Brot vom Himmel hast du ihnen gegeben,
das alle Erquickung in sich birgt.
So beten wir am Ende des Tantum Ergo, des Lobgesangs auf die Eucharistie, nach dem der sakramentale Segen folgt. Diese Worte erinnern uns an das Manna, welches dem Volk Israel während der Wüstenwanderung als Nahrung diente und das als Vorausbild der Eucharistie gilt. In der ersten Lesung hören wir davon:
Du sollst an den ganzen Weg denken, den der Herr, dein Gott, dich während der vierzig Jahre in der Wüste geführt hat. Durch Hunger hat er dich gefügig gemacht und hat dich dann mit dem Manna gespeist. Er wollte dich erkennen lassen, dass der Mensch nicht nur von Brot lebt, sondern dass der Mensch von allem lebt, was der Mund des Herrn spricht.
Wenn der Herr, dein Gott, dich in ein prächtiges Land führt, ein Land mit Bächen, Quellen und Grundwasser, das im Tal und am Berg hervorquillt und wenn du dort isst und satt wirst und den Herrn, deinen Gott, für das prächtige Land, das er dir gegeben hat, preist, dann nimm dich in acht und vergiss den Herrn, deinen Gott, nicht, missachte nicht seine Gebote, Rechtsvorschriften und Gesetze. (Dtn 8,2.3.8.10.11)
Die Lesung aus dem Buch Deuteronomium schildert die Situation des Volkes Israels unmittelbar vor dem Überschreiten des Jordan, dem langersehnten Einzug in das Gelobte Land nach den entbehrungsreichen Jahren der Wüstenwanderung.
Gott hat sein Volk durch diese Zeit geführt. Auch wenn es eine mühevolle Zeit war, es fehlte nie am Lebensnotwendigen, immer hat Gott dafür gesorgt, dass alles da war, auch wenn das Volk oft ungeduldig wurde und das Vertrauen auf Gottes Sorge schwand.
Nun im Gelobten Land wartet der Überfluss, es wird alles, worauf das Volk bisher verzichten musste, in Überfülle da sein. Überfluss aber macht leichtsinnig, er lässt vergessen, dass die Güter der Erde nicht selbstverständlich sind, sondern ein Geschenk, für das wir stets dankbar sein müssen.
Sattsein lässt den Hunger vergessen, nicht nur den Hunger nach Nahrung. Es macht uns bequem und nimmt uns die Sehnsucht, nach Höherem zu streben. Darum dürfen wir nie vergessen, die Erinnerung an den Hunger in uns wach zu halten, die Erinnerung an unsere Sehnsucht und an ein Ziel, für das es sich lohnt, einen entbehrungsreichen Weg zu gehen.
Der Weg des Glaubens ist auch ein solcher entbehrungsreicher Weg zu einem Ziel, dem höchsten Glück, das Gott uns ewig schenken möchte. Wer den Glauben ernst nimmt, muss bereit sein, Entbehrungen auf sich zu nehmen, wie das Volk in der Wüste, um so die Erfahrung machen zu können, das Gott für uns sorgt und uns beschenken möchte.
Für diesen Weg hat Gott uns eine besondere Nahrung geschenkt, die Eucharistie, das Brot vom Himmel, Jesu Leib im Zeichen des Brotes. Ihn empfangen wir, wenn wir in der Heiligen Messe gläubig zum Altar treten. Die Eucharistie ist eine Speise, die uns stets sättigt, aber nie satt sein lässt, die unseren Hunger nach dem Höchsten nährt, uns aber stets auch nach mehr verlangen lässt.
Heute am Fest Fronleichnam feiern wir dieses Brot, in dem unser Herr Jesus Christus sich uns selbst zur Speise gibt. Eucharistie, Brot des Lebens, Speise zum ewigen Leben. Brot der Sehnsucht nach Leben. Brot, das uns Kraft gibt, nach dem Höheren zu streben.