27.2. P. Johann Schwingshackl (1887-1945)

SchwingshacklJohann Schwingshackl wurde am 4. Mai 1887 in Welsberg/Südtirol geboren und wuchs in einer religiös geprägten Bergbauernfamilie auf. Acht der zwölf Kinder ergriffen geistliche Berufe. Als Zehnjähriger bat er den Vater, studieren gehen zu dürfen, doch dieser soll seinen Wunsch abgelehnt haben mit den Worten: „Aus dir wird doch nur ein Lump!“ Später sieht Schwingshackl darin das Eingreifen der göttlichen Vorsehung: „Ich glaube nämlich nicht, dass ich am Priesterberuf festgehalten hätte, wenn ich damals als Knabe die Studien begonnen hätte.“ So arbeitete er als Knecht auf dem Hof der Eltern, bis er endlich als 22-jähriger das Mittelschulstudium beginnen konnte.

Im Ersten Weltkrieg kämpfte er bei den Tiroler Kaiserjägern und gelangte nach seiner Verwundung vier Jahre in russische Kriegsgefangenschaft. Diese harte Zeit in sibirischen Lagern sollte seine Gesundheit ruinieren. Er lernte dort aber auch den Juden Aaron Eisen kennen, mit dem er viele religiöse Gespräche führte, was ihn im Umgang mit Andersgläubigen viel toleranter und einsichtsvoller machte. Er sagt später selbst: „Das war für mich ein großer Nutzen. Ich war zu eng.“

Nach seiner Heimkehr trat er Anfang 1919 in St. Andrä im Lavanttal bei den Jesuiten ein. Sein Vater war davon nicht begeistert: „Ausgerechnet bei den Jesuiten, die immer eine Zielscheibe der Verfolgung sind“, sagte er. Doch Johann entgegnete: „Gerade deshalb!“ Nach Studien in Innsbruck und Krakau und wurde er 1924 zum Priester geweiht. Um seine Lungenerkrankung auszukurieren, musste er längere Zeit zuhause verbringen, war dann zunächst am Canisianum in Innsbruck tätig, wurde 1931 Novizenmeister, 1933 nach seinem sehnlichsten Wunsch Volksmissionar, 1936 aber als Novizenmeister zu den Missionsschwestern von „Regina Apostolorum” in Straßhof in Niederösterreich versetzt.

Aus seinem Widerwillen dem Nazi-Regime gegenüber machte er von Anfang an keinen Hehl. „Kein Wort zu viel, aber auch keines zu wenig!“, lautete seine Devise. Er wollte angesichts der Zeitumstände „recht handeln – nie unklug, aber ja nie feige!“ Als er 1938 Kirchenrektor an St. Martin in Wien wurde, begann er mit seinen unerschrockenen Predigten gegenüber dem Nationalsozialismus. Aus Furcht vor den Übergriffen der Nazis versetzte ihn der Orden 1941 nach Bad Schallerbach bei Wels. Der Provinzial der Jesuiten ermahnte ihn „alle unangebrachte Kritik, auch die Kritik an weltlichen und kirchlichen Personen, auf der Kanzel und im Privatgespräch zu unterlassen“. Doch P. Schwingshackl konnte nicht schweigen. „Ich will kein stummer Hund gewesen sein in heutiger Zeit“, sagte er.

Im Februar 1944 wurde P. Schwingshackl verhaftet. Er sieht es als Ehre an, denn „man muss heute schon fast ein schlechtes Gewissen haben, wenn man bei diesem Regime noch nicht eingesperrt ist.“ Bei der Verhaftung fiel der Gestapo auch ein Brief an den Provinzial in die Hände, in dem P. Schwingshackl das Nazi-Regime scharf kritisiert. Dieser gab den Ausschlag dafür, dass der Volksgerichtshofpräsident Roland Freisler schließlich am 16. Dezember 1944 das Todesurteil wegen „Wehrkraftzersetzung“ verhängte. In seinem Abschiedsbrief schreibt er:

„Klar hat die Untersuchung, besonders aber die Art der Verurteilung gezeigt, dass ich nur für die Sache Christi sterbe… Den Priestersegen gebe ich Euch täglich, oft mit gefesselten Händen.“

Noch vor der Vollstreckung des Todesurteils starb P. Johann Schwingshackl in der Nacht vom 27. auf den 28. Februar 1945 in seiner Gefängniszelle in München-Stadelheim. Johann Schwingshackl wurde zunächst auf dem Perlacher Friedhof in München bestattet, 1946 wurde er auf den Jesuiten-Friedhof in München-Pullach überführt. Seit dem 13. Juni 1985 befindet sich sein Grab in der Gruft der Jesuitenkirche in Innsbruck.

