Die Vision des Ezechiel

So spricht Gott, der Herr: Ich öffne eure Gräber und hole euch, mein Volk, aus euren Gräbern herauf. Ich bringe euch zurück in das Land Israel. Wenn ich eure Gräber öffne und euch, mein Volk, aus euren Gräbern heraufhole, dann werdet ihr erkennen, dass ich der Herr bin. Ich hauche euch meinen Geist ein, dann werdet ihr lebendig und ich bringe euch wieder in euer Land. Dann werdet ihr erkennen, dass ich der Herr bin. Ich habe gesprochen und ich führe es aus – Spruch des Herrn. (Ez 37,12-14)

Der Prophet Ezechiel hat eine Vision. Der Herr führt ihn in eine Ebene voller Gebeine, ausgetrockneter Gebeine. Es erinnert uns an ein Schlachtfeld, in dem Leichen verstreut liegen. Ein erschütterndes Bild. Es ist das Bild für das Volk Israel in der Verbannung in Babylon. Das Volk siecht dahin. Die Menschen leben, aber sie sind wie tot. Trauer über den Verlust ihrer Heimat, Hoffnungslosigkeit angesichts des Lebens in der Fremde.
Ein Bild zugleich für die Vielen zu allen Zeiten, denen die Lebensfreude abhandengekommen ist, die nichts mit ihrem Leben anzufangen wissen, die von einem Schicksalsschlag gezeichnet sind und keine Hoffnung mehr haben. Ausgetrocknet, innerlich verdorrt. Wie können solche Menschen wieder zum Leben finden? Fromme Sprüche helfen da wenig.
Gottes Geist vermag die vertrockneten Gebeine mit neuem Leben zu erfüllen, kann den Hoffnungslosen neuen Lebensmut geben. Gottes Geist wirkt machtvoll, dort wo kein Mensch mehr helfen kann. Gott wirkt. Gott schaut nicht von fern dem Elend der Menschen zu und bleibt abseits stehen. Gott greift ein. Gott gibt den Lebensgeist, macht die Gebeine lebendig mit Sehnen, Fleisch und Haut. Er schenkt erneut den Lebensatem, mit dem er schon den ersten Menschen lebendig gemacht hat.

Gott ist ein Gott des Lebens, ein Gott, der Leben schenkt, ein Gott, der den Tod besiegt, ein Gott, der den Menschen nicht im Stich lässt. Gott greift ein. Gott wirkt. Mit diesem Wirken Gottes dürfen wir immer rechnen.

Der Lebensquell des Volkes Israel ist der Glaube an den einen Gott und die Freude daran, im verheißenen Land zu leben. Beides war durch das Exil in Babylon in Frage gestellt worden. Gott schien sein Volk verlassen zu haben. Er hat es nicht vor den Feinden beschützt. Die Feinde haben das Volk Israel seines Landes beraubt und durch die Zerstörung des Tempels auch scheinbar ihres Gottes.

Doch im Exil wird Israel eine ganz neue Erfahrung machen: Gott ist bei seinem Volk auch in der Verbannung. Gott ist unter seinem Volk gegenwärtig, auch wenn es keinen Tempel mehr besitzt, in dessen Allerheiligstem das Volk sich die Gegenwart Gottes vorgestellt hat. Das heißt aber nicht, dass Heimat und Tempel verloren sind. Es wird eine Zeit kommen, in der Israel wieder in sein Land zurückkehren wird und auch den Tempel wieder aufbauen wird und Gott von neuem darin Wohnen wird.

Das Leben aus dem Geist ist nicht an Irdisches gebunden, das wird Paulus ausführlich im Römerbrief darlegen. Durch das Kommen Jesu Christi gibt Gott den Geist unbegrenzt. Jeder Mensch auf der ganzen Erde, egal, aus welchem Volk, egal aus welchem Land, kann aus dem Geist Gottes leben, wenn er an Jesus Christus glaubt und sich vom Geist Gottes leiten lässt.

