Ignatius von Loyola

Ignatius_Trost

Gebet der liebenden Aufmerksamkeit

Die Vertiefung des geistlichen Lebens bedarf einer ständigen Übung. Ignatius von Loyola hat dafür mit höchster Präzision die Form der Exerzitien entwickelt. Das sind bestimmte Tage oder Wochen im Laufe des Lebens, in denen wir uns intensiv mit uns selbst, unserem Leben und vor allem mit unserer Beziehung zu Gott auseinandersetzen. Neben diesen besonderen Tagen ist es aber ganz wichtig, dass wir auch in unserem Alltag immer wieder prüfen, ob wir auf dem richtigen Weg sind. Eine Hilfe dazu ist das Gebet der liebenden Aufmerksamkeit. Ignatius gibt dafür einen Prozess in fünf Schritten vor.

  1. Dankbarkeit

Am Ende des Tages suche ich mir einen Platz, an dem ich ungestört beten kann. Ich nehme mir etwa 10 bis 15 Minuten Zeit. Ich versuche mir bewusst zu machen, dass ich vor Gott stehe, dass Gott mich und mein Leben liebevoll ansieht, dass ich dabei aber nicht allein bin, sondern immer auch in der Gemeinschaft der Menschen stehe. Ich danke Gott für seine Gegenwart in meinem Leben.

  1. Gebet zum Hl. Geist

Ich bitte Gott um seinen Heiligen Geist, dass er mich erleuchtet und ich in seinem Licht die Dinge sehen kann, wie sie in Gottes Augen sind.

  1. Bewusst werden

Ich gehe den vergangenen Tag (z.B. Stunde für Stunde) durch und erinnere mich, ohne zu werten, an die Tätigkeiten, Begegnungen, Gefühle, Gedanken usw. dieses Tages. Ich versuche, darin Gottes Gegenwart zu entdecken. Was hat mir Freude und Trost bereitet? Worüber empfinde ich Ärger oder Unzufriedenheit? Was war schmerzlich oder enttäuschend? Wofür bin ich heute Gott am meisten dankbar?

  1. Wertschätzung des Tages

Ich komme mit Gott ins Gespräch, danke ihm für alles, was gut und gelungen war. Ich bitte Gott um Trost oder Versöhnung für das, was dunkel oder schuldhaft war. Ich vertraue mich in allem Gottes Liebe an.

  1. Entschluss für die Zukunft

Zum Abschluss schaue ich auf die Zukunft. Staunend entdecke ich die Möglichkeiten und Perspektiven, die Gott mir eröffnet. Was erwartet mich am kommenden Tag? Kann ich konkret etwas Neues wagen? Ich vertraue Gott meine Hoffnungen und Befürchtungen an.

Ich beende das Gebet der liebenden Aufmerksamkeit mit einem Vater Unser.

Kohelet – Windhauch

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Windhauch, Windhauch, sagte Kohelet, Windhauch, Windhauch, das ist alles Windhauch. (Koh 1,2)

Das hebräische Wort „häbäl“, das übrigens auch in dem Namen Abel steckt, kommt 37 Mal im Buch Kohelet vor, genauso oft wie das Wort „Gott“. Es ist nicht leicht, es im Deutschen angemessen wiederzugeben. Wörtlich übersetzt heißt es „(vergänglicher) Hauch, Windhauch, Nichtigkeit“. Die Einheitsübersetzung hat sich für diese wörtliche Wiedergabe entschieden und lässt so dem Leser den Raum zur eigenen Interpretation. Dies entspricht wohl auch der Absicht Kohelets, der sicher dieses Wort bewusst verwendet hat, um zu provozieren und seine Schüler zum Nachdenken anzuregen. Denn in seinem Buch entlarvt er viele Lehrsätze, die angeblich eine für alle Zeiten unumstößliche Weisheit vermitteln, als unbrauchbar.

Der Wind weht, du spürst seinen Hauch, aber dann ist er vorbei und hinterlässt nichts Bleibendes. Also gibt es nichts, woran der Mensch sich halten kann, weil alles so flüchtig und ungreifbar ist wie der Wind? Ist das ganze Leben des Menschen sinnlos, wie einige diesen Vers übersetzen: „Völlig sinnlos ist alles … es hat alles keinen Sinn“? Wenn dem so wäre, müsste Kohelet sich ja nicht die Mühe machen, seine Schüler zu lehren, denn wenn alles sinnlos wäre, was bliebe dann zu lernen? Es gibt sehr wohl einen Sinn, aber um diesen zu entdecken, muss man über all das Flüchtige, und ist es noch so fest in Stein gemeißelt, hinausgehen.

