Philipper 2 – Jesu Beispiel

Seid untereinander so gesinnt, wie es dem Leben in Christus Jesus entspricht. (Phil 2,5)

Paulus stellt der Gemeinde von Philippi, in der es Rangeleien um Führungspositionen und Einfluss gibt, das Beispiel Jesu vor Augen:

Er war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein, sondern er entäußerte sich und wurde wie ein Sklave und den Menschen gleich. Sein Leben war das eines Menschen; er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz. (Phil 2,6-8)

Paulus betont hier, dass Jesus Christus Gott gleich war. Er war, wie wir glauben, vor allen Zeiten beim Vater, im Geheimnis der Dreifaltigkeit eins mit dem Vater und dem Heiligen Geist. Doch er behielt dieses Gott-Sein nicht für sich, er kam als gewöhnlicher Mensch auf diese Erde.

Jesus gibt so ein Beispiel der Demut. Demut bedeutet nicht, sich hinten anzustellen, nichts zu tun, weil man nichts kann. Demut bedeutet, die eigenen Fähigkeiten einzubringen, aber dabei nicht auf das Ansehen bei den Menschen aus zu sein, nicht nach Macht zu gieren, sondern einfach das zu tun, was man kann, weil man weiß, dass es so gut ist.

Wir erleben oft, wie Menschen sich an Machtpositionen klammern. Sie mögen große Fähigkeiten haben. Aber wenn ein Mensch seine Machtposition höher stellt als seine Fähigkeiten, hat das negative Auswirkungen auf die ganze Gemeinschaft. Andere, die auch ihre Fähigkeiten einbringen wollen, werden an den Rand gedrängt, weil einer um seine Macht fürchtet. Die Vielfalt, die eine lebendige Gemeinschaft auszeichnet, nimmt ab, weil andere Meinungen von der Führungsperson zurückgedrängt werden. Manche dieser Führungspersonen legitimieren ihr Verhalten gar mit einer Verantwortung, die sie für die Gemeinschaft hätten, wobei ihre Verantwortung eher darin bestünde, von ihrem Machtanspruch abzurücken, und Raum für neue Ideen zu schaffen. Es bedürfte der Stärke, loszulassen, aber dem steht die Angst vor Machtverlust entgegen.

Jesus hielt nicht an der Macht seiner Gottheit fest. Er ließ seine Macht los, kam als einfacher Mensch. Er hat getan, was ihm als gut und richtig erschien, hat nicht anderen nach dem Mund geredet, sondern deutlich seine Meinung gesagt. Er hat seine Meinung aber nicht mit Gewalt durchgesetzt. Wer ihm glaubte und ihm folgte, gehörte zu seiner Gemeinschaft, die anderen bekämpfte er nicht, sondern versuchte sie nur durch Wort und Beispiel zu überzeugen. Er ist schließlich für seine Auffassung von der Gerechtigkeit Gottes in den Tod gegangen. Er hielt nicht fest an seinem Leben. Er wusste: die Wahrheit entfaltet ihre Kraft in der Schwachheit. Sie lässt sich nicht mit Gewalt durchsetzen, sondern nur durch Menschen, die bereit sind, jede Anhänglichkeit an die Macht loszulassen, die aber trotzdem zu ihren Überzeugungen stehen und bereit sind, dafür sogar in den Tod zu gehen.

Aus menschlicher Sicht ist dies ein Paradox, aber Gottes Macht setzt sich auf andere Weise durch, als wir Menschen es erwarten würden. Wie viel Unrecht ist geschehen, weil auch die Kirche meinte, die Gerechtigkeit Gottes mit menschlicher Gewalt durchzusetzen. Wieviel Unrecht ist geschehen, weil sich auch in der Kirche immer wieder Menschen an ihre Macht geklammert haben und nicht bereit waren, loszulassen und Raum zu schaffen für das Wirken Gottes. Gott kann die Gräben der menschlichen Machtkämpfe überwinden, aber nur, wenn wir bereit sind, auf unsere Macht zu verzichten.

Jesus hat den Tod am Kreuz angenommen, war bereit, die absolute Machtlosigkeit auf sich zu nehmen. Doch Gott hat so seine Macht und Gerechtigkeit aufgerichtet und aus der Niedrigkeit wurde Christus wieder erhöht an den Platz, der ihm seit Ewigkeit gebührt zur Rechten des Vaters und von nun an preisen ihn alle Zungen.