22.02. Papias von Hierapolis (um 60-um 135)

PapiasPapias war Bischof von Hierapolis in Phrygien, einer damals sehr bedeutenden Stadt, deren Ruinen heute im türkischen Landkreis Pamukkale zu finden sind. Irenäus nennt Papias „einen Hörer des Johannes, Freund des Polykarp und Mann aus alter Zeit“. Seine um 130 verfasste „Darstellung der Herrenworte” in fünf Büchern ist uns nicht erhalten. Eusebius von Caesarea, der um das Jahr 325 seine Kirchengeschichte schreibt, hatte das Werk offenbar noch vorliegen und geht im 39. Kapitel des dritten Buches ausführlich darauf ein.

Aus dem Zitat des Irenäus darf man nicht schließen, dass Papias ein direkter Schüler der Apostel war. Er hat deren Lehren von den Presbytern übernommen, wie in einem Zitat aus dem Werk des Papias bei Eusebius deutlich wird:

Nicht an denen, die viele Worte machen, sondern an denen, welche die Wahrheit lehren, hatte ich meine Freude. Ich folgte auch nicht denen, welche die fremden Gebote anführen, sondern denen, welche die vom Herrn dem Glauben gegebenen und aus dem Glauben entspringenden Gebote der Wahrheit lehren. Kam einer, der den Presbytern gefolgt war, dann erkundigte ich mich nach den Lehren der Presbyter und fragte: Was sagte Andreas, was Petrus, was Philippus, was Thomas oder Jakobus, was Johannes oder Matthäus oder irgendein anderer von den Jüngern des Herrn? Und was sagen Aristion und der Presbyter Johannes, die Jünger des Herrn?

Bereits Eusebius bemerkt, dass Papias hier zweimal einen Johannes erwähnt, einmal in Zusammenhang mit den Aposteln, einmal mit den Presbytern. Somit wird deutlich, dass in der frühen Kirche Kleinasiens neben dem Apostel Johannes auch ein Presbyter namens Johannes eine herausragende Stellung eingenommen hat. Von letzterem stammen wahrscheinlich die Johannesbriefe und die Offenbarung oder wurden zumindest in seinem Namen geschrieben.

Durch das Hören der Augenzeugen Jesu wird für Papias das Evangelium lebendig,

denn die aus Büchern geschöpften Berichte können für mich nicht denselben Wert haben wie die Worte frischer, noch lebender Stimmen.

Auch uns führen die wenigen Zeilen, die Eusebius uns aus dem Werk des Papias übermittelt, näher an die Zeit der frühen Kirche heran. Papias berichtet vom Apostel Philippus und Justus Barsabas, den wir aus der Apostelgeschichte (Apg 1,23) kennen. Philippus hatte zwei Töchter, die Papias in Hierapolis kennen gelernt hat und die ihm eine wunderbare Geschichte von einer Totenerweckung durch den Apostel berichteten. Von Justus Barsabas erwähnt Papias, dass er tödliches Gift getrunken habe, ohne dass es ihn geschadet hat. Eusebius schreibt weiter:

Papias bietet auf Grund mündlicher Überlieferung auch noch andere Erzählungen, nämlich unbekannte Gleichnisse und Lehren des Erlösers und außerdem noch einige sonderbare Berichte. Zu diesen gehört seine Behauptung, dass nach der Auferstehung der Toten tausend Jahre kommen werden, in denen das Reich Christi sichtbar auf Erden bestehen werde.

