Aloisius von Gonzaga (1)

Aloisius wurde am 9. März 1568 als ältester Sohn und Erbe des mächtigen Markgrafen von Castiglione geboren. Schon im Kindesalter wurde er von seinem Vater zu Truppeninspektionen mitgenommen und fand Gefallen am höfischen Leben. Doch eine schwere Malariaerkrankung machte den Jungen nachdenklich und er begann, sich mehr seiner Mutter und deren religiöser Erziehung zuzuwenden.

Aloisius reifte schnell heran und zeigte bereits als Kind eine große geistige Begabung. Im Alter von acht Jahren kam er zusammen mit seinem Bruder an den Hof der Medici von Florenz, damals einem der schillerndsten Fürstenhöfe Europas. Eine steile Karriere lag vor ihm. In Florenz und später am Hof Philipps II. in Madrid erlernte er die Kunst des höfischen Lebens, lernte aber auch dessen Schattenseiten kennen, die sich in Verrat und Intrigen zeigten.

Neben seiner weltlichen Erziehung bemühte sich Aloisius um ein reges geistliches Leben. 1578, im Alter von zehn Jahren, gelobte er ewige Keuschheit und versprach, dass er Gott niemals durch eine Sünde beleidigen werde. Mit zwölf Jahren begann er, verschiedene Heiligenleben und die “Summa doctrinae christianae” des Petrus Canisius zu studieren. Die täglichen Meditationen, die dieser Katechismus enthielt, sollte Aloisius fortan für seine Gebete verwenden. In dieser Zeit begegnete er Karl Borromäus, dem Erzbischof von Mailand, der ihn auf die Erstkommunion vorbereitete. Nun erwachte in dem jungen Mann eine starke eucharistische Frömmigkeit, er freute sich auf die damals übliche wöchentliche Kommunion, fastete drei Tage in der Woche, meditierte am Morgen und am Abend, und ging, wann immer möglich, täglich zur heiligen Messe.

Man bedenke, dass Aloisius weiterhin umgeben war von dem höfischen Treiben, das mit Prunk, Maskenbällen und rauschenden Festen zelebriert wurde. Inmitten dieser Welt lebt Aloisius seine keusche Frömmigkeit. Gott kann überall Heilige entstehen lassen, auch inmitten der höfischen Welt der Renaissance. Schließlich reifte in Aloisius der Entschluss, in den Jesuitenorden einzutreten. Sein Beichtvater forderte ihn auf, dafür die Zustimmung seines Vaters einzuholen. Das sollte sich als große Hürde erweisen.

Aloisius stieg in den weltlichen Ämtern immer weiter auf, sein Vater war stolz auf seinen talentierten Sohn und sah ihn schon als seinen Nachfolger. Er wollte nichts wissen von den geistlichen Plänen seines Sohnes, sah nicht dessen innere Zerrissenheit. Denn je höher Aloisius in seiner weltlichen Karriere aufstieg, desto mehr stieß ihn dieses Leben ab. Doch schließlich gab der Vater nach. 1585 verzichtete Aloisius zugunsten seines Bruders auf das Erbe und trat in das Noviziat der Gesellschaft Jesu ein.

„Es ist besser, Gott zu dienen, als die ganze Welt zu beherrschen.“

Als junger Jesuit kam Aloisius zum Studium nach Rom. Für eine gewisse Zeit kehrte er in sein Elternhaus zurück, um dort erfolgreich bei Familienstreitigkeiten zu schlichten. Als die Stadt Rom 1591 von Hungersnot und Pest heimgesucht wurde, widmete er sich aufopfernd der Pflege der Kranken. Er bettelte um Almosen für die Bedürftigen und sorgte persönlich für die Kranken, die er in den Straßen aufsammelte. Schließlich erkrankte er selbst an der Pest und starb nach Empfang der heiligen Kommunion am 21. Juni 1591 mit nur 23 Jahren.

Seine sterblichen Überreste ruhen in der Kirche St. Ignatius in Rom. Aloisius wurde 1726 von Papst Benedikt XIII. heiliggesprochen. Er ist der Patron der studierenden Jugend und in jüngster Zeit auch derjenigen, die AIDS-Kranke pflegen, sowie der AIDS-Kranken.

Gervasius und Protasius

In Paris, nahe dem Zentrum der Stadt, erhebt sich eine mächtige Kirche, die den Märtyrern Gervasius und Protasius geweiht ist und auch andernorts finden diese Heiligen bis heute Verehrung. Wenn wir aber nach historischen Fakten über ihr Leben suchen, stoßen wir bald an Grenzen, denn so richtig ans Licht der Öffentlichkeit kommen sie erst, als Ambrosius von Mailand am 17. Juni 386 ihre Gebeine findet.

Gervasius und Protasius waren Zwillingsbrüder und Kinder des heiligen Märtyrerehepaares Vitalis und Valeria. Sie stammten aus Mailand. Dort haben sie sich dem heiligen Nazarius angeschlossen, einem frühen Glaubensboten. Dessen Mutter war die heilige Felicitas, die selbst vom Apostel Petrus in Rom getauft worden war. Nazarius soll die Taufe von Linus, dem ersten Nachfolger Petri im Papstamt, empfangen haben.