In der Vulgata heißt es: „O vanitas vanitatum vanitas“. Das lateinische Wort Vanitas hat einen stark melancholischen Beigeschmack, den man so bei Kohelet nicht findet. Im Gegenteil, seine Sprüche sind spritzig, sie sind originell und ansprechend formuliert. Er lässt sich nicht treiben auf einer Welle der Resignation, sondern packt die Themen beim Schopf, zieht sie mit der Wurzel heraus und betrachtet sie von allen Seiten.

Luther übersetzt den Vers folgendermaßen: „Es ist alles ganz eitel, sprach der Prediger, es ist alles ganz eitel.“ Das deutsche Wort eitel gibt wohl am ehesten wieder, was Windhauch meint. Der Duden gibt für dieses Wort drei Bedeutungsfelder an: „(1) (abwertend) viel Wert auf die eigene äußere Erscheinung legend; bestrebt, als schön (und klug) zu gelten, (2) (gehoben veraltend) nichtig, vergeblich, (3) (veraltend, noch scherzhaft) rein, lauter“. Wir verwenden hauptsächlich nur noch die erste Bedeutung dieses Wortes. Von seinem Ursprung her ist aber die zweite Bedeutung die gewichtigere, und diese hatte auch Luther im Sinn bei seiner Übersetzung.

Mag alles auch nichtig und vergänglich sein, so ist das Leben für Kohelet keineswegs sinnlos. Das Leben hat durchaus einen Sinn, den es zu entdecken gilt. Doch was bleibt vom Leben angesichts des Todes? Weisheit, Nachkommen, Reichtum, all das, womit Menschen ihren Nachruhm sichern wollen, hat keinen Bestand. Wer kann wirklich sagen, dass er weise ist, und dass auch nach seinem Tod Menschen an seine Weisheit denken? Wer kann sicher sein, dass seine Nachkommen sein Andenken bewahren? Was geschieht mit dem Reichtum, den einer mühsam angehäuft hat? Kohelet ist hier sehr realistisch:

Denn es kommt vor, dass ein Mensch, dessen Besitz durch Wissen, Können und Erfolg erworben wurde, ihn einem andern, der sich nicht dafür angestrengt hat, als dessen Anteil überlassen muss. Auch das ist Windhauch und etwas Schlimmes, das häufig vorkommt. Was erhält der Mensch dann durch seinen ganzen Besitz und durch das Gespinst seines Geistes, für die er sich unter der Sonne anstrengt? Alle Tage besteht sein Geschäft nur aus Sorge und Ärger und selbst in der Nacht kommt sein Geist nicht zur Ruhe. Auch das ist Windhauch. (Koh 2,21-23)

Wir erleben das ja auch heute oft. Da ist einer, der hat Erfolg, baut mit Erfindergeist und unter größter persönlicher Anstrengung ein Unternehmen auf. Er hinterlässt seinen Kindern und Enkeln eine solide finanzielle Grundlage, doch diese haben nicht den Ehrgeiz, das Familienunternehmen weiterzuführen. Sie profitieren vom Gewinn und geben das Geld mit vollen Händen aus. Und so ist der Traum des Gründers, dass sein Name über Generationen hinweg in stolzen Lettern über dem Fabrikgebäude leuchtet, bald dahin.

Was bleibt von all dem, wofür einer sich anstrengt, seine Zeit opfert? Was bleibt davon, wenn einer tagelang auf Dienstreise ist, um die ganze Welt zu wichtigen Geschäftsterminen reist, ständig am Handy erreichbar und immer für die Firma da ist? Selbst wenn wir die horrenden Gehälter von Top-Managern betrachten, bedeutet dieser Reichtum Glück und erfülltes Leben? Ist das der Sinn des Lebens? Oder ist doch alles sinnlos?

