Prophet Micha

Micha_Betlehem

Die Michaschrift ist Teil des Zwölfprophetenbuches und daher streng genommen kein eigenes Buch der Heiligen Schrift. In der Überschrift Micha 1,1 erhalten wir den einzigen Hinweis auf die Person des Propheten Micha:

Das Wort des Herrn, das an Micha, den Moreschetiter, erging in den Tagen Jotams, Ahas und Hiskijas, der Könige von Juda, das er schaute über Samaria und Jerusalem.

Micha ist einer der häufigsten Namen des Alten Testaments. Dementsprechend wird der Träger dieses Namens näher bestimmt. Es handelt sich hier um Micha aus Moreschet. Diesen Beinamen bekam der Prophet sicherlich erst, als er seinen Heimatort verlassen hatte, vielleicht während seines Auftretens in Jerusalem. Der sonst außerhalb des Micha-Buches nicht erwähnte Ort Moreschet lag wahrscheinlich südwestlich von Jerusalem. Möglicherweise stammt Micha aus der Bauernschaft dieses Ortes.

Seine Berufung zum Propheten erhielt Micha, als er vom wirkmächtigen Wort des Gottes Israel getroffen wurde. Das, was er sagt, hat er nicht aus sich selbst, sondern er verkündet das, was Gott seinem Volk, dem Nordreich um die Stadt Samaria und dem Südreich um die Stadt Jerusalem, sagen möchte.

Die Überschrift datiert das Wirken Michas auf die Zeit der Könige Jotam, Ahas und Hiskija, also auf die Zeit zwischen etwa 750 und 700 v.Chr., einen durchaus beträchtlichen Zeitraum, weshalb die genaue Abgrenzung seines Auftretens auch sehr umstritten ist. Man wird sicher sein können, dass das Buch in seiner heutigen Gestalt so nicht vom Propheten Micha geschrieben wurde. Vielmehr kann man davon ausgehen, dass das Buch bis zu seiner Endkonzeption mehrmals überarbeitet wurde, wobei die ursprünglichen Worte des Propheten durch neue Deutungen und Erweiterungen ergänzt wurden. Der Prophet hatte wohl die Zerstörung Samarias im Jahre 722 v.Chr. und die anschließende Bedrohung des Reiches Juda vor Augen. Jedoch ist Jerusalem damals noch mit dem Schrecken davongekommen. Erst im Jahre 586 v.Chr. wurden Jerusalem und der Tempel zerstört und das Volk ins babylonische Exil geführt. Man kann davon ausgehen, dass aus dieser Erfahrung heraus die Worte Michas neu gedeutet wurden und diese neuen Gedanken mit in den jetzigen Michatext eingeflossen sind.

Der Inhalt der Verkündigung Michas wechselt zwischen Drohreden und Verheißungen. Vor allem gegen die beiden Hauptstädte Samaria und Jerusalem richtet sich der Zorn Gottes, gegen die Habsucht der Reichen, die dort leben und das gesetzlose Treiben der Mächtigen, gegen die falschen Propheten, die den Mächtigen nach dem Mund reden und die Bestechlichkeit der Führer. Eine zunehmend dekadent werdende Oberschicht lässt es sich auf Kosten der Armen gut gehen und führt durch Vernachlässigung ihrer Pflichten den Untergang des Staatswesens herbei. Doch Gott wird das Heil wirken, denn er ist der Herr seines Volkes und wird nicht zulassen, dass sein Volk zu Grunde geht.

Jetzt aber bricht erst einmal das Unheil über Israel herein. Die Völker versammeln sich, Israel muss ins Exil. Der König wird gedemütigt und auf die Wange geschlagen. Aber die Völker begreifen nicht den Plan Gottes. Sie sind gekommen, um Israel zu vernichten, Gott aber möchte sein Volk nicht vernichten, sondern nur läutern. Deshalb wird Israel am Ende doch über die Völker triumphieren, weil es Gott auf seiner Seite hat. Und an die Stelle des unwürdigen und gefangenen Königs wird Gott einen neuen Herrscher bestimmen, der Israel gerecht regieren wird und dessen Königtum, weil er Gottes Weisung beachtet, auch Bestand haben wird.

Du aber, Betlehem Efrata, klein zwar unter den Sippen Judas, aus dir geht mir hervor, der Herrscher sein soll in Israel.

Micha 5,1 macht deutlich, das der neue Herrscher Israels aus Betlehem in Efrata, der Stadt Davids, kommen wird. Daher werden die Schriftgelehrten auf die Frage der Sterndeuter dem König Herodes antworten, dass der Messias in Betlehem geboren wurde. Man kann sehen, wie hier die gesamte Weltgeschichte letztendlich von Gott gelenkt wird. Der Prophet Micha und diejenigen, die seine Worte aufgeschrieben und ergänzt haben, hätten sich wohl nie denken können, dass sich die Worte Gottes einmal auf diese Weise erfüllen werden. Auch wenn aus alttestamentlicher Sicht hier zunächst einmal an einen Friedensherrscher aus dem Geschlecht Davids gedacht werden muss, so zeigt doch die Geschichte Israels, dass keiner seiner Könige in der Lage war, diese hohen Ideale zu erfüllen. Allein Gottes Sohn konnte ein wahrer Repräsentant dieses Königtums sein, und Friede kann nur dann sein, wenn Gott herrscht über alles und in allem.