Hl. Ulrich von Augsburg (890 – 973) Bischof

Ulrich_2Im Jahr 890 wurde Ulrich als Kind einer der vornehmsten Adelsfamilien Oberschwabens geboren. Schon früh wurde er für den geistlichen Stand bestimmt und zur Ausbildung in das Kloster St. Gallen geschickt. Es heißt, dass damals eine Reklusin namens Wiberat prophezeit hat, dass Ulrichs Zukunft nicht im Kloster sein wird, sondern dass Gott ihn zum Regieren bestimmt hat.

Im Alter von etwa 18 Jahren verlässt er St. Gallen und kehrt zu seiner Familie zurück. Er wird Kämmerer unter dem mächtigen Bischof Adalbero, “wegen des Adels seiner Eltern, seiner vortrefflichen Anlagen und seines angenehmen Äußeren”, wie es in seiner Lebensbeschreibung heißt.

Im Jahr 923, Ulrich ist 33 Jahre alt, wird er durch Heinrich I. zum Bischof von Augsburg eingesetzt. Fünfzig Jahre lang wird er nun als Bischof der Kirche von Augsburg und als Reichsfürst dem König in Treue dienen.

Die kirchliche Struktur ist in dieser frühen Zeit des Mittelalters vor allem im ländlichen Raum noch keineswegs gefestigt. Zwar existieren bereits Klöster als geistliche Zentren und Pfarreien, aber es befindet sich vieles noch im Aufbau und ist durch die instabile politische Situation und die räuberischen Einfälle der Ungarn ständig bedroht. Ulrich macht sich zunächst daran, die Stadt Augsburg auf- und auszubauen. Er lässt die Stadtmauern verstärken und baut zerstörte Gebäude wieder auf.

Die kirchliche Ordnung in der Stadt und auf dem Land stärkte er durch regelmäßige Pastoralreisen. Er sorgte für eine fundierte Ausbildung des Klerus und eine tiefgehende Missionierung der Bevölkerung, in der immer noch heidnische Bräuche lebendig waren. Seine Reisen unternahm er mit einem sogenannten Karrensitzer, einem zweirädrigen Wagen mit einer Bank, die an den Seitenwänden mit Eisenhaken eingehängt war.

Mit großem Einsatz kümmerte sich Ulrich um Arme und Kranke.

Menschen auf Tragbahren, auf Schemeln kriechend oder in Rollbetten liegend, befanden sich in seiner Umgebung, und er sorgte für ihren täglichen Unterhalt von den besten Speisen und Getränken.

Auch wenn er auf Reisen war, nahm er die Abendmahlzeit nicht eher ein, als der mit der Armenspeisung beauftrage Kleriker die Bedürftigen bedacht hatte. Den Gebrechlichen aber, die mitgekommen waren, wies man in seiner Nähe Plätze an und Ulrich ließ diese reichlich mit Speisen versorgen. Auch von Krankenheilungen weiß die Lebensbeschreibung des Heiligen zu berichten.

Seine Persönlichkeit war überaus glaubwürdig. Was er von anderen forderte, verlangte er zuvor sich selbst ab. Als Bischof schlief er auf einer Strohmatte, von der er sich nachts aber erhob, um zu beten. Auf bloßer Haut trug er ein raues Untergewand zum Zeichen der Buße. Sein Biograph beschreibt ihn als vorbildlich: bescheiden in der Lebensführung, gastfreundlich vor allem gegenüber den Armen, gewissenhaft in der Amtsführung und der Feier der Liturgie. Gerade die würdige Feier der Heiligen Messe und des Stundengebetes lagen ihm am Herzen und ihre Feier sollte in einem schönen Gotteshaus mit den entsprechend festlichen Gewändern und Utensilien stattfinden. Er machte sich auch daran, möglichst viele Reliquien zu sammeln, denn die Gebeine der Glaubenszeugen gelten bis heute als festes Fundament, auf dem die Kirche errichtet ist.

Als Reichsfürst hatte sich Ulrich auch mit weltlichen Angelegenheiten zu beschäftigen und musste für die militärische Verteidigung im Kriegsfall sorgen. Wie bereits erwähnt, suchten damals die Ungarn immer wieder Süddeutschland mit verheerenden Raubzügen heim. In der berühmten Schlacht auf dem Lechfeld am 10. August 955 wurden sie vor allem auch durch den Einsatz Bischof Ulrichs entscheidend besiegt.