Gottes Geist macht lebendig. Er macht sein Volk lebendig, das in der Verbannung in Babylon in Verzweiflung lebt, er wird auch die Kirche heute lebendig machen, die uns oft so vertrocknet und mutlos erscheint wie die Gebeine in der Vision des Ezechiel. Das kann überall dort Wirklichkeit werden, wo sich Menschen von Gottes Geist erfüllen und leiten lassen. Erbitten wir das mit dem bekannten Gebet:

Herr, erwecke deine Kirche
und fange bei mir an!
Herr, baue deine Gemeinde
und fange bei mir an!
Herr, lass Frieden überall auf Erden kommen
und fange bei mir an!
Herr, bringe deine Liebe
und Wahrheit zu allen Menschen
und fange bei mir an.

Auferweckung des Lazarus

Tod und Leid, Krankheit, der Verlust eines lieben Menschen, auch wir Christen bleiben von sogenannten Schicksalsschlägen nicht verschont. Wie Marta von Betanien beim Tod ihres Bruders Lazarus sagen auch wir oft:

“Herr, wärst du hier gewesen, dann …” (Joh 11,21)

Wo warst du Herr? Warum hast du das zugelassen? Warum ein so früher Tod? Sind wir nicht deine Freunde, wie es auch Maria, Marta und Lazarus waren? Wo ist deine Freundschaft, Herr, wo ist deine Liebe? Zeigst du dich so als unser Freund?

Wir verstehen oft Gottes Handeln nicht, sind verzweifelt. Mühsam versuchen wir, mit schweren Situationen fertig zu werden. Und da ist Jesu Wort:

Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben. (Joh 11,25-26)

Herr, du sagst: Ich bin die Auferstehung, ich bin das Leben. Wer an mich glaubt wird leben, wer an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben. Was bedeutet das, Herr? Auch wir müssen sterben, sehen den Tod unserer Lieben, werden getroffen von Leid und Schicksalsschlägen.

Aber du führst uns den Weg hindurch, legst deine Hand auf uns wie ein Freund, sagst: Ich bin bei dir. Kein Weg ist zu dunkel, dass er nicht erhellt werden könnte von deinem Licht. Der Tod raubt uns das Leben, aber du schenkst es uns neu.

Du bist bei uns, lässt uns deine Nähe spüren, schenkst Wärme, da wo Kälte ist, Licht in der Finsternis, Leben im Tod. Wenn wir zweifelnd fragen, schenkst du uns ein Zeichen. Wir erkennen dich vielleicht nicht sofort, aber doch bist du da, lässt uns nicht allein.

Jesus, unser Freund, zeige uns das Leben, das du schenkst. Schenke uns Trost, wenn wir trauern und gib uns Hoffnung und die Kraft, aus dieser Hoffnung zu leben.

Jesus das Licht

Christliches Leben ist ein Leben im Licht. Besonders das Johannesevangelium macht dies deutlich. Christus sagt von sich selbst: “Ich bin das Licht der Welt.” (Joh 8,12), er ist das Licht, das in die Welt gekommen ist, und von der Finsternis nicht erfasst wird (vgl. Joh 1,5). Christus öffnet dem Blinden die Augen, damit er im Licht leben kann, nicht nur die körperlichen Augen für das Sonnenlicht, sondern vor allem auch die Augen des Geistes für das Licht, das er selbst ist.

Der Christ erfährt in der Taufe den Durchgang von der Finsternis zum Licht. Aus dem Dunkel der Sünde kommt er in das Licht Christi, der ihn erleuchtet und von aller Sünde befreit. Daran erinnert Paulus, wenn er der Gemeinde aufzeigt, wie ein christliches Leben sich im Alltag zeigt. Christliches Leben ist ein Leben im Licht, voller Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit.

Paulus zitiert hier wahrscheinlich einen alten Hymnus, der den Christen von ihrer Taufe her vertraut war, damals wurden die Christen ja als Erwachsene getauft und nicht wie heute meist üblich bereits als Babys getauft.