Dieser Nazarius, der später selbst als Märtyrer gestorben ist, kam von Rom nach Mailand und ist später nach Trier weitergezogen, um den Glauben an Jesus Christus zu verkünden. Gervasius und Protasius verteilten ihr Vermögen an die Armen und schlossen sich dem Glaubensboten an.

Als die Römer gegen germanische Stämme in den Krieg zogen, sollten das Volk und die Soldaten den Göttern opfern. Als die Christen dieses Opfer verweigerten, sah man das Kriegsglück gefährdet. Nach der Legenda Aurea trat Protasius hervor und rechtfertigte das Verhalten der Christen. Ohne Furcht trat er dem römischen Beamten entgegen. Nicht die Christen hätten Furcht vor den Todesdrohungen, sondern vielmehr seien die Heiden von Furcht ergriffen:

„Ihr fürchtet uns, da ihr glaubt, es geschehe euch ein Leid, wenn wir euren Göttern nicht opfern. Wenn ihr nicht fürchten würdet, dass euch ein Unheil von uns droht, würdet ihr uns nicht zwingen, euren Göttern zu opfern.“

Ist es nicht zu allen Zeiten diese Furcht, dass Abweichler die Macht der Götter schwächen würden, die zu blutigen Verfolgungen führt? Wenn aber die Macht der Götter von der Kraft der Menschen abhängig gemacht wird, so wird dadurch umso mehr ihre Machtlosigkeit offenbar. Protasius sagt mit Recht zu dem heidnischen Beamten:

„Ich zürne nicht wieder dich, Fürst, sondern ich sehe, wie du so blind bist in deinem Herzen, und du tust mir leid, weil du nicht weißt, was du tust. Doch ich bitte dich, vollbringe an mir, was du angefangen hast, damit mir heute zusammen mit meinem Bruder die Gnade des Herrn zu teil werde.“

Die heiligen Märtyrer wissen um die Macht Gottes, die stärker ist als menschliche Gewalt. Sie folgen ihrem Heiland, der von Menschenhand gemartert den Tod erlitt und der als erster vorangegangen ist zum Leben der ewigen Seligkeit. Unter Kaiser Nero um das Jahr 60 erlitten Gervasius und Protasius, wie zuvor schon ihre Eltern Vitalis und Valeria, das Martyrium.

Soweit der Versuch einer kurzen Lebensbeschreibung. Verwirrung kommt aber auf, wenn man aus späteren Berichten vernimmt, dass Gervasius und Protasius ebenso wie Nazarius erst um das Jahr 300 unter Kaiser Diokletian das Martyrium erlitten haben sollen. Gestützt werden diese Berichte noch dadurch, dass ihr Martyrium bei der Suche nach ihren Gebeinen im Jahr 386 noch in lebhafter Erinnerung beim christlichen Volk gewesen sein soll.

Wie dem auch sei, als Ambrosius auf Grund einer Vision nach den Leibern der Heiligen suchen ließ, fand man sie „obgleich mehr denn dreihundert Jahre verflossen waren, noch so frisch, als ob sie zur selbigen Stunde erst in den Sarg gelegt worden wären, und ein wunderbar edler Geruch verbreitete sich aus ihrem Grab“ (Legenda Aurea). Ambrosius selbst schreibt darüber:

„Es wurden zwei Männer von wunderbarer Größe gefunden gemäß dem Kraftmaß früherer Zeiten. Alle Körperteile waren noch vollständig erhalten; dazu viel Blut. Da hielten wir Nachtwache bis an den Morgen und legten vielen die Hände auf. Am folgenden Tag überführten wir die Gebeine in die neue Kirche, und als wir sie überführten, wurde ein Blinder geheilt.“

Die Auffindung und Übertragung der Gebeine der beiden Märtyrer war ein Triumph nicht nur für den katholischen Glauben, sondern auch für Ambrosius, der damals in seiner Bischofsstadt arg bedrängt wurde. Die Arianer, eine christliche Glaubensgemeinschaft, die damals im Kaiserhaus einen starken Rückhalt hatte, beanspruchte die christlichen Kirchen für sich und Ambrosius hatte sie nur mit großer Mühe verteidigen können. Nun konnte Ambrosius dem Volk zeigen, welche christliche Glaubensrichtung die richtige ist.

Für Mailand war es ein großes Ereignis, dass dort nun die Gebeine eigener Märtyrer verehrt werden konnten. Mit der Übertragung ihrer Gebeine in die von Athanasius neu errichtete Märtyrerbasilika wurde diese Verehrung in geordnete kirchliche Bahnen gelenkt. Mit Märtyrern aus der Zeit der ersten Christenverfolgung unter Kaiser Nero konnte man zudem auf eine ebenso lange Tradition des Christentums in Mailand hinweisen, wie sie die Stadt Rom für sich beanspruchte.