Am 8. August 955 begannen die Ungarn, Augsburg zu belagern. Ulrich hatte innerhalb der Stadtmauern zahlreiche erfahrene Kämpfer zusammengezogen. Ein plötzlicher Ausfall aus dem Osttor überraschte die anreitenden Ungarn. Ulrich selbst ritt mutig auf seinem Pferd mit dem Kreuz in der Hand voraus. In der Schlacht wurde der Anführer der Ungarn tödlich verwundet, woraufhin sich diese zurückzogen. Am nächsten Tag umzingelten sie die Stadt, wagten aber nicht den Angriff. König Otto I. rückte mit einem Heer von 8000 Reitern heran, die Augsburger stellten unter Ulrichs Bruder Dietpald ebenfalls eine kräftige Heeresabteilung. Obwohl zahlenmäßig überlegen, wurden die Ungarn vernichtend besiegt. Doch auch im deutschen Heer gab es viele Tote, unter ihnen Ulrichs Bruder Dietpald und sein Neffe Reginbald. Ulrich bereitete den verstorbenen Helden ein gebührendes Begräbnis.

Mit großer Sorgfalt kümmerte sich Ulrich bis an sein Lebensende um die Kirche in seinem Bistum. Er sorgte sich um die würdige Feier der Liturgie und eine gute Ausbildung der Priester. Alle vier Jahre hielt er in den Hauptorten seiner Diözese Versammlungen ab, spendete die Firmung, visitierte die Geistlichen und sorgte für deren Unterhalt. Viele Kirchenbauten gehen auf ihn zurück, unter anderem der Wiederaufbau des zerstörten Mariendoms und der Kirche St. Afra. Großen Wert legte Ulrich auch auf die Sorge um die Armen und Kranken.

Als am 4. Juli 973 Ulrich starb, wurde er nach mehrtägiger Aufbahrung im Dom nach St. Afra überführt und dort in der bereits zu Lebzeiten von ihm vorbereiteten Grablege beigesetzt. Bereits im Jahr 993 wurde er heiliggesprochen. Er ist der erste Heilige, dessen Heiligsprechung nach einem offiziellen Verfahren in Rom erfolgt ist.

Über sein Leben sind wir bestens unterrichtet durch die “Vita Sancti Uodalrici episcopi Augustani”, die Gerhard, Ulrichs letzter Kaplan und Propst der Augsburger Domkirche, bald nach dem Tod des Heiligen verfasst hat. Diese beginnt mit den Worten:

Gar vielen ist die Kunde von den Wundern, die Christus durch seinen Diener, den heiligen Ulrich, zu Ehren seiner heiligsten Mutter Maria geschehen ließ, oft genug zu Ohren gekommen.

Bis heute sind diese Wunder bekannt geblieben und auch heute noch kommen viele Pilger an sein Grab, um dem Heiligen ihre Anliegen anzuvertrauen.

Bischof Otto von Bamberg (um 1060-1139)

Otto_Gabe

Otto ist der achte Bischof von Bamberg und neben dem Kaiserpaar Heinrich und Kunigunde Patron des Bistums. Er zählt zu den großen Gestalten des Mittelalters. Er hat für die Stärkung des Glaubens in seinem Bistum Sorge getragen, hat viele Klöster gegründet, ist ein Reformer der Kirche und Missionar unter den Pommern.

Mit großer Sorge nahm sich Otto der Not der Armen an. Er gründete etliche Spitäler zur Versorgung der Armen und Kranken. Sein Wahlspruch war:

Alles zur Ehre Gottes und zum Heil des Nächsten!

Seine Menschenfreundlichkeit bekamen alle zu spüren und er sah in allen, denen er seine Fürsorge und Menschlichkeit erwies, den Herrn gegenwärtig. Selbst lebte er ein einfaches Leben und untersagte allen Luxus, der sonst für das Haus eines Bischofs üblich war. Feine Speisen ließ er an die Armen verteilen und aß selbst nur karge Kost und niemals bis zur Sättigung. Alte und zerrissene Gewänder und Schuhe ließ er flicken, anstatt sich neue zu kaufen. Als sich einige darüber empörten und meinten, solche Armut schicke sich nicht für einen Bischof, antwortete er:

Das Besitztum des Bischofs besteht aus lauter Almosen von den Gläubigen. Es ist uns nicht erlaubt, dasselbe in Eitelkeit zu vergeuden.

