Epiphanie (1) Das Fest

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Das Wort Epiphanie meint “Erscheinung, Offenbarwerden” und steht in Zusammenhang mit dem römischen Kaiserkult. Durch sein prunkvolles Auftreten in der Öffentlichkeit wird die Macht und Würde des Herrschers offenbar. Im christlichen Sinn meint dieses Fest, dass die göttliche Würde Jesu Christi den Menschen offenbar wird. Wir können sagen, dass an diesem Fest, anders als beim Weihnachtsfest, an dem die Menschheit des Sohnes Gottes betont wird, hier seine Gottheit im Mittelpunkt steht.

HEUTE wurde die Kirche dem himmlischen Bräutigam vermählt. Im Jordan wusch Christus sie rein von ihren Sünden. Die Weisen eilen mit Geschenken zur königlichen Hochzeit. Wasser wird in Wein gewandelt und erfreut die Gäste.

Diese Antiphon bringt die drei Geheimnisse von Epiphanie zum Ausdruck. Mit dem einleitenden „heute“ wird deutlich, dass wir mit diesem Fest nicht an vergangene Ereignisse erinnern, sondern dass immer wieder das geschieht, was wir feiern.

  • Durch die Anbetung der Weisen aus dem Morgenland wird die göttliche Würde des Kindes offenbar. Die Weisen sind dem Stern gefolgt, der sie zu dem neugeborenen König der Juden geführt hat, dem Messias, dem Sohn Gottes. Ihm bringen sie ihre Verehrung und ihre Gaben dar.
  • Sein öffentliches Wirken beginnt Jesus mit der Taufe im Jordan. Hier spricht die Stimme des Vaters aus dem Himmel: “Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe.” So offenbart der Vater der Welt die Göttlichkeit des Sohnes.
  • Nach dem Johannesevangelium hat Jesus sein erstes Wunder auf der Hochzeit zu Kana gewirkt, als er Wasser in Wein verwandelt hat. Bei Johannes heißt es dazu: “So tat Jesus sein erstes Zeichen und offenbarte seine Herrlichkeit.” (Joh 2,11)

Epiphanie, das Hochfest der Erscheinung des Herrn, ist das ursprüngliche Fest der Geburt Christi im Osten, wo es spätestens ab dem 4. Jahrhundert allgemein verbreitet ist. Neben dem Osterfest ist Epiphanie eines der ältesten Feste der Christen und das erste Fest überhaupt, das auf ein festes Datum gelegt wurde (Ostern ist ja wegen seiner Abhängigkeit vom Mondkalender ein variables Fest). Ähnlich dem ebenfalls im 4. Jahrhundert entstandenen römischen Weihnachtsfest am 25.12., das auf den heidnischen Festtag des unbesiegbaren Sonnengottes (sol invictus) am Tag der Wintersonnenwende gelegt wurde, ist auch das östliche Fest der Epiphanie von einem heidnischen Festtag beeinflusst.

Die Ursprünge von Epiphanie liegen in Ägypten. Dort feierte bereits Anfang des 3. Jahrhunderts die christliche Sekte der Basilidianer am 6. Januar das Fest der Taufe des Herrn, mit dem sie die Vorstellung verbanden, dass an diesem Tag Christus erst seine Göttlichkeit empfangen hätte. Im heidnischen Ägypten feierte man in der Nacht vom 5. auf den 6. Januar die Geburt des Sonnengottes Aion aus der Jungfrau Kore und am 6. Januar schöpfte man in einem feierlichen Zeremoniell Wasser aus dem Nil. Zu diesem Fest gehörte auch die Vorstellung, dass an diesem Tag die Quellen des Nil Wein statt Wasser fließen lassen.

Wasser und Taufe stellen von Anfang an ein zentrales Thema von Epiphanie dar. Im Osten wurde das Fest nach Ostern zu einem der zentralen Tauftermine. Bis heute wird an diesem Tag das Dreikönigswasser geweiht. Möglicherweise ist das Gedenken an die Hochzeit von Kana vom heidnischen Nilkult beeinflusst. Die Christen konnten zeigen, dass Jesus es wirklich vermocht hat, Wasser in Wein zu verwandeln, was bei den Heiden allein ein Mythos blieb.