Hören wir zum Abschluss den Bericht des heiligen Augustinus über diese Ereignisse, der sich damals in Mailand aufhielt und später in seinen „Confessiones“ davon schreibt:

„Damals hast du demselben Bischof (Ambrosius) in einer Vision kundgetan, an welcher Stätte die Leiber der Blutzeugen Protasius und Gervasius verborgen sind. So lange Jahre hattest Du sie unversehrt aufbewahrt in einer Schatzkammer, die dein Geheimnis war, um sie daraus zur rechten Zeit hervorzuholen, damit dem Wüten eines Weibes, das aber Kaiserin war, Einhalt geschähe. Denn als sie nach ihrer Entdeckung und Ausgrabung mit gebührenden Ehren in die Basilika des Ambrosius übertragen wurden, geschahen an Menschen, die von unreinen Geistern gequält waren, Heilungen, die von diesen Dämonen selbst zugegeben wurden, aber auch ein in der ganzen Stadt bekannter Bürger, seit Jahren blind, der die Ursache des stürmischen Jubels im Volk erfragt hatte, sprang auf und bat seine Führer, ihn dorthin zu bringen. Das geschah, und er setzte es durch, dass er mit einem Schweißtuch den heiligen Schatz berühren durfte, den Leib deiner Heiligen, deren Tod so kostbar ist in deinen Augen. So tat er, brachte das Tuch an seine Augen, und alsbald wurden sie sehend. Das sprach sich weit herum, das erweckte dir feurige, strahlende Lobgesänge, das brachte die Seele jenes feindseligen Weibes zwar nicht zum Heil des Glaubens, aber es bändigte doch ihre Wut, uns zu verfolgen. Dank sei Dir, mein Gott! Woher und wohin nun hast du mein Erinnern geleitet, dass ich auch dieses dir bekenne, so Großes, das ich doch vergessen und achtlos übergangen hatte?“

Vitus / Veit (+304)

Der hl. Veit gehört zu den Vierzehn Nothelfern und war besonders im Mittelalter ein sehr beliebter Heiliger. Davon zeugen heute noch viele Ortsnamen. Bedeutende Kirchen wie der Prager Veitsdom sind ihm geweiht. Um sein Leben ranken sich zahlreiche Legenden.

Veit wurde um das Jahr 292 in Mazzara, dem heutigen Mazara del Vallo, auf Sizilien geboren. Sein Vater war ein hoher römischer Beamter. Von seiner Amme Creszentia und seinem Lehrer Modestus wurde Veit christlich erzogen, was dem heidnischen Vater missfiel. Doch so sehr er den Sohn deswegen schimpfen und schlagen mochte, Veit blieb, obwohl noch ein Kind, seinem Glauben treu.

Während der Christenverfolgungen wurde Veit gefangengenommen. Als der Richter ihn schlagen wollte, verdorrten ihm die Arme. Durch sein Gebet machte Veit ihn wieder gesund, doch das vermochte diesen nicht vom christlichen Glauben zu überzeugen. Der Vater versuchte weiterhin, Veit vom Glauben abzubringen, doch womit er es auch versuchte, er hatte keinen Erfolg. Durch einen Engel ließ Christus dem bedrängten jungen Mann die Botschaft bringen:

„Habe Mut, ich bin bei dir und werde dein Beschützer sein alle Tage deines Lebens.“

Eines Tages roch der Vater aus dem Zimmer des Sohnes Weihrauchduft. Neugierig geworden schaute er hinein und sah sieben Engel um den jungen Mann stehen. Wer so mit Gott und den heiligen Engeln in Beziehung steht, den vermögen keine irdischen Verlockungen zu verführen.

Der Vater aber wurde blind und die heidnische Heilkunst konnte ihm das Augenlicht nicht wiedergeben, wohl aber das Gebet seines Sohnes. Doch auch dies vermochte den Vater nicht zum christlichen Glauben zu bekehren. Daraufhin flüchtete Veit zusammen mit Modestus und Creszentia nach Unteritalien. Sie wurden jedoch entdeckt und vor Kaiser Diocletian geführt. Dieser bat Veit, seinen besessenen Sohn zu heilen.

Nachdem Veit den Sohn des Kaisers geheilt hatte, wollte dieser die drei dazu bringen, den Göttern zu opfern. Als sie dies ablehnten, ließ er sie ins Gefängnis werfen. Veit wurde in einem Kessel mit siedendem Öl gemartert. Als ihm dies nichts anhaben konnte, wurde er den Löwen vorgeworfen, doch auch diese taten ihm kein Leid. Daraufhin ließ der Kaiser Veit zusammen mit Modestus uns Creszentia enthaupten. Veit war etwa zwölf Jahre alt, als er das Martyrium erlitt.

Die Verehrung des hl. Veit ist schon früh belegt. Papst Gelasius I. weihte ihm eine Kirche und Papst Gregor I. berichtet von Klöstern auf Sizilien und Sardinien, die seinen Namen tragen. Seine Reliquien kamen von Sizilien aus über Unteritalien nach Frankreich in das Kloster St-Denis und in die berühmte Abtei Corvey an der Weser. Von den Mönchen wurde die Verehrung des Heiligen in ganz Europa verbreitet. Das Volk rief Veit besonders bei Geisteskrankheiten an, für die man damals kein Heilmittel kannte. Als Veitstanz wird eine Form der Epilepsie bezeichnet, bei der es auf Grund der Schädigung des Nervensystems zu unkontrollierbaren spastischen Bewegungen des gesamten Körpers kommt.

Antonius (2) … den Weg finden, ein Original zu sein.

