Effata – Mk 7,31-37

„Man brachte einen Taubstummen zu Jesus und bat ihn, er möge ihn berühren. Er nahm ihn beiseite, von der Menge weg, legte ihm die Finger in die Ohren und berührte dann die Zunge des Mannes mit Speichel; danach blickte er zum Himmel auf, seufzte und sagte zu dem Taubstummen: Effata!, das heißt: Öffne dich! Sogleich öffneten sich seine Ohren, seine Zunge wurde von ihrer Fessel befreit, und er konnte richtig reden.

Außer sich vor Staunen sagten die Leute: Er hat alles gut gemacht; er macht, dass die Tauben hören und die Stummen sprechen.“

Jesus öffnet die vertrockneten Kanäle eines Menschen. Er lässt das Wirklichkeit werden, was Jesaja in seiner Vision verheißen hat: Taube hören und Stumme sprechen. Gottes Heil wird konkret erfahrbar.

Spüren wir davon auch heute etwas? Wie viele Menschen sehen wir, die innerlich vertrocknet, ausgebrannt sind – Burnout sagen wir heute. Vielleicht gehören wir selbst dazu.

Wer geht heute auf einen Menschen zu und öffnet sich für ihn, so dass auch der andere seine Ängste überwinden kann und sich öffnen kann? Wer heilt mit zärtlicher Berührung die Verletzungen des Herzens?

Mutter Teresa erzählt aus ihrem Leben:

„Eines Tages bin ich in London eine Straße hinuntergegangen und habe einem Mann auf einer Bank sitzen gesehen. Er sah schlecht aus. Ich bin zu ihm gegangen und habe seine Hand geschüttelt. Er sagte: ‚Nach langer, langer Zeit spüre ich zum ersten Mal wieder die Wärme einer menschlichen Hand.‘ Und er saß auf der Bank und hatte ein sehr schönes Lächeln auf seinem Gesicht.“

Hl. Ägidius (7./8. Jhd.)

Ägidius wurde im 7. Jahrhundert in Griechenland, wahrscheinlich in Athen, geboren. Nach dem Tod seiner Eltern hat er sein gesamtes Vermögen verschenkt, zog in die Fremde und suchte die Einsamkeit.

Schon in seiner Heimat soll er Wunder gewirkt haben. Ein Kranker, dem er sein Gewand geschenkt hat, wurde gesund, sobald er es angezogen hatte. Auch seine Reise in die Fremde wurde von Wundern begleitet. Er rettete ein Schiff, das in Seenot geraten war, woraufhin ihn der Kapitän unentgeltlich mitnahm.

Ägidius ließ sich in der Gegend der Rhonemündung nieder, wo er sich zunächst einem anderen Einsiedler anschloss. Als aber immer mehr Menschen dort Hilfe suchten, zog er sich weiter in die Einsamkeit zurück. Er fand eine Höhle mit einem Brunnen, und eine Hirschkuh kam jeden Tag zu ihm, um ihn mit ihrer Milch zu nähren.

Nun geschah es eines Tages, dass der Gotenkönig Wamba mit seinem Gefolge zusammen mit dem Bischof von Nimes zur Jagd ging. Sie hatten es auch auf die Hirschkuh des Ägidius abgesehen. Diese konnte sich in die Höhle des Einsiedlers retten, doch die Jäger verfolgten sie. Ein Jäger schoss blindlings einen Pfeil und verletzte damit Ägidius. Als sie näher kamen, erkannten sie die Höhle und allein der König und der Bischof gingen hinein und fanden den verletzten Einsiedler zusammen mit der Hirschkuh.

Der König ehrte den Einsiedler und bat um Verzeihung. Ägidius erbat sich von ihm die Gründung eines Klosters. Ägidius wurde nun zum Vorsteher des später nach ihm benannten Klosters Saint Gilles, um das herum bald die gleichnamige Stadt entstanden ist.

Für sein Kloster erbat Ägidius sich vom Papst besondere Rechte. Bei seiner Reise nach Rom bekam er vom Papst zwei Türflügel mit den Abbildern der Apostel geschenkt. Die Legende berichtet, dass Ägidius diese in den Tiber warf und nach seiner Rückkehr im Hafen von Saint Gilles fand.

Der hl. Ägidius gehört zu den 14 Nothelfern und hat in der Volksfrömmigkeit eine große Bedeutung. Als einziger der 14 Nothelfer starb er nicht der Märtyrertod.

Seine Fürbitte wird besonders bei Aussatz und Krebs angerufen. Er gilt auch als Fürsprecher in Angst und geistiger Not und auch für eine gute Beichte. Dargestellt wird er meist als Einsiedler oder als Abt zusammen mit einer Hirschkuh.

Ägidius kann uns lehren, mit unserer Einsamkeit, die uns im Leben oft befällt, zurecht zu kommen. Er zeigt uns, dass Gott uns nicht allein lässt, sondern stets um uns Sorge trägt. Er lehrt uns auch die Wunde zu tragen, die uns plötzlich treffen kann, wie der Pfeil des Jägers den Ägidius. Bitten wir ihn um seine Fürsprache, dass wir in allen Ängsten und Nöten des Lebens nicht verzagen, sondern stets auf Hilfe hoffen.