Wach auf, du Schläfer, und steh auf von den Toten und Christus wird dein Licht sein. (Eph 5,14)

Es handelt sich dabei um einen Weckruf. Solche Weckrufe sind uns aus dem profanen Bereich überliefert, etwa als Lieder, um das frischvermählte Paar nach der Hochzeitsnacht zu wecken. Solche Weckrufe wollen die “Schlafmützen” zum Aufstehen animieren. Die Sonne scheint schon hell, es ist höchste Zeit, das gemütliche Bett zu verlassen. Vielleicht wurde hier ein vertrauter Weckruf zu einem christlichen Lied umgedeutet.

Der Schläfer ist nun derjenige, der in der Finsternis und Sünde verhaftet bleibt. Das erscheint angenehm. Die Sünde bietet vielerlei Genüsse. Hier verweilt man gerne, so wie man sich morgens gerne noch einmal im bequemen Bett umdreht. Aber wer liegen bleibt, wer nicht bereit ist, aufzustehen, der verpasst etwas Wesentliches. Er sieht das Schöne nicht, das ihm der Tag bereitet. Mag die tägliche Arbeit auch oft mühsam sein, eine lästige Pflicht, so hält jeder Tag doch auch ein kleines Wunder bereit, das es zu entdecken gilt.

Hier geht es aber noch um mehr. Es geht um das Leben an sich. Wer in den Genüssen der Sünde verweilt, verpasst das wirkliche Leben. Wer nicht bereit ist, aufzustehen, der ist bereits tot, auch wenn er noch zu leben scheint. Christus ist das Licht und das Leben. Wer das Leben sucht, der muss aufstehen und zu Christus kommen. Konkret heißt das, sich taufen lassen und dann ein christliches Leben führen, wie es Paulus in den vorangehenden und folgenden Sätzen darlegt.

Steh auf, komm von den Toten zu den Lebenden, denn Jesus lebt!
Steh auf, komm von der Finsternis zum Licht, denn Christus ist das Licht!
Christus schenkt Licht und Leben.
Christus ist dein Licht, er macht dein Leben hell.
Auch du wirst leuchten in seinem Licht.

Blindenheilung (2)

Jesus spuckte auf die Erde; dann machte er mit dem Speichel einen Teig, strich ihn dem Blinden auf die Augen und sagte zu ihm: Geh und wasch dich in dem Teich Schiloach! Schiloach heißt übersetzt: Der Gesandte. Der Mann ging fort und wusch sich. Und als er zurückkam, konnte er sehen. (Joh 9,6-7)

Ohne dass der Blinde ihn darum bittet, wirkt Christus seine Heilung. Er konnte Jesus ja nicht sehen, er war ganz in seiner Blindheit gefangen. Aber er lässt Jesus an sich wirken, lässt sich die Augen mit dem Brei aus Erde uns Speichel bestreichen – Speichel galt damals als Heilmittel – und tut, was Jesus ihm aufträgt, er geht zum Teich Schiloach und wäscht sich dort.

Den Teich Schiloach kann man heute noch besichtigen. Durch den langen, unter der Davidstadt gelegenen und heute noch begehbaren Hiskija-Tunnel fließt das Wasser der Gihonquelle durch den Felsen, bis es dort an das Tageslicht kommt. Der Teich war zur Zeit Jesu mit Stufen versehen, sein Wasser galt als Heilmittel.

Johannes verbindet mit dem Namen Schiloach ein Wortspiel. Schiloach heiß der Gesandte, oder einfach derjenige, der Wasser sendet, mit einfacheren Worten könnte man auch Wasserleitung sagen. Im Teich Schiloach wird das Wasser aus der Finsternis des Tunnels an das helle Licht geleitet, an dem es den Menschen zur Reinigung und Heilung dient. So ist auch Jesus der Gesandte Gottes, der in die Finsternis der Menschen Gottes Licht sendet und Heil und Leben schenkt.

Der Blinde im Evangelium weiß, dass Jesus geheilt hat. Er hat erkannt, dass hinter seiner Heilung mehr steckt, als “nur” die Tatsache, dass er sehen kann. Er hat erkannt, dass er das neue Leben, das Jesus ihm geschenkt hat, nur mit Jesus in seiner Fülle leben kann. Er fällt vor Jesus nieder. “Ich glaube, Herr!” Er glaubt fest daran, dass Jesus das Licht der Welt ist, in dem allein das Sehen, wirkliches Sehen ist.

