Liudger von Münster

Liudger wurde um das Jahr 742 in Friesland als Sohn vornehmer christlicher Eltern geboren. Schon früh hatte der Junge den Wunsch, Priester zu werden. Eine Begegnung mit dem heiligen Bonifatius, der 754 in Friesland das Martyrium erlitt, hat das Leben Liudgers entscheidend geprägt. Er schreibt später selbst darüber:

„Es war mir vergönnt, ihn mit eigenen Augen zu sehen, einen Greis mit schneeweißem Haar, hinfällig vor Alter, aber mit Tugenden und Verdiensten geschmückt.“

Zur Ausbildung kam Liudger an die Schule des Abtes Gregor von Utrecht. Dort studierte er die sieben freien Künste (Grammatik, Rhetorik, Dialektik, Arithmetik, Musik, Geometrie und Astronomie) sowie die Heilige Schrift und die Kirchenväter.

„Die Eltern aber freuten sich und lobten Gott, als sie den Wunsch ihres Sohnes vernahmen, und übergaben ihn dem ehrwürdigen Abt Gregor von Utrecht, dem Schüler und Nachfolger des heiligen Märtyrers Bonifatius, damit er ihn für Gott erziehe.“

Im Jahr 767 setzte er seine Studien im englischen York an der Schule des heiligen Alkuin fort, wo er auch die Diakonenweihe empfing. Im Jahr 777 empfing Liudger in Köln die Priesterweihe. Von Dokkum aus, dem Ort des Martyriums des hl. Bonifatius, war er „mit hoher Weisheit und unermüdlichem Eifer“ darum bemüht, den christlichen Glauben unter dem Volk der Friesen zu vertiefen. Nach anfänglichen Erfolgen zwang der Sachsenaufstand Liudger im Jahr 784 nach Utrecht zu fliehen.

Liudger reiste nach Rom und lernte in Monte Cassino das benediktinische Mönchstum kennen. Karl der Große betraute nach der Niederwerfung des Sachsenaufstandes Liudger erneut mit der Mission unter den Friesen. 791 wurde mit der Errichtung einer Kirche auf Helgoland die letzte Hochburg des Heidentums bezwungen. Erneut veranlasste ein Aufstand der Sachsen Liudger zur Flucht, doch nun überstand sein Werk die Wirren des Krieges. Nach der endgültigen Niederwerfung der Sachsen durch Karl den Großen wurde Liudger nun auch mit der Mission unter den Sachsen beauftragt.

Als neues Zentrum seines Wirkens errichtete Liudger 793 in dem Ort Mimigernaford am rechten Ufer der Aa auf einem Hügel eine Kirche und ein Kloster als Wohnung für sich, seine Mitbrüder und seine Schüler. Dieses Monasterium gab bald dem Ort einen neuen Namen und wurde zur Keimzelle der Stadt Münster. Im Jahr 805 wurde Liudger zum Bischof geweiht und der Ort wurde zum Bischofssitz.

Liudger schuf eine vorbildliche Pfarr- und Diözesanstruktur, errichtete neue Gemeinden und Klöster und bildete Priester für seine neue Diözese aus, wozu er eine Domschule gründete. Wie im Münsterland baute er auch in Friesland eine effektive Kirchenstruktur auf.  Auf seinen zahlreichen Missionsreisen durch seinen Sprengel fand er den Weg in die Herzen des Volkes. Liudger war ein Mann des Gebetes. Das Gotteslob stand für ihn an erster Stelle und er feierte es täglich im Chor der Brüder. Selbst auf seinen Reisen bemühte er sich, in gewohnter Weise zur nächtlichen Stunde mit den Seinen die Stunden des Gebetes einzuhalten, wobei er sich durch nichts stören ließ. Waren die Psalmen verklungen, so widmete er sich noch längere Zeit der stillen Betrachtung. Nach dem Mittagessen suchte er mit seinen Schülern die Stille, um eine geistliche Lesung zu halten oder zu beten.