Petrus und Paulus

Petrus_Paulus

Nicht der Todestag der beiden Apostel Petrus und Paulus wird am 29. Juni gefeiert, sondern die Übertragung ihrer Reliquien in die Katakombe an der Via Appia, nahe bei der heutigen Kirche San Sebastiano in Rom. Bereits in der Mitte des 3. Jahrhunderts wurde der Festtag der beiden Apostel an diesem Tag gemeinsam begangen.

Die Heilige Schrift berichtet uns viel über die beiden Apostel. Von Petrus erfahren wir vor allem aus den Evangelien. Er, der Fischer am See von Galiläa, wird von Jesus zum Apostel berufen. Unter ihnen nimmt er bald den ersten Platz ein. Ihm werden von Jesus selbst die Schlüssel des Himmelreiches anvertraut. Dennoch hat Petrus lange gebraucht, bis er Jesus verstanden hat. Er musste lernen, dass das Bekenntnis “Jesus, du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes!” auch das Leiden und Sterben des Messias am Kreuz einschließt. Auf das Wort Jesu: “Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen!” folgt unmittelbar der Ausruf: “Weg von mir, denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen.”

Noch in der Stunde der Passion hat Petrus nicht den Mut, zu Jesus zu stehen. Dreimal verleugnet er den Herrn. Doch er bereut und Jesus nimmt ihn an, indem er ihn als der Auferstandene dreimal fragt: “Liebst du mich?” Nun hat Petrus die Kraft, das Werk Jesu fortzuführen und der jungen Christengemeinde vorzustehen. Die Apostelgeschichte berichtet von Wundertaten des Petrus in Jerusalem und Umgebung, dann schweigt die Heilige Schrift über ihn.

Paulus hat von Jesu Erdenleben keine Notiz genommen. Wahrscheinlich ist er erst später von Tarsus nach Jerusalem gekommen. Im Gegensatz zum einfachen Fischer Petrus ist Paulus ein Mann von Welt. Er hat das jüdische Gesetz studiert und gehört zu den Gelehrten. Als sich die frühe Kirche in Jerusalem und Umgebung ausbreitet, wird er auf die Christen aufmerksam und verfolgt diese mit großem Eifer. Dann aber begegnet ihm Christus vor Damaskus, ein Ereignis, das sein Leben grundlegend verändert. Aus dem Verfolger wird einer der eifrigsten Verkünder der Botschaft Jesu Christi.

Die Begegnung mit Jesus vor Damaskus wird für Paulus zugleich zur Legitimation, sich Apostel nennen zu dürfen. Immer wieder betont er in seinen Briefen, dass er den übrigen Aposteln um nichts nachsteht. Wie diese wurde er vom Herrn selbst berufen und in das Evangelium eingeführt. Daher geht er nach seiner Berufung auch nicht nach Jerusalem, um sich dort die Legitimation der anderen Apostel zu holen und von ihnen zu lernen, sondern beginnt sofort zu predigen. Die Apostelgeschichte und seine eigenen Briefe geben Zeugnis von der umfangreichen Missionstätigkeit des Paulus im östlichen Mittelmeerraum und seinen Wunsch, das Evangelium auch in Rom und darüber hinaus weiter im Westen zu verkünden.

Erst Jahre später geht Paulus nach Jerusalem und begegnet dort zum ersten Mal Petrus. Seine Reise nach Jerusalem hatte allein den Zweck, Petrus den Fels (Kephas) kennenzulernen. Nicht, um von ihm zu lernen oder sich von ihm die oberhirtliche Bestätigung für seine Missionstätigkeit einzuholen, sondern allein aus Respekt und Freundschaft dem Petrus gegenüber ist Paulus nach Jerusalem gegangen. Er hat sonst keinen anderen der Apostel kennengelernt, außer Jakobus, den Bruder des Herrn, der damals wohl die Leitung der Jerusalemer Gemeinde innehatte.

In Petrus und Paulus wird die ganze Bandbreite christlicher Berufung sichtbar. Gott schaut nicht auf die Person. Gott sieht das Herz. Er kennt die Fähigkeiten jedes einzelnen und ruft jeden dazu, diese in den Dienst des Reiches Gottes zu stellen. Das bedeutet für jeden Menschen, seine eigenen Pläne aufzugeben und Jesus nachzufolgen. Doch wohin geht der Weg? Gott ist es, der diesen Weg bahnt und der Mensch erkennt ihn erst nach und nach im immer neuen Suchen und Fragen, in der ständigen Begegnung mit Jesus Christus.