Jesus sagte zu ihm: Glaubst du an den Menschensohn? Der Mann antwortete: Wer ist das, Herr? (Sag es mir,) damit ich an ihn glaube. Jesus sagte zu ihm: Du siehst ihn vor dir; er, der mit dir redet, ist es. Er aber sagte: Ich glaube, Herr! Und er warf sich vor ihm nieder. (Joh 9,35-38)

Blindenheilung (1)

Das heutige Evangelium berichtet von der Heilung eines Blinden. Sie wird umrahmt von einem Lichtwort Jesu:

Wir müssen, solange es Tag ist, die Werke dessen vollbringen, der mich gesandt hat; es kommt die Nacht, in der niemand mehr etwas tun kann. Solange ich in der Welt bin, bin ich das Licht der Welt. (Joh 9,4-5)

Im vorangegangenen Kapitel hat Jesus von sich gesagt: Ich bin das Licht der Welt. In seinem Licht ist es hell, können wir sehen, können wir die guten Werke tun. Doch viele wollen dieses Licht nicht sehen.

Weil aber Jesus sich das Licht und alles andere die Finsternis nannte, darum hassten die Menschen dieses Licht und liebten ihre strahlende Finsternis. (Dietrich Bonhoeffer)

Wo Jesus abgelehnt wird, da ist Finsternis. In seinem Licht können wir sehen, wer sich seinem Licht verschließt und meint, aus eigener Kraft sehen zu können, der ist letztlich blind. Jeder, der wirklich sehen will, muss bereit sein, sich von Gott die Augen öffnen zu lassen.

Christus selbst ist der Tag. Der gewöhnliche Tag geht zu Ende mit dem Umlauf der Sonne und hat nur wenige Stunden. Der Tag der Gegenwart Christi aber dauert bis zur Vollendung der Weltzeit. (Augustinus)

So dürfen wir voller Hoffnung sein, dass das Licht Christi nie aus dieser Welt verschwindet.

Gerecht aus Glauben (2)

Gott aber hat seine Liebe zu uns darin erwiesen, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren. (Röm 5,8)

Paulus schreibt im Römerbrief von der Liebe Gotts den Menschen. In dieser Liebe hat Gott seinen Sohn dahingegeben, um die Menschen zu erlösen. Er hat die Sünde der Welt hinweg genommen und den Menschen von einem Feind Gottes zu einem Freund Gottes gemacht. All dies hat Gott für uns getan, als wir noch Sünder waren. Jetzt aber, nachdem er uns durch den Tod Jesu Christi gerecht gemacht hat und wir Freunde Gottes sind, wieviel mehr Liebe wird er uns da noch schenken! Versuchen wir uns immer wieder neu, Gottes grenzenlose Liebe zu uns Menschen vorzustellen. Johannes Chrysostomus sagt:

Man muss also, will der Apostel sagen, um den Glauben an Gottes Liebe zu festigen, nicht an den Tod Christi allein denken, sondern auch an das, was uns durch diesen Tod zuteil geworden ist. Schon das allein, dass er für uns, die wir im Zustand der Sünde waren, gestorben ist, war der höchste Erweis von Liebe. Wenn aber klar wird, dass er in seinem Tod uns noch beschenkt, so reich beschenkt, uns, solch unwürdige Menschen beschenkt, dann offenbart das ein Übermaß von Liebe und muss den Schwachgläubigsten zum Glauben bringen. Denn kein anderer ist es ja, der uns retten soll, als der, welcher uns, als wir noch Sünder waren, so geliebt hat, dass er sich selbst dahingab. …

Jetzt aber sind wir Gottes Freunde geworden, und wenn Gott mit uns als Feinden so schonend verfuhr, dass er seinen Sohn nicht verschonte, wie sollte er nicht auf unserer Seite stehen, nachdem wir seine Freunde geworden sind und es nicht mehr gilt, den Sohn dahinzugehen? Dass einer einen andern oft nicht rettet, kommt daher, dass er es entweder nicht will, oder, wenn er es will, nicht kann. Keines von beiden lässt sich von Gott sagen, nachdem er seinen Sohn dahingegeben hat. Dadurch hat er gezeigt, dass er uns retten will und dass er es auch kann. Er hat es dadurch gezeigt, dass er uns als Sünder gerechtfertigt hat. Was kann uns also noch ein Hindernis sein, die zukünftigen Güter zu erlangen? Gar nichts.