Auch Kohelet weiß auf all diese Fragen keine einfache Antwort. Er weiß nur: mit einfachen frommen Sprüchen kommen wir da nicht weiter. Kohelet bietet verschiedene Antworten zur Auswahl an, die sich teilweise widersprechen. Die Antworten auf die großen Fragen des Lebens sind nicht vorgegeben, jeder soll die Möglichkeit haben, selbst seine Antworten zu finden. Dazu braucht es Hilfestellungen, Vorbilder, Texte, Menschen die zuhören, die nicht mit ihren vorgefertigten Antworten kommen oder ihre eigenen Antworten als alleinverbindlich betrachten. Es braucht Menschen, die Mut geben zum Weiterdenken und so anderen helfen, ihre eigenen Antworten auf die großen Fragen des Lebens zu finden.

Das Buch Kohelet

Worte Kohelets, des Davidsohnes, der König in Jerusalem war. (Koh 1,1)

Der Name Kohelet leitet sich ab von der hebräischen Wurzel qhl (Versammlung) und man kann ihn in etwa mit dem Wort Versammlungsleiter übersetzen. Luther hat dafür den Begriff Prediger gewählt, in der Vulgata heißt das Buch Ecclesiastes. Da Kohelet sich in der Überschrift und an weiteren Stellen im ersten Teil des Buches als König in Jerusalem und Davidsohn bezeichnet, zählt das Buch zusammen mit dem Buch der Sprichwörter, dem Hohenlied und dem Buch der Weisheit zu den salomonischen Schriften und trägt daher auch die Bezeichnung Prediger Salomo. Die Zuschreibung an König Salomo ist jedoch eine Fiktion.

Wahrscheinlich handelt es sich bei der Person Kohelets um einen Weisheitslehrer, der im 3. Jahrhundert v. Chr. in Jerusalem gelebt hat. Zu dieser Zeit gab es in Jerusalem keinen König, sondern Israel stand unter der Herrschaft der Ptolemäer, die als Nachfolger Alexanders des Großen von Alexandria in Ägypten aus über weite Teile des östlichen Mittelmeerraumes herrschten. Das Judentum wurde mit der Welt des Hellenismus konfrontiert, der die traditionelle religiöse Kultur zu verdrängen drohte. Zudem litt das Land schwer unter der hohen Abgabenlast.

Es war eine Zeit des Umbruchs, in der die traditionellen Werte auf dem Prüfstand standen. Wollte man diese Werte bewahren, mussten sie in die neue Zeit übersetzt und an die Jugend weiter gegeben werden. Dieser Aufgabe widmete sich Kohelet. Er lieferte keine Liste von Merksätzen der Tradition, die nach einer primitiven Schwarz-Weiß-Methode zeigen, was richtig ist und was falsch, sondern er hinterfragt die traditionellen Lehrsätze, stellt ihnen kritische Aussagen gegenüber und fordert so den Hörer/Leser dazu auf, sich selbst seine Meinung zu bilden. Das macht das Buch gerade auch für unsere heutige Zeit interessant. Auch heute geht es darum, unsere Tradition zu wahren, aber nicht durch reine Wiederholung alter Lehrsätze, sondern durch deren kritische Übersetzung in die Anforderungen unserer Zeit hinein.

In den ersten beiden Kapiteln wird deutlich, dass Kohelet selbst eine Ausbildung in der herkömmlichen Weisheit genossen hat. Er erkennt deren Unzulänglichkeit und stellt sich den Herausforderungen seines Zeitalters. Dabei scheut er sich nicht, tradiertes Wissen, welches mit der beobachteten Realität nicht übereinstimmt, als untauglich zu entlarven. Daher ist das Buch umstritten und es gab immer wieder Versuche, es doch in das traditionelle Schema zu pressen. Dem dienen wahrscheinlich auch die Schlussverse im Nachwort des Buches. Das Buch Kohelet ist eine der fünf Megillot (Festrollen), die zu den jüdischen Festtagen gelesen werden und wird zum Laubhüttenfest vorgetragen.

Anna und Joachim

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Von Anna und Joachim, den Eltern der Gottesmutter und Großeltern Jesu, erfahren wir nichts in der Bibel, sie werden aber bereits im 2. Jahrhundert in apokryphen Evangelien erwähnt, was ihre große Wertschätzung und Verehrung unter den Christen bezeugt. Im 6. Jahrhundert intensivierte sich ihre Verehrung im byzantinischen Reich, gelangte im 8. und 9. Jahrhundert in den Westen, und wurde dort vor allem in Verbindung mit den Kreuzzügen immer beliebter.