Eusebius kritisiert diese Anschauung über die tausendjährige Herrschaft Christi, jedoch finden wir diese Prophezeiung auch im 20. Kapitel der Offenbarung des Johannes, was wiederum die enge Verbindung von Johannes und Papias, von der Irenäus berichtet, bestätigt. Gerne würden wir mehr über das erfahren, was die beiden miteinander geredet haben. Das würde uns auch helfen, die Offenbarung des Johannes besser zu verstehen. Wenn man die Offenbarung liest, kann man daraus schließen, dass die Christen zur Zeit des Papias große Not und Bedrängnisse erfahren haben. Die Kirche hat sich nicht in einer ihr wohlgesonnenen Umgebung ausgebreitet. Sie hat auch nicht den Leuten nach dem Mund geredet und in das Horn des Zeitgeistes geblasen. Vielmehr war es die Standhaftigkeit zum Zeugnis des Glaubens in der Bedrängnis bis zum Tod, was die Christen attraktiv machte.

Nach einem Zitat bei Eusebius berichtet uns Papias über die Evangelisten Markus und Matthäus mit folgenden Worten:

Markus hat die Worte und Taten des Herrn, an die er sich als Dolmetscher des Petrus erinnerte, genau aufgeschrieben. Zwar hatte er nicht selbst den Herrn gehört und begleitet, wohl aber folgte er später dem Petrus, welcher seine Lehrvorträge nach den jeweiligen Bedürfnissen einrichtete, nicht aber so, dass er eine zusammenhängende Darstellung der Reden des Herrn gegeben hätte. Markus trug dafür Sorge, nichts von dem, was er gehört hatte, auszulassen. … Matthäus hat in hebräischer Sprache die Reden zusammengestellt, ein jeder aber übersetzte dieselben so gut er konnte.

Über das Leben des Papias haben wir keine Berichte. Späteren Legenden zu Folge soll er als Märtyrer gestorben sein.

 

17.2. Heiliger Evermod (um 1100-1178)

EvermodDer romanische Dom ist noch heute das Wahrzeichen der südlich von Lübeck idyllisch auf einer Insel im gleichnamigen See gelegenen Kleinstadt Ratzeburg. Die “Racesburg” wird erstmals erwähnt in einer in Worms ausgestellten Urkunde aus dem Jahre 1062. Heinrich IV schenkte diese Festung dem Billungerherzog Otto von Sachsen. Der Name “Racesburg” geht vermutlich zurück auf den slawischen Fürsten Ratibor, der Ratse genannt wurde und in einer Ringburg residierte.

Die Entwicklung der Ansiedlung geht einher mit der Christianisierung des Gebietes, bereits um das Jahr 1044 wurde Ansverus, ein Mönch aus dem Kloster Harsefeld bei Stade, vom christlichen Obotritenfürst Gottschalk in dieses Gebiet berufen. Ein Kloster auf dem St. Georgsberg wurde begründet. Im Jahr 1060 wurde das Bistum Ratzeburg von Erzbischof Adalbert von Bremen errichtet. Doch schon nach kurzer Zeit, im Jahr 1066, wurde bei einem Slawenaufstand alles Christliche in und um Ratzeburg vernichtet, das Kloster St. Georgsberg wurde zerstört, der Abt Ansverus und 18 seiner Gefährten gesteinigt.

Als im Jahr 1093 der endgültige Sieg über die Ostseeslawen errungen wurde, konnte das Kloster St. Georgsberg zusammen mit der Kirche wieder aufgebaut werden, um das Jahr 1142 wurde Ansverus heiliggesprochen. Im Jahr 1154 errichtete Heinrich der Löwe das Bistum Ratzeburg neu. Es umfasste den Westen Mecklenburgs und das Herzogtum Lauenburg und bestand bis zur Reformation. Um 1165 wurde von Heinrich dem Löwen der Bau des Domes begonnenen, der im Jahr 1220 vollende wurde. Bereits 1172 wurden die Gebeine des hl. Ansverus in einer feierlichen Prozession in den Dom überführt.

Der hl. Evermod war der erste Bischof des neu errichten Bistums Ratzeburg. Evermod wurde um das Jahr 1100 in Belgien geboren. 1120 schloss er sich Norbert von Xanten an und trat in den von diesem gegründeten Orden der Prämonstratenser ein. Er wurde einer der treuesten Schüler des heiligen Norbert und begleitete ihn auf vielen seiner Reisen. Bald übernahm er wichtige Funktionen in den Neugründungen des Ordens, zunächst 1131 im Kloster Gottesgnaden, das Norbert auf einer Insel in der Saale nahe Calbe, südlich von Magdeburg gegründet hatte. Evermod selbst gründete vier Klöster in Havelberg, Jerichow, Quedlinburg und Pöhlde.