Die Liebe Gottes, die uns Jesus Christus offenbart hat,

sei vor unseren Augen ein lockendes Ziel,

in unseren Herzen die treibende Kraft

und unter unseren Füßen der tragende Grund.

Gerecht aus Glauben (1)

Gerecht gemacht aus Glauben, haben wir Frieden mit Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn. (Röm 5,1)

In den vorangegangenen Kapiteln hat Paulus bereits erläutert, was die Gerechtmachung aus Glauben bedeutet und dass diese allen zuteilwird, die an Jesus Christus glauben, sowohl Juden als auch Heiden. Er zeigt damit einen ganz neuen Heilsweg auf, den weder Juden noch Heiden bisher gekannt haben.

Gerecht sein, das war für den frommen Juden das Ziel seines Lebens und die größte Auszeichnung. So wird beispielsweise von Ijob gesagt, dass er “gerecht und gerade” war (vgl. Ijob 1,1). Gerecht wurde man durch die genaue Erfüllung des Gesetzes. Auch Paulus lebte bis zu seiner Bekehrung als strenger Eiferer für das Gesetz. Nach seiner Bekehrung aber versuchte er die traditionelle Auslegung des mosaischen Gesetzes und das Evangelium, das Jesus Christus gebracht hat, miteinander in Einklang zu bringen. Jesu Lehre steht ja auf dem Fundament des Gesetzes, wie er selbst sagt, dass er nicht gekommen ist, um das Gesetz aufzuheben, sondern um es zu erfüllen. Massiv stellte sich die Frage nach dem Gesetz, als sich das Christentum zu den Heiden hin öffnete. Müssen Heiden, die Christen werden möchten, das ganze jüdische Gesetz befolgen? Das Apostelkonzil in Jerusalem hat über diese Frage entschieden und man kam – unter Mitwirkung des Heiligen Geistes – zu dem Entschluss, dass dies nicht notwendig ist.

Mit Jesus Christus hat Gott die Gerechtmachung allen geschenkt, die an Jesus Christus glauben, Juden und Heiden. Aber warum bedarf es überhaupt der Gerechtmachung des Menschen? Durch den Sündenfall des Menschen im Paradies war das Verhältnis zwischen Gott und Mensch gestört worden. Die Sünde ist zwischen Gott und Mensch getreten. Durch die freie und bewusste Abwendung von Gott wurde der Mensch von einem Freund Gottes zu seinem Feind. Die Geschichte vom Sündenfall steht für Tendenz aller Menschen, eher das Böse als das Gute zu tun. Adam ist das Bild für den Menschen, der in Sünde lebt, das Bild für die Menschheit bis zum Kommen Jesu Christi.

Es war dem Menschen nicht möglich, von sich aus die Freundschaft mit Gott wiederherzustellen. In seiner übergroßen Liebe zu uns Menschen hatte Gott aber den Plan zu unserer Rettung und hat seinen Sohn Jesus Christus in die Welt gesandt, um uns mit Gott zu versöhnen und den Frieden mit Gott wiederherzustellen. In seinem Leben hat Jesus Christus von der Liebe Gottes Zeugnis gegeben und hat diese Liebe bis in den Tod hinein bezeugt. In der Auferweckung Jesu Christi hat Gott gezeigt, dass seine Liebe stärker ist als Sünde und Tod. Christus, das Lamm Gottes, hat alle Sünde der Welt auf sich genommen und sie an das Kreuzesholz getragen. Gott selbst hat in Christus das gestörte Verhältnis zwischen Gott und Mensch wieder in Ordnung gebracht, hat die Gerechtigkeit, das rechte Verhältnis zwischen Gott und Mensch wieder hergestellt.