Anna und Joachim sollen in der Nähe des Bethesda-Teiches in Jerusalem gewohnt haben. Dort wurde im Jahr 1142 die St.-Anna-Kirche errichtet. Sie ist die älteste erhaltene Kreuzfahrerkirche. Nach der muslimischen Eroberung Jerusalems wurde aus ihr eine Koranschule, im Jahr 1856 gelangte das Gebäude jedoch als Geschenk des damaligen Sultans an Napoleon III. wieder in christlichen Besitz. Nach umfangreichen Restaurierungsarbeiten übernahmen die Weißen Väter die St.-Anna-Kirche. Sie zählt zu den schönsten noch erhaltenen romanischen Kirchen in ganz Jerusalem.

Durch die Kreuzzüge und die Plünderung Konstantinopels durch die Kreuzfahrer gelangten viele Reliquien der hl. Anna in den Westen, unter anderem das Haupt der hl. Anna. Das 15. und 16. Jahrhundert bilden den Höhepunkt ihrer Verehrung. Im Jahr 1481 ließ Papst Sixtus IV. ihren Gedenktag in den römischen Kalender aufnehmen, 1584 legte Papst Gregor XIII. den Festtag der hl. Anna auf den 26. Juli. Joachim, dessen Gedenktag ursprünglich der 16. August war, wird seit der Liturgiereform des II. Vatikanums am gleichen Tag wie seine Ehefrau gefeiert.

Sodom und Gomorra

Sodom_Gomorra

Sodom und Gomorra, diese beiden Städte sind bis heute sprichwörtlich für das sündige Treiben der Menschen. Gott will sehen, wie schlimm es wirklich um diese Städte steht, und sie wegen ihrer Sünden dem Erdboden gleich machen. Da fängt Abraham an, mit Gott zu handeln. Er erinnert ihn an sein Erbarmen. Gott kann doch nicht wollen, dass die Gerechten zusammen mit den Sündern vernichtet werden, und Gott gibt ihm Recht. Wenn sich dort fünfzig, ja auch nur zehn Gerechte finden, werden die Städte nicht zerstört. Doch jeder weiß, wie die Geschichte endet. Außer Lot, dem Verwandten Abrahams, findet sich dort kein einziger Mensch, der gerecht ist. Eine erschreckende Bilanz.

Die Männer machen sich also auf den Weg nach Sodom und werden dort von Lot gastfreundlich aufgenommen. Die Einwohner Sodoms aber versammeln sich vor dem Haus und fordern von Lot die Herausgabe seiner Gäste. Das Gastrecht ist im Alten Orient heilig. Lieber würde Lot seine beiden jungfräulichen Töchter herausgeben, als seine Gäste. Lot gerät in arge Bedrängnis und wäre fast selbst von den Bewohnern Sodoms getötet worden. Schließlich schlägt Gott die wütende Menge mit Blindheit, so dass sie ihr Vorhaben aufgeben müssen. Die Schlechtigkeit der Bewohner Sodoms aber ist nun nicht mehr zu übersehen.

Gleich am nächsten Morgen führt Gott Lot, seine Frau und dessen beide Töchter aus der Stadt. Sie sollen fliehen, sich dabei aber nicht umsehen. Die Schwiegersöhne Lots wollten mit ihren Familien nicht mitkommen. Als Lot in Sicherheit ist, zerstört Gott Sodom und Gomorra mit Feuer und Schwefel. Nichts bleibt übrig von den Städten in jener Gegend. Als aber die Frau des Lot sich umwendet, um das Ereignis zu sehen, erstarrt sie zu einer Salzsäule.

Es ist immer wieder nach den untergegangenen Städten Sodom und Gomorra gesucht worden. Man vermutet sie am südlichen Ende des Toten Meeres. Es ist eine unwirtliche Gegend, in der jede menschliche Ansiedlung unvorstellbar erscheint, und es nimmt nicht Wunder, dass die Erzählung sich gerade diesen Ort für die Handlung ausgesucht hat. Man hat in der Gegend südlich des Toten Meeres tatsächlich die Überreste einer bedeutenden Stadt entdeckt, die aller Wahrscheinlichkeit nach durch Feuer zerstört wurde. Die Datierung weist aber auf eine Zeit weit vor Abraham hin. Die Verfasser der Bibel könnten eine ihnen bekannte Erzählung vom Untergang einer Stadt dann an dieser Stelle der Abrahamserzählung eingefügt haben.

