Wer in München auf dem Rotkreuzplatz, dem Zentrum des Stadtteils Neuhausen, ankommt, entdeckt kurz vor dem Rotkreuzkrankenhaus die moderne Statue eines heiligen Mannes, der auf einem Esel sitzt und predigend das Kreuz emporhebt. Wer dann nicht auf der Nymphenburger Straße weitergeht, sondern die etwas abgelegene Winthirstraße Richtung Westen geht, entdeckt das alte Neuhauser Kirchlein mit dem Alten Friedhof.
All dies sind Gedenkmarken an einen Heiligen aus vergangener Zeit. Man weiß nicht einmal genau, wann der heilige Winthir hier in Neuhausen den Einwohnern des damals kleinen Ortes das Evangelium verkündet hat. War es bereits im 8. Jahrhundert oder doch erst im 12. Jahrhundert? Neuhausen wird erstmals im 13. Jahrhundert urkundlich erwähnt und die ältesten uns erhaltenen schriftlichen Zeugnisse über den seligen Winthir stammen aus dem 18. Jahrhundert.
Die frommen Überlieferungen aber wissen von einem Heiligen, der aus unbekannter Ferne kam und sich an diesem Ort niedergelassen hat. Er verdiente seinen Lebensunterhalt als Maultiertreiber und verkündete den Menschen, die hier lebten, das Evangelium von Jesus Christus. Zudem soll er auch wundersame Heilungen gewirkt haben. Die Echtheit seines Grabes in der Winthirkirche konnte nachgewiesen werden.
Es gab also diesen heiligen Mann, den seligen Winthir, dessen Andenken über die Jahrhunderte von den Menschen in Neuhausen bewahrt wurde. Bis heute ist er den Menschen als Volksheiliger im Gedächtnis geblieben und immer wieder geschehen Wunder auf seine Fürsprache hin. Noch heute mahnt uns sein erhobenes Kreuz, dass wir den nicht vergessen, der für uns als Kind in diese Welt gekommen ist und uns durch sein Leben, Sterben und Auferstehen den Weg zu einem neuen Leben erschlossen hat. Für diesen unseren Herrn Jesus Christus gibt der selige Winthir Zeugnis, damals wie heute.