Im Westen wurde das neben der Taufe Jesu und der Hochzeit zu Kana dritte Festgeheimnis, die Ankunft der Weisen beim göttlichen Kind in Betlehem, schließlich zum zentralen Inhalt des Festes, das man seit dem Mittelalter auch Dreikönigsfest nennt. Diese Entwicklung wurde vor allem durch die Übertragung der Gebeine der Heiligen Drei Könige in den Kölner Dom im Jahr 1164 beeinflusst. Aus den Magiern des Matthäusevangeliums wurden drei Könige, die man nun auch mit Namen kannte, Caspar, Melchior und Balthasar. Es entstanden das Brauchtum der Segnung der Wohnungen mit Dreikönigswasser und Weihrauch und die Sternsinger.

Neujahr – Segen

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Im Buch lässt Gott den Priester Aaron im Auftrag des Mose den Segen über die Versammlung des Volkes sprechen (Num 6,22-27) :

Der Herr sprach zu Mose:

Sag zu Aaron und seinen Söhnen: So sollt ihr die Israeliten segnen; sprecht zu ihnen:

Der Herr segne dich und behüte dich.

Der Herr lasse sein Angesicht über dich leuchten und sei dir gnädig.

Der Herr wende sein Angesicht dir zu und schenke dir Heil.

So sollen sie meinen Namen auf die Israeliten legen, und ich werde sie segnen.

Seither wurden diese Segensworte unzählige Male gesprochen. Sie waren fester Bestandteil des Tempelkults und gehören bis heute zum Synagogengottesdienst. Das Christentum übernahm diese Segensworte in der Liturgie zunächst nicht, erst die Reformatoren empfahlen sie als Segensspruch zum Abschluss des Gottesdienstes und seit der Liturgiereform des II. Vatikanums sind sie auch in der katholischen Liturgie als Variante des Schlusssegens möglich. Als Lesungstext am Neujahrstag stellt die Kirche diese Segensworte an den Anfang eines jeden neuen Jahres.

Menschen sehnen sich nach dem Zuspruch des Segens, der ihr Leben vor gefährlichen Ereignissen und Schicksalsschlägen schützen soll. Viele scheuen hier nicht vor Aberglauben und Scharlatanerie zurück, in der Astrologie erhofft man sich durch günstige Interpretation der Sternbilder Sicherheit. Kann es aber überhaupt so etwas wie Segen geben? Stehen nicht alle in gleicher Weise den Launen des Schicksals gegenüber, das dem einen günstig, dem anderen übel gesonnen ist? Oder kommt es allein darauf an, positiv zu denken, womit positive oder negative Ereignisse dann allein die Folge unserer inneren Einstellung wären?

Leben bleibt immer eine Herausforderung für jeden Menschen. Es wird Zeiten geben, in denen es uns gut geht und uns alles leicht fällt, und Zeiten, in denen manches schwer fällt. Unser Leben ist eingebettet in globale, ja kosmische Zusammenhänge, die wir als einzelne kaum beeinflussen und oft nicht einmal durchschauen können. Der Ort, an dem wir leben, trägt viel zu den Chancen bei, die wir im Leben haben. Aber es gibt immer unendliche Möglichkeiten, die wir verpassen können, die wir aber auch Wirklichkeit werden lassen können.

Ich brauche aber noch etwas anderes in meinem Leben. Ich brauche den Zuspruch von Menschen und die Erfahrung, dass ich angenommen und geliebt bin. Menschen, die diese Erfahrung in ihrer Kindheit nicht machen konnten, leiden oft ihr ganzes Leben lang darunter. So viel Unheil geschieht in der Welt, weil Menschen einander verachten und verstoßen. Menschen irren ziellos umher, weil sie nirgendwo den Zuspruch erfahren, wirklich angenommen und geliebt zu sein.