Im Jahr 1154 wurde Evermod Bischof von Ratzeburg. Zusammen mit ihm kamen mehrere Prämonstratenser in das neu errichtete Bistum. Mit großem missionarischem Eifer ging er daran, den christlichen Glauben unter den neu bekehrten Slawen zu festigen. In der Umgebung wirkte er beim Wendenstamm der Polaben als Glaubensbote, weshalb er auch “Apostel der Wenden” genannt wird. In einer Chronik heißt es:

„Der eifrige Oberhirte bot alle Kräfte auf, um die Laster, welche zufolge der Einfälle und Plünderungen der Slaven eingerissen waren, zu vertilgen; es erhoben sich in seinem Sprengel eine Menge Kirchen, wodurch die Gottesfurcht und Religion bedeutenden Vorschub gewann.“

In seine Amtszeit fällt auch die Errichtung des Domes, womit Evermod zugleich den Grundstein für die spätere Stadt legte. Es werden viele Wunder des heiligen Bischofs berichtet. Evermod starb am 17. Februar 1178. Seine Gebeine befinden sich im Dom zu Ratzeburg.

Auch die beiden Nachfolger Evermods werden als Heilige verehrt. Der heilige Isfried, Beichtvater Heinrichs des Löwen, wurde 1180 Bischof von Ratzeburg. Er war wie Evermod Prämonstratenser und hatte zuvor den Bau des Klosters Jerichow vorangetrieben. Nun trug er maßbeglich zur Vollendung des Ratzeburger Domes bei. Der hl. Ludolf, ebenfalls Prämonstratenser, kam etwa 1230 als Diakon nach Ratzeburg und wurde 1236 zum Bischof gewählt. Aufgrund von Streitigkeiten mit Herzog Albrecht von Sachsen musste er um 1247 fliehen und starb 1250 in Wismar.

Apophthegmata – Makarius

Makarius_Anfang

Es ist das Kennzeichen des christlichen Lebens, dass ein Mensch, soviel er sich auch müht und soviel Rechtschaffenheit er auch leisten mag, sich dennoch so fühlt, als habe er nichts getan. Im Fasten zu sagen: Dies ist kein Fasten; beim Beten zu sagen: Das ist nicht Gebet; und bei der Beharrlichkeit im Gebet zu sagen: Ich habe keine Beharrlichkeit. Ich fange gerade erst an, den Glauben zu leben und Schmerzen auf mich zu nehmen. Und auch wenn der Mensch rechtschaffen lebt vor Gott, soll er stets sagen: Ich bin nicht rechtschaffen, nicht ich. Ich nehme keine Schmerzen auf mich, sondern ich mache nur jeden Tag einen Anfang.

 

12.1. Aelred von Rieval (1110 – 1167)

Aelred_Streben

Auch der Versuch, Großes zu erreichen, ist eine große Tat. – Magnarum rerum etiam ipse conatus magnus est. – Dem Tapferen ist es ein Bedürfnis, Erhabenes und Höchstes anzustreben. Er will das Gewünschte erhalten, oder wenigstens besser erkennen, was dessen Wert ist, und wie erstrebenswert das ist, was er noch nicht erhalten hat. Es ist kein geringer Fortschritt, wenn einer die Tugend kennenlernt und somit weiß, wie weit er von ihr noch entfernt ist. Übrigens darf der Christ nie verzweifeln und denken, irgendeine Tugend sei ihm unerreichbar. Denn täglich klingt ihm ins Ohr die Stimme Gottes im Evangelium: „Bittet und ihr werdet empfangen!“

7.1. Raimund von Penafort (um 1175-1275)

Raimund war adliger Herkunft und wurde um das Jahr 1175 auf dem westlich von Barcelona bei Villafranca del Penades gelegenen Schloss Penafort geboren. Er studierte an den damals sehr berühmten Universitäten von Barcelona und Bologna Philosophie und Rechtswissenschaften. In Bologna promovierte er zum Professor für Kirchenrecht. Er gilt als einer der bedeutendsten Rechtsgelehrten des Mittelalters.