Heiliger Josef

Die Kirche feiert heute den Festtag des hl. Josef. Er ist der Mann an der Seite Mariens und Ziehvater des Jesuskindes. Die Evangelisten Matthäus und Lukas berichten über ihn in ihren Kindheitsgeschichten, bei Johannes wird zweimal erwähnt, dass Jesus als der Sohn Josefs galt (Joh 1,45 und 6,42). Doch es wird kein Wort von ihm überliefert. Bei Markus wird er nicht einmal namentlich erwähnt. Von ihm erfahren wir nur indirekt über den hl. Josef. In seiner Heimatstadt Nazaret kannte man Jesus uns seine Eltern und sagte über ihn:

Ist das nicht der Zimmermann, der Sohn der Maria und der Bruder von Jakobus, Joses, Judas und Simon? Leben nicht seine Schwestern hier unter uns? Und sie nahmen Anstoß an ihm und lehnten ihn ab. (Mk 6,3)

Matthäus formuliert ähnlich:

Ist das nicht der Sohn des Zimmermanns? Heißt nicht seine Mutter Maria und sind nicht Jakobus, Josef, Simon und Judas seine Brüder? Leben nicht alle seine Schwestern unter uns? Woher also hat er das alles? (Mt 13,55-56)

Aus diesen Stellen erfahren wir, dass Josef Zimmermann war und dass auch Jesus von ihm dieses Handwerk gelernt hatte. Ob Josef selbständig war oder wie groß sein Betrieb war, wissen wir nicht. Was wir bei Lukas über die Kindheit Jesu hören, lässt aber darauf schließen, dass Josef eher ein einfacher Handwerker war, der von seinem Gewerbe leben konnte, aber damit nicht reich wurde. Darauf weist das Einfache-Leute-Opfer von zwei Tauben hin, das die Eltern bei der Darstellung Jesu im Tempel darbringen.

Bereits die frühe Kirche glaubte, dass Josef nicht der leibliche Vater Jesu war. Schon immer galt Jesus als der Sohn Gottes, und das bedeutet, dass er zwar aus einer Frau geboren war, aber nicht von einem menschlichen Vater gezeugt wurde. Gott hat ihn auf wunderbare Weise im Leib Mariens entstehen lassen.

Für Josef war es nicht leicht, die Schwangerschaft Mariens anzunehmen. Es galt als Schande, wenn eine Frau schwanger wurde, bevor sie verheiratet war und diese Schande fiel auch auf den Mann, der mit ihr eine Verbindung einging. Maria war bei ihrer Schwangerschaft mit Josef verlobt, aber Josef wusste sicher, dass das Kind nicht von ihm sein konnte. Wie sollte er mit dieser Situation umgehen? Um der öffentlichen Schande zu entgehen, wäre es am besten gewesen, wenn er sich von Maria getrennt hätte. Wir wissen nicht, ob Maria ihm sogleich die Geschichte mit dem Engel erzählt hat, und wenn ja, selbst einem frommen Mann fällt es schwer, so etwas zu glauben. Doch auch ihm erscheint ein Engel, und dann versteht er.

Wenn wir die beiden Berichte von Lukas und Matthäus vergleichen, so fällt uns auf, dass bei Lukas Maria im Zentrum des Geschehens steht. Ihr erscheint der Engel. Sie spricht ihr Ja zu Gottes Willen. Josef braucht keine Erklärung. Er steht an der Seite Mariens. Anders bei Matthäus. Hier ist es Josef, dem im Traum mehrmals ein Engel erscheint, um ihm zu sagen, was er tun soll. Von einer Begegnung Marias mit einem Engel erfahren wir bei Matthäus nichts. Hier ist es Josef, der sein “fiat” zum Willen Gottes gibt. Doch das geschieht anders als bei Maria im Lukasevangelium. Ihm tritt nicht der Erzengel Gabriel leibhaftig gegenüber, sondern es erscheint ihm ein namenloser Engel im Traum. Ist er uns dadurch aber nicht umso näher? Dass ein Erzengel leibhaftig einem Menschen erscheint, ist etwas Einmaliges. Doch dass ein Engel zu einem Menschen im Traum spricht, das kann jedem passieren. Wir merken es vielleicht nur nicht immer. Joseph hört die Stimme Gottes, der durch einen Engel im Traum zu ihm spricht. Bitten wir den heiligen Joseph um seine Fürsprache, dass auch wir zu solch hörenden Menschen werden.