Segen bedeutet die feste Zusage: du bist angenommen, du bist geliebt. Im Segen ist diese Zusage nicht zeitlich oder räumlich begrenzt, sondern sie wird absolut, weil sie sich von den Menschen löst, die diese Zusage geben, und rückgebunden wird an Gott. Menschen sind veränderlich. Sie können die Zusage ihrer Liebe begrenzen. Sie können ihre Liebe an Bedingungen knüpfen. Im Streit kann Liebe zerbrechen, oder wir verlieren einen geliebten Menschen durch Trennung oder durch den Tod. Gott bleibt und mit ihm seine Zusage an jeden Menschen: du bist angenommen, du bist geliebt.

Segen ist nicht nur ein frommes Wünschen, sondern ein Geschehen in Gottes Namen, hinter dem Gott selbst steht. Gottes Segen trägt uns durch unser ganzes Leben, richtet uns auf, wenn wir fallen und hält uns, wenn wir nach oben steigen. Gottes Zusage an uns ist an keine Bedingungen geknüpft. Nur wir selbst können Gott von uns weisen, wenn wir ihn nicht in unser Leben lassen. Aber seine Hand bleibt stets ausgestreckt, um uns zu halten, wenn wir danach greifen.

Der Herr segne dich und behüte dich.

Der Herr lasse sein Angesicht über dich leuchten und sei dir gnädig.

Der Herr wende sein Angesicht dir zu und schenke dir Heil.

Der Aaronsegen besteht aus drei Teilen. Jeder Teil bedeutet eine Steigerung des vorangegangenen. Das wir im Urtext auch in der Struktur deutlich. Der erste Teil besteht aus drei Worten, der zweite aus fünf und der dritte aus sieben Worten.

Der Herr segne dich und behüte dich.

Im ersten Teil des Segens wird dem Menschen im Namen Gottes Glück und Heil zugesprochen, die Bewahrung vor allem Übel und allem Unheil. Gottes Segen behütet den Menschen vor allem Bösen, und allem, was ihm schadet. Gott bereitet mit seinem Segen so die Grundlage, dass Leben möglich ist. Doch Leben bedeutet mehr. Wir sind keine Maschinen, die nur Treibstoff benötigen.

Der Herr lasse sein Angesicht über dich leuchten und sei dir gnädig.

Gottes Segen ist wie die Sonne an schönen Tagen. Wir können auch gut leben, wenn die Sonne einmal nicht scheint, natürlich. Aber jeder weiß, wie das Leben an einem Sonnentag schöner ist. So sagt uns der erste Teil des Segens das zu, was wir zum Leben brauchen, der zweite Teil aber, was unser Leben noch schöner macht.

Gottes liebende Wärme strahlt auf mich. Wie die Sonne, die uns mit ihren Strahlen wärmt, spüre ich Gottes Liebe, die mich durchdringt. Wie gesund und wohltuend sind die Strahlen der Sonne (im rechten Maß genossen). Sie scheint für alle. Wir müssen uns nur den richtigen Platz suchen ohne Schatten, wenn wir sie empfangen wollen. So strahlt Gottes Segen von seinem Antlitz auf uns, in grenzenloser Fülle.

Gottes Angesicht leuchtet. Kein Mensch vermag Gottes Angesicht zu sehen, das war eine Überzeugung der Menschen des Alten Testaments. Und doch ist Gottes Antlitz Garant für die Nähe Gottes bei seinem Volk. Gott ist für das Volk, was die Sonne für die Erde ist. Wenn sein Antlitz nicht über den Menschen leuchtet, vergeht das Volk, so wie auf der Erde ohne Sonne kein Leben möglich ist.