Nach seinem Eintritt bei den Franziskanern schien der Weg des Antonius klar zu sein, Aufbruch nach Marokko, Predigt bei den Muslimen und – so hat er es sich sehnlich gewünscht – das Martyrium. Doch es sollte anders kommen. Die Franziskaner waren die Berufung des Antonius, aber anders, als er es sich vorgestellt hatte. Die Lebensbeschreibung sagt dazu:

„Der Eifer in der Verbreitung des Glaubens drängte Antonius mit immer größerer Kraft, und das Verlangen nach dem Martyrium, das ihm im Herzen brannte, ließ ihm keine Ruhe. So geschah es, dass er gemäß dem Versprechen, das man ihm gegeben hatte, und nachdem er die Erlaubnis dazu bekommen hatte, eilig in das Land der Sarazenen aufbrach. Aber der Allmächtige, der das Herz der Menschen kennt, stellte sich seinen Plänen entgegen.“

Ende des Jahres 1220 ist Antonius aufgebrochen. Doch schon bald setzte ihn eine schwere Krankheit außer Gefecht. Das Schiff, auf dem Antonius sich befindet, erreicht nicht die Küste Afrikas, sondern muss wegen heftiger Stürme die Küste Siziliens anlaufen. Wegen seines Gesundheitszustandes ist Antonius gezwungen, dort an Land zu gehen. Sein Plan wurde ein totaler Misserfolg und es heißt:

„Nachdem er gesehen hatte, dass er nichts von dem, was er sich vorgenommen hatte, zu Ende führen konnte, war Antonius, um zumindest die Gesundheit des Körpers wiederzuerlangen, gezwungen, sich auf den Rückweg in die Heimat zu machen.“

Er konnte nichts zu Ende führen, ein vernichtendes Urteil über einen so eifrig gefassten Lebensplan. Sicher war Antonius nicht nur körperlich, sondern auch geistig am Ende. Doch es tut sich ihm ein neuer Weg auf. Von Sizilien aus gelangte er nach Assisi. Dort fand Pfingsten 1221 das Generalkapitel seines Ordens statt, an dem er teilnahm. Auch Franziskus war dort. Wir wissen nicht, wie viel die beiden miteinander geredet haben. Antonius war ein Neuling im Orden, aus einem fremden Land, von dem keiner etwas Näheres wusste und der zudem krank war. Es scheint, dass man ihm nicht allzu viel Beachtung geschenkt hat. Am Ende des Generalkapitels ist sein Provinzial nicht einmal bereit, ihn in seine Heimat mitzunehmen.

„Nachdem das Kapitel wie gewöhnlich abgeschlossen war und die Provinziale die ihnen anvertrauten Brüder zu ihrem Bestimmungsort geschickt hatten, blieb nur Antonius verlassen beim Generalminister zurück, da er von keinem Provinzial gewünscht worden war – wie einer, der, weil er unbekannt war, zu nichts gut schien.“

Antonius verbarg seine umfassende Bildung. Er wollte nicht prahlen mit seinen Fähigkeiten. Er wollte nur den gekreuzigten Christus kennenlernen und ihm sein Leben anvertrauen. Und dazu bekam er Gelegenheit. Etwa ein Jahr lang wird er mit einigen Mitbrüdern in einer Einsiedelei des Ordens auf dem Monte Paolo leben. Wie es Franziskus in seiner Regel für die Einsiedeleien vorschreibt, wechseln sich die Brüder dort ab, so dass eine gewisse Zeit lang die einen ganz frei sind für die Meditation, während die anderen sich um den Haushalt kümmern und dann wieder die einen den Haushalt übernehmen und der andere Teil der Brüder frei ist für die Meditation.

Und dann kommt der große Auftritt des Antonius. Plötzlich erkennt man im Orden, welch begabten Mitbruder man da unter sich hat. In der Stadt Forli wurden einige Mitbrüder zu Priestern geweiht und viele kamen zusammen, um diesen großen Tag zu feiern, auch Antonius kam dorthin. Aber – welch peinliche Situation – man hatte vergessen, einen Prediger zu bestimmen. So hatte keiner der Brüder eine Predigt vorbereitet und keiner wollte unvorbereitet vor so vielen Mitbrüdern predigen.

„Da wandte sich der Obere an Antonius und trug ihm auf, den versammelten Brüdern zu predigen, was ihm vom Heiligen Geist eingegeben werde. Dies nicht etwa, weil er annahm, dass in ihm eine gewisse Kenntnis der Heiligen Schrift stecke oder dass er irgendetwas anderes gelesen habe, als höchstens das, was den Kirchendienst anging: der Obere erinnerte sich lediglich daran, dass er ihn Latein hatte sprechen hören, wenn es der Umstand erforderte. In der Tat, obwohl Antonius die große Begabung hatte, sich anstelle eines Buches des Gedächtnisses bedienen zu können, und die Gnade der mystischen Sprache besaß, hielten ihn seine Mitbrüder für geeigneter zum Spülen des Geschirrs in der Küche als zum Auslegen der Geheimnisse der Schrift.“

Doch als Antonius anfing zu predigen kamen seine Mitbrüder aus dem Staunen nicht mehr heraus. Sie waren beeindruckt von seiner Weisheit. Antonius war nun 27 Jahre alt und es begann nun der Lebensabschnitt, über den wir am meisten von ihm wissen. Plötzlich steht er im Mittelpunkt als großer Volksprediger, Wunder geschehen in seiner Umgebung und der Ruf seiner Heiligkeit verbreitet sich in ganz Europa.