Trotz so vielfältiger Berichte über Petrus und Paulus schweigt die Heilige Schrift über deren letzte Lebensjahre. Wir erfahren nichts mehr über Petrus, nachdem er Jerusalem verlassen hat, und auch der Bericht über Paulus endet, als dieser in Rom als Gefangener angekommen ist. Der hl. Isidor schreibt:

Nachdem Petrus die Kirche von Antiochia gegründet hatte, reiste er unter Kaiser Claudius nach Rom, um gegen Simon den Magier vorzugehen. In Rom predigte er 25 Jahre lang und wurde Bischof dieser Stadt. Im 36. Jahr nach dem Leiden des Herrn wurde er von Nero gekreuzigt, mit dem Haupt nach unten, wie er es selbst gewollt hatte.

Zuverlässige außerbiblische Quellen und die Tradition der Kirche geben Zeugnis davon, dass Petrus der erste Bischof von Rom gewesen ist und dass er zusammen mit Paulus dort das Martyrium erlitten hat. Viele Legenden schmücken die letzten Tage der beiden Apostel in Rom und deren Zusammentreffen und gemeinsamen Gang zum Martyrium. Auch der Wettstreit der beiden mit dem bereits in der Apostelgeschichte genannten Simon den Magier gehört zu diesen Legenden. Simon war inzwischen zu einem Vertrauten des Kaisers geworden und wetteiferte mit Petrus und Paulus darum, wer die größten Wunder vollbringen konnte. Am Ende war er mit seiner Zauberei der Glaubenskraft der Apostel unterlegen.

Als sicher gilt das Martyrium der Apostel Petrus und Paulus unter Kaiser Nero (54-68) um das Jahr 67, wie es heißt am gleichen Tag. Petrus wurde auf seinen eigenen Wunsch hin, da er sich nicht für würdig hielt, wie der Herr zu sterben, mit dem Kopf nach unten gekreuzigt, Paulus aber, der als Römischer Bürger nicht gekreuzigt werden durfte, starb durch Enthauptung und wird daher mit dem Schwert dargestellt, zugleich Symbol für die Kraft seines Wortes. Petrus aber hält die Himmelsschlüssel in der Hand.

Um das Jahr 450 predigte Papst Leo der Große in Rom zum Festtag der beiden Apostelfürsten:

Über die Verehrung hinaus, die dem heutigen Fest mit Recht auf dem ganzen Erdkreis entgegengebracht wird, ist es doch in unserer Stadt mit besonderem und ureigenem Jubel zu feiern, denn dort, wo die Apostelfürsten im Tod verherrlicht wurden, soll am Tag ihres Martyriums auch die höchste Freude herrschen.

Petrus und Paulus, die so grundlegend voneinander verschieden waren, sind beide zum Fundament geworden, auf dem Jesus Christus seine Kirche gebaut hat. An der Stätte des Petrusgrabes wurde der Petersdom errichtet, das Zentrum der Christenheit. Paulus wurde der Überlieferung nach auf einem heidnischen Friedhof an der Via Ostiense beigesetzt. Über seinem Grab wurde die Basilika Sankt Paul vor den Mauern errichtet, eine der vier Hauptkirchen Roms.

Prophet Sacharja (2)

Sacharja_Durchbohrt

War im ersten Teil des Buches Sacharia euphorisch von der Rettung Judas und Jerusalems unter der Führung der beiden Heilsgestalten, dem Hohenpriester Jeschua und dem Davidspross Serubbabel, die Rede, die treu den Willen Gottes erfüllen, so ist nun eine andere Zeit angebrochen. Es sind Herrscher aufgetreten, die sich nicht um das Wohl des Volkes kümmern, sondern wie schlechte Hirten sich nur am Fleisch der Herde sattessen wollen.

Zugleich aber verheißt Sacharja in Sach 9,9 das Kommen eines Friedenskönigs. Doch erst einmal herrscht Krieg. Wir erkennen die Ursache dieses Krieges in der Verwerfung Gottes durch die treulosen Hirten. Jerusalem aber wird siegreich aus diesem Kampf hervorgehen. Im Volk werden Helden erstehen, die siegreich kämpfen. Dann spricht der Prophet mitten in dieses Bild des Gemetzels die Worte:

An jenem Tag werde ich danach trachten, alle Völker zu vernichten, die gegen Jerusalem anrücken. Doch über das Haus David und über die Einwohner Jerusalems werde ich den Geist des Mitleids und des Gebets ausgießen. Und sie werden auf den blicken, den sie durchbohrt haben. Sie werden um ihn klagen, wie man um den einzigen Sohn klagt; sie werden bitter um ihn weinen, wie man um den Erstgeborenen weint. (Sach 12,9-10)

Es ist, als würde plötzlich der Kriegslärm schweigen und Stille das geschundene Land überziehen. Gottes Geist, der einst über den Wassern der Urflut schwebte, kommt über das Land. Den Menschen wird ihr Trug und ihre Eitelkeit bewusst und sie blicken auf das Zeichen des Durchbohrten, das mitten unter ihnen steht.