Gottes Liebe zeigt sich in seiner Gnade. Gnade, dieses in unserer modernen Sprache so fremde Wort meint ein unverdientes Geschenk. Gott gibt uns, was wir zum Leben brauchen, aber er gibt uns noch mehr. Das Leben besteht nicht nur im sättigen der materiellen Bedürfnisse. Klar, wir brauchen Essen, ein Dach über dem Kopf. Aber Leben ist mehr. Wir freuen uns über Musik, Bewegung, Schönheit. Gott schenkt uns geistige Schönheit, Lieder, die wir freudig singen, Bilder, die Glanz in unser Leben bringen. Gott gibt uns Anteil an seiner Schönheit.

Der Herr wende sein Angesicht dir zu und schenke dir Heil.

Was kann noch großer sein, als im Glanz von Gottes Gnade zu ruhen? Hier im Segen erfahren wir es. Gott wendet uns sein Antlitz zu. Gottes Liebe scheint nicht auf uns wie das Licht der Sonne, das sich unpersönlich in alle Richtungen ausbreitet. Gott wendet sich uns konkret zu. Gott ist kein diffuses Gebilde, Gott ist Person. Mit Gott ist Kommunikation möglich. Er schaut auf uns, auf jeden einzelnen.

Das den Menschen zugewandte Antlitz Gottes ist in Jesus Christus konkret geworden. In ihm hat Gott uns sein Antlitz gezeigt, ein menschliches Antlitz voll Güte und Liebe. Jesus schaut die Menschen an, sieht ihre äußeren und inneren Nöte und allein dieser Blick schon ist der erste Weg der Heilung. Wer diesen Blick zulässt, ist gerettet.

Gott will in eine persönliche Beziehung eintreten mit mir, in einen lebendigen Dialog. Oft ist das ein Dialog der Stille, wenn ich vor Gottes Blick ruhe, mich von allem löse, was mich umgibt und so vor ihm stehe, wie ich bin. Der Dialog mit Gott geht aber auch im Alltag weiter, wenn ich alles, was ich tue, versuche, in seinem Namen zu tun. Gott begleitet all mein tun. Er schaut auf mich in allen Situationen meines Lebens. Er will mich führen und leiten.

Das Leben vor Gottes Angesicht ist ein Leben in Heil und Frieden. Das letzte Wort des Segens ist Schalom. Was Schalom bedeutet, lässt sich nicht in einem deutschen Wort wiedergeben. Schalom meint Frieden und Heil in seiner ganzen Fülle, einen ganz und gar lebenswerten Zustand, das Ziel unserer Sehnsucht nach Leben in Fülle. Es ist ein Zustand, in dem alles an mir heil ist, wenn aller Hass – das Gegenteil von Segen – besiegt ist. Wenn ich mich bei Gott geborgen weiß. Schalom ist die höchste Gabe des Segens.

Viele Worte können das nicht erklären, was in dem kurzen Segenswort liegt. Lassen wir uns die Worte des Aaronsegens immer wieder zusprechen, sprechen wir sie uns selbst zu, betrachten wir sie und lassen sie an uns wirken. Lassen wir Gottes Segen an uns konkret werden.

Das wünsche ich Ihnen für das neue Jahr, dass Gottes Segen in Ihrem Leben immer mehr konkret wird.

 

Weihnachten 2015

Weihnachten_11

Weihnachten lässt uns staunen. Wir denken an die glänzenden Augen der Kinder, die sich über den Weihnachtsbaum und die Geschenke darunter freuen, wenn es nach langem Warten endlich Zeit für die Bescherung ist.
Das Staunen gilt aber ganz besonders dem Kind in der Krippe. Engel und Menschen drängen sich um den Stall von Bethlehem, und sie stauen darüber, was dort geschehen ist.
Unscheinbar liegt da ein Kind in einer Krippe und neben ihm ruht seine Mutter Maria. Meist etwas abseits sieht der heilige Josef dem ungewöhnlichen Ereignis zu. Seine Rolle spielt am Rand und doch ist er es, der das Kind und dessen Mutter beschützt.
Wir staunen über die Schönheit des Kindes in der Krippe. Woher kommt diese Schönheit? Es ist der Glanz des Göttlichen, der hier aus dem Menschenkind leuchtet. Leo der Große sagt:

Durch diese wunderbare Geburt hat die gottgeweihte Jungfrau in ihrem Kinde die eine wahrhaft göttliche und zugleich wahrhaft menschliche Person zur Welt gebracht.

