Mt 13 – Das Gleichnis vom Sämann

An jenem Tag verließ Jesus das Haus und setzte sich an das Ufer des Sees. Da versammelte sich eine große Menschenmenge um ihn. Er stieg deshalb in ein Boot und setzte sich; die Leute aber standen am Ufer. Und er sprach lange zu ihnen in Form von Gleichnissen. (Mt 13,1-2a)

Nach der Bergpredigt und der Aussendungsrede an die Jünger ist die Rede über das Himmelreich die dritte der fünf großen Reden Jesu im Matthäus-Evangelium. Wie die Bergpredigt richtet Jesus auch diese Rede an eine große Menschenmenge. Ist Jesus bei der Bergpredigt auf einen Berg gestiegen, um möglichst gut von allen gesehen und gehört zu werden, so fährt er nun mit einem Boot auf den See, um zu den Menschen am Ufer zu reden. Diesmal sind es vor allem Gleichnisse, mit denen Jesus deutlich machen möchte, wie sich das Wort Gottes unter den Menschen ausbreitet und damit Gottes Herrschaft in dieser Welt sichtbar wird. Das erste dieser Gleichnisse, das vom Sämann, gehört zu den bekanntesten Gleichnissen der Evangelien.

Er sagte: Ein Sämann ging aufs Feld, um zu säen. Als er säte, fiel ein Teil der Körner auf den Weg und die Vögel kamen und fraßen sie. Ein anderer Teil fiel auf felsigen Boden, wo es nur wenig Erde gab, und ging sofort auf, weil das Erdreich nicht tief war; als aber die Sonne hochstieg, wurde die Saat versengt und verdorrte, weil sie keine Wurzeln hatte. Wieder ein anderer Teil fiel in die Dornen und die Dornen wuchsen und erstickten die Saat. Ein anderer Teil schließlich fiel auf guten Boden und brachte Frucht, teils hundertfach, teils sechzigfach, teils dreißigfach. Wer Ohren hat, der höre! (Mt 13,2b-9)

Jesus gebraucht wie in allen Gleichnissen ein Bild, das den Menschen der damaligen Zeit vertraut war. Damals wurde das Saatgut noch mit der Hand auf das Feld ausgestreut. Der Sämann hatte einen großen Korb mit dem wertvollen Saatgut umgehängt, griff mit der Hand hinein und warf die Körner in hohem Bogen über das Feld. Die Felder damals waren keine großen Äcker, sondern kleine Parzellen, umgeben von Dornengestrüpp und steinigem Boden. Daher fiel nur ein kleiner Teil des Samens auf fruchtbaren Boden. Doch trotz des Risikos, dass ein Teil des Samens nicht bis zur Reife gelangen wird, sät der Sämann mutig aus, weil er weiß, dass der Samen, der auf fruchtbaren Boden fällt, einen hohen Ertrag bringen wird, der den Verlust bei weitem ausgleicht.

Obwohl das Bild vom Sämann eigentlich verständlich ist, muss Jesus es auslegen, damit deutlich wird, was es mit Himmelreich und Jüngerschaft zu tun hat.

Hört also, was das Gleichnis vom Sämann bedeutet. Immer wenn ein Mensch das Wort vom Reich hört und es nicht versteht, kommt der Böse und nimmt alles weg, was diesem Menschen ins Herz gesät wurde; hier ist der Samen auf den Weg gefallen. Auf felsigen Boden ist der Samen bei dem gefallen, der das Wort hört und sofort freudig aufnimmt, aber keine Wurzeln hat, sondern unbeständig ist; sobald er um des Wortes willen bedrängt oder verfolgt wird, kommt er zu Fall. In die Dornen ist der Samen bei dem gefallen, der das Wort zwar hört, aber dann ersticken es die Sorgen dieser Welt und der trügerische Reichtum und es bringt keine Frucht. Auf guten Boden ist der Samen bei dem gesät, der das Wort hört und es auch versteht; er bringt dann Frucht, hundertfach oder sechzigfach oder dreißigfach. (Mt 13,18-23)

So wie der Sämann den Samen mutig ausstreut, ohne vorher zu überlegen, ob er auch wirklich Frucht bringen wird, weil er weiß, dass der Samen auf fruchtbarem Boden den Verlust des Samens auf schlechtem Boden bei weitem ausgleichen wird, so spricht Gott sein Wort zu allen Menschen, weil er weiß, dass unter den vielen immer einige sind, die es aufnehmen und danach leben. Das soll uns Mut machen, wenn wir meinen, gerade heute würde das Wort Gottes ungehört verhallen.

Es kommt zu allen Zeiten vor, dass Gottes Wort auf harte Herzen trifft, in die es keinen Einlass findet. Doch Gott kennt die Herzen der Menschen, er weiß, wer ein offenes Ohr für ihn hat. Er ist der Sämann, der den Samen des Wortes Gottes aussät und wir alle sind von ihm auf je eigene Weise in den Dienst der Verkündigung gerufen. Wir wissen nicht genau, wo der Samen des Wortes, das Gott durch uns aussät, hinfällt und wo er Frucht bringt.

Jesus gibt allen Menschen die gleiche Chance, sein Wort zu hören. Daher dürfen auch wir, die wir dazu berufen sind, sein Wort zu verkünden, uns nicht nur an die wenden, von denen wir meinen, dass sie gut genug wären, uns zu hören und von anderen denken: “Die begreifen das eh nicht, denen braucht man erst gar nicht anfangen, etwas zu erklären.” Wir wissen vorher nie, was das Wort Gottes in einem Menschen bewirkt. Erst mit der Zeit wird sich zeigen, welche Frucht es bringt. Geben wir dem Wort Gottes Raum, um zu wirken.

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