Mehr zum hl. Josef lesen Sie hier.

Lebendiges Wasser

In der Lesung aus dem Buch Exodus hören wir, wie das Volk nach dem Auszug aus Ägypten auf der Wanderung durch die Wüste gegen Gott und gegen Mose aufbegehrt. Nach dem triumphalen Auszug folgt nun eine mühsame Wanderung, im wahrsten Sinne des Wortes eine Durststrecke, die es zu überwinden gilt. Immer wieder murrt das Volk. In Ägypten lebten sie zwar als Sklaven, hatten aber alles, was zum Leben nötig war. Nun sind sie frei, aber es fehlt scheinbar an allem.

Sie zweifeln immer wieder daran, dass Gott sie führt. Gott hat sie aus Ägypten herausgeführt, er führt sie durch die Wüste, das heißt auch, dass er für sie sorgt. Sie aber stellen Gott immer wieder auf die Probe: Ist Gott in unserer Mitte oder nicht?

Mose soll dem Volk inmitten der trockenen Wüste Wasser schenken. Mit seinem Stock, mit dem er bereits vor den Pharao getreten ist und die Plagen gegen Ägypten heraufbeschworen hat, mit dem er beim Auszug auf das Meer geschlagen hat, woraufhin es sich gespalten hat, damit Israel trockenen Fußes hindurchziehen konnte, mit diesem Stock schlägt er nun gegen einen trockenen Felsen und solgleich fließt frisches Wasser daraus hervor, das den Durst des Volkes stillt.

Wasser aus dem Felsen – lebendiges Wasser, nach dessen Genuss man keinen Durst mehr hat, sondern selbst zur sprudelnden Quelle wird. Wasser für den leiblichen Durst – lebendiges Wasser, das unseren Lebensdurst stillt. Beides gibt Gott. Das lebendige Wasser aber ist Gottes Heiliger Geist, der uns erfrischt und uns belebt, der Geist und Sinn erneuert und uns lebendig macht, zu lebendigen Zeugen für den Gott des Lebens, der uns ein erfülltes Leben auf Erden schenkt und ewiges Leben für uns bereit hält. Davon berichtet der heutige Abschnitt aus dem Johannesevangelium.

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Heiliger Patrick

Die Lebensgeschichte des Heiligen Patrick ist eine Geschichte voll Hoffnung. In einer Zeit des Niedergangs, in der altgewohnte Strukturen zerbrachen, neue Völker die Herrschaft übernahmen und der Blick in die Zukunft ungewiss war, trägt er den Glauben an den einen Gott weiter an Völker, die diesen Gott bisher nicht kannten. Eine neue christliche Nation entsteht, aus der später wiederum Glaubensboten ausziehen werden, um den Glauben in anderen Gegenden zu stärken. Gottes Wege mit dem Menschen führen auch mitten durch die Umbrüche unserer Zivilisation hindurch. Aber Gott braucht Menschen, die sich ganz auf ihn einlassen und ihm nachfolgen, damals wie heute.

Ich ging mit der Kraft Gottes, der mir den Weg zum Guten in mir wies.

Dieser Satz aus der Lebensgeschichte des hl. Patrick kann auch für jeden von uns wegweisend sein. Gottes Kraft führt jeden, der bereit ist, sich führen zu lassen. Wenn auch die Wege Gottes mit den Menschen manchmal unergründlich scheinen, Gott will stets das Gute in uns zur Entfaltung bringen, was in uns grundgelegt ist. Auch wenn der Weg mit Gott manchmal hart erscheint, am Ende steht die Fülle des Glücks.

Mehr zum hl. Patrick finden Sie hier.