In Jesus Christus sind Gottheit und Menschheit eins. Das kleine Kind in der Krippe ist Gottes Sohn. So unscheinbar, und doch ist es das größte Wunder, das jemals auf Erden geschehen ist. Johannes Chrysostomus zeigt uns ein Beispiel, das uns hilft, die Größe dieses Wunder besser zu verstehen:

Denn wie würde es uns vorkommen, sähen wir die Sonne vom Himmel herabsteigen, auf der Erde umher wandeln und von hier aus allen Menschen ihre Strahlen zusenden? Würde nicht dieses Ereignis alle Zuschauer mit Staunen erfüllen?

Ja, würde die Sonne plötzlich ihre Position verändern, das würde uns zum Staunen bringen. Aber was hier geschieht, ist ein noch größeres Wunder. Gott, der größer ist als alle Sonnen, kommt auf unsere Erde. Was zeichnet diesen Glanz des Göttlichen aus? Ephräm der Syrer zeigt sein Staunen in folgenden Worten:

Wie demütig bist du und wie gewaltig zugleich, o Kindlein! Dein Gericht ist gewaltig, deine Liebe hold, wer vermag dir zu widerstehen? Dein Vater wohnt im Himmel, deine Mutter auf der Erde, wer kann dein Wesen erklären? … Wir sind gekommen, dich als Gott zu schauen, und siehe, du bist ein Mensch! Wir kamen, dich als Mensch zu sehen; da schimmerte hell das Licht deiner Gottheit hervor.

Der Glanz göttlicher Schönheit kommt von der absoluten Reinheit. Was Gottes Sohn von den Menschen unterscheidet, ist sein Freisein von der Sünde. Sünde ist Hässlichkeit. Die Sünde trübt den Glanz, den jeder Mensch in sich trägt. Gottes Sohn ist gekommen, um uns göttlichen Glanz zu schenken. Wenn wir im göttlichen Kind den Glanz der Schönheit Gottes erblicken, soll dieser Glanz auch unsere Schönheit leuchtend erstrahlen lassen.

Denn erschienen ist der Herr Jesus Christus, um von uns alle Befleckung zu nehmen, nicht um sich beflecken zu lassen, nicht um unseren Gebrechen zu unterliegen, sondern um sie zu heilen.
Die von der alten Befleckung gereinigte menschliche Natur gewinnt ihre frühere Würde wieder, der Tod wird durch den Tod bezwungen, die Geburt durch die Geburt erneuert; denn gleichzeitig wird durch die Erlösung die Knechtschaft aufgehoben, durch die Wiedergeburt die Geburt geändert und durch den Glauben der Sünder gerechtfertigt.

Diese Worte Leos des Großen zeigen uns, warum Gott Mensch geworden ist. Gott will uns unsere Schönheit wieder geben. Das Kind in der Krippe will uns zu sich ziehen. Es will die Scheu von uns nehmen, dass wir uns bloßstellen könnten, wenn wir uns klein machen vor ihm. Wenn Erwachsene mit Kindern spielen, so werden sie selbst oft lockerer, kindlicher, machen Dinge, die sie sonst nie tun würden. Gottes Sohn verlangt danach, dass wir so mit ihm spielend unsere Schönheit wieder erlangen. Ephräm der Syrer sagt:

Wie bist du, o Kind, so liebevoll munter! Allen überlässt du dich freundlich, lächelst jedem zu, der zu dir kommt, nach jedem, der dich ansieht, verlangst du liebreich. Deine Liebe sehnt sich nach den Menschen. Du unterscheidest deine Eltern nicht von den Fremden. Bringt dies deine kindliche Heiterkeit mit sich oder deine Liebe, o Allliebender? Was regt dich so an, jedem, der dich sieht, frei dich hinzugeben, Reichen sowohl als Armen? Es zieht dich zu ihnen, ohne dass sie dich riefen. Woher kommt es, dass du so nach den Menschen verlangst?
Wer sah je ein Kind, das nach den Nahen sehnsüchtig verlangt und vom Mutterschoß aus den Entfernten sich entgegenstreckt? Lieblicher Anblick: ein Kind, das sinnend so ganz nach jedem hinstrebt, dass alle es sähen! Wen irgendeine Sorge drückt, von dem entflieht, wenn er kommt und dich sieht, seine Sorge. Wer kummervoll nachsinnt, vergisst bei dir seinen Kummer.
Werde ruhig und still, und entlass die Menschen zu ihren Geschäften! Du bist ja ein Sohn von Armen; du weißt, wie den Armen zu Mute ist, die da feiernd kommen! O liebevoller Menschenfreund! Durch deine anziehende Heiterkeit hast du die Menschen zahlreich an dich gezogen.

Verweilen auch wir an der Krippe, Jesu Schönheit betrachtend, lassen wir uns verwandeln und gehen wir so als neue Menschen hinaus in unser Leben. Ich wünsche uns allen, dass wir immer mehr vom Glanz der Schönheit Gottes in uns tragen.

Ihnen allen ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest!

Wo finde ich Advent?

KerzenWo finde ich Advent? Wenn ich im Dezember durch die Stadt gehe, sehe ich, wie überall versucht wird, eine besondere Stimmung zu verbreiten. Es gibt bald keinen Platz mehr, auf dem es keinen Weihnachtsmarkt gibt. Was finde ich dort? Zum einen jede Menge zu Essen und zu Trinken. Nicht nur Glühwein, sondern alle möglichen und unmöglichen warmen und kalten Getränke und Speisen aus nah und fern, öko, bio und vegan. Es gibt Mützen, Pantoffel, Schmuck, heilende Steine, vielleicht sogar Krippenfiguren. Und jede Menge Lichter.

Ist das Advent? Klar, Adventsmärkte bieten eine wunderbare Möglichkeit, sich zu treffen, sich zu unterhalten und ein wenig zu verweilen. Aber ist das schon Advent? In den Geschäften wird überall das perfekte Weihnachtsgeschenk angepriesen. Schnell noch dies und jenes besorgen für das Fest und ja genau das darf auch nicht fehlen. Kaufen, kaufen, kaufen. Ist das Advent?

In Kirchen und Konzertsälen aber auch auf öffentlichen Plätzen gibt es viele Konzerte mit besinnlicher Musik. Ich kann mich von den erhebenden Klängen einstimmen lassen in diese besondere Zeit, zur Ruhe kommen. Zuhause zünde ich dann eine Kerze an und trinke gemütlich einen Tee. Ist das jetzt Advent?

Im Advent möchten wir in eine besondere Stimmung versetzt werden. Wir suchen mehr als zu anderen Zeiten im Jahr nach einer tiefen Zufriedenheit, vielleicht auch Geborgenheit. Schließlich steht ja das große Fest bevor, an dem wir eine heile Welt haben möchten mit Geschenken und gutem Essen unterm Tannenbaum im Kreis der Familie. Und dann kommt an Silvester der große Knall und das neue Jahr beginnt und wir stehen wieder in der alten Tretmühle von Leistung und Gelderwerb. Was ist dann geblieben vom Advent?

Vielleicht finden wir den Advent, wenn wir eine Tür nach innen öffnen. Advent ist nicht draußen, sondern beginnt in mir. Advent bedeutet den Mut, mich anzusehen, so wie ich bin. Was finde ich toll an mir? Was könnte noch etwas besser werden? Bin ich bereit dazu, Advent zu sein? Advent ist dort, wo ich ihn in die Welt bringe. Ich bin Advent. Tiefe Adventsstimmung kommt nicht von außen durch Schmuck, Lichter und Musik. Sie entsteht durch Menschen, die den Advent in die Welt tragen.