„In einem Ort nach dem anderen rottete er das Dornengestrüpp des Götzendienstes aus und säte das Gotteswort. Er errichtete Kirchen und weihte für sie Priester, die er selbst zu würdigen Mitarbeitern im Weinberg des Herrn herangezogen hatte. …

Er versah die ihm anvertraute sächsische Herde in aller Klugheit und Bescheidenheit mit den Lehren des Heils, bis er sie mit Gottes Hilfe zum vollkommenen Glauben geführt hatte.“

Erschöpft von seinem Wirken starb der Heilige Liudger am 26. März 809 in Billerbeck. Er wurde auf seinen Wunsch hin in Werden beigesetzt. Sein Grab befindet sich in der Krypta der dortigen Abteikirche.

„Als der Beschluss des Herrn, ihm für seine frommen Mühen den ewigen Lohn zu geben, schon nahe bevor stand, da wurde er, bis der Tod kam, noch einige Zeit von körperlichen Beschwerden heimgesucht. In seinem Siechtum aber hörte er nicht auf, seinen Geist den heiligen Übungen liebevoll, wie er es gewohnt war, hinzugeben. Er hörte die heilige Lesung, sang Psalmen oder beschäftigte sich mit anderen geistlichen Dingen, damit er nicht, der frommen Betrachtung entwöhnt, lau würde. Fast jeden Tag feierte er, schwach am Körper, aber ungebrochenen Geistes, das heilige Opfer. Am Sonntag aber vor der Nacht, in der er aus dieser Welt zum Herrn abberufen wurde, wollte er der ihm anvertrauten Herde Lebewohl sagen. So predigte er denn noch einmal öffentlich in seinen beiden Kirchen: am frühen Morgen in dem Ort, der Coesfeld heißt, wobei ein Priester die Messe sang, und um die dritte Stunde in Billerbeck, wobei er selber, kranken Körpers, aber stark durch seine feurige Liebe, das letzte Messopfer feierte. Darauf gab er in der folgenden Nacht unter dem Beistand seiner Brüder dem Herrn seine Seele zurück.“

Viele Legenden berichten vom Leben und Wirken des Heiligen und seinen Wundertaten. Abt Altfrid von Werden (+849), der in der Nachfolge Liudgers der dritte Bischof von Münster war, schrieb die erste Lebensbeschreibung des Heiligen, die in den folgenden Jahren zweimal überarbeitet wurde.

Die bekannteste Legende ist die von den wilden Gänsen. Auf dem Welderhof bei Neuss, einem Fronhof der Abtei Werden, beklagte ein Bauer dem Bischof gegenüber, dass die Wildgänse im Frühjahr auf seinen Feldern die neue Saat fressen würden und somit jegliche Ernte unmöglich machten. Daraufhin befahl der Bischof den Gänsen, brav in einen Stall zu gehen. Die Felder wurden verschont, der Bauer konnte seine Ernte einfahren.

Verkündigung des Herrn

Maria_Verkuendigung_4Das Hochfest der Verkündigung des Herrn, das am 25. März gefeiert wird, wurde wegen der Kar- und Osterwoche dieses Jahr auf den 8. April verlegt.

Das Hochfest der Verkündigung des Herrn ist ein sehr altes Marienfest. Seine Wurzeln reichen bis in das fünfte Jahrhundert zurück und der 25. März als Festtermin ist im Osten bereits in der Mitte des 6. Jahrhunderts, im Westen im 7. Jahrhundert bezeugt.

Der 25. März steht in nächster Nähe zur Frühlings-Tag-und-Nachtgleiche und war daher schon immer ein bedeutsamer Tag. Er galt als erster Tag der Schöpfung. Durch die Empfängnis Christi an diesem Tag wurde er zum Beginn der Neuschöpfung, die in Tod und Auferstehung Christi ihre Erfüllung fand, weshalb der 25. März auch als der Todestag Christi gilt.