Die Einbettung in die Abrahamsgeschichte lässt zumindest auf dem zweiten Blick einen Hoffnungsschimmer in der Unheilsgeschichte aufblitzen. Gott will die Stadt nicht auf ein Gerücht hin vernichten, sondern macht sich selbst auf den Weg, um zu sehen, ob ihre Bewohner wirklich so sündhaft sind, wie es heißt. Er lässt sich mit Abraham auf einen Handel ein, er will davon ablassen, den Vernichtungsplan gegen die Stadt auszuführen, wenn sich dort nur zehn Gerechten finden. Aber die gibt es nicht.

Von einer Erzähltradition über den Untergang von Sodom und Gomorra, die unabhängig von der Abrahamsgeschichte überliefert ist, spricht die Erwähnung von Sodom im Ez 16,46-58 oder von Sodom und Gomorra im Zusammenhang mit den Städten Adma und Zebojim in Dtn 29,22. Hier wird ein Bezug zu Abraham mit keinem Wort erwähnt. Interessant ist auch, dass Sodom öfter für sich allein steht, Gomorra aber stets mit Sodom gemeinsam genannt wird. Der Prophet Hosea aus dem Nordreich Israel scheint eine Tradition über den Untergang von Adma und Zebojim (Hos 11,8) unabhängig von der vermutlich im Südreich Juda tradierten Erzählung über Sodom und Gomorra zu kennen.

Wüstenvater Pambo (2)

Pambo_Dienen

Abbas Pambo sagte einmal zu Abbas Theodor:

Theodor, geh und hab mit allen Erbarmen, denn das Erbarmen schafft Zuversicht vor dem Angesicht Gottes.

Athanasios, der Erzbischof von Alexandrien heiligen Angedenkens, lud den Altvater Pambo ein, aus der Wüste nach Alexandrien zu kommen. Er kam und sah dort eine Tänzerin und brach in Tränen aus. Die Anwesenden fragten ihn, warum er weine. „Zwei Dinge“, sagte er, „haben mich bewegt: das erste ist ihr Verderben, das zweite, dass ich nicht so großen Eifer entfalte, Gott zu gefallen, wie sie, schlechten Menschen zu gefallen.“

Als er im Sterben lag, sagte Pambo in der Todesstunde zu den heiligen Männern, die ihn umstanden: „Seitdem ich an diesen Ort in der Wüste gekommen bin und mir das Kellion erbaut habe, erinnere ich mich nicht, weder Brot gegessen zu haben, das ich nicht durch Handarbeit erworben hatte, noch empfinde ich Reue über ein Wort, das ich gesprochen habe, bis zu dieser Stunde. Und doch gehe ich zu Gott als einer, der nicht einmal angefangen hat, Gott zu dienen.“

Wüstenvater Pambo (1)

Pambo_Herz

Altvater Pambo lebte als Einsiedler in der Nitrischen Wüste in Ägypten und war ein Zeitgenosse von Antonius dem Großen. Er ist bekannt für seine strenge Askese. Abbas Poimen sagt über ihn:

Drei körperliche Übungen fanden wir am Altvater Pambo: tägliches Fasten bis zum Abend, Schweigen und viel Handarbeit.

Dennoch wollte er nicht, dass er deswegen auf Erden gerühmt wurde. Man sagt von ihm, dass er drei Jahre damit zubrachte, Gott zu bitten, dass er ihn nicht auf Erden verherrliche. Doch Gott verherrlichte ihn so, dass niemand ihm ins Angesicht schauen konnte wegen des Glanzes, den sein Angesicht hatte. Wie Mose das Bild der Herrlichkeit Adams erhielt, als sein Antlitz verklärt wurde (Ex 34,29), so leuchtete auch das Antlitz des Abbas Pambo wie ein Blitz, und er war wie ein König, der auf einem Thron sitzt.