Antonius von Padua (1) – Jeder Mensch braucht Vorbilder …

Antonius von Padua gehört zu den beliebten Volksheiligen. In vielen Kirchen finden wir ein Bild oder meist eine Statue von ihm mit dem Jesuskind auf dem Arm. Wir kennen vielleicht einige Anekdoten aus seinem Leben wie die berühmte Fischpredigt. Etwas verklärt blickt uns der Heilige an, aber was wissen wir wirklich von ihm? Können wir uns vorstellen, dass dieser berühmte Heilige selbst einen wechselvollen Lebensweg gehabt hat, dass er selbst Vorbilder gebraucht hat, um zu dem zu werden, als den wir ihn heute verehren?

Antonius wurde 1195 in Lissabon geboren. Erst etwa fünfzig Jahre zuvor was diese Stadt von den Muslimen zurückerobert worden. Der Großvater des Antonius hatte sich in diesen Kämpfen verdient gemacht, weshalb er vom König geehrt wurde und die Familie seither zu den Angesehenen der Stadt gehörte und ein repräsentatives Haus gleich neben der Kathedrale bewohnte.

Die Eltern wollten ihrem Sohn Fernando – so hieß Antonius bis zu seinem Eintritt bei den Franziskanern – eine gute Zukunft bereiten und schickten ihn zur Erziehung auf die Kathedralschule. Als Kind aus gutem Haus hatte Fernando eine recht unbeschwerte Kindheit, war aber damit nicht von den Problemen befreit, die Jugendliche zu allen Zeiten durchleben müssen. In seiner Lebensbeschreibung heißt es:

„Nachdem er die Jahre der Kindheit ruhig in der Familie verbracht hatte, vollendete Fernando glücklich sein fünfzehntes Lebensjahr. Da mit der Pubertät der Drang des Fleisches zunahm, und obwohl er sich weitaus mehr als gewöhnlich gepeinigt fühlte, so gewährte er der Jugend und der Lust keinen freien Lauf, sondern zog der bedrängenden Begierde des Fleisches die Zügel an und besiegte so die schwache menschliche Natur.“

Im Alter von etwa 17 Jahren trat Fernando in das Kloster der Augustiner-Chorherren in Coimbra ein. In dieser Stadt residierte, bis 1260 Lissabon zur Hauptstadt wurde, der Portugiesische König. Das Kloster war gut ausgestattet, besaß die umfangreichste Bibliothek des Landes und ermöglichte den Chorherren ein in materieller Hinsicht sorgenfreies Leben. Fernando hatte dort genügend Zeit, sich neben dem Gebet dem Studium zu widmen.

„Er bildete den Geist durch fleißiges Studium und übte die Seele durch Meditation, Tag und Nacht, je nach Möglichkeit, und immer vertiefte er sich in die Heilige Schrift.“

Fernando besaß ein ausgezeichnetes Gedächtnis und alles, was er damals gelernt hat, wird ihm später einmal zu Gute kommen. Seine Kenntnis der Heiligen Schrift hat ihm bis heute den Ehrentitel „Doctor Evangelicus“ zu teil werden lassen. Sicher stand ihm aufgrund seiner Begabungen eine glänzende Karriere im Orden bevor. Doch es sollte anders kommen.

Wahrscheinlich um das Jahr 1220, mit 25 Jahren, wurde Fernando zum Priester geweiht. Im Kloster übernahm er die Funktion des Gastpaters. An der Pforte erschienen zu dieser Zeit immer wieder Brüder aus dem Orden des Franziskus, die in absoluter Armut lebten und um Almosen baten. Im Jahr 1217 haben sie nahe des Klosters der Augustiner-Chorherren ein kleines Grundstück geschenkt bekommen. Fernando wird also des Öfteren Gelegenheit gehabt zu haben, mit den Brüdern ins Gespräch zu kommen.

Die Franziskanische Bewegung war damals noch sehr jung, Franziskus selbst leitete noch den Orden, man spürte noch den Geist des Anfangs. Die Menschen waren begeistert von den Brüdern, die so entschieden das Evangelium lebten und so predigten, dass die Menschen sie verstehen konnten.

Ein Ereignis im Jahr 1220 brachte die Franziskanische Bewegung in aller Munde und machte sie noch populärer, als sie eh schon war. Damals sind fünf Brüder von Spanien aus nach Marokko gezogen, um unter den Muslimen zu predigen. Von Anfang an waren sie bereit zum Martyrium und es dauerte nicht lange, bis ihnen dieses zu teil wurde. In einem großen Triumphzug holte der Kronprinz die Leiber der Märtyrer zurück nach Spanien und sie wurden im ganzen Land und darüber hinaus gefeiert.

Als Glaubenszeuge zu sterben, das Feuer dieses Ideals schlug auch auf Fernando über und er beschloss, sein bisheriges Leben aufzugeben und für dieses Ziel ganz neu zu beginnen. Auch er wollte Franziskaner sein und unter den Muslimen Jesus Christus verkünden und dafür sein Leben hingeben. Er war bereit, das doch recht komfortable Leben eines Chorherren aufzugeben, die Bücher und das Studium, und sein feines weißes Ordenskleid gegen die braune Kutte der Franziskaner einzutauschen, die in einem einfachen Kloster ohne materielle Absicherung von Almosen lebten.