„Am 25. März wurde unser Erlöser der Überlieferung nach empfangen und am 25. hat er gelitten, wie er auch am 25. Dezember geboren wurde. Nun ist an dem einen Tag die Frühlings-Tag-und-Nachtgleiche und am anderen die Wintersonnenwende. Es ist angemessen, dass der, der in die Welt kam, um alle Menschen zu erleuchten, mit dem Wachstum des Lichtes empfangen und geboren wurde.“ (Beda Venerabilis)

Die Miniatur eines mittelalterlichen Graduale bringt das Geheimnis des heutigen Festtages lebhaft zum Ausdruck. Wir sehen den Engel, der bei Maria eintritt, um ihr die Botschaft Gottes zu bringen. In der Hand hält er die Lilie als Zeichen der jungfräulichen Mutterschaft Mariens. Die drei Blüten stehen für die Jungfräulichkeit Mariens vor, während und nach der Geburt.

Wie in vielen anderen Darstellungen der Verkündigung hat der Erzengel Gabriel Maria beim Lesen eines Buches überrascht. Maria mag in die Betrachtung eines Gebetstextes versunken gewesen sein. Erschrocken blickt sie auf. Sie blickt nach oben, wo Christus in der Herrlichkeit des Himmels thront, umgeben von Engeln. Er, der Herrscher der Welt, wird herabsteigen in ihren Schoß, um von ihr als Mensch geboren zu werden. Ein unfassbares Geheimnis!

„Gabriel heißt Stärke Gottes. Durch die Stärke Gottes musste der verkündet werden, der als Herr der Kräfte und mächtig im Kampf kam, um die bösen Gewalten zu überwinden.“ (Gregor der Große)

Der Text neben der Miniatur ist der Anfang des Psalms 25: „Ad te levavi animam meam“.

Zu dir, Herr, erhebe ich meine Seele.

Mein Gott, auf dich vertraue ich.

Lass mich nicht scheitern,

lass meine Feinde nicht triumphieren!

Denn niemand, der auf dich hofft,

wird zuschanden.

Wir können uns gut vorstellen, wie diese Worte zum Gebet Mariens geworden sind. Sie hat auf Gott geschaut, hat Ja gesagt zu seinem Plan. Sie empfing Gottes Sohn, doch die Menschen um sie herum erkannten das Wunder nicht. In ihren Augen hatte Maria ein außereheliches Kind, was als Schande galt.

Doch Maria vertraut auf den Herrn, dass er die Macht hat, seine Pläne zu erfüllen. Sie geht mit Jesus, bis unter das Kreuz. Stets hofft sie, dass Gott größer ist, als wir Menschen es uns vorstellen können. Ihre Hoffnung wird nicht enttäuscht. Maria ist für uns alle zum Vorbild des Glaubens geworden.

Der Auferstandene

Herr,

gern schaue ich auf dich

und höre dir zu

am Ostermorgen:

Wie du deiner lieben

Mutter Maria erscheinst,

die sein Tod

am tiefsten betrübt hat,

die am meisten

an dein Leben glaubte

und am meisten geliebt hat.

Wie du liebevoll

Maria aus Magdala

ansprichst: „Maria!“

Wie vertraut du dich auf

dem Weg nach Emmaus

mit zweien deiner Jünger

unterhältst, wie du dich

mit ihnen niederlässt

und bei ihnen bleibst,

bis ihr Herz brennt und

ihnen die Augen aufgehen.

Wie du immer wieder zu

deinen Aposteln kommst,

mit ihnen Mahl hältst

und sie auf ihre Sendung

vorbereitest.

Wie du am Ufer des Sees

auf einem kleinen Feuer

Brot und gegrillten Fisch

bereitest für Petrus, Johannes

und fünf andere:

wie ein Freund,

der mit seinen Freunden

zusammen ist.

Herr, du bist doch

immer derselbe!

Du erfüllst unser Herz!

Ich liebe dich.

Prosper Monier