Sie werden auf den schauen, den sie durchbohrt haben.

Im Johannesevangelium (Joh 19,37) und in der Offenbarung des Johannes (Offb 1,7) wird dieses Wort eindeutig auf Jesus Christus bezogen, der am Kreuz gestorben ist. Das Volk Gottes hat in seiner Verblendung seinen Gott gekreuzigt, der gekommen ist, ihm das Heil zu bringen. Sie aber wollten mit ihren eigenen Waffen kämpfen und siegreich sein. Ihr falscher Eifer für das Gesetz, ihr falscher Stolz auf ihren Glauben hat sie blind gemacht. Nun aber weht Gottes Geist über das Todesfeld der Geschlagenen und öffnet ihnen die Augen.

Sie klagen und weinen und Gott vergibt ihnen die Schuld. Sie kehren um, schaffen alles Unreine und alle Lüge weg aus ihrer Mitte. Doch es gilt auch jedes Wort des Propheten:

 

„Sie werden auf den schauen, den sie durchbohrt haben“ – mit diesen Worten beschließt der Evangelist Johannes seine Darstellung der Passion des Herrn; mit diesen Worten eröffnet er die Christusvision im letzten Buch des Neuen Testamens, das wir „Geheime Offenbarung“ zu benennen pflegen. Zwischen der zweimaligen Anführung dieses prophetischen Wortes aus dem Alten Bund liegt die ganze Geschichte ausgespannt: zwischen Kreuzigung und Wiederkunft des Herrn; in diesem Wort ist ebenso die Rede von der Erniedrigung dessen, der wie ein Verbrecher am Galgen starb, wie von der Macht dessen, der kommen wird, die Welt zu richten – auch unser Richter.

„Sie werden auf den schauen, den sie durchbohrt haben“ – das ganze Johannesevangelium ist im Grunde nichts anderes als der Vollzug dieses Wortes, nichts anderes als das Bemühen, unsere Augen und unser Herz zu sammeln in den Blick auf ihn hin. Und die ganze Liturgie der Kirche ist nichts anderes als das Schauen auf den Durchbohrten, dessen verhülltes Antlitz der Priester auf dem Höhepunkt des Kirchenjahres, in der gottesdienstlichen Feier des Karfreitags, den Augen der Kirche und der Welt enthüllt: „Seht, das Holz des Kreuzes, an dem das Heil der Welt gehangen!“

„Sie werden auf den schauen, den sie durchbohrt haben“ – Herr, gibt uns, in dieser Stunde auf dich zu schauen, in der Stunde deiner Verborgenheit und Erniedrigung durch eine Welt, die das Kreuz als ärgerlichen Unfall übergehen will, die sich deinem Blick entzieht, ihn als unnütze Zeitvergeudung ansieht und nicht weiß, dass sie eben darin deiner Stunde entgegengeht, in der sich niemand deinem Blick wird entziehen können. (Benedikt XVI.)

An jenem Tag wird für das Haus David und für die Einwohner Jerusalems eine Quelle fließen zur Reinigung von Sünde und Unreinheit. (Sach 13,1)

Trauer und Schmerzen – das Herz ist verwundet, zerrissen. Jeder Mensch sehnt sich nach Liebe, doch wie oft wird diese Sehnsucht enttäuscht, zerbricht der kostbare Schatz in unseren Händen oder wird gar achtlos beiseite geworfen.

Die Sehnsucht nach Liebe durchzieht die Generationen des Menschengeschlechtes. Der Schrei nach Liebe hallt wider auf allen Plätzen dieser Erde und Schmerzensblut tropft auf unsere Straßen.

Woher kommt Rettung, woher Heilung für die gebrochenen Herzen, die so oft enttäuscht worden sind, und von einer Bitternis durch eine kurze Freude in die nächste Bitternis fallen? Ist es das Los des Menschengeschlechts, dass der Ruf nach Liebe ungehört verhallt?

