Erster Advent

Der Advent fällt in die Zeit, in der die Tage immer dunkler werden, spürbar dunkler, kürzer, kälter … Da bekommt Licht eine ganz andere Bedeutung als in kurzen, lauen Sommernächten. Wir freuen uns, dorthin zu kommen, wo es schön warm und hell ist. Die Städte bringen durch die Weihnachtsbeleuchtung zusätzliches Licht in die Straßen. Was wären die langen Dezembernächte ohne Licht. Doch das äußere Licht reicht nicht aus, um es im Menschen hell zu machen.

Der Advent ist eine Zeit des Wartens. Wir bereiten uns darauf vor, die Ankunft Christi in dieser Welt zu feiern. In Christus kam das Licht, das jeden Menschen erleuchtet, in die Welt. So schreibt es Johannes im Prolog seines Evangeliums. Christus ist das Licht für alle Menschen. Ist das mehr als nur ein frommer Satz?

Wenn wir heute in unseren Städten an dunklen Abenden durch die Straßen gehen und zu dem einen oder der anderen, denen wir dort begegnen, sagen würden: Christus ist unser Licht! Würde man da mehr als ein müdes Lächeln bekommen? Der Strom kommt vom Kraftwerk und die leuchtenden Schaufenster der Geschäfte sind oft anziehender als unsere Kirchen.

Im heutigen Evangelium (Mk 13,33-37) sagt uns Jesus, dass jedem von uns auf Erden eine besondere Aufgabe zukommt. Vor allem sollen wir wachsam sein. Wachsam, wenn Menschen unsere Hilfe brauchen. Wachsam, wenn Menschen nach Licht und Wärme suchen. Wachsam, wenn Menschen nach Gott suchen. Wachsam, wenn es gilt, Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen.

Guter Gott, hilf uns, wachsam zu sein, lass Deine Güte durch unser Leben den Menschen leuchten, dass sie sagen: Ja, dieser Jesus, von dem ihr redet, der bringt wirklich Licht in diese Welt. Lass die Welt erfahren, wie es beim Propheten Jesaja (64,3) heißt: Seit Menschengedenken hat man noch nie vernommen, kein Ohr hat gehört, kein Auge gesehen, dass es einen Gott gibt außer dir, der denen Gutes tut, die auf ihn hoffen.

Charles de Foucauld

1858 in Straßburg geboren wächst Charles de Foucauld nach dem frühen Tod seiner Eltern bei seinem Großvater auf. Er ist ein begabter junger Mann, hochintelligent. Doch als Jugendlicher kann er mit dem Christentum nicht viel anfangen. Er sucht seine Erfüllung beim Militär. Nach dem Tod des Großvaters fällt ihm das gesamte Erbe der Familie zu. Charles wird zu einem Lebemann.

Charles ist ein Mensch der Extreme. Das Gewöhnliche kann ihm keine Erfüllung geben. Trotz seine Karriere beim Militär und seiner uneingeschränkten finanziellen Möglichkeiten bleibt er unzufrieden. Er reicht seinen Abschied beim Militär ein und bereist Algerien und Tunesien, die Länder, die ihn schon während seines Militärdienstes fasziniert haben und gelangt schließlich 1883 als einer der ersten Europäer in das bis dahin unzugängliche Marokko.

Im Alter von 28 Jahren kehrt er nach Frankreich zurück und lässt sich in Paris nieder. Diese Zeit ist gekennzeichnet von einer neu erwachten Suche nach Gott. Die Begegnung mit Abbe Huvelin verändert sein Leben. Charles erfährt eine tiefe Bekehrung. Von nun an sehnt er sich nach einem Leben als Ordensmann, will eine eigene Gemeinschaft gründen, schreibt eine Ordensregel, die aber in ihrer Strenge nicht praktikabel erscheint.

Er bricht zu einer Pilgerreise ins Heilige Land auf. Das Weihnachtsfest 1888 feiert er in Betlehem. In Nazaret bleibt er für längere Zeit. Er erkennt seine Berufung darin, das einfache Leben nachzuahmen, das Jesus von seiner Geburt bis zu seinem ersten öffentlichen Auftreten in Nazaret geführt hat, unscheinbar, im Gehorsam seinen Eltern gegenüber.

So arm und so klein sein, wie Jesus es in Nazaret war. … Wenn ich nicht klar sehe, mich fragen, was Jesus in Nazaret getan hätte und mich danach richten.

Jesus hat den allerletzten Platz gewählt, den keiner ihm jemals streitig machen kann.

Dieser letzte Platz ist für Charles de Foucauld das Ziel seiner Nachfolge. Nicht der Jesus, der mit seinem öffentlichen Auftreten die Menschen begeistert hat, ist sein Ideal, sondern das einfache Leben Jesu in Nazaret. Er möchte eine Gemeinschaft gründen, die genau dieses Leben führt. Ein Leben in Gehorsam, Stille und Gebet, ohne Predigttätigkeit, zurückgezogen, und ernährt von der Arbeit der eigenen Hände.

Zunächst scheint Charles dieses Leben in einem Trappistenkloster gefunden zu haben, doch bevor er die ewigen Gelübde ablegt, verlässt er das Kloster, kehrt wieder nach Nazaret zurück. Er schreibt eine Regel für die “Kleinen Brüder”. Das Zentrum seines Lebens und das seiner Gemeinschaft soll die Eucharistie sein. Charles spürt den Ruf, Priester zu werden, im Jahr 1901 wird er in Paris zum Priester geweiht.

Bald darauf reist Charles nach Afrika, in Beni Abbes in der Sahara gründet er sein erstes bescheidenes Kloster, doch er bleibt allein. Er merkt, dass dies noch nicht sein Platz ist. Im Jahr 1903 hört er von den Tuareg, einem Stamm weiter im Inneren Afrikas. 1904 errichtet er ein Kloster in Tamanrasset, um inmitten dieses Volkes zu leben. Die Menschen, allesamt Muslime, respektieren ihn. Er lebt dort bis zu seinem gewaltsamen Tod am 1.12.1916.