in Ewigkeit.

Gib mir den Mut, Herr, aufzubrechen und mich auf den Weg zu machen. Lass mich nicht stehen bleiben, sondern vorwärts gehen auf dich zu. Gib mir Kraft, Herr, unterwegs zu bleiben, auch wenn meine Schritte schwer werden. Gib mir die Gewissheit, dass du mit mir gehst und ich niemals allein bin. Gib mir die Hoffnung, dass dort, wo meine Wege enden, dein Weg weiterführt zum Ziel.

Amen.

Neue Hoffnung

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Doch aus dem Baumstumpf Isais wächst ein Reis hervor, ein junger Trieb aus seinen Wurzeln bringt Frucht. (Jes 11,1)

Isai ist der Vater von König David. Wir kennen die Geschichte, als der Prophet Samuel zu ihm kommt, weil Gott ihn dazu beauftragt hat, einen seiner Söhne zum König zu salben. Es ist nicht der älteste und stärkste unter ihnen, sondern der jüngste, der draußen ist, um die Schafe zu hüten. Doch David zeichnet sich aus durch Talent und Ideenreichtum. Er besitzt die Weisheit, mit der es ihm gelingt, ein Königreich aufzubauen, von dem bis heute gesprochen wird.

Zur Zeit des Jesaja ist der Glanz dieses Königreiches verblasst. Die Nachkommen Davids reichen nicht an ihren Ahnherren heran. Das Land ist von äußeren Feinden bedroht und bald wird es ganz vernichtet werden, wenn Israel in die Verbannung nach Babylon ziehen muss. Grund dafür ist auch die innere Schwäche, die Bequemlichkeit, die Ungerechtigkeit, auf die das Reich gebaut ist. Der König und die Vornehmen kümmern sich nicht um das Elend der Armen sondern schauen nur auf ihren eigenen Gewinn.

Das Königshaus sollte dastehen wie ein großer Baum, doch der Baum wurde umgehauen, nur ein Baumstumpf ist geblieben. Aber aus diesem Stumpf wächst ein neuer Trieb hervor. Aus dem kleinen Reis wird wieder ein starker Baum werden. Aber er unterscheidet sich vom alten durch seine Frische.

Jesaja und mit ihm ganz Israel hat die Hoffnung, dass nach dem Untergang etwas Neues entsteht, das nicht wie das Alte wieder umgehauen wird, sondern Bestand hat und vor allem stets seine Lebenskraft aus der Verbindung mit Gott schöpft.

Es gibt Zeiten des Vergehens und Zeiten des Neuanfangs, Zeiten des Schmerzes und Zeiten der Freude, in der Geschichte der Völker und im Leben jedes einzelnen Menschen. Dass wir die Hoffnung nie verlieren, dass aus jedem Baumstumpf ein neuer Trieb hervor wachsen kann, hilft uns das folgende irische Segensgebet:

Vergiss die Träume nicht, wenn die Nacht wieder über dich hereinbricht und die Dunkelheit dich wieder gefangen zu nehmen droht. Noch ist nicht alles verloren. Deine Träume und deine Sehnsüchte tragen Bilder der Hoffnung in sich. Deine Seele weiß, dass in der Tiefe Heilung schlummert und bald in dir ein neuer Tag erwacht.

Ich wünsche dir, dass du die Zeiten der Einsamkeit nicht als versäumtes Leben erfährst, sondern dass du beim Hineinhorchen in dich selbst noch Unerschlossenes in dir entdeckst.

Ich wünsche dir, dass dich all das Unerfüllte in deinem Leben nicht erdrückt, sondern dass du dankbar sein kannst für das, was dir an Schönem gelingt.

Ich wünsche dir, dass all deine Traurigkeiten nicht vergeblich sind, sondern dass du aus der Berührung mit deinen Tiefen auch Freude wieder neu erleben kannst.

2. Advent – Johannes der Täufer

johannes_taeuferHart ist das Leben Johannes des Täufers, hart sind die Worte seiner Predigt. Von Gottes Ruf getroffen ist Johannes in die Wüste gegangen, in die steinige Einöde im Osten Israels. Karg ist sein Leben, bekleidet mit einem einfachen Mantel aus Kamelhaar ernährt er sich von dem, was ihm die Wüste bietet: von Heuschrecken und wildem Honig. Dann ruft ihn Gott, das Wort an das Volk Israel zu richten, dass die Zeit da ist, in der Gott den schon so lange und sehnsüchtig erwarteten Messias senden wird. Durch Umkehr soll sich Israel für ihn bereit machen.

Wenn wir es recht betrachten, so scheint Johannes der Täufer damals auf einem ganz aussichtslosen Posten gestanden zu haben. In der Einöde in der Nähe des Flusses Jordan kündigt er einen Heilsbringer an, von dem die ganze Welt erfahren soll und gibt sich als dessen Wegbereiter aus. Ein Irrer, wie es viele auf der Welt gibt? Doch an den Früchten wird man erkennen, was ein echter Prophet ist.

Das Wort des Johannes bleibt nicht ungehört. Viele sind es, die sich von Jerusalem und ganz Judäa auf den beschwerlichen Weg an den Jordan machen. Sie bekunden ihre Bereitschaft zur Umkehr durch den Empfang der Taufe. Johannes scheint auch sehr detaillierte Anweisungen gegeben haben, wie die Menschen ihre Bereitschaft zur Umkehr in ihrem Leben zum Ausdruck bringen können.