Es gibt eine Quelle des Trostes, es gibt Heilung für die wunden Herzen. Kein einfaches Pflaster, keine schnellwirkende Medizin, keine billigen Pillen, aber etwas, das doch bei kontinuierlicher Anwendung heilsam wirkt.

Wir können unsere Herzen heilen im Licht der Liebe Gottes. Jesus Christus hat selbst den Schmerz in seinem Herzen empfunden. Aus Liebe hat er sein Herz durchbohren lassen. Aus seinem geöffneten Herzen fließt der Strom der göttlichen Liebe in diese Welt.

Blicken wir auf das aus Liebe durchbohrte Herz des Herrn. Lassen wir uns füllen von Gottes grenzenloser Liebe. Sie ist reichlich für alle da. Treten wir hinzu zum Quell der Liebe und tanken wir diese Liebe in unseren Herzen, damit unsere Wunden heilen und wir mit einem Herzen voller Liebe durch diese Welt gehen.

Indem wir auf Christus schauen, wissen wir uns zugleich von ihm selbst angeschaut. Er, den wir mit unserer Schuld durchbohrt haben, wird nicht müde, über uns den unerschöpflichen Strom seiner barmherzigen Liebe auszugießen. Möge die Menschheit erfassen, dass nur von dieser Quelle aus es möglich ist, die notwendige spirituelle Energie zu erlangen, um jenen Frieden und jenes Glück zu bauen, die Ziel der Sehnsucht aller Menschen sind. (Benedikt XVI.)

Prophet Sacharja (1)

Sacharja_Prophet

Im zweiten Jahr des Darius erging im achten Monat das Wort des Herrn an den Propheten Sacharja, den Sohn Berechjas, des Sohnes Iddos. (Sach 1,1)

Der Prophet Sacharja (“JHWH hat sich erinnert”) hat in der Zeit um 518 v.Chr. gewirkt, nur wenig später als der Prophet Haggai. Er wird auch in anderen biblischen Büchern erwähnt (vgl. Esra 5,1; Neh 12,16). Nach Nehemia 12,16 war Sacharja Priester. Er wurde in Babylon geboren und war mit seinem Großvater Iddo in der ersten Gruppe der Exilanten, die nach dem Befreiungsedikt des Perserkönigs Kyros unter der Führung von Serubbabel und Jeschua nach Jerusalem zurückkehrten.

Das Buch Sacharja ist Teil des Zwölfprophetenbuches. Es lässt sich in zwei Teile gliedern, wobei wohl nur der erste Teil, der die Kapitel 1 bis 8 umfasst, direkt auf den Propheten zurückgeht. Der zweite Teil, der die Kapitel 9 bis 14 umfasst, ist später (wahrscheinlich im 4. Jhd. v.Chr.) entstanden und wurde im Nachhinein dem Propheten zugeschrieben.

Die Zeit des Propheten ist geprägt vom Wiederaufbau der jüdischen Herrschaft im Land Israel nach der Rückkehr aus dem babylonischen Exil. Das Volk ist bedroht von äußeren Feinden, aber auch von inneren Auseinandersetzungen, die Worte des Propheten sollen Mut machen. In der Gestalt des Hohenpriesters Jeschua und des davidischen Herrschers Serubbabel sieht er die Heilsgestalten seiner Zeit, die für ihn zugleich Endzeit ist. Das Eintreffen von Gottes Heil steht nahe bevor. Serubbabel ist der letzte im Alten Testament erwähnte Herrscher aus dem Haus David.

Das Buch Sacharja enthält zahlreiche Hinweise auf den Messias, die in den Evangelien auf Christus gedeutet werden. Sach 9,9 prophezeit den Einzug Jesu in Jerusalem auf einem Esel, Sach 11,12-13 den Verrat durch Judas für 30 Silberstücke, Sach 12,10 die Durchbohrung der Seite des am Kreuz erhöhten Messias, Sach 13,7 die Zerstreuung der Jünger nach der Verhaftung Jesu, Sach 14,6-7 die Sonnenfinsternis in der Todesstunde Jesu. Der letzte Vers des Buches, Sach 14,21, wird auf die Tempelreinigung hin gedeutet. Die endzeitliche Schlacht in Harmagedon (Offb 16,16) leitet sich ab von der in Sach 12,11 erwähnten Totenklage in der Ebene von Megiddo.

