Anselm von Canterbury

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Herr, lehre mich dich zu suchen und zeige dich dem Suchenden. Ich kann dich weder suchen, wenn du es mich nicht lehrst, noch dich finden, wenn du dich nicht zeigst. Lass mich dich suchen, indem ich nach dir verlange, lass mich nach dir verlangen, indem ich dich suche! Lass mich dich finden, indem ich dich liebe, lass mich dich lieben, indem ich dich finde!

Ich suche nicht zu begreifen, um zu glauben, sondern ich glaube, um zu begreifen. Denn auch das glaube ich: wenn ich nicht glaube, werde ich nicht begreifen.

Anselm von Canterbury , Proslogion

Gottes Barmherzigkeit

barmherzigkeit_22.jpgDie Wunden der schmerzreichen Passion bleiben Jesus auch nach seiner Auferstehung unauslöschlich in seinen Leib eingeprägt. Er zeigt sie bei seiner ersten Erscheinung den Jüngern, dann acht Tage später dem Thomas. Jesus will sie auch uns zeigen und uns so die Fülle der Barmherzigkeit Gottes offenbaren. Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn dahingab (vgl. Joh 3,16). 

“Dieses Geheimnis der Liebe steht im Mittelpunkt der Liturgie des Sonntags der Göttlichen Barmherzigkeit.Die Menschheit scheint zuweilen verirrt und von der Macht des Bösen, des Egoismus und der Angst beherrscht zu sein. Ihr schenkt der Auferstandene Herr seine Liebe, die vergibt, versöhnt und die Gedanken wieder der Hoffnung öffnet, eine Liebe, die die Herzen bekehrt und Frieden schenkt. Wie sehr hat es unsere Welt doch nötig, die göttliche Barmherzigkeit zu verstehen und anzunehmen!

Herr, durch deinen Tod und deine Auferstehung offenbarst du die Liebe des Vaters. Wir glauben an dich und rufen dir heute erneut vertrauensvoll zu: Jesus, ich vertraue auf dich, hab Erbarmen mit uns und mit der ganzen Welt.” (Johannes Paul II.)

Gottes Barmherzigkeit

barmherzigkeit_21.jpgSeit dem Jahr 2000 begeht die Kirche den zweiten Sonntag der Osterzeit als Sonntag der Göttlichen Barmherzigkeit. Die besondere Verehrung der Göttlichen Barmherzigkeit geht zurück auf die Visionen der heiligen Schwester Faustyna Kowalska. Die Verbreitung der Botschaft von der Barmherzigkeit Gottes war ein besonderes Anliegen von Papst Johannes Paul II., der auch den Barmherzigkeitssonntag eingeführt hat. Die Überzeugung, dass Gott der Inbegriff der Barmherzigkeit ist, prägte das Denken des Papstes. Hier einige Worte von ihm zum heutigen Sonntag:

Die Barmherzigkeit Gottes! Dies ist das Ostergeschenk, das die Kirche vom Auferstandenen Christus empfängt, und das sie zu Beginn des dritten Jahrtausends der Menschheit anbietet. … Im heutigen Evangelium überträgt der Auferstandene den furchtsamen und erstaunten Jüngern die Sendung, Verwalter der göttlichen Barmherzigkeit zu sein. Jesus zeigt ihnen seine Hände und seine Seite mit den Wundmalen der Passion und teilt ihnen mit:

Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch!

Empfangt den Heiligen Geist! Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert. (Joh 20,21f.)

Jesus überantwortet ihnen die Gabe, die Sünden zu vergeben, eine Gabe, die den Wunden an seinen Händen, seinen Füßen und vor allem seiner durchstoßenen Seite entspringt. Daraus ergießt sich eine Welle des Erbarmens auf die ganze Menschheit. Wir erleben diesen Augenblick erneut mit großer geistiger Intensität. Auch uns zeigt der Herr seine glorreichen Wunden und sein Herz, die unerschöpfliche Quelle von Licht und Wahrheit, Liebe und Vergebung.

Benedikt Labre (1748-1783)

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Warum sich Benedikt Labre mit etwa 30 Jahren entschlossen hat, als Bettler durch Europa zu ziehen, wissen wir nicht. Aber es war seine Berufung. Er schlief auf der Straße, lebte von Abfällen, stank. Und doch verbarg sich hinter der schmutzigen Haut ein Heiliger. Das spürten die Menschen. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte er auf den Straßen Roms. Und als er starb, verbreitete sich die Nachricht wie ein Lauffeuer durch die Stadt. „Der Heilige ist gestorben!“ Die ganze Stadt strömte zusammen, um ihm das letzte Geleit zu geben.
Vielleicht war es seine Begeisterung für Gott, die die Menschen bei ihm gespürt haben und die sie so fasziniert hat. Man erzählt, dass Benedikt einmal mit einem Priester über seinen Glauben und die Dreifaltigkeit gesprochen hat. „Was verstehst du ungebildeter Mensch von diesem Geheimnis?“ soll der Priester zu ihm gesagt haben. Darauf antwortete Benedikt nur: „Gar nichts, aber ich bin hingerissen!“
Von Gott hingerissen sein, das ist mehr als alles Wissen, das wir von Gott haben können. Bitten wir Gott, dass auch unsere Herzen für ihn brennen und wir ganz hingerissen sind von ihm.