In Bologna lernte er den Predigerorden des Hl. Dominikus kennen. Er beendete seine dortige Lehrtätigkeit und kehrte im Jahr 1220 nach Spanien zurück. Dort wurde er zunächst Kanoniker am Dom zu Barcelona. Er verfasste die Konstitutionen des damals entstandenen Mercedarier-Ordens. Dieser Orden, der in Deutschland auch „Orden der Gnade“ genannt wurde, bestand aus zölibatären Mönchsrittern und Mönchspriestern und setzte sich vor allem für den Loskauf von Gefangenen aus muslimischer Gefangenschaft ein.

Im Jahr 1222 trat Raimund von Penafort in den Dominikanerorden ein. Nach Abschluss des Noviziats lehrte er von 1223 bis 1229 an Schulen des Ordens. Im Jahr darauf wurde er von Papst Gregor IX., der ihn zu seinem Beichtvater ernannte, nach Rom gerufen. Auch hier wirkte er im Bereich des Kirchenrechts und erstellte eine Sammlung kirchlicher Gesetze, die vom Papst 1234 als „Corpus Iuris Canonici” in Kraft gesetzt wurde. Große Verbreitung erfuhr sein um das Jahr 1238 verfasstes Handbuch für Beichtväter (Summa de paenitentia et matrimonio).

Von 1238 bis 1240 war Raimund von Penafort als zweiter Nachfolger des Hl. Ordensgründers Dominikus Ordensgeneral der Dominikaner. Er erarbeitete die Kodifizierung der Ordensregeln, die weitgehend bis zur Reform in der Zeit des II. Vatikanums in Kraft blieben. Nach knapp drei Jahren legte er 1242 sein Amt nieder und ging nach Barcelona, wo er zum Berater König Jakobs. I. von Aragon, genannt Eroberer (1213-1276), wurde.

In dieser Zeit spielt die sogenannte Mantel-Legende. Raimund tadelte den König wegen seines unsittlichen Lebenswandels und wollte seine Beraterdienste beenden. Beide befanden sich damals auf der Insel Mallorca. Raimund wollte aufs Festland zurückkehren, jedoch verbot der König jedem bei Androhung der Todesstrafe, Raimund dabei behilflich zu sein. So fand er kein Schiff, das ihn übersetze. Daraufhin nahm er seinen Ordensmantel und fuhr auf diesem über das Meer. Der König, beeindruckt von diesem Wunder, besserte fortan seinen Lebenswandel.

Damals fielen immer mehr ehemals muslimische Gebiete an die Spanische Krone. Das stellte Kirche und Staat vor große Herausforderungen. Es ging vor allem darum, die fremde Kultur, Sprache und Religion der Muslime kennen zu lernen, und mit diesem Wissen die Mission unter den Muslimen voran zu treiben. Die intensive Begegnung mit der arabischen Kultur hat aber auch das geistige Leben in Europa befruchtet. Über die damals kulturell hochstehende muslimische Kultur kam man an bis dahin unbekannte Werke der Antike, wie vor allem die Schriften des Aristoteles.

Zusammen mit dem seligen Franziskaner-Terziaren Raimundus Lullus trat Raimund für die Mission unter den Muslimen, aber auch den in den neu eroberten Gebieten zahlreichen Juden ein. Der Missions-Erlass des aragonischen Königs von 1242 dürfte auf seine Anregung zurückgehen. Juden und Muslime wurden damit zu einer regelmäßigen Teilnahme an Predigten verpflichtet, die sie zum katholischen Glauben führten sollten. Bereits 1256 konnte Raimund von zehntausend getauften Muslimen berichten.