Die Visionen erhält Sacharja nicht immer unmittelbar von Gott, sondern es tritt ein Engel auf, der ihm das Geschaute deutet. Damit kündigt sich die Wende von der Prophetie zur Apokalyptik an und wir können Ähnlichkeiten zum Buch Daniel und zur Offenbarung des Johannes feststellen. Die Texte im zweiten Teil des Buches sehen das Heil erst nach einer Eroberung Jerusalems durch die Feinde. Vor der Heilszeit steht die Notwendigkeit des Leidens. Am Ende des Buches steht die Vision vom Tag des Herrn.

10.6. Sel. Eustachius Kugler (1867–1946)

Kugler_1Josef Kugler wurde am 15. Januar 1867 in Neuhaus/Nittenau in der Oberpfalz geboren. Sein Vater war Landwirt und Hufschmied. Josef machte eine Lehre zum Bauschlosser in München. Dabei erlitt er eine Beinverletzung, an der er sein Leben lang zu leiden hatte. Er zog zu seiner Schwester nach Reichenbach und arbeitete dort in der Schmiedewerkstatt seines Schwagers. Da in der Reichenbacher Kirche nur unregelmäßig Gottesdienste gefeiert wurden, betete Josef Kugler am Sonntagnachmittag den Rosenkranz vor, weshalb er bald den Spitznamen „Klostersepp“ erhielt.

Als im Jahr 1890 die Barmherzigen Brüder das Kloster Reichenbach übernahmen und dort ein Pflegeheim für Menschen mit geistiger Behinderung einrichteten, war Josef Kugler zusammen mit anderen Handwerkern an den Renovierungsarbeiten beteiligt. Er hatte dabei auch Gelegenheit, den Orden näher kennenzulernen. Das Leben der Barmherzigen Brüder beeindruckte ihn und so trat er im Januar 1893 in die Ordensgemeinschaft ein und erhielt den Ordensnamen Eustachius.

Nach seiner Profess im Jahr 1898 war er in mehreren Häusern des Ordens tätig, bald auch in leitender Funktion. Im Jahr 1925 wurde er zum Provinzial der Bayerischen Ordensprovinz gewählt. Als seine größte Leistung kann der Bau des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder in Regensburg bezeichnet werden. Mit unermüdlichem Eifer und unerschütterlichem Gottvertrauen gelang es ihm, die Finanzierung zu sichern und das Bauvorhaben durchzuführen.

Ich habe die Sache mit meinem Herrgott ausgemacht. Es wird nichts fehlen!

Im Jahr 1930 konnte das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Regensburg eingeweiht werden. Es galt damals als eines der modernsten Krankenhäuser Deutschlands und hat bis heute nichts an seiner Bedeutung verloren.

In der Zeit des Nationalsozialismus hatte die Gemeinschaft der Barmherzigen Brüder starke Repressalien zu erdulden und Eustachius Kugler wurde als Oberer schwer bedrängt. Die sogenannte „Vernichtung lebensunwerten Lebens“ durch die Nazis traf ins Herz des Ordens, der sich besonders der behinderten Menschen annahm und diese betreute. Eustachius Kugler half, wo er konnte und versuchte zu verhindern, was zu verhindern war. Er musste dreißig mehrstündige Verhöre durch die Gestapo über sich ergehen lassen, in denen er sich als „kraftvoller Zeuge Christi“ zeigte.

Nach dem Krieg wurde bei Eustachius Kugler ein schweres Krebsleiden sichtbar. Am 10. Juni 1946 starb er im Regensburger Krankenhaus der Barmherzigen Brüder. Seine Verehrung breitete sich rasch aus. Seit 1982 ruhen seine sterblichen Überreste in einer Seitenkapelle der Krankenhauskirche St. Pius in Regensburg. Am 4. Oktober 2009 wurde er im Hohen Dom zu Regensburg seliggesprochen.

Ephräm der Syrer (306-373)

Ephraem_Weg

Der hl. Ephräm wurde um 306 in Nisibis, dem heutigen Nusaybin geboren. Nisibis war damals eine Grenzstadt zwischen dem Römischen Reich und Persien, das heutige Nusaybin liegt in der Türkei direkt an der Grenze zu Syrien.

Über die Kindheit des hl. Ephräm ist wenig bekannt. Wahrscheinlich war seine Mutter Christin, sein Vater jedoch ein heidnischer Priester, der seinen Sohn, als dieser im Alter von 18 Jahren die Taufe empfing, aus dem Haus warf. Später soll sich der Vater bekehrt haben und als Märtyrer gestorben sein.