Das Leben der Wüstenväter war arm. Sie lebten von der Handarbeit, vor allem vom Verkauf selbstgefertigter Körbe. Ihre Kleidung war einfach. Abbas Pambo sagte einmal:

Der Mönch muss ein solches Gewand tragen, dass niemand es nehmen will, wenn er es auf drei Tage vor seine Zelle wirft.

Viele kamen in die Wüste, um von den Vätern ein Wort zu erbitten. Oft aber lernten sie mehr von deren Tun, als durch deren Worte.

Einmal kam der Patriarch Theophilus von Alexandrien in die Nitrische Wüste. Die Brüder versammelten sich und sagten zum Altvater Pambo: „Halte an den Vater eine Ansprache, damit er einen Gewinn habe.“ Der Alte aber sagte zu ihnen: „Wenn er aus meinem Schweigen keinen Nutzen zieht, dann kann er es auch nicht aus meiner Rede.“

Das hatte er vor vielen voraus, dass er, um ein Wort der Schrift oder einen geistlichen Gegenstand befragt, nicht auf der Stelle antwortete, sondern sagte, er verstehe die Stelle nicht, und wenn er weiter gefragt wurde, gab er überhaupt keine Antwort.

Obwohl die Väter in größter Einsamkeit lebten, waren sie doch voll Liebe zu allen Menschen und zeigten das auch in der Tat, wenn sich ihnen die Gelegenheit dazu bot.

Abbas Pambo sprach: „Wenn du ein Herz hast, kannst du gerettet werden.“

Kolosserbrief (3)

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Der auferstandene Jesus ist immer lebendig und in seiner Kirche gegenwärtig, vor allem in der Eucharistie, dem Sakrament seines Leibes und Blutes. Die Gegenwart Christi unter uns ist nicht nur ein Trost, sondern auch eine Verheißung und ein Aufruf. Es ist ein Aufruf, als Missionare hinauszugehen, um die Botschaft der Zärtlichkeit, Vergebung und Barmherzigkeit des Vaters zu jedem Mann, jeder Frau und jedem Kind bringen.

Papst Franziskus

Kolosserbrief (2)

Kol_1_Pantocrator

Der Christushymnus im Kolosserbrief soll der Gemeinde deutlich machen, dass Christus der Mittelpunkt des Glaubens ist, dass er alles beherrscht und neben ihm nichts sein kann, das nicht von ihm abhängig oder auf ihn hin geordnet wäre. Er beginnt mit einem Aufruf zum Lobpreis. Der Dank gilt dem Vater. Er ist der Ursprung von allem. Erst im nächsten Vers wird der Blick auf Christus gerichtet. Vater und Sohn sind untrennbar miteinander verbunden. Der Vater hat uns schon vor allem Anfang in seine Gemeinschaft berufen. Diese aber wird möglich durch den Sohn, der als Schöpfungsmittler und Erlöser alles in sich umschließt und zum Vater führt. Die Schöpfung ist von allem Anfang an auf Gott hin geordnet und in seinem Licht zu sein ist der Anteil, zu dem Gott die Menschen fähig gemacht hat.

Dankt dem Vater mit Freude!

Er hat euch fähig gemacht, Anteil zu haben am Los der Heiligen, die im Licht sind.

Er hat uns der Macht der Finsternis entrissen und aufgenommen in das Reich seines geliebten Sohnes. (Kol 1,12-13)

Wörtlich übersetzt heißt es:

Er hat uns versetzt in das Reich des Sohnes seiner Liebe.

Das Wort versetzt kennen wie z.B. von der Versetzung in eine andere Klasse oder auf eine andere Arbeitsstelle. Die Versetzung ist zum einen etwas, an dem derjenige, der versetzt wird, nicht aktiv beteiligt ist, das er aber doch beeinflussen kann. Die Versetzung in die nächste Klasse erfolgt weitgehend automatisch, wenn nicht schlechte Leistungen des Schülers dagegen sprechen. Die Versetzung auf einen anderen Posten in der Firma kann von den Erfordernissen des Betriebes abhängig sein, aber auch von der Leistung des einzelnen. So sieht auch Johannes Chrysostomus im Versetzt-werden die Bedeutung, “dass es nicht lediglich Gottes Werk, sondern auch Sache unserer Mitwirkung ist.”

