Als er die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen; denn sie waren müde und erschöpft wie Schafe, die keinen Hirten haben. Da sagte er zu seinen Jüngern: Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter. Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden. (Mt 9,36-38)
Hier beginnt ein neuer Abschnitt des Wirkens Jesu im Matthäus-Evangelium. Bisher hat Jesus selbst das Volk gelehrt und Heilungen gewirkt. Nun zieht er die Jünger, die er in dieser ersten Zeit berufen hat, stärker in die Verantwortung. Jesus kann nicht selbst zu allen Menschen gehen, dafür sind es zu viele. Überall warten Menschen auf das Wort Gottes und auf Heilung. Die Menschen irren umher, wie eine Herde ohne Hirten, sie warten auf jemand, der sie führen kann. Die Zeit ist reif für die Ernte, und dazu braucht es Arbeiter. So beruft Jesus die Zwölf als seine Boten und gründet auf sie zugleich das neue Gottesvolk. Wie einst das Volk Israel aus den zwölf Stammvätern hervor gegangen ist, so werden die zwölf Apostel zum Fundament des neuen Gottesvolkes.
Dann rief er seine zwölf Jünger zu sich und gab ihnen die Vollmacht, die unreinen Geister auszutreiben und alle Krankheiten und Leiden zu heilen. Die Namen der zwölf Apostel sind: an erster Stelle Simon, genannt Petrus, und sein Bruder Andreas, dann Jakobus, der Sohn des Zebedäus, und sein Bruder Johannes, Philippus und Bartholomäus, Thomas und Matthäus, der Zöllner, Jakobus, der Sohn des Alphäus, und Thaddäus, Simon Kananäus und Judas Iskariot, der ihn später verraten hat. (Mt 10,1-4)
Die Kirche ist auf die Apostel gegründet und durch die Bischöfe bleibt die Verbindung zu den Aposteln dauerhaft bestehen. Um sein Volk aus allen Bewohnern der Erde zu sammeln, braucht Gott Menschen, die sich in seinen Dienst stellen lassen. Das sind nicht Menschen, die sich aus eigenem Entschluss in den Dienst Gottes stellen oder von anderen Menschen dazu bestellt werden, Gott selbst ist es, der beruft und sendet. Menschen können sich nicht selbst berufen, sondern nur mit ihrem Ja auf den Ruf Gottes antworten. Menschen können nicht selbst Arbeiter in den Weinberg Gottes schicken, sondern sie müssen Gott darum bitten, er allein kann es tun.
Diese Zwölf sandte Jesus aus und gebot ihnen: Geht nicht zu den Heiden und betretet keine Stadt der Samariter, sondern geht zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel. (Mt 10,5-6)
Es muss unser größtes Anliegen sein, dass alle Menschen auf der Welt von Gottes Liebe erfahren. Es geht darum, allen Menschen auf der Erde die Botschaft zu bringen, dass es einen Gott gibt, der Liebe ist, einen Gott, der das Heil aller Menschen will. An erster Stelle steht daher der Auftrag Jesu zur Verkündigung des Himmelreiches und daraus folgt die Vollmacht zur Heilung:
Geht und verkündet: Das Himmelreich ist nahe. Heilt Kranke, weckt Tote auf, macht Aussätzige rein, treibt Dämonen aus! (Mt 10,7-8a)
Gott und sein Reich müssen im Mittelpunkt der Verkündigung stehen. Die Kirche ist dazu bestimmt, von Gott Zeugnis zu geben, und nicht nur eine Botschaft vom guten Menschen zu verkünden. Wenn aber Gott im Mittelpunkt der Verkündigung steht, dann steht auch der Mensch im Mittelpunkt. Das erkennt man an den Taten, die der Verkündigung folgen. Nur, wem es zuerst um Gott geht, der kann auch den Menschen helfen, denn die Menschen können Wunder nicht aus eigener Kraft wirken. Gott allein ist es, der die Krankheiten der Menschen heilt, Tote auferweckt, Aussätzige rein macht, Dämonen austreibt. Er tut es aber durch Menschen, die in seinem Namen handeln.
Gott kümmert sich um sein Volk, Gott ist nahe in allen Nöten und Leiden. Gott nimmt sich seines Volkes an. Das ist der Trost, der in diesen Worten liegt. Wie wichtig ist es da, dass Gott Menschen beruft, die in seinem Namen den Menschen diesen Trost bringen, Menschen, denen Gott selbst Vollmacht und Kraft gibt für ihren Dienst. Bitten wird Gott, dass er uns solche Menschen schenkt.