Ephräm fand Zuflucht beim hl. Bischof Jakobus von Nisibis, erhielt an dessen Schule eine fundierte Ausbildung und wurde schließlich zum Diakon geweiht. Aus Demut hat Ephräm keine höheren Weihen und Kirchenämter angestrebt. Er ist Zeit seines Lebens Diakon geblieben und hat nach den Evangelischen Räten der Armut und Ehelosigkeit gelebt. Man weiß nicht sicher, ob er auch Mönch gewesen ist. Er hat aber lange Zeit als Einsiedler gelebt.

Ephräm wurde Lehrer an der Schule des Bischofs Jakobus und übernahm schließlich deren Leitung. Es heißt, dass Ephräm mit Jakobus am Konzil von Nicäa teilgenommen habe. Auch unter den Nachfolgern des hl. Jakobus setzte Ephräm seine Lehrtätigkeit fort.

Als Nisibis im Jahr 363 an die Perser fiel, verließ ein Großteil der römischen Bevölkerung die Stadt. Ephräm ging zusammen mit den anderen Lehrern seiner Schule und der Mehrheit der Oberschicht nach Edessa, dem heutigen Urfa in der Türkei. Ephräm lebte in Edessa in einer Höhle und verbrachte die Nächte im Gebet und dem Studium der Heiligen Schrift, tagsüber aber unterrichtete er und stellte sich in den Dienst der Nächsten. Sein Zeitgenosse, der hl. Gregor von Nyssa, schreibt über ihn:

Ephräm ist ein Nacheiferer der ersten Apostel; er kann allen Mönchen und Eremiten als Vorbild dienen. Er lebte ohne Tasche, ohne Stock und hatte weder Silber noch Gold. Seine Nahrung war Haferbrot und Gemüse, sein Getränk bestand aus bloßem Wasser. Sein Leib glich einem Skelett aus Ton.

Als in Edessa die Pest ausbrach, half Ephräm bei der Pflege der Kranken und wurde dabei selbst infiziert. Er starb am 9. Juni 373. Über seinem Grab wurde ein Kloster errichtet. Kreuzritter brachten seine Gebeine im Jahr 1145 vor einfallenden Kurden in Sicherheit.

Ephräm hat ein umfangreiches Werk hinterlassen. Bekannt ist er vor allem als Dichter christlicher Hymnen. Er verstand es meisterhaft, den Glauben singend zu verkünden. Der Historiker Sosimus sagt, Ephräm habe ungefähr drei Millionen Verse verfasst. Ein anderer schreibt, dass Ephräm neben seinen Hymnen und Liedern mehr als tausend Reden und Predigten hinterlassen habe. Viele seiner Predigten sind Versform gehalten. Zu den Schriften in gewöhnlicher Prosa zählen vor allem Verteidigungsschriften des Christentums sowie zahlreiche Bibelkommentare.

Alle seine Hymnen schöpfen aus dem unendlichen Schatz der Heiligen Schrift. Über sie sagt er:

Die Bibel gleicht einem Acker, der nie abgeerntet werden kann und deshalb nie öde und leer daliegt. Sie gleicht einer Quelle die beständig fließt und umso reichlicher strömt, je mehr man daraus schöpft.

Die Ostkirche hat dem hl. Ephräm viele Titel verliehen, unter anderem wird er Sonne der Schulen, Meister der Meister, Haupt der Lehrer, Fürst der Poeten, Brunnen der Wissenschaft, Vorbild der Eremiten, göttlicher Philosoph und Harfe des Heiligen Geistes genannt. Im Westen wurde er im Jahr 1920 durch Papst Benedikt XV. zum Kirchenlehrer erhoben.

Eine besondere Liebe hatte der hl. Ephräm zur Muttergottes. Das ist ein Beleg dafür, wie tief ihre Verehrung bereits in der frühen Kirche verwurzelt war. Er sagt:

Du, Jesus, und deine Mutter, ihr habt höchste Schönheit; an dir gibt es keine Befleckung und an deiner Mutter ebenfalls nicht.

Gott, geheimnisvoll waltest du überall und überall bist du verborgen. Du bist gegenwärtig in der Höhe, aber die Höhe kann dich nicht fassen. Du bist in der Tiefe, aber sie umgreift dein Wesen nicht. Du bist ganz nur Wunder, wo immer wir dich suchen. Nah bist du und fern. Wer gelangt zu dir? Der forschende Geist, der sinnende, kann es nicht. Dir naht nur der Glaube, nur die Liebe, nur das Gebet. Amen.