Berufung (Mt 4,12-23)

Reich Gottes beginnt damit, dass ein Mensch – vom Ruf des Herrn getroffen – in die Nachfolge eintritt. Und diese Nachfolge erwächst aus einer persönlichen Beziehung zu Jesus Christus.

Wenn wir die Berufung der Jünger betrachten, so sollten wir ins Staunen kommen. Wenn wir aus heutiger Sicht zurückblicken, dann erscheint uns alles vielleicht ganz logisch, dass sie Jesus so ohne weiteres gefolgt sind. Wir wissen, was die Jünger alles mit Jesus erlebt haben. Wir wissen, dass ihr Vertrauen auf Jesus nicht enttäuscht wurde. Für die Jünger damals war der Ruf Jesu aber doch ein Ruf ins Ungewisse. Johannes Chrysostomus schreibt:

Nun, gerade deswegen bewundere ich sie am meisten, weil sie an eine so große Verheißung glaubten, noch ehe sie irgendein Wunderzeichen von ihm gesehen hatten, und alles andere diesem Gehorsam nachsetzten.

Blicken wir auf uns. Wir haben so viele Beweise dafür, in den Jüngern, in den Heiligen, vielleicht auch in Menschen aus unserer Umgebung heute, dass Jesus die nicht im Stich lässt, die ihm folgen. Und doch halten wir so vieles für uns zurück, sind nicht bereit, aufzustehen, und alles liegen zu lassen, folgen dem Ruf Jesu nur halbherzig. Was macht es uns so schwer, Jesus zu vertrauen?

Bei der Berufung der Fischer wird durch den Beruf der Leute das Werk ihres künftigen Dienstes kundgetan. Wie die Fische aus dem Meer, so sollen in der Folge die Menschen aus der Welt in einen erhabeneren Ort, das heißt in das Licht der himmlischen Wohnung, hervorgezogen werden. Durch sie, die ihren Beruf, ihre Heimat und ihre Wohnungen verließen, werden wir belehrt, dass wir uns, wenn wir Christus nachfolgen wollen, weder durch die Sorge um das zeitliche Leben, noch durch die Anhänglichkeit an das väterliche Haus zurückhalten lassen dürfen.

Hilarius von Poitiers