Advent, das ist ein kleines Lächeln inmitten der Hektik, wenn anonyme Menschenmassen durch die Straßen drängeln. Advent, das ist eine aufgehaltene Tür am Kaufhauseingang. Advent ist ein Anruf oder gar Besuch bei einem Menschen, für den ich schon lange keine Zeit mehr hatte. Ich halte einen Moment inne und überlege mir eine Handlung, in der ich Advent konkret werden lassen kann. Dabei kann mich das folgende Gebet begleiten:

Segen sei mit dir,

der Segen strahlenden Lichtes,

Licht um dich her

und innen in deinem Herzen.

Aus deinen Augen strahle

gesegnetes Licht

wie zwei Kerzen

in den Fenstern deines Hauses,

die den Wanderer locken,

Schutz zu suchen dort drinnen

vor der stürmischen Nacht.

Wem du auch begegnest,

wenn du über die Straße gehst,

ein freundlicher Blick von dir

möge ihn treffen.

Altirischer Segenswunsch

 

Palmsonntag

Pueri

Die Kinder der Hebräer trugen Ölzweige in ihren Händen, sie zogen dem Herrn entgegen und riefen: „Hosanna in der Höhe!“

In der Karwoche gedenken wir dem Leiden, Sterben und Auferstehen unseres Herrn. Dabei erinnern wir uns jedoch nicht einfach an geschichtliche Ereignisse, wir spielen nicht ein sinnloses Theaterstück nach, vielmehr erinnern wir uns an die Geschehnisse und denken über sie nach, damit wir selbst zum Werk Christi gehören können. Unser Herr gab sich seinem Vater hin. Er gab ihm seine Liebe, die er durch Gehorsam bezeugte und dieser Gehorsam ging bis zur Annahme des eigenen Todes. Gleichzeitig schritt er durch den Tod hindurch zum Leben, damit wir alle an seiner Auferstehung teilhaben können.

Basil Hume

Taufe des Herrn (2)

 

A1_Taufe

 

Rüste dich, Jordanfluss!

Siehe, Christus, Gott, kommt,

um von Johannes getauft zu werden,

damit er der Drachen unsichtbare Häupter zermalme

mit der Gottheit in seinen eigenen Wassern.

Freue dich, Wüste am Jordan,

ihr Berge, hüpft vor Freude!

Denn es kommt das ewige Leben,

heimzurufen den Adam.

Als Stimme des Rufers rufe,

Johannes, Vorläufer:

Bereitet die Wege des Herrn,

macht eben seine Straßen!

(Gebet der Ostkirche)

Taufe des Herrn (1)

Mit der Taufe Jesu beginnt die Zeit seines öffentlichen Wirkens. Jesus tritt aus der Verborgenheit des Elternhauses in Nazaret hervor. Doch die Welt erwartet ihn schon. Er tritt nicht ins Leere, muss sich nicht erst Aufmerksamkeit verschaffen. Als Jesus an den Jordan kommt, tritt er ein in das Panorama der Geschichte und füllt den Platz, der ihm dort bereitet ist.

Der Jordan spielt in der Geschichte Israels eine große Rolle. Ihn überschreiten die Stämme Israels, als sie nach dem Auszug aus Ägypten das Land in Besitz nehmen. Mose darf den Jordan nicht überschreiten, darf nur von ferne auf das verheißene Land blicken. Doch Josua stoppt mit der Bundeslade die Wasser des Jordan, damit Israel trockenen Fußes hindurchziehen kann.

Der Jordan galt aber ebenso wie die Wüste als Rückzugsort der bösen Geister. Darauf spielt der oben zitierte Hymnus an und auf vielen Ikonen ist neben Jesus der personifizierte Jordan als kleine Gestalt zu sehen. In der Welt des Heidentums war die ganze Natur voll von personifizierten Mächten, denen man Wirkkräfte zuschrieb.