Der Messias, den Johannes verkündet, wird zum Gericht auf die Erde kommen. Eindrucksvoll ist das jedem Menschen damals vertraute Bild, wenn bei der Ernte die Spreu vom Weizen getrennt wird und jeder kann sich vorstellen, wie die trockene Spreu in kürzester Zeit vom Feuer verbrannt wird. Wir dürfen uns da ein großes Feuer vorstellen, eine Art Weltenbrand, und ein solch großes Feuer erhitzt die Luft, so dass ein Sturm entsteht. Doch dieser Feuersturm, den wir dann an Pfingsten erleben, wird ein ganz anderer sein als der, den sich Johannes ausgemalt hat.

Später, als man Johannes ins Gefängnis wirft, wird er die zweifelnde Frage stellen, ob dieser Jesus wirklich der Messias ist, den er angekündigt hat. Wenn wir auf das Leben Jesu schauen, so offenbart sich in ihm nicht ein Gott des Gerichtes, sondern ein Gott der Barmherzigkeit. Auch Jesus wird von der Notwendigkeit der Umkehr sprechen, von der Entscheidung für ein Leben, das Gottes Liebe zum Ausdruck bringt, von einem Gericht, das der Welt bevorsteht. Doch Jesus tut das nicht mit donnernden Worten. Er tut es, indem er Gottes Barmherzigkeit zeigt und deutlich macht, dass ein Mensch nur dann das Leben gewinnen kann, wenn er sich in die Hände dieses barmherzigen Gottes gibt.

Geduld und Einmütigkeit

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Der Gott der Geduld und des Trostes schenke euch die Einmütigkeit, die Christus Jesus entspricht, damit ihr Gott, den Vater unseres Herrn Jesus Christus, einträchtig und mit einem Munde preist. (Röm 15,5-6)

Paulus zeichnet das Bild der Gemeinde, die sich einträchtig zum Lobpreis Gottes versammelt. In ihr kommen die unterschiedlichsten Menschen zusammen. Reiche und Arme, Gebildete und Ungebildete, Schöne und Hässliche, Einheimische und Fremde. Trotz aller Unterschiede aber sind sie eine Gemeinde, die auf Jesus Christus blickt und Gott wie aus einem Munde preist.

Der Apostel sagt nicht bloß: “mit einem Munde”, sondern er will, dass dies auch in Seelengemeinschaft geschehe. Siehst du, wie er alles zu einem Leib vereinigen möchte und wie er seine Rede wieder in einem Lobpreis Gottes ausklingen lässt? Dadurch stimmt er auch am meisten zur Eintracht und Einstimmigkeit.
(Johannes Chrysostomus)

Darum nehmt einander an, wie auch Christus uns angenommen hat, zur Ehre Gottes. (Röm 15,7)

Durch unser einträchtiges Zusammenwirken wird Gott am meisten verherrlicht. Wenn du daher auch, gekränkt von deinem Bruder, mit ihm entzweit bist, so bedenke, dass du Gott, deinen Herrn, verherrlichst, wenn du deinen Zorn aufgibst.
(Johannes Chrysostomus)

Stärke bedeutet, über den eigenen Schatten zu springen und zu verzeihen.

Der Schwache kann nicht verzeihen. Verzeihen ist eine Eigenschaft des Starken.
(Mahatma Gandhi)

Um besser zu verstehen, was Paulus uns sagen möchte, können uns einige Gedanken des Hl. Charles de Foucauld helfen. Er hat sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts einen Platz in Nordafrika gesucht, an dem er mitten unter der muslimischen Bevölkerung ein Leben als Christ geführt hat. Er hat auf Jesus Christus hingewiesen, wie es einst am Beginn des öffentlichen Wirkens Jesu Johannes der Täufer getan hat. Auch wir sind berufen, den Menschen Jesus zu zeigen. Gerade auch heute, wo immer mehr andersgläubige Menschen um uns herum leben, kommt es auf das Zeugnis unseres Lebens als Christen an. Nicht Worte werden die Welt verändern, sondern das Leben. Und hierbei kann jeder einzelne seinen Beitrag leisten.

Das erste Gebot ist die Liebe zu Gott. Das zweite Gebot, den Nächsten zu lieben wie sich selbst, steht gleichwertig neben dem ersten. Die Liebe also ist Grund und Ziel des Glaubens. Sie macht es jedem Christen zur Pflicht, den Nächsten – das heißt jeden Menschen – wie sich selbst zu lieben. Daraus folgt wiederum, dass uns das Heil der Mitmenschen ebenso am Herzen liegen muss wie das eigene. Jeder Christ also soll ein Apostel sein.
Mein Apostolat soll ein Apostolat der Güte sein. Wenn die Leute mich sehen, sollen sie sagen können: “Wenn dieser Mensch gut ist, muss seine Religion auch gut sein.” Wenn man mich fragt, warum ich freundlich und gut bin, antworte ich: “Weil ich jemandes Knecht bin, der noch viel besser ist. Wenn ihr wüsstet, wie gut mein Meister Jesus ist.” Ich möchte so gut sein, dass man sich sagt: “Wenn der Knecht so ist, wie wird dann erst der Meister sein?”
(Charles de Foucauld)