Mit dem Fest der Taufe des Herrn befinden wir uns bis zum Aschermittwoch, an dem die Österliche Bußzeit beginnt, in der Zeit im Jahreskreis. Nach der Leseordnung der katholischen Kirche haben wir das Lesejahr A, in dem wir vor allem Perikopen aus dem Evangelium nach Matthäus hören. An den ersten Sonntagen des Jahres werden wir von der Taufe des Herrn über das erste Auftreten Jesu und die Berufung der ersten Jünger hingeführt zur großen Rede Jesu, die bei Matthäus als die Bergpredigt bekannt ist.
Mit dem Auftreten Jesu strahlt ein Licht in die Welt und es erfüllt sich die Verheißung des Propheten Jesaja:
Das Volk, das im Dunkel lebt, sieht ein helles Licht; über denen, die im Land der Finsternis wohnen, strahlt ein Licht auf. (Jes 9,1)
Bevor wir die Deutung dieses Wortes bei Matthäus auf Jesus Christus näher betrachten, möchte ich zunächst kurz darüber nachdenken, wie dieses Wort beim Propheten Jesaja selber einzuordnen ist.
Das Wort steht bei Jesaja im großen Rahmen der Immanuelschrift, die den Abschnitt Jesaja 5,1-9,6 umfasst. Diese großartige Komposition stammt aus der Zeit vor dem babylonischen Exil und bildet den Kern der Botschaft des Propheten Jesaja. Sie beginnt mit einem Blick auf die unheilvolle Situation im Volk Israel, das sich von Gott abgewandt hat und unter der Bedrohung durch äußere Feinde zu leiden hat. Daher beruft Gott Jesaja als Propheten, um dem Volk die Worte Gottes zu vermitteln, die durch diese schwere Zeit führen sollen.
Das entscheidende Eingreifen Gottes zeigt sich in der Geburt eines Kindes aus einer Jungfrau. Dieses Kind wird ein Zeichen der Nähe Gottes setzen, weshalb es den Namen Immanuel – Gott mit uns – trägt. Vielleicht war damit nur ein neuer König aus dem Haus David gemeint, der nach Gottes Willen regieren wird. Doch nie wurde in Israel ein König so nahe an Gott erhoben, wie dieser Immanuel. Es konnte also nicht nur ein neuer König gemeint sein, sondern viel mehr als das, ein wunderbarer göttlicher Retter, der Messias, Gottes Sohn. Er wird die Not seines Volkes wenden. Die drohenden Feinde werden nicht das letzte Wort haben, sondern Gott wird zeigen, dass er mit seinem Volk ist und die Finsternis verscheucht.
Denn wer jetzt in Not ist, der bleibt nicht im Dunkel. (Jes 8,23)
Gott wird die Not wenden, in die das Volk auch aus eigener Schuld geraten ist, weil es seinen Gott vergessen hat. Mehr als Strafe wird Gott seinem Volk Rettung bringen. Das folgende Danklied (Jes 9,1-6) schildert mit freudigen Worten die Herrschaft des Immanuel, des göttlichen Kindes. Er überbietet alle Könige Israels, er ist ein Licht inmitten des Volkes. Alle freuen sich über ihn. Er macht der Unterdrückung ein Ende, sowohl von außen als auch im Volk. Er beendet Gewalt und Versklavung und schafft Recht und Gerechtigkeit.