Im Jahr 890 wurde Ulrich als Kind einer der vornehmsten Adelsfamilien Oberschwabens geboren. Schon früh wurde er für den geistlichen Stand bestimmt und zur Ausbildung in das Kloster St. Gallen geschickt. Es heißt, dass damals eine Reklusin namens Wiberat prophezeit hat, dass Ulrichs Zukunft nicht im Kloster sein wird, sondern dass Gott ihn zum Regieren bestimmt hat.
Im Alter von etwa 18 Jahren verlässt er St. Gallen und kehrt zu seiner Familie zurück. Er wird Kämmerer unter dem mächtigen Bischof Adalbero, “wegen des Adels seiner Eltern, seiner vortrefflichen Anlagen und seines angenehmen Äußeren”, wie es in seiner Lebensbeschreibung heißt.
Im Jahr 923, Ulrich ist 33 Jahre alt, wird er durch Heinrich I. zum Bischof von Augsburg eingesetzt. Fünfzig Jahre lang wird er nun als Bischof der Kirche von Augsburg und als Reichsfürst dem König in Treue dienen.
Die kirchliche Struktur ist in dieser frühen Zeit des Mittelalters vor allem im ländlichen Raum noch keineswegs gefestigt. Zwar existieren bereits Klöster als geistliche Zentren und Pfarreien, aber es befindet sich vieles noch im Aufbau und ist durch die instabile politische Situation und die räuberischen Einfälle der Ungarn ständig bedroht. Ulrich macht sich zunächst daran, die Stadt Augsburg auf- und auszubauen. Er lässt die Stadtmauern verstärken und baut zerstörte Gebäude wieder auf.
Die kirchliche Ordnung in der Stadt und auf dem Land stärkte er durch regelmäßige Pastoralreisen. Er sorgte für eine fundierte Ausbildung des Klerus und eine tiefgehende Missionierung der Bevölkerung, in der immer noch heidnische Bräuche lebendig waren. Seine Reisen unternahm er mit einem sogenannten Karrensitzer, einem zweirädrigen Wagen mit einer Bank, die an den Seitenwänden mit Eisenhaken eingehängt war.
Mit großem Einsatz kümmerte sich Ulrich um Arme und Kranke.
Menschen auf Tragbahren, auf Schemeln kriechend oder in Rollbetten liegend, befanden sich in seiner Umgebung, und er sorgte für ihren täglichen Unterhalt von den besten Speisen und Getränken.
Auch wenn er auf Reisen war, nahm er die Abendmahlzeit nicht eher ein, als der mit der Armenspeisung beauftrage Kleriker die Bedürftigen bedacht hatte. Den Gebrechlichen aber, die mitgekommen waren, wies man in seiner Nähe Plätze an und Ulrich ließ diese reichlich mit Speisen versorgen. Auch von Krankenheilungen weiß die Lebensbeschreibung des Heiligen zu berichten.
Seine Persönlichkeit war überaus glaubwürdig. Was er von anderen forderte, verlangte er zuvor sich selbst ab. Als Bischof schlief er auf einer Strohmatte, von der er sich nachts aber erhob, um zu beten. Auf bloßer Haut trug er ein raues Untergewand zum Zeichen der Buße. Sein Biograph beschreibt ihn als vorbildlich: bescheiden in der Lebensführung, gastfreundlich vor allem gegenüber den Armen, gewissenhaft in der Amtsführung und der Feier der Liturgie. Gerade die würdige Feier der Heiligen Messe und des Stundengebetes lagen ihm am Herzen und ihre Feier sollte in einem schönen Gotteshaus mit den entsprechend festlichen Gewändern und Utensilien stattfinden. Er machte sich auch daran, möglichst viele Reliquien zu sammeln, denn die Gebeine der Glaubenszeugen gelten bis heute als festes Fundament, auf dem die Kirche errichtet ist.
Als Reichsfürst hatte sich Ulrich auch mit weltlichen Angelegenheiten zu beschäftigen und musste für die militärische Verteidigung im Kriegsfall sorgen. Wie bereits erwähnt, suchten damals die Ungarn immer wieder Süddeutschland mit verheerenden Raubzügen heim. In der berühmten Schlacht auf dem Lechfeld am 10. August 955 wurden sie vor allem auch durch den Einsatz Bischof Ulrichs entscheidend besiegt.
Am 8. August 955 begannen die Ungarn, Augsburg zu belagern. Ulrich hatte innerhalb der Stadtmauern zahlreiche erfahrene Kämpfer zusammengezogen. Ein plötzlicher Ausfall aus dem Osttor überraschte die anreitenden Ungarn. Ulrich selbst ritt mutig auf seinem Pferd mit dem Kreuz in der Hand voraus. In der Schlacht wurde der Anführer der Ungarn tödlich verwundet, woraufhin sich diese zurückzogen. Am nächsten Tag umzingelten sie die Stadt, wagten aber nicht den Angriff. König Otto I. rückte mit einem Heer von 8000 Reitern heran, die Augsburger stellten unter Ulrichs Bruder Dietpald ebenfalls eine kräftige Heeresabteilung. Obwohl zahlenmäßig überlegen, wurden die Ungarn vernichtend besiegt. Doch auch im deutschen Heer gab es viele Tote, unter ihnen Ulrichs Bruder Dietpald und sein Neffe Reginbald. Ulrich bereitete den verstorbenen Helden ein gebührendes Begräbnis.
Mit großer Sorgfalt kümmerte sich Ulrich bis an sein Lebensende um die Kirche in seinem Bistum. Er sorgte sich um die würdige Feier der Liturgie und eine gute Ausbildung der Priester. Alle vier Jahre hielt er in den Hauptorten seiner Diözese Versammlungen ab, spendete die Firmung, visitierte die Geistlichen und sorgte für deren Unterhalt. Viele Kirchenbauten gehen auf ihn zurück, unter anderem der Wiederaufbau des zerstörten Mariendoms und der Kirche St. Afra. Großen Wert legte Ulrich auch auf die Sorge um die Armen und Kranken.
Als am 4. Juli 973 Ulrich starb, wurde er nach mehrtägiger Aufbahrung im Dom nach St. Afra überführt und dort in der bereits zu Lebzeiten von ihm vorbereiteten Grablege beigesetzt. Bereits im Jahr 993 wurde er heiliggesprochen. Er ist der erste Heilige, dessen Heiligsprechung nach einem offiziellen Verfahren in Rom erfolgt ist.
Über sein Leben sind wir bestens unterrichtet durch die “Vita Sancti Uodalrici episcopi Augustani”, die Gerhard, Ulrichs letzter Kaplan und Propst der Augsburger Domkirche, bald nach dem Tod des Heiligen verfasst hat. Diese beginnt mit den Worten:
Gar vielen ist die Kunde von den Wundern, die Christus durch seinen Diener, den heiligen Ulrich, zu Ehren seiner heiligsten Mutter Maria geschehen ließ, oft genug zu Ohren gekommen.
Bis heute sind diese Wunder bekannt geblieben und auch heute noch kommen viele Pilger an sein Grab, um dem Heiligen ihre Anliegen anzuvertrauen.