Durch Raimund wurde ein Arabisch- und Hebräisch-Unterricht in mehreren Klöstern des Dominikanerordens eingeführt. Die berühmte Summe gegen die Heiden (Summa contra gentiles) des Hl. Thomas von Aquin, der bekanntlich auch Dominikaner gewesen ist, ist auf Anregung Raimunds von Penafort entstanden. Mit ihr sollten durch Vernunftargumente nichtchristliche Glaubensauffassungen widerlegt und die Größe des christlichen Glaubens aufgezeigt werden. Raimundus Lullus und andere Theologen der damaligen Zeit haben Gespräche verfasst, in denen ein Jude, ein Muslim und ein Christ über ihre Religion diskutieren, wobei immer der Christ die überlegenen Argumente besitzt.

Raimund von Penafort war etwa einhundert Jahre alt und gezeichnet durch ein unermüdliches asketisches Leben, als er am 6. Januar 1275 zu Barcelona starb. Er wurde in der gotischen Kathedrale dieser Stadt beigesetzt. Viele Wunder ereigneten sich an seinem Grab. Im Jahr 1601 wurde er von Papst Clemens VIII. heiliggesprochen.

3. Advent – Gaudete!

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Alfred Delp SJ denkt zu Beginn seiner während der Inhaftierung durch die Nazis heimlich entstandenen Schrift „Im Angesicht des Todes“ über die Freude nach. Er zeigt dabei deutlich, dass der Grund der Freude nicht allein ein irdischer sein kann.

„Was ist die Freude, die wahre Freude? Die Philosophen sagen, es wäre die Zufriedenheit und Gehobenheit des Gemütes über ihm zur Verfügung stehende Güter. Das mag für irgendwelche Phänomene der Freude stimmen, aber die Freude ist das nicht. Wie sollte ich sonst in dieser Zeit und in dieser Lage zu einer wahren Freude kommen? Hat es überhaupt Sinn, sich über die Freude viel Gedanken zu machen? Gehört es nicht zu den Luxusartikeln des Lebens, die in dem schmalen Privatraum, den das Kriegsgespräch zulässt, keinen Platz hat? Und erst recht nicht in einer Kerkerzelle, in der man hin und her pendelt, die Hände in Eisen, das Herz in alle Winde der Sehnsucht gespannt, den Kopf voller Sorgen und Fragen?

Und dann muss es einem in solcher Lage immer wieder geschehen, dass plötzlich das Herz die Fülle des zuströmenden Lebens und Glückes nicht mehr zu fassen vermag. Es gab und gibt die Stunden, in denen man getröstet ist und innerlich gehoben, in denen man die Sachlage genauso real und aussichtslos sieht wie sonst und doch nicht gram wird darüber, sondern es wirklich fertig bringt, das Ganze dem Herrn zu überlassen. Und das ist nun das entscheidende Wort. Die Freude im Menschenleben hat mit Gott zu tun.

Die Kreatur kann dem Menschen in vielerlei Gestalt Freude bringen oder Anlass zu Freude und Freuden sein; aber ob dies echt gelingt, das hängt davon ab, ob der Mensch der Freude noch fähig und kundig ist. … Wie müssen wir leben, um der wahren Freude fähig zu sein oder zu werden? Die Frage muss uns heute mehr als sonst beschäftigen. Der Mensch soll seine Freude so ernst nehmen, wie er sich selbst nimmt. Und er soll es sich und seinem Herzen und seinem Herrgott glauben, auch in der Nacht und in der Not, dass er für die Freude geschaffen ist. Das heißt aber: für ein erfülltes Leben, das um seinen Sinn weiß, das seiner Fähigkeiten sicher ist, das sich auf dem rechten Weg weiß zu seiner Vollendung und im Bündnis mit allen guten Geistern und Kräften Gottes.“

11.11. Hl. Martin

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Martin von Tours gehört zu den beliebtesten Volksheiligen und sein Brauchtum ist bis heute lebendig geblieben. Wir kennen die Martinsumzüge mit Laternen, die nicht selten von einem Reiter mit rotem Mantel begleitet werden, der die berühmte Mantelteilung des hl. Martin nachspielt.

Martin wurde im Jahr 316 oder 317 in Sabaria, der Hauptstadt der römischen Provinz Pannonien, dem heutigen Szombathley in Ungarn geboren. Sein Name leitet sich vom heidnischen Kriegsgott Mars ab und bedeutet so viel wie dem Mars gehörend. Sein Vater war römischer Offizier und Martin musste im Alter von 15 Jahren ebenfalls in das Römische Heer eintreten. Es galt als Gesetz, dass die Söhne von Berufssoldaten ebenfalls Soldaten wurden. Martin kam zur berittenen kaiserlichen Garde, einer Art Elitetruppe, der er bis zu seinem Abschied aus der Armee im Jahr 356 angehörte.