Durch ihn haben wir die Erlösung, die Vergebung der Sünden. (Kol 1,14)

Paulus zeigt, wodurch diese Versetzung in das Reich des Sohnes möglich wurde, nämlich durch die Vergebung der Sünden. Die Sünde ist es, die den Menschen an die Macht der Finsternis gefesselt hat. Der Mensch kann sich nicht selbst die Sünden vergeben. Er benötigt jemanden, der diese Vergebung wirkt. Gott selbst ist es, der die Vergebung schenkt, indem er seinen geliebten Sohn in die Welt gesandt hat. Der Sohn aber kann die Vergebung der Sünden wirken, weil alle Schöpfung in ihm und durch ihn und auf ihn hin geschaffen ist. Der geliebte Sohn ist der Schöpfungsmittler und kann daher auch zum Erlöser der Schöpfung werden. Was dies bedeutet, führen die folgenden Verse des Hymnus aus.

Er ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes,

der Erstgeborene der ganzen Schöpfung.

Denn in ihm wurde alles erschaffen

im Himmel und auf Erden,

das Sichtbare und das Unsichtbare,

Throne und Herrschaften, Mächte und Gewalten;

alles ist durch ihn und auf ihn hin geschaffen.

Er ist vor aller Schöpfung,

in ihm hat alles Bestand. (Kol 1,15-17)

Die Rolle Christi als Erlöser kommt ihm nicht deshalb zu, weil er auf Erden etwas Großartiges vollbracht hätte, sondern sie ist in ihm bereits vor Erschaffung der Welt angelegt und grundgelegt. Der Sohn ist vor aller Zeit aus dem Vater geboren. Es gibt also keine Zeit, in der nur der Vater ohne den Sohn existiert hätte. Vater und Sohn gehören untrennbar zusammen, ebenso wie auch der Heilige Geist untrennbar zu Vater und Sohn gehört. Dar Vater ist der Schöpfer, die Schöpfung aber geschieht durch das Wort, den Sohn. Er geht aller Schöpfung voraus. In ihm wurde alles erschaffen und zwar restlos alles. Der Hymnus versucht hier, alle denkbaren Bereiche abzudecken, Himmel und Erde, Sichtbares und Unsichtbares, Throne, Herrschaften, Mächte und Gewalten.

Es gibt keinen Raum zwischen Himmel und Erde, der nicht in Christus geschaffen wäre, sowohl das Sichtbare, als auch das Unsichtbare ist durch ihn. Auch alle Welten der Engel und Geister, gerade auch jene, die die Irrlehrer den Kolossern vorstellen, unterstehen Christus. Es gibt keine Macht, und sei sie noch so sehr in der Finsternis, die unabhängig von Gott existieren würde.

Gott hat alles geschaffen. Welch ein Trost ist das für uns. Nichts kann uns trennen von Gottes Liebe. Aber doch stellt sich zugleich die Frage, warum es dann so viel Leid und Unheil gibt in der Welt. Diese Frage stellt Paulus hier nicht. Wir werden auch keine befriedigende Antwort auf diese Frage finden. Es bleibt uns allein, alle Zweifel durch das Vertrauen auf Gott zu überwinden, in der Hoffnung, dass er in aller Not und allem Leid einen Weg des Heils öffnet.

Nicht die Zweifel sollen uns regieren, sondern die Hoffnung. In unserem Herzen soll das unerschütterliche Vertrauen in Gottes Liebe herrschen. Dies ist der Glaube, von dem Jesus sagt, dass er Berge versetzt. Der Kleinmütige aber versinkt wie Petrus, als er noch unreif und übermütig zu Jesus über das Wasser laufen will. Gott verurteilt unseren Kleinglauben nicht. Gott weiß, dass wir Zeit und Erfahrung brauchen, um zu einem wirklich festen Glauben zu gelangen. Wir können einen solchen Glauben auch nicht machen, er wird uns geschenkt, aber das Geschenk können wir nur entdecken, wenn wir dafür bereit sind. Das ist die Versetzung, von der Paulus am Anfang des Hymnus spricht. Lassen wir uns von Gott versetzen in das Reich des Sohnes seiner Liebe, in dem alles erschaffen wurde, durch den und auf den hin alles ist und alles Bestand hat.

Er ist das Haupt des Leibes,

der Leib aber ist die Kirche.