Eine einzige Bedingung stellte er bei seinem Eintritt: er erbat vom Provinzial die Erlaubnis, sofort nach Marokko reisen zu dürfen, um dort bei den Muslimen zu predigen. Diese Bitte wurde ihm gewährt. Fortan nannte er sich Antonius. Die Tür der Augustiner-Chorherren schloss sich hinter ihm und vor ihm lag eine ganz ungewisse Zukunft.

Bonifatius (3)

Bonifatius_TodBonifatius hatte mit seiner umfangreichen Tätigkeit einen entscheidenden Beitrag zur engen Anbindung der Kirche des Frankenreiches an Rom geleistet. Was er vorbereitet hatte, entwickelte eine Eigendynamik, die letzten Endes Bonifatius immer mehr an den Rand treten ließ. Sicher war seine strenge und geradlinige Art bei den Mächtigen nicht immer gern gesehen. Sie verbanden mit dem Werk, das Bonifatius vorbereitet hatte, ihre eigenen Interessen. Bonifatius geriet zunehmend ins politische Abseits. Als im Jahr 754 mit Stephan II. zum ersten Mal ein Papst über die Alpen in das Frankenreich reiste, war Bonifatius nicht zur Stelle, um ihm zu begegnen und der große Kirchenmann war nicht anwesend, als Stephan II. im Juli 754 Pippin in St. Denis zum König der Franken salbte.

Bonifatius begab sich zu jener Zeit auf eine andere Reise, die zu seiner letzten werden sollte. Bereits Mitte des Jahres 753 war er von Mainz den Rhein hinauf nach Utrecht gereist und im Frühjahr 754 nach Dokkum gezogen. An dem Ort, an dem er knapp 50 Jahre zuvor sein Wirken auf dem Festland begonnen hatte, sollte er dieses auch beschließen.

Am Osterfest waren in Dokkum etliche Friesen getauft worden. Am Pfingsttag sollte die feierliche Firmung stattfinden, die Bonifatius selbst halten wollte. Sicher hat man zur würdigen Feier dieses Tages etliche Kostbarkeiten und Köstlichkeiten herbeigeschafft. Es war wohl eine Räuberbande, die von diesen Schätzen gehört hat und die Gelegenheit zu reicher Beute nutzen wollte. In der Morgendämmerung drang die bewaffnete Meute in das Lager des Bonifatius ein. Als seine Begleiter sich verteidigen wollten, gebot ihnen Bonifatius, keine Gewalt anzuwenden, sondern lieber bereitwillig das Martyrium zu erdulden.

“Der wütende Haufen der Heiden stürzte mit Schwertern und voller Kriegsausrüstung über sie her und machte die Leiber der Heiligen nieder in heilbringendem Morde.”

Es heißt, dass Bonifatius schützend eine Evangelienhandschrift über sein Haupt gehalten habe. Bis heute ist dieser Codex im Fuldaer Domschatz zu besichtigen. Von der Hand der Räuber starben Bonifatius und seine Begleiter. Die Nachricht davon verbreitete sich rasch. Bereits zwei Jahre später wurde Bonifatius in seiner englischen Heimat zum Landespatron erhoben und auch an den Orten seines Wirkens im Frankenreich wurde er bald hoch verehrt. Die 819 über dem Grab der Heiligen errichtete neue Fuldaer Klosterkirche galt damals als die größte Kirche nördlich der Alpen. Der Titel “Apostel der Deutschen”, den Bonifatius später erhalten hat, zeugt bis heute von seiner großen Bedeutung für die Kirche in unserem Land.

Bonifatius (2)

Im Herbst 718 machte sich Winfrid auf den Weg nach Rom. Er hatte erkannt, dass seine Missionsarbeit ohne die offizielle Unterstützung der römischen Kirche und die Zusammenarbeit mit den weltlichen Machthabern scheitern musste. In Rom sicherte er sich die Unterstützung von Papst Gregor II. Damit legte er das Fundament für das spätere historische Bündnis zwischen dem karolingischen König- und Kaisertum und den Päpsten. Am 15. Mai 719 beauftragte ihn der Papst ausdrücklich mit der Heidenmission. Nach üblichem Brauch erhielt er den Namen des römischen Kalenderheiligen des vorangegangenen Tages. Dies war der Märtyrer Bonifatius von Tarsos, der noch heute als einer der Eisheiligen bekannt ist.

Bonifatius, wie er sich seitdem nannte, wandte sich den Ländern Hessen und Thüringen zu, die unter fränkischer Herrschaft standen. Mit offizieller Erlaubnis Roms ausgestattet und unter dem Schutz des Frankenreiches war seine Missionsarbeit nun erfolgreich. Zusammen mit Willibrord wandte sich Bonifatius auch wieder den Friesen zu, doch blieben Hessen und Thüringen die Zentren seines Wirkens in dieser Zeit. Das Kloster Amöneburg sollte zur Keimzelle einer intensiven Christianisierung der Bevölkerung werden.