Das 4. Jahrhundert, in dem Martin lebte, war eine Zeit tiefer Umbrüche. An seinem Beginn stehen die grausamen Christenverfolgungen, vor allem unter Kaiser Diokletian. Dann kommt mit Kaiser Konstantin der große Umschwung, das Christentum wird im Römischen Reich offiziell erlaubt. Schließlich werden die Christen von Staatsfeinden zu Trägern des Staates und das Christentum zur offiziellen Staatsreligion. Dieser Wandel vollzog sich nicht ohne innere Auseinandersetzungen innerhalb des Christentums. Die Bischöfe waren plötzlich ranghohen Staatsbeamten gleichgestellt und der Kaiser selbst nahm nun Einfluss auf Glaubensinhalte. Bei Auseinandersetzungen um Glaubensinhalte kämpfen nun die einzelnen Gruppen um die kaiserliche Gunst und es kommt zu ersten tiefen Glaubensspaltungen. Zudem war es nun opportun, Christ zu sein, die Bekehrungen nahmen zu, jedoch war es nicht immer einfach, den Glauben bei den Menschen zu vertiefen. Gegen diese Verflachung des Glaubens entwickelte sich das Mönchtum, das den Glauben auf eine tiefe asketische Weise lebte. Das Mönchtum entstand in Ägypten. Martin wird einen entscheidenden Beitrag dazu leisten, die Ideale des Mönchtums im Abendland heimisch werden zu lassen.

Martin stammte aus einer heidnischen Familie, jedoch interessierte er sich schon als Kind für den christlichen Glauben. Im Alter von 15 Jahren reihte sich Martin unter die Taufbewerber und führte als Soldat ein Leben, das sich von dem der meisten seiner Kameraden unterschied: „Er hielt sich frei von den Lastern, in die sich die Soldatenwelt gewöhnlich verstricken lässt. Seine Güte gegen die Kameraden war groß, seine Liebe erstaunenswert, seine Geduld und Demut überstiegen alles Maß.“

Im Winter des Jahres 334, Martin war damals 18 Jahre alt, war seine Truppe in der gallischen Stadt Amiens stationiert. Es heißt, dass Martin damals schon seinen ganzen persönlichen Besitz an die Armen verschenkt hatte. Er besaß nur noch das, was ihm vom Heer zur Verfügung gestellt wurde und nicht sein persönliches Eigentum war, Waffen, Ausrüstung und Soldatenmantel. In diesem Winter war die Kälte besonders stark und hatte schon viele Todesopfer unter den Armen gefordert. Da sieht Martin einen Bettler am Stadttor, der kurz vor dem Erfrieren ist. Was kann Martin für ihn tun? Er kann ihm nur einen Teil seines Mantels geben, was ihm eine dreitägige Haftstrafe für mutwillige Zerstörung von Militäreigentum einbringen wird.

„Der arme Bettler flehte die Vorübergehenden um Erbarmen an. Aber alle gingen an dem Unglücklichen vorbei. Da erkannte der Mann voll des Geistes Gottes, dass jener für ihn vorbehalten sei, weil die andern kein Erbarmen übten. Doch was tun? Er trug nichts als den Soldatenmantel, den er umgeworfen hatte, alles Übrige hatte er ja für ähnliche Zwecke verwendet. Er zog also das Schwert, mit dem er umgürtet war, schnitt den Mantel mitten durch und gab die eine Hälfte dem Armen, die andere legte er sich selbst wieder um.“

Kurz darauf ließ Martin sich taufen, blieb aber noch im Heer. Als Kaiser Julian im Jahr 356 persönlich vor seinem Heer erscheint, um jedem seiner Elitesoldaten ein Geschenk zu machen, bittet Martin um seine Entlassung. Er begab sich nun in die Schule des Bischofs Hilarius von Poitiers, einem der gebildetsten Männer der damaligen Zeit, um sein geistliches Leben zu vertiefen. Er lehnte es jedoch ab, durch die Weihe eine geistliche Laufbahn einzuschlagen, weil er sich dessen für unwürdig hielt und ein Leben in der Einsamkeit führen wollte. Nach einiger Zeit beschloss Martin, in seine Heimat Pannonien zurückkehren, um dort den christlichen Glauben zu verkünden und seine Eltern wiederzusehen. Seine Mutter ließ sich daraufhin taufen. Die Reise nach Pannonien war abenteuerlich. In den Alpen wäre er beinahe von Räubern umgebracht worden.