Darum hat ihn Gott über alle erhöht und ihm den Namen verliehen, der größer ist als alle Namen, damit alle im Himmel, auf der Erde und unter der Erde ihre Knie beugen vor dem Namen Jesu und jeder Mund bekennt: “Jesus Christus ist der Herr” – zur Ehre Gottes, des Vaters. (Phil 2,9-11)

So endet der große Christushymnus des Philipperbriefes mit einem triumphalen Schlussakkord. Jesus Christus ist der Herr! In diesen Ruf sollen alle einstimmen. Christus ist der Herr der Welt, er ist mein Herr, der Herr meines Lebens.

Erntedankfest

Vielen Menschen in den Städten ist es gar nicht mehr bewusst, wie Getreide, Obst und Gemüse reifen und geerntet werden. Das war früher anders. Als noch viele auf dem Land lebten und arbeiteten, waren die Menschen enger mit dem Kreislauf der Natur verbunden und wussten um die Bedeutung der Natur für die Ernte. Sie wussten, wie sehr eine gute Ernte nicht nur von der Arbeit des Menschen, sondern auch von gutem Wetter abhängt. Die Ernte war also nicht nur die Frucht der Mühe des Menschen sondern auch ein Geschenk, ein Geschenk von Gott, der alles geschaffen hat und erhält. Das Erntedankfest in eine Art von vielen, Gott dafür Dank zu sagen.

Wenn die Arbeit auf dem Feld beendet ist und die Früchte geerntet sind, ist es ein uralter Brauch, Gott Dank zu sagen für die Gaben, die er uns geschenkt hat. Wir danken ihm mit Gebeten und Liedern für die vielen Früchte, die er hat wachsen lassen. Wir danken ihm, dass wir das ganze Jahr hindurch zu essen und zu trinken haben.

Herr, wie zahlreich sind deine Werke! Mit Weisheit hast du sie alle gemacht, die Erde ist voll von deinen Geschöpfen. (Ps 104,24)

So heißt es in Psalm 104. Der ganze Psalm ist voll vom Lob Gottes, der alles so wunderbar geschaffen hat und am Leben erhält.

Du lässt Gras wachsen für das Vieh, auch Pflanzen für den Menschen, die er anbaut, damit er Brot gewinnt von der Erde und Wein, der das Herz des Menschen erfreut, damit sein Gesicht von Öl erglänzt und Brot das Menschenherz stärkt. (Ps 104,14-15)

Gott schenkt uns Menschen durch seine Schöpfung das, was uns am Leben erhält, das tägliche Brot. Gott lässt das Getreide wachsen, das der Mensch durch seine Arbeit anbaut. Doch Gott schenkt noch viel mehr. Gott schenkt uns auch Dinge, die uns erfreuen sollen, wie den Wein für fröhliche Feste mit lieben Menschen oder das Öl für die Schönheitspflege.

Denken wir heute am Entedankfest einmal darüber nach, welche Dinge für uns notwendig, lebens- notwendig sind. Denken wir an die Menschen, die dafür gearbeitet haben. Sagen wir auch Gott Dank dafür!

Welche Dinge machen mir besonders Freude? Was sehe ich als das schönste Geschenk in meinem Leben an? Danke, Gott, dafür! Danke Gott, dass wir uns von deiner Fülle beschenken lassen dürfen!

Wir sagen dir Dank, guter Gott,
für die Schönheit deiner Erde und des Meeres,
für den Reichtum der Berge, Ebenen und Flüsse.
Wir sagen dir Dank, Herr,
für die Vögel des Himmels,
die Fische in den Meeren und Flüssen,
für die ganze Tierwelt, die sich auf Erden regt.
Für all diese guten Gaben loben wir dich und bitten,
dass wir Menschen sie schützen mögen,
um ihrer selbst willen und für die,
die nach uns kommen.
Hilf uns, dass wir wachsen in Dankbarkeit
für deine reiche Schöpfung
und in unserer Freude an ihr,
zur Ehre und zum Preis deines Namens,
jetzt und für alle Zeit.
Amen.