Bonifatius fehlte es aber an Macht, um sich gegenüber kirchlichen und weltlichen Größen zu behaupten und gegen deren Widerstand die notwendigen Reformen durchzusetzen. Daher reiste Bonifatius erneut nach Rom, wo er im Jahr 722 zum Missionsbischof ohne festen Sitz geweiht wurde. Das Bischofsamt verlieh seinen Entscheidungen nun eine größere Wirkung. Zudem stellte ihm Karl Martell einen Schutzbrief aus. So kehre Bonifatius nach Hessen und Thüringen zurück, wo er weiter missionierte und eine zukunftsfähige Kirchenstruktur schuf.

Die unter fränkischer Herrschaft stehenden Stämme waren zwar formal Christen, doch war der raschen Taufe oft keine tiefergehende christliche Unterweisung gefolgt, so dass alte heidnische Bräuche im Volk weiterhin gepflegt wurden. Hier setzte Bonifatius an. Zunächst sollte durch eine Reform des Klerus die kirchliche Führungsschicht auf einen romtreuen Kurs gebracht werden und die Einhaltung kirchlicher Vorschriften garantiert werden. Sodann sollte das Volk unterwiesen und von der Nichtigkeit der heidnischen Bräuche überzeugt werden.

Hier waren es nicht allein Worte, die überzeugten. Das Volk verlangte sichtbare Zeichen der Stärke des Christengottes. Eine äußerst wirksame Aktion war die bis heute bekannte Fällung der Donar-Eiche bei Geismar. Vor den Augen einer großen Menschenmenge fällte Bonifatius den gewaltigen Baum, der ein Zeichen für die Größe des Gottes Donar war, und baute mit dessen Holz eine Kirche. Indem er diese Kirche dem hl. Petrus weihte, machte er den engen Bezug zur Kirche in Rom deutlich. An der Stelle der Peterskirche steht heute der Fritzlaer Dom.

Im Jahr 732 wurde Bonifatius von Papst Gregor III. zum Erzbischof ernannt und von seiner dritten Romreise im Jahr 737/38 kehrte er als päpstlicher Legat für Germanien zurück. Mit diesen Vollmachten ausgestattet, machte sich Bonifatius an die Neuordnung der kirchlichen Strukturen in Bayern und Mitteldeutschland. Das Concilium Germanicum im Jahre 742, das die Kirche Germaniens zu einem Metropolitanverband unter dem Erzbischof Bonifatius zusammenschloss, kann sicherlich als machtvoller Höhepunkt des Wirkens des Heiligen gesehen werden.

Ein sicher für Bonifatius persönlich sehr wichtiges Ereignis war die Schenkung eines Gutes an der Fulda durch Karlmann. Hier gründete Bonifatius im Jahr 744 das Kloster Fulda, das zu seinem persönlichen Lieblingsort werden sollte und zugleich zu einem Zentrum kirchlicher Reform und Bildung. Hier wird der Heilige auch sein Grab finden und bis heute tritt hier jedes Jahr die Deutsche Bischofskonferenz zusammen.

Je mehr Bonifatius in der großen Politik tätig war, desto mehr Feinde machte er sich. Denn nicht alle teilten die strengen Forderungen für ein geistliches Leben, die Bonifatius selbst befolgte und durch seine Reform im Klerus durchsetzten möchte. Hier geht es auch um finanzielle und machtpolitische Interessen, für die Bonifatius kein Auge hatte. Mehr und mehr wurde er von den Mächtigen ins Abseits geschoben. Im Jahr 746 scheitern Pläne, Bonifatius das Erzbistum Köln zu übertragen, statt dessen erhält er das weit weniger bedeutsame Bistum Mainz.

Bonifatius (1)

Bonifatius_ChristusBonifatius, der Apostel Germaniens, stammt aus England. Um das Jahr 675 wurde er wahrscheinlich in der Nähe von Exeter im Südwesten Englands geboren. Sein Taufname lautet Wynfreth (Winfrid). Das ist ein typischer altenglischer Name, bestehend aus den beiden Wörtern wyn = Friede und freth = Freude.

Seine Eltern, die vermutlich dem niederen Adel großbäuerlicher Grundbesitzer angehörten, gaben Winfrid im Alter von sieben Jahren zur Erziehung in das Kloster Exeter in Devonshire. Die Lebensbeschreibung des Heiligen weiß zu berichten, dass Winfrid schon als Kind „mehr über Himmlisches als über Gegenwärtiges“ nachdachte und voll Eifer danach trachtete, „sich dem Dienst Gottes zu weihen“.

Neben dem geistlichen Leben im Kloster widmete sich Winfrid eifrig dem Studium. Bald schon konnte die bescheidene Bibliothek des Klosters Exeter seinen Wissensdurst nicht mehr stillen. So wechselt Winfrid mit Erlaubnis seines Abtes in das Kloster Nursling. Hier fand er Raum zur Entfaltung seiner Fähigkeiten und „bestätigte seinen gottergebenen Dienst, sein anhaltendes arbeitsvolles Wachen und seinen Fleiß im Lesen des göttlichen Wortes in so gewaltig eindringender Forschung, dass er endlich in hoher geistlicher Bildung glänzte.“

Ein Schwerpunkt seiner Studien war die Heilige Schrift. Bald war er soweit fortgeschritten, dass er andere lehren konnte. In seiner Zeit in Nursling hat Winfrid mehrere Lehrbücher zu unterschiedlichen wissenschaftlichen Themen verfasst. Er sah im Studium keinen Selbstzweck. Alle Bildung sollte letztlich zu Christus führen, wie er in einem Schreiben deutlich macht:

„Du sollst wissen, dass du die einzelnen Bestimmungen des Alten und Neuen Testamentes dann in der den Kirchensatzungen entsprechenden Weise verstanden hast, wenn du in der Mitte mit geistigen Augen betrachtend den Christus am Kreuz erblicken kannst, der das Bauwerk der Begierde zerstört und den Tempel der gütigen Liebe erbaut.“

Um das Jahr 705 wurde Winfrid zum Priester geweiht. Bald wurden sowohl weltliche als auch geistliche Würdenträger auf den begabten Mönch aufmerksam und er wurde mit kirchenpolitischen Aufgaben betraut, die über den engeren Umkreis seines Klosters hinausreichten. Winfrid hatte eine Laufbahn eingeschlagen, auf der er sicher bald zum Bischof einer bedeutenden Diözese Englands geworden wäre. Doch sein Sinn stand nach etwas anderem. Er wollte in die Ferne ziehen und den Heiden den Namen Jesu Christi verkünden.

Im Jahr 716, im Alter von etwa 40 Jahren, tat Winfrid einen ungewöhnlichen Schritt. Er verließ sein Kloster und schiffte sich nach Doristat am Niederrhein ein, um bei den Friesen zu missionieren. Doch widrige Umstände veranlassten ihn zu einer baldigen Rückkehr nach England. Dort wählten ihn die Mönche von Nursling zum Abt ihres Klosters. Doch schon im nächsten Jahr bricht Winfrid wieder auf und sollte nie mehr in seine alte Heimat zurückkehren.

Karl Lwanga und Gefährten

Schon in meiner Jugendzeit ist mir unter den Namen der Heiligen einer aufgefallen, der hervorsticht, weil er so ungewöhnlich ist. Unter den Heiligen, die als gebotene Gedenktage im deutschen Sprachraum zu feiern sind, gibt es nur wenige Nichteuropäer und noch weniger Afrikaner. Karl Lwanga ist einer von ihnen. Seine Heimat, das heute Uganda, wurde erst um das Jahr 1860 von Europäern entdeckt, als britische Forscher auf der Suche nach den Nilquellen immer weitere ins Innere des Kontinentes vordrangen.

Erst 1894 wurde Uganda britisches Protektorat. Bis zu dieser Zeit herrschten Könige über das Land. Zur Zeit des Karl Lwanga regierte König Mwanga II. Dieser stand zunächst den in das Land gekommenen christlichen Missionaren wohlwollend gegenüber. Karl Lwanga gehörte zu einer Gruppe von Neugetauften, die die Weißen Väter in nur sechs Jahren des Wirkens in Uganda gewonnen hatten. Viele von ihnen lebten am Hof des Königs.

Karl Lwanga und einige andere der Neugetauften machten bald große Fortschritte im Glauben, so dass sie selbst andere auf die Taufe vorbereiten und den Glauben durch Katechismusunterricht bei ihren Landsleuten vertieften konnten. Das Christentum schien unter der einheimischen Bevölkerung Fuß gefasst zu haben.

Doch plötzlich schlug die Stimmung des Königs um. Der Hauptgrund dafür lag darin, dass das Christentum die ausschweifende Sexualität des Königs, der sich auch an Kindern verging, missbilligte. Karl Lwanga und andere Neugetaufte, von denen ja viele am Hof des Königs lebten, traten diesem entgegen und setzten alles daran, die Jungen vor den Begierden des Königs zu schützen.

Der König ließ zunächst einen katholischen Priester, der das Fehlverhalten des Königs offen kritisierte, enthaupten. Dann ließ er alle Christen am Hof zusammenrufen und war entschlossen, sie zu töten. In Erwartung des Martyriums taufte Karl Lwanga in der Nacht noch vier Katechumenen, unter ihnen den erst dreizehnjährigen Kizito. Dann betete er mit ihnen die ganze Nacht hindurch.

Am darauffolgenden Tag, dem 3. Juni 1886, wurde Karl Lwanga zusammen mit fünfzehn jungen Männern, alle jünger als 25, hingerichtet, einige wurden zerstückelt, andere zu Tode geprügelt, die meisten bei lebendigem Leib verbrannt. Ihren Mut gilt es bis heute zu bestaunen.

1934 wurde Karl Lwanga zum Patron der Katholischen Aktion der Jugend Afrikas erklärt. Er ist ein ganz großes Vorbild geworden für alle, die sich um die Tausenden von Flüchtlingen und Verfolgten der letzten Jahrzehnte in Ostafrika kümmern, deren Trost Jesus am Kreuz ist, aber er ist vor allem auch ein Mahnmal gegen Gewalt und Missbrauch, unter denen junge Menschen bis heute zu leiden haben.

1964 wurden Karl Lwanga und seine Gefährten von Papst Paul VI. heiliggesprochen. Der Martyr’s Day ist heute ein gesetzlicher Feiertag in Uganda. Namugongo, der Ort des Martyriums von Karl Lwanga und seinen Gefährten, etwa 10 km nordöstlich der Hauptstadt Kampala gelegen, ist der bedeutendste Pilgerort von ganz Ostafrika.