Damals war die Lehre der Arianer, die Christus nur als Gott ähnlich aber nicht wesensgleich ansehen, weit verbreitet, und das rechtgläubige Christentum wurde verfolgt. Viele Bischöfe, unter ihnen auch Hilarius, wurden ins Exil geschickt. Auch Martin wurde für sein Eintreten für den rechten Glauben bestraft. Er musste Pannonien verlassen, konnte aber nicht mehr nach Gallien zurückkehren, woraufhin er kurze Zeit in Mailand blieb und sich dann auf eine Insel Nahe der Mittelmeerküste zurückzog. Als Hilarius aus dem Exil zurückkehren durfte, eilte Martin zu ihm nach Poitiers. Vor der Stadt baute Martin ein Kloster. Das christliche Mönchtum war erst kurze Zeit zuvor in der ägyptischen Wüste entstanden und Martin wurde nun zum ersten Mönch in Gallien. Schon damals wirkte er Wunder. Es wird von zwei Totenerweckungen berichtet. Martin hatte nun das lange ersehnte Leben in der Einsamkeit gefunden. Doch zehn Jahre später, im Jahr 371, sollte sich sein Leben noch einmal grundlegend verändern.

„Damals wurde er auf den bischöflichen Stuhl von Tours verlangt. Allein es war kein Leichtes, ihn seinem Kloster zu entreißen. Rusticius, einer der Bürger, warf sich ihm daher bittend zu Füßen. Er gab vor, seine Frau sei krank. So vermochte er ihn zum Fortgehen zu bewegen. Scharen von Bürgern hatten sich unterwegs aufgestellt, und wie unter Ehrengeleit wurde Martin so zur Stadt geführt. Eine unglaublich große Menge hatte sich aus der Stadt wie auch aus den benachbarten Ortschaften zur Bischofswahl eingefunden. Ein Verlangen, ein Wunsch, eine Überzeugung beseelte sie alle: Martin verdiene am meisten die bischöfliche Würde und glücklich sei die Kirche, die einen solchen Oberhirten erhalte.“

Eine andere Legende berichtet, dass Martin, als er vom Wunsch des Volkes, ihn zum Bischof zu machen, erfuhr, sich in einen nahen Stall versteckte. Die Gänse jedoch haben ihn durch ihr lautes Geschnatter verraten. Wie dem auch sei, weder die eigene Bescheidenheit des Heiligen, noch die Bedenken einiger verweltlichter Geistlicher konnten verhindern, dass Martin schließlich Bischof von Tours wurde. Auch als Bischof war Martin darauf bedacht, sein mönchisches Leben so getreu wie möglich weiterzuführen. Das von Martin gegründete Kloster Marmoutier wurde zum Zentrum des jungen Mönchtums in Gallien. Martin selbst trug viel zur Verbreitung des Ideals mönchischen Lebens bei. Als Bischof unternahm er viele Reisen. Viele Wunder werden ihm zugeschrieben und der Bericht darüber füllt den größten Teil seiner Lebensbeschreibung.

Martin starb am 8. November 397 auf einer seiner Seelsorgereisen in Candes. Sein Leichnam wurde nach Tours überführt und dort am 11. November 397 beigesetzt. Sofort begann seine Verehrung als Heiliger. Bis heute wird er auf der ganzen Welt hoch verehrt, über 3500 Kirchen sind seinem Namen geweiht. Martin ist der erste Heilige, der nicht als Märtyrer gestorben ist, sondern die Heiligkeit durch ein entschiedenes Leben als Bekenner des Glaubens erworben hat. Sein Leben ist bis heute ein Vorbild.