Das Christentum hat diese Naturgötter entmachtet und einen ersten Schritt dahin macht Jesus, indem er dem Jordan seine Kraft nimmt. Er heiligt seine Wasser. Nun ist der Fluss nicht mehr ein Ort der bösen Geister, sondern wird zum heiligen Strom. Und indem Jesus den Jordan heiligt, heiligt er zugleich alle Wasser dieser Welt. Er gibt ihnen die Kraft, im Ritus der Taufe die Menschen von ihren Sünden zu reinigen. Darüber freut sich die ganze Natur, die Wüste beginnt zu blühen und die Berge hüpfen vor Freude.

Nicht um seine Sünden abzuwaschen steigt also der sündenlose Sohn Gottes in den Jordan, sondern um die Wasser zu bereiten für den Dienst der Reinigung.

Am Fluss Jordan offenbart sich Jesus in einer außergewöhnlichen Demut, welche die Armut und die Einfachheit des in der Krippe ruhenden Kindes in Erinnerung ruft, und nimmt die Haltung vorweg, mit der er am Ende seiner Tage auf Erden dazu kommen wird, die Füße der Jünger zu waschen und die schreckliche Erniedrigung des Kreuzes zu erfahren. Der Sohn Gottes, er, der ohne Sünde ist, stellt sich mitten unter die Sünder, er zeigt, dass Gott dem Weg der Umkehr des Menschen nahesteht. Jesus nimmt die Last der Schuld der ganzen Menschheit auf seine Schultern, er beginnt seine Sendung, indem er an ihre Stelle tritt, an die Stelle der Sünder, in der Perspektive des Kreuzes.

Benedikt XVI.

Gott nimmt die Schöpfung in den Dienst seines Heilsplanes. Die Wasser werden geheiligt und die ganze Schöpfung jauchzt vor Freude, weil sie befreit wurde vom Joch der Dämonen. Doch wenn wir heute auf die Schöpfung blicken, so sehen wir sie unter einem noch schwereren Joch leiden. Sie wird ausgebeutet von der Gier des Menschen. Kaum ein Ort kann mehr in unberührter Schönheit erstrahlen, Flüsse und Meere gehen zu Grunde am Müll der Menschen.

Vielleicht ist es auch ein Fehler von uns Christen, dass wir vieles rein geistig sehen. Wer bringt schon die Taufe Jesu konkret mit den verschmutzen Gewässern unserer Zeit, mit der Ausbreitung der Wüsten und der Sorge der Menschen um reines Trinkwasser in Verbindung? Jesus ist bewusst in den Jordan gestiegen, um die Wasser dieser Welt zu heiligen. Wir haben für das Wasser, das seither bei jeder Taufe im Dienst Gottes steht, eine besondere Verantwortung. Was Gott heiligt, darf der Mensch nicht achtlos vergeuden.

Jesus kam an den Jordan, um den Plan Gottes zur Heiligung der Schöpfung auszuführen. Sicher ist die Heiligung des Menschen der wichtigste Aspekt der Erlösung. Doch Jesus kam nicht nur, um die Menschen zu erlösen und ihnen den Weg in den Himmel zu öffnen, er kam auch, um die ganze Schöpfung aus Sklaverei und Knechtschaft zu befreien. So sind es auch die Gaben der Schöpfung, in denen Jesus seine bleibende Gegenwart unter uns Menschen zeigt, Brot und Wein werden verwandelt in Christi Leib und Blut.

Wir Christen sind gerufen, den Dienst Gottes an den Menschen und der ganzen Schöpfung konkret werden zu lassen. Wir sind gerufen zum Dienst der Versöhnung, um Hass und Gewalt unter den Menschen beizulegen. Wir sind gerufen, das Leben der Menschen zu schützen. Wir sind aber auch gerufen, für Gottes Schöpfung Sorge zu tragen, sie zu nutzen, aber zugleich auch zu pflegen.

Wie Jesus an den Jordan trat und seinen Platz in der Geschichte des Heils eingenommen hat, so gibt es auch für jede und jeden von uns einen Platz in dieser Geschichte, einen Ort, um Gottes Liebe zu den Menschen konkret werden zu lassen. Diesen Platz einzunehmen, ist der Sinn unseres Lebens. Machen wir uns auf, ihn zu finden.