Worte Kohelets, des Davidsohnes, der König in Jerusalem war. (Koh 1,1)
Der Name Kohelet leitet sich ab von der hebräischen Wurzel qhl (Versammlung) und man kann ihn in etwa mit dem Wort Versammlungsleiter übersetzen. Luther hat dafür den Begriff Prediger gewählt, in der Vulgata heißt das Buch Ecclesiastes. Da Kohelet sich in der Überschrift und an weiteren Stellen im ersten Teil des Buches als König in Jerusalem und Davidsohn bezeichnet, zählt das Buch zusammen mit dem Buch der Sprichwörter, dem Hohenlied und dem Buch der Weisheit zu den salomonischen Schriften und trägt daher auch die Bezeichnung Prediger Salomo. Die Zuschreibung an König Salomo ist jedoch eine Fiktion.
Wahrscheinlich handelt es sich bei der Person Kohelets um einen Weisheitslehrer, der im 3. Jahrhundert v. Chr. in Jerusalem gelebt hat. Zu dieser Zeit gab es in Jerusalem keinen König, sondern Israel stand unter der Herrschaft der Ptolemäer, die als Nachfolger Alexanders des Großen von Alexandria in Ägypten aus über weite Teile des östlichen Mittelmeerraumes herrschten. Das Judentum wurde mit der Welt des Hellenismus konfrontiert, der die traditionelle religiöse Kultur zu verdrängen drohte. Zudem litt das Land schwer unter der hohen Abgabenlast.
Es war eine Zeit des Umbruchs, in der die traditionellen Werte auf dem Prüfstand standen. Wollte man diese Werte bewahren, mussten sie in die neue Zeit übersetzt und an die Jugend weiter gegeben werden. Dieser Aufgabe widmete sich Kohelet. Er lieferte keine Liste von Merksätzen der Tradition, die nach einer primitiven Schwarz-Weiß-Methode zeigen, was richtig ist und was falsch, sondern er hinterfragt die traditionellen Lehrsätze, stellt ihnen kritische Aussagen gegenüber und fordert so den Hörer/Leser dazu auf, sich selbst seine Meinung zu bilden. Das macht das Buch gerade auch für unsere heutige Zeit interessant. Auch heute geht es darum, unsere Tradition zu wahren, aber nicht durch reine Wiederholung alter Lehrsätze, sondern durch deren kritische Übersetzung in die Anforderungen unserer Zeit hinein.
In den ersten beiden Kapiteln wird deutlich, dass Kohelet selbst eine Ausbildung in der herkömmlichen Weisheit genossen hat. Er erkennt deren Unzulänglichkeit und stellt sich den Herausforderungen seines Zeitalters. Dabei scheut er sich nicht, tradiertes Wissen, welches mit der beobachteten Realität nicht übereinstimmt, als untauglich zu entlarven. Daher ist das Buch umstritten und es gab immer wieder Versuche, es doch in das traditionelle Schema zu pressen. Dem dienen wahrscheinlich auch die Schlussverse im Nachwort des Buches. Das Buch Kohelet ist eine der fünf Megillot (Festrollen), die zu den jüdischen Festtagen gelesen werden und wird zum Laubhüttenfest vorgetragen.