Er ist der Ursprung,

der Erstgeborene der Toten;

so hat er in allem den Vorrang.

Denn Gott wollte mit seiner ganzen Fülle in ihm wohnen,

um durch ihn alles zu versöhnen.

Alles im Himmel und auf Erden wollte er zu Christus führen,

der Friede gestiftet hat am Kreuz durch sein Blut. (Kol 1,18-20)

Im zweiten Teil besingt der Hymnus das Geheimnis der Erlösung. Erlösung geschieht in der Kirche. Die Kirche ist Christi Leib, Christus aber ist das Haupt der Kirche. Viele Exegeten gehen davon aus, dass dieser Vers nachträglich vom Verfasser des Briefes in den übernommenen urchristlichen Hymnus eingefügt wurde. Er betont die Stellung der Kirche im Erlösungswerk Christi. Die Kirche ist das neue Volk Gottes, das Christus durch seine Auferstehung geründet hat.

Wie die Schöpfung durch Christus ist, so ist auch die Neuschöpfung in ihm. Die Auferstehung Christi ist der Anfang dieser Neuschöpfung. Auch hier wieder der universelle Gedanke. Alles will Gott durch Christus versöhnen. In Christus wohnt das Pleroma, die ganze Fülle. Es gibt keine andere Macht, durch die Erlösung werden kann. Allein das Kreuzesblut Christi wirkt unsere Erlösung, an der wir in der Taufe Anteil erhalten.

Beten wir, dass auch wir fest in der Hoffnung stehen, und dass Christus, der Ursprung unseres Lebens, auch dessen Mitte und Ziel ist. Das folgende Gebet kann uns helfen, das Gesagte zu vertiefen:

 

Christus, göttlicher Herr,

Dich liebt, wer nur Kraft hat zu lieben:

unbewusst, wer Dich nicht kennt,

sehnsuchtsvoll, wer um Dich weiß.

 

Christus, Du bist meine Hoffnung,

mein Friede, mein Glück, all mein Leben:

Christus, Dir neigt sich mein Geist;

Christus, Dich bete ich an.

 

Christus, an Dir halt ich fest

mit der ganzen Kraft meiner Seele:

Dich, Herr, liebe ich –

Suche Dich, folge Dir nach.

Amen.

Hl. Bonaventura (ca. 1217-1274)

Bonaventura_Kreuz

Bonaventura ist neben Thomas von Aquin der bedeutendste Gelehrte seiner Zeit. Viele theologische Werke zeugen von dieser Fähigkeit des Heiligen, den man auch „Doctor seraphicus“, den „seraphischen Lehrer“, nennt. Theologie und Glaube stehen für Bonaventura in einem untrennbaren Zusammenhang. Ohne den Glauben ist es seiner Meinung nach nicht möglich, Theologie zu betreiben oder die Heilige Schrift zu verstehen. Das Studium der Theologie aber dient dazu, den Glauben vertiefen:

Die theologische Beschäftigung mit dem Glaubensgut schenkt denen, die im Glauben vollendet sind, eine tiefe Freude. Denn auf wunderbare Weise wird die Seele erfreut, wenn sie einsehen darf, was sie bereits vollkommen glaubt.

Grundlage allen Glaubens und aller Theologie ist die Vereinigung mit dem gekreuzigten Herrn. Man erzählt, dass Thomas von Aquin ihn einmal besucht habe und danach fragte, wo seine Bibliothek sei, aus der er sich so große Kenntnisse erworben habe. Bonaventura zog einen Vorhang zurück und deutete auf den gekreuzigten Christus. Im Vorwort seiner um das Jahr 1260 entstandenen Schrift „Baum des Lebens“ (Lignum Vitae) schreibt er:

„Mit Christus bin ich gekreuzigt“ (Gal 2,19). – Wer wahrhaft Gott verehrt und Christi Jünger ist, und daher sich von Herzen danach sehnt, dem Erlöser aller, dem für ihn Gekreuzigten, ganz und gar gleichgestaltet zu werden, der muss vor allem auf eines die Aufmerksamkeit seines Geistes richten: das Kreuz Christi Jesu beständig zu tragen, geistig wie leiblich, bis er das zitierte Wort des Apostels wahrhaftig in sich selbst zu empfinden vermag.